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Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Bragelonne
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Aber überzeugt, und mehr brauche ich nicht.«
Der König antwortete nicht; er entfernte sich ganz nachdenkend, überzeugt, nicht von dem, was Mazarin gesagt, sondern von etwas, was er zu sagen sich wohl gehütet hatte, von der Nothwendigkeit, alles Ernstes seine Angelegenheiten und die von Europa zu studieren, denn er sah, daß sie schwierig und dunkel waren.
Ludwig fand den König von England auf demselben Platze sitzend, wo er ihn gelassen hatte.
Als ihn der englische Prinz sah, gewahrte er mit dem ersten Blick die Entmuthigung in düsteren Buchstaben auf die Stirne seines Vetters geschrieben.
Er nahm zuerst das Wort, als wollte er Ludwig das schmerzliche Geständniß, das er ihm zu machen hatte, erleichtern, und sprach:
»Wie es auch sein mag, nie werde ich die Güte, die Freundschaft vergessen, von der Ihr mir einen Beweis gegeben habt.«
»Ah!« erwiederte Ludwig XIV. mit dumpfem Tone, »der gute Wille ist unfruchtbar, mein Bruder!«
Karl II. wurde furchtbar bleich, fuhr mit einer kalten Hand über seine Stirne und kämpfte einige Augenblicke gegen eine Blendung, die ihn wanken machte.
Ich begreife,« sagte er, »keine Hoffnung mehr!« Ludwig faßte die Hand von Karl II. und sprach:
»Wartet, mein Bruder, und übereilt nichts, Alles kann sich ändern; es sind die äußersten Entschlüsse, die die Sachen zu Grunde richten; ich flehe Euch an, fügt noch ein Jahr der Prüfung mehr den Jahren bei, die Ihr schon ausgestanden habt. Es bietet sich in diesem Augenblick, um Euch zum Handeln zu bestimmen, nicht mehr günstige Gelegenheit, als in irgend einem andern; kommt mit mir, mein Bruder, ich gebe Euch eine meiner Residenzen, diejenige, welche Euch zu bewohnen beliebt; ich werde das Auge mit Euch auf die Ereignisse geheftet halten, wir bereiten sie mit einander vor; auf, mein Bruder, Muth gefaßt!«
Karl II. machte seine Hand von der des Königs los und wich zurück, um mit mehr Ceremonie zu grüßen. »Ich danke Euch von ganzem Herzen, Sire,« sprach er, »doch ich habe ohne Erfolg den größten König der Erde gebeten; nun will ich Gott um ein Wunder bitten.«
Und er ging hinaus, ohne mehr hören zu wollen, die Stirne hoch, die Hand zitternd, mit einer schmerzhaften Zusammenziehung seines edlen Gesichtes und mit jener düsteren Tiefe des Blicks, der, keine Hoffnung mehr in der Welt der Menschen findend, nach Jenseits zu gehen scheint, um von anderen Welten zu verlangen.
Als ihn der Officier der Musketiere so leichenbleich vorüberkommen sah, verbeugte er sich beinahe bis auf die Kniee, um ihn zu grüßen.
Er nahm sodann eine Kerze, rief zwei Musketieren und stieg mit dem unglücklichen König die öde Treppe hinab, wobei er in der linken Hand seinen Hut hielt, dessen Feder die Stufen fegte.
Als sie vor der Thüre waren, fragte der Officier den König, nach welcher Seite er sich wenden würde, damit er die Musketiere dahin schicken könnte.
»Mein Herr,« erwiederte Karl II. mit halber Stimme, »Ihr, der Ihr meinen Vater gekannt habt, wie Ihr sagt, Ihr habt vielleicht für ihn gebetet? Wenn dies so ist, so vergeßt auch mich nicht in Euren Gebeten. Ich gehe nun allein und bitte Euch, mich nicht zu begleiten und mich auch nicht ferner begleiten zu lassen.«
Der Officier verbeugte sich und schickte seine Musketiere in das Innere des Palastes zurück.
Er aber blieb einen Augenblick unter dem Thorweg, um Karl II. sich entfernen und im Schatten der sich drehenden Straße verlieren zu sehen.
»Zu diesem, wie einst zu seinem Vater,« murmelte er, »würde Athos, wenn er da wäre, mit Recht sagen«
»Heil der gefallenen Majestät!«
Als er sodann die Treppe hinaufstieg, sprach er auf jeder Stufe:
»Ah! wie gemein ist der Dienst, den ich zu thun habe? Ah! der klägliche Herr! Ein Leben so zugebracht ist nicht mehr erträglich, und es ist Zeit, daß ich meinen Entschluß fasse! Kein Edelmuth, keine Energie mehr,« fuhr er fort; »dem Meister ist es gelungen, der Zögling leidet für immer an der Schwindsucht. Mordioux! ich werde dem nicht widerstehen. Vorwärts, Ihr Leute,« rief er, in das Vorzimmer eintretend, »was schaut Ihr mich so an? Löscht die Lichter aus und kehrt auf Eure Posten zurück! Ah! Ihr bewacht mich? Ah, Ihr hütet mich, nicht wahr, Ihr guten Leute? Brave Dummköpfe! ich bin nicht der Herzog von Guise, und man wird mich nicht in diesem kleinen Gang ermorden. Ueberdies,« fügte er ganz leise bei, »überdies wäre das ein Entschluß, und man faßt keine Entschlüsse mehr, seitdem der Herr Cardinal von Richelieu todt ist. Ah! das lasse ich mir gefallen, das war ein Mann! Es ist entschieden, schon morgen werfe ich die Kasake in die Nesseln!«
Dann sich eines Andern besinnend, sagte er:
»Nein, noch nicht! ich habe noch eine äußerste Probe durchzumachen, und ich werde sie durchmachen; doch diese, das schwöre ich, ist die letzte, Mordioux!«
Er hatte noch nicht vollendet, als eine Stimme aus dem Zimmer des Königs ertönte.
»Herr Lieutenant?« sprach diese Stimme.
»Hier bin ich,« antwortete er.
»Der König verlangt Euch zu sprechen.«
»Ah!« sagte der Lieutenant, »vielleicht über das, was ich denke.«
Und er trat beim König ein.
XII.
Der König und der Lieutenant
Als der König den Officier bei sich sah, entließ er seinen Kammerdiener und seinen Hofcavalier.
»Wer hat morgen den Dienst, mein Herr?« fragte er sodann.
Der Lieutenant verbeugte sich mit der Höflichkeit eines Soldaten und erwiederte:
»Ich, Sire.«
»Wie, Ihr abermals?«
»Ich immer.«
»Wie kommt das, mein Herr?«
»Sire, die Musketiere geben auf der Reise alle Posten des Hauses Eurer Majestät, nämlich den Eurigen, den der Königin Mutter, und den des Herrn Cardinals, der vom König den besten Theil, oder vielmehr den zahlreichsten Theil seiner königlichen Garde entlehnt.«
»Aber die Zwischenzeiten?«
»Es gibt keine Zwischenzeit, Sire, außer für zwanzig bis dreißig Mann, welche von hundertundzwanzig Mann ausruhen. Im Louvre ist das etwas Anderes, und wenn ich im Louvre wäre, würde ich abwechselnd mit meinem Brigadier ruhen; doch unter Weges, Sire, weiß man nicht, was vorfallen kann, und ich liebe es, mein Geschäft selbst zu thun.«
»Ihr habt also alle Tage die Wache?«
»Und alle Nächte. Ja, Sire.«
»Mein Herr, ich kann das nicht dulden, und ich will, daß Ihr ausruht.«
»Das ist sehr gut, Sire; doch ich, ich will es
»Wie beliebt?« fragte der König, der Anfangs den Sinn dieser Antwort nicht begriff.
»Ich sage, Sire, daß ich mich nicht einem Fehler aussetzen will. Wenn mir der Teufel einen schlimmen Streich zu spielen hätte, so würde er, Ihr begreift, Sire, da er den Menschen kennt, mit dem er es zu thun hat, so würde er den Augenblick wählen, wo ich nicht da wäre. Meinen Dienst und den Frieden meines Gewissens vor Allem.«
»Aber mit diesem Handwerk, mein Herr, werdet Ihr Euch tödten.«
»Ei! Sire, ich treibe dieses Handwerk schon seit fünfunddreißig Jahren und bin derjenige Mensch von Frankreich und Navarra, welcher sich am Besten befindet. Seid übrigens unbesorgt für mich, Sire, ich bitte Euch. Das käme mir zu seltsam vor, insofern ich es gar nicht gewohnt bin.«
Der König schnitt das Gespräch durch eine neue Frage kurz ab.
»Ihr werdet also morgen früh hier sein?« sagte er.
»Wie gegenwärtig, ja, Sire.«
Der König ging nun einige Male in seinem Zimmer auf und ab; es war leicht zu sehen, daß er vor Verlangen,