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sagt sie?« fragte der Ritter.

      »Sie sagt etwas Unglaubliches.«

      »So laßt hören.«

      »Es gebe keine Zimmer mehr.«

      »Gut, gut,« sprach Messire Jehan, »so sind wir verurtheilt, bei unsern Pferden zu schlafen.«

      »Oh! meine Herren,« rief Barnabé, »ich bitte tausendmal um Entschuldigung! doch der Ritter, der ein wenig vor Euch angekommen ist, hat für sich und seinen Schildknappen die zwei einzigen Zimmer genommen, welche noch übrig waren.«

      »Bah!« sprach Messire Jehan, der an solche widrige Zufälle gewöhnt zu sein schien, »eine schlechte Nacht ist bald hingebracht, und wenn wir nur ein gutes Abendbrot haben.«

      »Ah!« sagte der Wirth, »hier kommt gerade der Koch, den ich habe rufen lassen.«

      Der Koch zog den Wirth bei Seite und fing mit ihm ein Gespräch mit leiser Stimme an.

      »Oh!« rief der Wirth, der zu erbleichen suchte, »unmöglich!«

      Der Koch machte mit dem Kopf und mit seinen beiden Händen eine Geberde, welche sagen wollte: »Es ist so.«

      Der geistliche Herr, der das Vocabularium der Zeichen, wenn sich dies auf die Küche bezog, sehr gut zu verstehen schien, erbleichte wirklich.

      »Oh!« sagte er, »was ist denn das?«

      »Meine Herren,« sprach der Wirth, »Mariton täuscht sich.«

      »Und worin tauscht er sich?«

      »Darin, daß er mir so eben meldet, es sei nichts vorhanden, um Euch Abendbrot zu geben, insofern der Ritter, der vor Euch angekommen, den Rest der Mundvorräthe für sich in Beschlag genommen habe.«

      »Ah! Meister Barnabé,« sprach Messire Espaing von Lyon, die Stirne faltend, »scherzen wir nicht, wenn,s beliebt.«

      »Ach! Messire,« erwiderte der Wirth, »ich bitte Euch, zu glauben, daß ich nicht im Geringsten scherze, und daß ich sogar im höchsten Maße über diesen Vorfall betrübt bin.«

      »Ich will zugeben, was Ihr uns in Betreff der Zimmer und Ställe gesagt habt,« entgegnete der Ritter, »doch beim Abendbrot ist es etwas Anderes, und ich erkläre Euch, daß ich mich nicht für geschlagen halte. Hier ist eine ganze Reihe von Casserolen.«

      »Messire, sie ist für den Castellan von Marcheras bestimmt, der mit der Castellanin hier ist.«

      »Und diese Poularde, die sich am Spieße dreht?«

      »Sie ist von einem dicken Canonicus bestellt, der zu seinem Capitel zurückkehrt und nur einmal in der Woche Fleisch ißt.«

      »Und dieser Rost, der ganz mit Rippchen beladen ist, welche so gut riechen?«

      »Das ist nebst dem Fasan, den ich rupfe, das Abendbrod des Ritters, der einen Augenblick vor Euch ankam.«

      »Oh!« rief Messire Espaing, »er hat also Alles genommen, dieser Teufel von einem Ritter? Meister Barnabé macht uns das Vergnügen und sagt ihm, ein nüchterner Ritter schlage ihm vor, eine Lanze mit ihm zu brechen, nicht für die Augen seiner Schönen, sondern für den guten Geruch seines Abendbrots, und Ihr fügt bei, Messire Jehan Froissard, der Chronikschreiber, werde Kampfrichter sein und unsere Thaten eintragen.«

      »Es bedarf dessen nicht,« sprach eine Stimme hinter Meister Barnabé, »ich komme im Auftrage meines Herrn, um Euch, Messire Espaing von Lyon, und Euch, Messire Jehan Froissard, zum Abendbrod zu ihm einzuladen.«

      Messire Espaing wandte sich um, als er diese Stimme hörte, und erkannte den Knappen des fremden Ritters.

      »Oh! oh!«

      machte er, »das ist eine Einladung, die mir sehr höflich dünkt; was sagt Ihr dazu, Messire Jehan?«

      »Ich sage nicht nur, daß sie äußerst höflich ist, sondern auch, daß sie sehr gelegen kommt.«

      »Und wie heißt Euer Herr, mein Freund, daß wir wissen, wem wir für eine solche Artigkeit zu Dank verpflichtet sind?» »Er wird es Euch selbst sagen, wenn Ihr mir zu folgen die Güte haben wollt,« antwortete der Knappe.

      Die Reisenden schauten sich einander an, und halb aus Hunger, halb aus Neugierde hatten sie denselben Wunsch.

      »Vorwärts,« sagten sie zu gleicher Zeit, »zeigt uns den Weg, wir werden Euch folgen.«

      Beide stiegen die Treppe hinter dem Knappen hinauf, der ihnen ein Zimmer öffnete, in dessen Hintergrund der unbekannte Ritter, seiner Rüstung entkleidet und angethan mit einem Rock von schwarzem Sammet mit weiten, langen Aermeln, die Hände auf dem Rücken, stand.

      Als er sie erblickte, ging er ihnen einige Schritte entgegen, grüßte sie höflich und sprach, indem er ihnen die linke Hand reichte:

      »Seid willkommen, meine edle Herren, und empfangt meinen Dank, daß Ihr die Güte habt, meine Einladung annehmen zu wollen.«

      Der Ritter hatte ein so redliches und offenes Aussehen, die Hand, die er ihnen reichte, kam ihnen so treuherzig geboten vor, daß Beide sie berührten, obgleich es ein beinahe unerläßlicher Gebrauch unter Rittersleuten war, sich die rechte Hand zu reichen, und beinahe eine Beleidigung, anders zu handeln.

      Während jedoch die beiden Reisenden dem unbekannten Ritter diese seltsame Höflichkeit erwiderten, waren sie nicht genug Herren ihres Erstaunens, daß es sich nicht auf ihrem Antlitz ausgeprägt hätte; der Ritter aber schien nicht hierauf zu merken.

      »Wir, Messire, sind Euch Dank schuldig,« sagte Froissard; »denn wir waren in einer großen Verlegenheit, der uns Eure freundliche Einladung entzogen hat: empfangt also den Ausdruck unserer ganzen Erkenntlichkeit.«

      »Mehr noch,« sagte der Ritter, »da ich zwei Zimmer habe und Ihr keines habt, so werde ich Euch das geben, welches für meinen Knappen bestimmt war.«

      »In der That,« sprach Espaing von Lyon, »das ist zu viel Gefälligkeit; doch wo wird Euer Knappe schlafen?» »In meinem Zimmer, bei Gott!«

      »Nein,« erwiderte Froissard, »das hieße Eure Güte mißbrauchen.«

      »Bah!« versetzte der unbekannte Ritter, »wir sind hieran gewöhnt: es ist mehr als fünfundzwanzig Jahre, daß wir unter demselben Zelte geschlafen haben, und seit fünfundzwanzig Jahren ist uns das so oft vorgekommen, daß wir nicht mehr zählten, wie oft. Doch setzt Euch, meine edlen Herren.«

      Der Ritter deutete auf Stühle, welche um einen Tisch standen, auf dem Gläser und eine Humpe aufgepflanzt waren, und gab ihnen das Beispiel, indem er sich selbst setzte.

      Die zwei Reisenden nahmen ebenfalls Platz.

      »Das ist also abgemacht,« sprach der unbekannte Ritter, und füllte drei Gläser mit Würzwein, wobei er sich, wie er es bis dahin gethan, seiner linken Hand bediente.

      »Meiner Treue, ja,« sagte Espaing von Lyon, »wir würden Euch zu beleidigen glauben, Ritter, wenn wir ein so herzliches Anerbieten ausschlügen; seid Ihr nicht meiner Ansicht, Messire Jehan?«

      »Um so mehr,« erwiderte der Säckelmeister von Chimay, »als wir Euch nicht lange zur Last fallen werden.«

      »Wie so?« fragte der unbekannte Ritter.

      »Wir reisen morgen nach Pau ab.«

      »Schön,« sprach der Ritter, »man weiß, wann man ankommt, man weiß aber nicht, wann man abreist.«

      »Wir werden am Hofe des Grafen Gaston Phöbus erwartet.«

      »Und nichts würde Euch so anziehend erscheinen, um Euch acht Tage unter Weges verlieren zu lassen?« fragte der Ritter.

      »Nichts, als eine sehr seltsame und sehr interessante Geschichte,« antwortete Espaing von Lyon.

      »Auch weiß ich nicht.« äußerte der Chronikschreiber, »ob ich auf diese Art mein Wort gegen den erlauchten Herrn Grafen von Foix brechen könnte.«

      »Messire Jehan Froissard,« erwiderte der unbekannte Ritter, »Ihr sagtet vorhin beim Pas-de-Larre, Ihr würdet gern Eure Abtei Chimay demjenigen geben, der Euch die Abenteuer des Bastards von Mauléon erzählte.«

      »Allerdings

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