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Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Bragelonne
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Ludwig horchte; es kam ihm seltsam vor, daß Mazarin Treue und Glauben anrief, er, der Urheber von so vielen politischen Betrügereien und Ueberlistungen, die man Mazarinaden nannte.
»Aber,« sagte der König, »ohne ihnen eine offene Vollmacht zu geben, kann ich doch wenigstens Edelleute meines Staates nicht abhalten, nach England zu gehen, wenn es ihnen beliebt.«
»Ihr müßt sie zwingen, zurückzukehren, Sire, oder wenigstens gegen ihre Anwesenheit als Feinde in einem verbündeten Land protestiren.«
»Doch sprecht, Herr Cardinal, Ihr, ein so tiefes Genie, laßt uns ein Mittel suchen, diesen armen König zu unterstützen, ohne daß wir uns compromittiren.«
»Das ist es gerade, was ich nicht will, mein lieber Sire,« sagte Mazarin. »Wenn England nach meinen Wünschen handelte, so könnte es nicht besser handeln; wenn ich von hier aus die Politik Englands leitete, ich würde sie nicht anders leiten. So regiert, wie man es regiert, ist England ein ewiges Nest für Prozesse. Holland begünstigt Karl II. Laßt Holland machen; sie werden sich ärgern, sie werden sich schlagen; das sind die einzigen Seemächte; laßt sie einander ihre Marinen zerstören; wir werden die unsrige mit den Trümmern ihm Schisse bauen, und zwar nur, wenn wir Geld haben, um die Nägel zu kaufen.«
»Oh! wie’ armselig und schmutzig ist Alles, was Ihr mir da sagt, Herr Cardinal!«
»Ja, aber wie wahr ist es, Sire, das müßt Ihr gestehen. Mehr noch: ich nehme einen Augenblick die Möglichkeit an, daß Ihr Euer Wort brechen und den Vertrag vereiteln oder umgehen würdet; man sieht oft, daß man sein Wort bricht und einen Vertrag vereitelt; doch dies geschieht, wenn man ein großes Interesse hat, es zu thun, oder wenn man sich durch den Vertrag zu sehr belästigt und beengt fühlt, Wohl, Ihr werdet die Erlaubniß zu der Anwerbung geben, die man von Euch verlangt; Frankreich, sein Banner, was dasselbe ist, wird über die Meerenge ziehen und kämpfen, Frankreich wird besiegt werden.«
»Warum dies?«
»Meiner Treue, Seine Majestät König Karl II. ist ein geschickter General, und Worcester gibt uns schöne Garantien!«
»Er hat es nicht mehr mit Cromwell zu thun, mein Herr.«
»Ja, aber er wird es mit Monk zu thun haben, der noch viel gefährlicher ist. Dieser brave Bierwirth, von dem wir sprachen, war ein Erleuchteter, er hatte Augenblicke der Entzückung, der Ausdehnung, der Anschwellung, während welcher er sich spaltete, wie ein zu volles Faß; durch diese Spalten kamen dann immer einige Tropfen seines Gedankens hervor, und am Muster erkannte man den ganzen Gedanken. Cromwell ließ uns so mehr als zehnmal in seine Seele eindringen, während man diese Seele mit dreifachem Erz. wie Horaz sagt, umhüllt glaubte. Aber Monk! Ah! Sire, Gott behüte Euch, daß Ihr je Politik mit Herrn Monk zu treiben habt! Er hat mir seit einem Jahr alle die grauen Haare gemacht, die ich auf dem Kopfe habe! Monk ist leider kein Erleuchteter mehr, er ist ein Politiker; er spaltet sich nicht, er zieht sich zusammen. Seit zehn Jahren hat er die Augen auf ein Ziel gerichtet, und noch hat Niemand errathen, auf welches. Wie es Ludwig XI. rieth, verbrennt er jeden Morgen seine Nachtmütze. An dem Tag, wo dieser langsame und in der Stille gereifte Plan hervortreten wird, wird er auch mit allen Bedingungen des Erfolgs, welche stets das Unvorhergesehene begleiten, hervortreten.
»Das ist Monk, Sire, von dem Ihr vielleicht nie hattet sprechen hören, dessen Namen Ihr vielleicht nicht einmal kanntet, ehe Euer Bruder Karl II. ihn vor Euch aussprach: nämlich ein Wunder an Tiefe und Starrsinn, die zwei einzigen Dinge, an denen sich der Geist und der Eifer abstumpfen. Sire, ich habe Eifer gehabt, als ich noch jung war, Sire, ich habe stets Geist gehabt, ich kann mich dessen rühmen, da man es mir vorwirft. Ich habe einen schönen Weg gemacht mit diesen zwei Eigenschaften, da ich vom Sohn eines Fischers von Piscina erster Minister von Frankreich geworden bin, und als solcher, Eure Majestät hat wohl die Güte, es anzuerkennen, habe ich dem Throne Eurer Majestät einige Dienste geleistet. Wohl! Sire, hätte ich auf meinem Wege Monk getroffen, statt Herrn von Beaufort, Herrn von Retz oder den Herrn Prinzen zu finden, so wären wir verloren gewesen. Laßt Euch leichtsinnig ein, Sire, und Ihr werdet in die Klauen dieser politischen Soldaten fallen. Der Helm von Monk, Sire, ist eine eiserne Kiste, in deren Tiefe er seine Gedanken verschließt und wozu Niemand einen Schlüssel hat. Bei ihm, oder vielmehr vor ihm verbeuge ich mich, Sire, ich, der ich nur ein Sammelbaret habe.«
»Was glaubt Ihr denn, daß Monk will?«
»Ei! wenn ich das wüßte, Sire, so würde ich Euch nicht sagen, Ihr sollet ihm mißtrauen, denn ich wäre stärker als er: aber bei ihm habe ich Furcht, zu errathen; zu errathen! Ihr begreift mein Wort? Denn wenn ich errathen zu haben glaube, so werde ich bei einer Idee stehen bleiben und diese Idee unwillkührlich verfolgen. Seitdem dieser Mensch dort die Gewalt in Händen hat, bin ich wie jene Verdammten von Dante, denen Satan den Hals umgedreht: sie gehen vorwärts und schauen rückwärts; ich gehe Spanien zu, verliere aber London nicht aus den Augen. Errathen heißt bei diesem Teufel von Menschen sich täuschen, und sich täuschen heißt sich zu Grunde richten. Gott behüte mich, daß ich je zu errathen suche, was er wünscht; ich begnüge mich damit, und das ist schon genug, zu bespähen, was er thut; ich glaube aber, – Ihr begreift das Gewicht des Wortes: ich glaube? ich glaube in Beziehung auf Monk macht zu nichts verbindlich? . . . ich glaube, daß er ganz einfach Lust hat, Cromwell in der Regierung zu folgen. Euer Karl II. hat ihm schon durch zehn Personen Vorschläge machen lassen; er beschränkte sich darauf, daß er die zehn Vermittler fortjagte, ohne ihnen etwas Anderes zu sagen, als: »»Geht, oder ich lasse Euch hängen!«« Dieser Mensch ist ein Grab! In diesem Augenblick spielt Monk den Ergebenen gegen das Croupion-Parlament! von dieser Ergebenheit laß ich mich nicht bethören: Monk will nicht ermordet werden. Ein Mord würde ihn mitten in seinem Werke aufhalten, und sein Werk muß in Erfüllung gehen; ich glaube auch, doch glaubt nicht, was ich glaube, Sire; ich sage, ich glaube aus Gewohnheit; ich glaube, daß Monk das Parlament schont bis zu dem Tag, wo er es zermalmen wird. Man verlangt Schwerter von Euch, doch dies geschieht, um sich gegen Monk zu schlagen; Gott behüte uns, daß wir uns gegen Monk schlagen, Sire, denn Monk wird uns schlagen, und von Monk geschlagen, werde ich mich in meinem ganzen Leben nicht mehr trösten! Ich würde sagen, Monk habe diesen Sieg seit zehn Jahren vorhergesehen. Um Gotteswillen, Sire! aus Freundschaft für Euch, wenn nicht aus Rücksicht für sich selbst, halte sich Karl II. ruhig; Eure Majestät wird ihm eine kleine Rente zufließen lassen, sie wird ihm eines ihrer Schlösser geben. Ei! ei! wartet doch! Da fällt mir der Vertrag, der bekannte Vertrag ein, von dem wir so eben sprachen! Eure Majestät hat nicht einmal das Recht, ihm ein Schloß zu geben!«
»Wie so?«
»Ja, ja. Seine Majestät hat sich verbindlich gemacht, König Karl keine Gastfreundschaft zu gewähren, ihn sogar aus Frankreich wegzuschicken, deshalb haben wir ihn weggeschickt, und nun ist er zurückgekommen! Sire, ich hoffe, Ihr werdet Eurem Bruder begreiflich machen, daß er nicht bei uns bleiben kann, daß dies unmöglich ist, daß er uns compromittirt, oder ich selbst . . . «
»Genug, mein Herr!« sprach Ludwig XIV. aufstehend. »Wenn Ihr mir eine Million verweigert, so seid Ihr berechtigt dazu: Eure Millionen gehören Euch; wenn Ihr mir zweihundert Edelleute verweigert, so seid Ihr abermals in Eurem Recht, denn Ihr seid erster Minister und habt in den Augen von Frankreich die Verantwortlichkeit in Beziehung auf Krieg und Frieden; maßt Ihr Euch aber an, mich, den König, zu verhindern, dem Enkel Heinrich IV., meinem Vetter, dem Gefährten meiner Kindheit, Gastfreundschaft zu gewähren, so sage ich Euch, daß hier Eure Macht ein Ende hat, daß hier mein Wille anfängt.«
»Sire,« sprach Mazarin, entzückt so wohlfeilen Kaufes loszukommen, da er überdies nur so hitzig gekämpft hatte, um es dahin zu bringen, »Sire, ich werde mich stets vor dem Willen meines Königs beugen; mein König behalte also