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weiten Gemache trennt, und ein Mann erscheint; aus seinen Arm stützt sich eine schöne Frau von vierundzwanzig bis fünfundzwanzig Jahren, mit schwarzen glatten Haaren, mit schwarzen samtenen Augen und einer matten dunkelfarbigen Haut, was die Frische der Frauen des Süden ist; der Mann mag achtundzwanzig Jahre alt sein, er ist blond, hochgewachsen und trägt in seinen blauen Augen und aus seiner Gesichtshaut, welche die Sonne Spaniens nicht zu bräunen vermochte, alle die unvertilgbaren Charaktere der Racen des Norden von Europa.

      Diese Frau ist Dona Maria Padilla; dieser Mann ist der König Don Pedro.

      Beide schreiten schweigend unter dem grünen Gewölbe vor; doch es ist leicht zu sehen, daß bei ihnen dieses Schweigen nicht von der Abwesenheit, sondern im Gegentheil von der Ueberfülle der Gedanken herrührt. Die schöne Spanierin hat übrigens weder für die Mauren, die aus ihre Befehle warten, noch für alle die Reichthümer, die sie umgeben, Blicke. Obgleich von mittlerem Stande und beinahe in der Armuth geboren, hat sie sich doch mit Allem vertraut gemacht, was der königliche Luxus Glänzendstes zu bieten vermag, seitdem sie, wie ein Kind mit der Klapper spielt, mit dem Scepter des Königs von Castilien gespielt.

      »Pedro,« sagte sie endlich, zuerst das Stillschweigen brechend, das jedes von ihnen, wie es schien, zu brechen zögerte, »Ihr habt Unrecht, wenn Ihr behauptet, ich sei Eure Freundin und Eure geehrte Geliebte; ich bin Sklavin und erniedrigt, hoher Herr.«

      Pedro lächelte und machte eine unmerkliche Bewegung mit der Schulter.

      »Ja, allerdings,« fuhr Maria fort, »Sklavin und erniedrigt. Ich habe es gesagt und wiederhole es.«

      »Wie so? Erklärt Euch,« sprach der König.

      »Oh! das ist sehr leicht, hoher Herr. Der Großmeister von San Jago soll, wie man sagt, zu einem Turnier, das Ihr ihm bereitet, in Sevilla ankommen. Auf Kosten der meinigen vergrößert, hat man seine Wohnung mit dem kostbarsten Tapetenwerk und den schönsten Gerätschaften ausgeschmückt, welche aus den verschiedenen Gemächern des Palastes dahin gebracht worden sind.«

      »Es ist mein Bruder,« sagte Don Pedro.

      Dann fügte er mit einem Tone bei, dessen Ausdruck er allein verstand:

      »Mein viel geliebter Bruder.«

      »Euer Bruder?« erwiderte sie; »ich glaubte, es wäre der Bruder von Enrique Transtamare.«

      »Ja, Senora; doch sie sind Beide die Söhne von König Don Alphonso, meinem Vater.«

      »Und Ihr behandelt ihn als König; ich begreife es, in der That, er hat beinahe ein Recht aus diese Ehre, da er von einer Königin geliebt wird.«

      »Ich verstehe Euch nicht,« entgegnete Don Pedro, unwillkührlich erbleichend, doch ohne daß irgend ein anderes Zeichen, als gerade diese unwillkührliche Blässe andeutete, der Streich habe ins Herz getroffen.

      »Ah! Don Pedro I Don Pedro I Ihr seid sehr blind oder sehr Philosoph.«

      Der König antwortete nicht, er schaute nur mit einer absichtlichen Geberde nach dem Osten.

      »Nun, was schaut Ihr?« fragte die ungeduldige Spanierin; »etwa, ob Euer viel geliebter Bruder kommt?»

      »Nein, Senora,« erwiderte Don Pedro. »Ich schaue, ob man von dieser königlichen Terrasse, wo wir sind, die Thürme von Medina Sidonia nicht sehen kann.«

      »Ja,« sagte Maria Padilla, »ich weiß wohl, daß Ihr mir antworten werdet, was Ihr mir Immer antwortet, nämlich die ungetreue Königin werde gefangen gehalten; wie kommt es aber, daß Ihr, den man den Justiciar nennt, das Eine bestraft, ohne das Andere zu bestrafen, wie kommt es, daß die Königin gefangen ist, während ihr Mitschuldiger mit Ehren überhäuft wird?«

      »Was hat Euch denn mein Bruder Don Federigo gethan, Senora?« fragte Don Pedro.

      »Wenn Ihr mich liebtet, würdet Ihr mich nicht fragen, was er mir gethan habe, und Ihr hättet mich schon gerächt. Was er mir gethan hat? Er hat mich verfolgt, nicht mit seinem Haß, das wäre nichts, der Haß ehrt, sondern mit seiner Verachtung, und Ihr müßtet Jeden bestrafen, der die Frau verachtet, die Ihr allerdings nicht liebt, die Ihr aber zu Eurem Lager zugelassen, und die die Einzige ist, welche Euch Söhne geschenkt hat.«

      Der König antwortete nicht: es war eine undurchdringliche Seele, in der man unmöglich unter der ehernen Lage, die sie bedeckte, lesen konnte.

      »Oh! wie schön ist es, sich mit Tugenden zu schmücken, die man nicht hat,« sprach Maria Padilla mit verächtlichem Tone: »wie leicht ist es für listige Frauen, ihre schmählichen Leidenschaften unter einem schüchternen Blick zu verschleiern, ihr ärgerliches Leben durch das Vorurtheil zu schützen, welches behauptet, die Töchter Galliens seien kalt und unempfänglich im Vergleich mit den spanischen Frauen I«

      Don Pedro schwieg fortwährend.

      »Pedro! Pedro!« rief die Favoritin gereizt, als sie sah, daß der Spott an dem unverwundbaren Fürsten abglitt, »Pedro, ich glaube, Ihr würdet wohl daran thun, auf die Stimme Eures Volkes zu hören. Hört Ihr es rufen: »,Ah! Maria Padilla, die königliche Courtisane, die Schmach des Landes, seht sie, die Schuldbefleckte, die Verbrecherin; sie hat es gewagt, ihren Fürsten nicht seines Ranges wegen, denn er war verheirathet, sondern seiner selbst wegen zu lieben! Während sich die andern Frauen gegen seine Ehre verschworen, hat sie, auf seinen Schutz und seine Dankbarkeit rechnend, die ihrige preisgegeben. Während seine Gemahlinnen, denn der Christ Pedro hat Frauen wie ein maurischer Sultan, unfruchtbar blieben, hat sie ihm zwei Söhne geschenkt, die sie liebt; welche Schmach! Verfluchen wir die Maria Padilla, wie man die Cava verflucht hat; diese Frauen richten stets die Völker und die Könige zu Grund!« « Das ist die Stimme Spaniens. Hört sie also, Don Pedro! Doch wenn ich Königin wäre, würde man sagen: »Arme Maria Padilla, Du warst sehr glücklich, als Du, noch Jungfrau, mit den Jungfrauen, Deinen Gefährtinnen, am Gestade der Guadalopa spieltest! Arme Maria Padilla, Du warst sehr glücklich, als der König Dir Dein Glück nahm, indem er sich den Anschein gab, als liebte er Dich! Deine Familie war so berühmt, daß die vornehmsten Herren Castiliens um Dich freiten, doch Du begingst den Fehler, daß Du einen König vorzogst. Armes, unerfahrenes Mädchen, das Du noch nicht wußtest, daß die Könige keine Menschen sind; er hintergeht Dich, Dich, die Du ihn nie hintergingen hast, nicht einmal in Gedanken, nicht einmal im Traum! Er schenkt sein Herz andern Geliebtinnen und vergißt Deine Treue, Deine Ergebenheit, Deine Fruchtbarkeit.«« Wenn ich Königin wäre, würde man dies Alles sagen und mich für eine Heilige erklären, ja, für eine Heilige. Ist das nicht der Titel, den man einer Frau gibt, die ich kenne, und die ihren Gatten durch seinen Bruder verrathen hat?«

      Don Pedro, dessen Antlitz sich unmerklich mit Wolken bedeckt hatte, fuhr mit seiner Hand über seine Stirne hin, und seine Stirne erschien ruhig und beinahe lächelnd.

      »Was wollt Ihr im Ganzen, Senora?« sagte er, »Königin sein? Ihr wißt wohl, daß dies nicht möglich ist, da ich verheirathet bin, und zwar zweimal. Verlangt von mir mögliche Dinge, und ich werde sie Euch bewilligen.«

      »Ich glaube das verlangen zu können, was Juana von Castro verlangte und erhielt.«

      »Juana von Castro verlangte nichts, Senora. Es war die Notwendigkeit, diese unerbittliche Königin der Könige, welche für sie verlangte. Sie hatte eine mächtige Familie, und in der Zeit, wo ich mir dadurch, daß ich Blanche verstieß, einen Feind auswärts machte, mußte ich mir Verbündete im Innern machen. Wollt Ihr nun, daß ich meinen Bruder Federigo Kerkerknechten in dem Augenblick überantworte, wo der Krieg mich bedroht, wo mein anderer Bruder, Enrique von Transtamare, Aragonien gegen mich zum Aufruhr bewegt, Toledo nimmt, Toro erstürmt, was ich von meinen nächsten Verwandten mit größerer Mühe wiedererobern muß, als es mir machte, Granada von den Mauren wiederzuerobern. Vergeßt Ihr, daß ich, der ich Andere gefangen halte, einen Augenblick selbst Gefangener und genöthigt war, zu heucheln, das Haupt zu beugen, denjenigen zuzulächeln, welche ich beißen wollte, zu kriechen wie ein Kind unter dem ehrgeizigen Willen meiner Mutter; daß ich sechs Monate der Verstellung brauchte, um eines Tags eine Minute lang die Thüre meines eigenen Palastes offen zu finden: daß ich genöthigt war, nach Segovia zu fliehen, Stück für Stück den Händen derjenigen, welche sich derselben bemächtigt, die Erbschaft, die mir vom Vater hinterlassen, zu entreißen, Garcilaso in Burgos erdolchen, Albuquerque in Toro vergiften,

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