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sage ich: Ja, ich habe zu den Menschen, ich habe zu Gott gesprochen, und spreche zuletzt mit Dir. Um eine Sache aufrecht zu hatten, die ich für heilig hielt, habe ich den Thron meiner Väter verloren und das Erbe meiner Kinder verschleudert.««

      Karl II, verbarg sein Gesicht in seinen Händen, und eine brennende Thräne drang durch seine weißen, abgemagerten Finger.

      »»Eine Million in Gold bleibt mir,«« fuhr der König fort. »»Ich habe sie in den Gewölben des Schlosses von Newcastle in dem Augenblick vergraben, wo ich diese Stadt verließ.««

      Karl II. erhob das Haupt mit einem Ausdruck schmerzlicher Freude, welcher Jedem, der dieses ungeheure Unglück kannte, ein Schluchzen entrissen hätte.

      »Eine Million!« murmelte er, »oh! Graf!«

      »»Du allein weißt, daß dieses Gold vorhanden ist; mache Gebrauch davon, wann Du es zum Wohle meines ältesten Sohnes für zeitgemäß hältst. Und nun, Graf de la Fère, nimm Abschied von mir.««

      »»Gott befohlen, Sire!«« rief ich.

      Karl II. stand auf und drückte seine glühende Stirne an ein Fenster. Athos aber fuhr fort:

      »Da sprach der König das an mich gerichtete Wort:  R e m e m b e r . . . und Ihr seht, Sire, daß ich mich erinnert habe.«

      Der König konnte seiner Erschütterung nicht widerstehen. Athos sah, wie seine Schultern krampfhaft bebten. Er hörte ein Schluchzen, das die Brust des Unglücklichen beinahe zersprengte, und schwieg, selbst niedergedrückt durch die Woge bitterer Erinnerungen, die er über dem königlichen Haupte heraufbeschworen hatte.

      Karl II. verließ das Fenster mit einer heftigen Anstrengung, verschlang seine Thränen und setzte sich zu Athos.

      »Sire,« sagte dieser, »bis jetzt glaubte ich die Stunde, dieses letzte Mittel anzuwenden, wäre noch nicht gekommen; doch die Augen auf England geheftet, fühlte ich, sie nahe. Morgen wollte ich mich erkundigen, an welchem Ort der Welt Eure Majestät sich befinde, um mich zu ihr zu begeben. Sie kommt zu mir, und ich betrachte dies als ein Zeichen, daß Gott für uns ist.«

      »Mein Herr,« sprach Karl, mit einer durch die Erschütterung noch gepreßten Stimme, »Ihr seid für mich, was nur ein von Gott gesandter Engel sein könnte; doch glaubt mir, seit zehn Jahren sind die Bürgerkriege über mein Land hingezogen und haben die Menschen niedergeworfen und den Boden durchwühlt; wahrscheinlich ist in den Eingeweiden meiner Erde nicht mehr Gold geblieben, als Liebe in den Herzen meiner Unterthanen.«

      »Sire, der Ort, wo Seine Majestät die Million vergraben hat, ist mir wohl bekannt, und Niemand, dessen bin ich sicher, war im Stand, ihn zu entdecken. Ist denn das Schloß Newcastle völlig eingestürzt? Hat man es denn Stein für Stein zerstört und seine Wurzeln bis auf die letzte Fiber aus dem Boden gerissen?«

      »Nein, es steht noch! doch in diesem Augenblick hält es der General Monk besetzt, der sein Quartier darin hat. Der einzige Ort, wo mich eine Hilfe erwartet, wo ich eine Quelle besitze, ist, wie Ihr seht, in der Gewalt meiner Feinde.«

      »Sire, der General Monk kann den Schatz, von dem ich spreche, nicht entdeckt haben.«

      »Ja, aber soll ich mich Monk ausliefern, um diesen Schatz zu erlangen? Oh! Ihr seht wohl, Graf, ich muß mit dem Schicksal abschließen, da es mich immer wieder niederreißt, wenn ich mich erhebe. Was soll ich mit Parry als meinem einzigen Diener, machen, mit Parry, den Monk schon einmal fortgejagt hat? Nein, nein, Graf, unterziehen wir uns diesem letzten Schlag.«

      »Was Eure Majestät nicht thun kann, was Parry nicht mehr versuchen kann, glaubt Ihr, es werde mir gelingen?«

      »Ihr, Graf, Ihr würdet gehen!«

      »Ja, Sire, wenn es Eurer Majestät genehm ist, werde ich gehen,« sagte Athos, sich vor dem König verbeugend.

      »Ihr, der Ihr hier so glücklich seid, Graf!«

      »Ich bin nie glücklich,« Sire, so lange mir eine Pflicht zu erfüllen bleibt, und der König, Euer Vater, hat mir die hohe Pflicht vermacht, über Eurer Wohlfahrt zu wachen und sein Geld auf eine königliche Weise zu verwenden. Eure Majestät braucht mir also nur ein Zeichen zu geben, und ich breche mit ihr auf.«

      »Ah! mein Herr,« sprach Karl II., der alle königliche Etiquette vergaß und Athos um den Hals fiel, »Ihr beweist mir, daß es einen Gott im Himmel gibt, und daß dieser Gott zuweilen den Unglücklichen, welche auf dieser Erde seufzen, Boten zuschickt.«

      Tief bewegt durch diesen Erguß des jungen Mannes, dankte ihm Athos voll Ehrfurcht, näherte sich dem Fenster und rief:

      »Grimaud, meine Pferde!«

      »Wie! so auf der Stelle!« sagte der König; »oh! mein Herr, Ihr seid in der That ein wunderbarer Mann.«

      »Sire,« erwiederte Athos, »ich kenne nichts Eiligeres, als den Dienst Eurer Majestät. Ueberdies,« fügte er lächelnd bei, »überdies ist dies eine Gewohnheit, die ich längst im Dienste der Königin, Eurer Tante, und im Dienste des Königs, Eures Vaters, angenommen habe. Warum sollte ich sie gerade in der Stunde verlieren, wo es sich um den Dienst Eurer Majestät handelt?«

      »Welch ein Mann!« murmelte der König.

      Dann, nachdem er einen Augenblick nachgedacht hatte, sprach Karl II.:

      »Nein, Graf, ich kann Euch solchen Entbehrungen nicht aussetzen, ich habe nichts, um solche Dienste zu belohnen.«

      »Bah!« sagte Athos lachend, »Eure Majestät treibt ihren Spott mit mir, sie hat eine Million. Ah! warum besitze ich nicht nur die Hälfte dieser Summe, ich hätte schon ein Regiment auf den Beinen. Aber, Gott sei Dank, es bleiben mir noch einige Rollen Gold und ein paar Familien-Diamanten. Eure Majestät wird sich hoffentlich herablassen, mit einem ergebenen Diener zu theilen.

      »Mit einem Freund. Ja, Graf, doch unter der Bedingung, daß dieser Freund später mit mir theilen wird.«

      »Sire,« sagte Athos, indem er eine Cassette öffnete, aus der er Gold und Juwelen nahm, »seht, wir sind nur zu reich. Zum Glück werden wir unserer vier gegen die Räuber sein.«

      Die Freude machte das Blut gegen die bleichen Wangen von Karl II. strömen. Er sah Grimaud, der schon für die Reise gestiefelt war, zwei Pferde von Athos vor den Säulengang führen.

      »Blaisois, diesen Brief dem Grafen von Bragelonne. Ich bin für Jedermann nach Paris gegangen. Dir ist das Haus anvertraut, Blaisois,« sprach Athos.

      Blaisois verbeugte sich, umarmte Grimaud und schloß das Gitter.

       III.

      Worin man Aramis sucht und nur Bazin findet

      Es waren nicht zwei Stunden seit dem Aufbruch des Herrn vom Hause abgelaufen, der im Angesicht von Blaisois den Weg nach Paris eingeschlagen hatte, als ein Reiter auf einem guten Schecken vor dem Gitter anhielt und mit einem schallenden Halloh! den Stallknechten rief, welche noch einen Kreis mit den Gärtnern um Blaisois, den gewöhnlichen Historiker des Schloßgesindes, bildeten. Das ohne Zweifel Meister Blaisois wohlbekannte Halloh! bewog diesen, den Kopf umzudrehen, und er rief:

      »Herr d’Artagnan! . . . lauft geschwinde, Ihr Leute, öffnet ihm das Thor.«

      Ein Schwarm von acht Burschen eilte an das Gitter, und dieses wurde geöffnet, als ob es von Federn wäre. Und Alle überboten sich in Höflichkeiten, denn man wußte, welchen Empfang der Gebieter seinem Freund zu bereiten pflegte, und für solche Bemerkungen braucht man immer nur den Blick des Dieners zu befragen.

      »Ah!« fragte mit einem ganz angenehmen Lächeln Herr d’Artagnan, der sich auf dem Steigbügel wiegte, um zu Boden zu springen, »wo ist denn der liebe Graf?«

      »Ei! gnädiger Herr, Ihr habt wahrhaftig Unglück,« sagte Blaisois, »und als ein Unglück wird es auch der Herr Graf, unser Gebieter, betrachten, wenn er erfährt, daß Ihr hier angekommen seid! Der Herr Graf ist durch einen reinen Zufall vor nicht zwei Stunden weggeritten.«

      D’Artagnan kümmerte sich nicht um so wenig.

      »Gut,« sagte er, »daß Du immer noch das reinste Französisch der Welt sprichst: Du

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