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Der Bastard von Mauléon. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Bastard von Mauléon
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»»Ergebt Euch, Mongat von Saint-Basile, ob man Euch beisteht oder nicht, sonst seid Ihr des Todes!««
»Und er ergab sich?« fragte der geistliche Herr, der an dieser Erzählung so großen Antheil nahm, daß alle seine Glieder vor Wohlbehagen bebten.«
»Nein,« erwiderte Messire Espaing, »sondern er entgegnete geradezu:
»»Ich mich einem Kinde ergeben! ich würde mich schämen . . . schlage, wenn Du kannst.«
»»Nun so ergebt Euch meinem Oheim, Ernauton von Sainte-Colombe, der ein braver Rittersmann ist und nicht ein Kind wie ich.««
»»Ebenso wenig Deinem Oheim, als Dir,« sprach der Mongat mit dumpfer Stimme, »denn wärest Du nicht gekommen, so wäre Dein Oheim jetzt, wo ich bin; schlage also. Ich werde mich unter keiner Bedingung ergeben.««
»»Dann, und da Du Dich durchaus nicht ergeben willst, warte und Du wirst sehen,«« sprach der junge Mann.
»»Ja, sehen wir,«« sagte Mongat, der sich anstrengte wie der Riese Enkelados, da er sich von dem Berge Aetna freimachen will, »»sehen wir ein wenig.««
»Doch vergebens raffte er alle seine Kräfte zusammen, umschlang er den jungen Mann mit seinen Armen und seinen Beinen wie mit einem doppelten eisernen Ring, er konnte ihm seinen Vortheil nicht abgewinnen. Dieser blieb Sieger, hielt ihn mit einer Hand unter sich, während er aus seinem Gürtel ein kleines, langes, dünnes Messer zog, dessen Klinge unter das Halsstück schlüpfte. In demselben Augenblick hörte man es wie ein dumpfes Röcheln. Der Mongat zuckte, stemmte sich an, hob sich aus, doch ohne den Jüngling, der sich an ihn geklammert und fortwährend mit dem Messer stieß, von sich losmachen zu können; plötzlich drang ein Blutschaum durch das Helmvisir des Mongat und besprengte das Gesicht des Gegners. An diesen beinahe übermenschlichen Anstrengungen erkannte man die Convulsionen des Todeskampfes. Doch der junge Mann ließ ihn nicht im Geringsten los; er schien an alle seine Bewegungen gebunden. Wie es die Schlange mit dem Leibe des Opfers thut, das sie erstickt, hob er sich aus, sank er nieder, stemmte er sich an, wie er und mit ihm, schauerte er mit allen seinen Schauern und blieb liegen und ausgestreckt, bis das letzte Leben erloschen war und das Röcheln sich in einen Seufzer verwandelt hatte.
»Dann erhob er sich, wischte das Gesicht mit dem Aermel seines Wammses ab und schüttelte mit der andern Hand das kleine Messer, das ein Kinderspielzeug zu sein schien, während es so grausam einen Menschen getödtet hatte.«
»Wahrhaftiger Gott!« rief der Geistliche, der ganz und gar vergaß, daß ihn seine Begeisterung beinahe zum Schwören fortriß; »Ihr werdet mir den Namen des jungen Mannes sagen, nicht wahr, Sire Espaing von Lyon, damit ich ihn in meine Tabletten eintrage und dem Buch der Geschichte einzuverleiben suche?» »Er hieß der Bastard Agenor von Mauléon,« erwiderte der Ritter; »schreibt diesen Namen in seiner ganzen Länge in Eure Tabletten ein, wie Ihr sagt, Messire Jehan; denn es ist der Name eines tüchtigen Kriegers, der diese Ehre wohl verdient.«
»Doch er ist ohne Zweifel nicht hierbei stehen geblieben,« entgegnete der geistliche Herr; »und er hat in seinem Leben wohl andere Waffenthaten, würdig der mit welcher er begonnen, ausgeführt.«
»Oh! sicherlich, denn drei oder vier Jahre später zog er gen Spanien, wo er sich vier bis fünf Jahre gegen die Mauren und Saracenen schlug, und von wo er mit abgehauener rechter Faust zurückkehrte.«
»Oh!« machte der Geistliche mit einem Ausruf, der den Antheil bezeichnete, den er an dem Unfall des Besiegers vom Mongat von Saint-Basile nahm; das ist ein großes Unglück, denn ohne Zweifel war der tapfere Ritter gezwungen, auf die Führung der Waffen zu verzichten.«
»Nein,« erwiderte Messire Espaing von Lyon, »nein, Ihr täuscht Euch, im Gegentheil, Sire Jehan; denn statt der Hand, die er verloren, ließ er sich eine von Eisen machen, mit der er die Lanze so gut führt, als mit einer rechten Hand; abgesehen davon, daß er, wenn es ihm genehm ist, einen Streitkolben daran anpassen kann, mit dem er, wie es scheint, so schlägt, daß diejenigen, welche getroffen werden, kaum mehr aufstehen.«
»Und darf man erfahren, bei welcher Gelegenheit er diese Hand verlor?« fragte der Geistliche.
»Oh!« erwiderte Messire Espaing, »das kann ich Euch nicht sagen, so gern ich Euch angenehm sein möchte. Denn ich kenne den braven Ritter, von dem die Rede ist, nicht persönlich, und man hat mich sogar versichert, diejenigen, welche ihn kennen, wissen es ebenso wenig als ich: nie wollte er diesen Theil seines Lebens irgend Jemand mittheilen.«
»Dann werde ich auf keine Weise von Eurem Bastard erzählen, Meister Espaing,«
sagte der Geistliche; »denn diejenigen, welche die Geschichte, die ich schreibe, lesen, sollen nicht dieselbe Frage wie ich machen, ohne eine Antwort zu bekommen.«
»Ah! bei Gott, ich werde fragen, ich werde mich erkundigen,« erwiderte Messire Espaing, »doch gebt immerhin jede Hoffnung auf, Meister Jehan, denn ich zweifle, ob Ihr je etwas von dem, was Ihr wissen wollt, erfahren werdet, wenn nicht, falls Ihr ihn selbst irgendwo trefft.«
»Lebt er denn noch?«
»Ja, und zwar streitbarer als je.«
»Mit seiner eisernen Hand?«
»Mit seiner eisernen Hand.«
»Ah!« sagte Messire Jehan, »ich glaube, ich gäbe meine Abtei, wenn ich diesen Mann träfe, und er sich herbeiließe, mir seine Geschichte zu erzählen; doch Ihr werdet wenigstens die Eure vollenden, Messire Espaing, und mir sagen, was aus beiden Parteien geschah, als der Mongat todt war.«
»Der Tod des Mongat endigte die Schlacht; was die Ritter wollten, waren die geraubten Herden, und sie hatten sie. Ueberdies wußten sie, daß, nun da der Mongat todt, die so sehr gefürchtete Besatzung von Lourdes zur Hälfte weniger zu fürchten war, denn oft bildet ein einziger Mann die Stärke einer Garnison oder eines Heeres. Es wurde also abgemacht, daß jeder Theil seine Verwundeten und seine Gefangenen mitnehmen und daß man die Todten beerdigen sollte.
»Man hob also den schwer verletzten Ernauton von Sainte-Colombe auf, man beerdigte die Todten da, wo wir sind, gerade an dem Orte, den unsere Pferde mit den Füßen stampfen. Und damit ein so braver Kämpe nicht mit den gemeinen Leichnamen vermengt würde, grub man ein Grab, jenseits des großen Felsen, den Ihr vier Schritte von uns seht, mit einem steinernen Kreuz und seinem Namen darauf, daß die Pilger, die Reisenden und die braven Rittersleute im Vorüberziehen ein Gebet für die Ruhe seiner Seele sprechen könnten.«
»Gehen wir zu dem Kreuze, Messire Espaing,« sagte der Abt, »denn ich meines Theils werde von ganzem Herzen ein Vater unser, ein Ave Maria und ein De profundis sprechen.«
Und der Abt gab dem Ritter das Beispiel, winkte den Knechten, warf den Zügel seines Pferdes einem derselben zu und stieg mit einer Ungeduld ab, aus der man ersah, daß der gute Chronikschreiber, wenn es sich um solche Dinge handelte, um die Hälfte seines Alters erleichtert ward.
Messire Espaing von Lyon that dasselbe, und Beide wanderten nach dem bezeichneten Ort; doch an der Biegung des Felsen blieben Beide stehen.
Ein Ritter, von dessen Gegenwart sie nichts wußten, kniete vor dem Kreuze, in einen weiten Mantel gehüllt, der durch die Steife seiner Falten unter seiner Draperie eine völlige Rüstung verrieth. Sein Kopf allein blieb entblößt, und sein Helm lag auf dem Boden, während zehn Schritte rückwärts, ebenfalls durch den Felsen bedeckt, ein Schildknappe in kriegerischer Rüstung auf einem Schlachtrosse saß und an seiner Hand das wie für den Kampf geschirrte Pferd seines Herrn hielt.
Es war ein Mann in der vollen Kraft des Alters, nämlich sechsundvierzig bis achtundvierzig Jahre alt, mit der gebräunten Gesichtsfarbe eines Mauren, mit dichtem Haupthaare und dichtem Barte. Haare und Bart waren von der Farbe eines Rabenflügels.
Die zwei Reisenden blieben einen Augenblick stehen und betrachteten diesen Mann, der, unbeweglich und einer Bildsäule ähnlich, auf dem Grabe des Mongat die fromme Pflicht erfüllte, die sie selbst zu erfüllen kamen.
Der unbekannte Rittersmann schien seinerseits, so lange das Gebet dauerte, den Ankömmlingen keine Aufmerksamkeit zu