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fügte er ganz leise bei:

      »Gehe und sage dem König, ich werde nicht ohne den Beweis, den ich ihm versprochen, zurückkehren.«

      Der arabische Reiter verbeugte sich und schoß, ohne ein Wort zu erwidern, ohne sich oder sein Pferd zu erfrischen, wie ein Pfeil fort.

      Dieser mit leiser Stimme gegebene Auftrag entging Fernando nicht, und obgleich er den Gegenstand desselben nicht wußte, weil er die Worte nicht hatte hören können, glaubte er doch seinem Herrn sagen zu müssen, der Wiederaufbruch des kaum angekommenen Führers erscheine ihm um so verdächtiger, als dieser Führer ein Maure und kein Castilianer sei.

      »Höre,« sagte Don Federigo, als sie allein waren, »die Gefahr, wenn eine solche obwaltet, kann weder mich, noch Dich, noch Agenor bedrohen: wir sind starke Männer, welche keine Gefahr fürchten. Doch im Schlosse Medina Sidonia ist ein schwaches, wehrloses Wesen, eine Frau, welche schon zu viel für mich und meinetwegen gelitten hat. Du mußt abgehen; Du mußt mich verlassen; Du mußt durch irgend ein Mittel, dessen Wahl ich Deiner Gewandtheit anheimstelle, bis zu ihr gelangen und sie auf ihrer Hut zu sein ermahnen. Alles, was ich ihr nicht in einem Briefe sagen könnte, wirst Du ihr mündlich sagen.«

      »Ich werde abreisen, wann Ihr wollt,« antwortete Fernando; »Ihr wißt, daß ich zu Euren Befehlen bin.«

      Federigo setzte sich an einen Tisch und schrieb einige Zeilen auf ein Pergament, auf das er, nachdem er es geschlossen hatte, sein Siegel drückte. Als er hiermit zu Ende war, kam der unvermeidliche Mothril wieder in sein Zelt.

      »Ihr seht,« sprach Don Federigo, »ich schreibe meinerseits auch an den König Don Pedro. Es hieß, wie mir scheint, seinen Brief kalt empfangen, daß man Eurem Boten nur eine mündliche Antwort ertheilte. Morgen früh wird Fernando abgehen.«

      Der Maure verbeugte sich statt jeder Antwort; in seiner Gegenwart verschloß der Großmeister das Pergament in einen mit Perlen gestickten Beutel, übergab diesen dem Pagen und sprach zu ihm: »Du weißt, was damit zu thun ist?«

      »Ja, gnädigster Herr, ich weiß es.«

      »Aber,« versetzte Mothril, »aber da Eure Hoheit diesem fränkischen Ritter wohl gewogen ist, warum schickt sie nicht ihn ab, statt ihres Pagen, den sie nöthig haben dürfte? Ich würde ihn von vier von meinen Leuten escortiren lassen, und wenn er dem König den Brief, einen Brief seines Bruders überbrachte, so hätte er mit einem Male die Gnade verdient, die Ihr für ihn zu erbitten gedenkt.«

      Die Schlauheit des Mauren brachte Don Federigo einen Augenblick in Verlegenheit; doch Fernando kam ihm zu Hilfe.

      »Mir scheint,« sagte er zu Don Federigo, »mir scheint, daß man zum König von Castilien einen Spanier schicken muß. Ueberdies hat Eure Hoheit mich zuerst gewählt, und wenn sie es nicht durchaus befiehlt, so wünsche ich, daß mir die Ehre dieser Sendung übertragen bleibe.«

      »Es ist gut,« erwiderte Don Federigo, »wir ändern nichts an dem, was wir einmal beschlossen haben.«

      »Eure Hoheit ist der Herr,« sprach Mothril, »wir Alle haben keine andere Pflicht, als ihre Befehle zu vollziehen, und ich kam auch, um diese einzuholen.«

      »Wozu?«

      »Für die Abreise; ist es nicht verabredet, daß wir wie gestern in der Nacht reisen? Hat sich Eure Hoheit bei diesem nächtlichen Marsch schlecht befunden?«

      »Nein, im Gegentheil.«

      »Nun wohl! wir haben nur noch eine oder zwei Stunden Tag,« erwiderte Mothril; »es wäre also Zeit, aufzubrechen.«

      »Gebt die Befehle, und ich werde bereit sein.«

      Mothril ging hinaus.

      »Höre,« sprach Don Federigo zu Fernando: »wir haben über den Fluß zu setzen. der von der Sierra Estrella herkommt und sich in den Tajo wirft. Im Augenblick des Uebergangs wird immer eine kurze Verwirrung stattfinden, benütze sie, sobald Du am andern User bist, um Dich auf der Stelle zu entfernen; denn ich glaube es ist Dir ebenso wenig als mir an der Escorte gelegen, die uns der Maure angeboten hat. Sei nur vorsichtig aus der Reise, sei noch vorsichtiger, wenn Du angekommen bist, denn Du weißt, daß sie aus das Strengste bewacht wird.«

      »Ja, gnädigster Herr, ich weiß es.«

      Mothril verlor keinen Augenblick, um die nöthigen Befehle zu geben. Die Karavane setzte sich in der gewohnten Ordnung in Marsch, nämlich eine Vorhut von maurischen Reitern sondirte den Weg; hernach kam Don Federigo von Mothril überwacht, und dann erst kamen die Sänfte und die Nachhut.

      Gegen zehn Uhr erreichte man das Ende der Sierra und stieg dann in das Thal hinab. Eine Stunde nachher erblickte man durch die Bäume, mit denen der Abhang des Berges besetzt war, ein langes, gekrümmtes, bläuliches Band, aus dem der Mond an verschiedenen Stellen Taufende von Funken hervorspringen machte.

      »Das ist die Zezere,« sagte Mothril; »mit der Erlaubniß Eurer Hoheit will ich die Furt untersuchen lassen.«

      Dies war eine Gelegenheit für Don Federigo, einen Augenblick mit Agenor und Fernando zurückzubleiben. Er beeilte sich daher, den Mauren durch ein Zeichen mit dem Kopf zu entlassen.

      Mothril marschirte, wie man weiß, nicht ohne die Sänfte; er machte auch eine Wendung gegen die Nachhut, und man sah ihn in Begleitung des Schatzes vorrücken, der Musaron, so lange er nicht wußte, welcher Natur er war, so sehr beschäftigt hatte.

      »Nun ist es an mir, Eure Hoheit um eine Erlaubniß zu bitten,« sprach Agenor; »wir Franzosen haben die Gewohnheit, über die Flüsse zu setzen, wo wir uns gerade finden, und ich möchte gern zu gleicher Zeit mit dem Mauren jenseits des Flusses ankommen.«

      Dies war abermals eine Gelegenheit für Don Federigo, Fernando seine letzten Instructionen geben zu können, ohne daß sie Jemand hörte.

      »Macht es, wie es Euch beliebt,« sagte er zu dem Ritter, »setzt Euch aber nicht unnöthig einer Gefahr aus, Ihr wißt, daß ich Eurer bedarf.«

      »Hoheit,« sprach Agenor, »wir werden uns aus dem andern Ufer wiederfinden.«

      Und der Ritter machte in entgegengesetzter Richtung dieselbe kreisförmige Wendung, die der Maure und die Sänfte gemacht hatten, und verschwand begleitet von Musaron in den Krümmungen des Gebirges.

      Fünftes Kapitel.

      Der Uebergang über den Fluß

      Der Maure, der zuerst abgegangen war, kam zuerst an das User des Flusses.

      Ohne Zweifel hatte er entweder bei seiner Ankunft oder während der andern Reise die Furt untersucht, denn ohne das geringste Zögern ging er zum Rand des Flusses hinab, bis um den halben Leib in den Oleandern verborgen, welche im südlichen Theil von Spanien und Portugal beinahe immer die Flüsse begleiten. Auf ein Zeichen von ihm nahmen die Führer der Sänfte die Maulthiere am Zügel und stiegen, nachdem ihnen Mothril den Weg bezeichnet hatte, dem sie folgen sollten, und den ein kleines in dieser Richtung stehendes Orangenwäldchen leicht erkennbar machte, in den Fluß hinab und schickten sich an, ihn zu durchschreiten, eine Operation, die sie ausführten, ohne daß das Wasser höher als bis zum Bauch der Maulthiere ging.

      So sehr auch Mothril mit der Sicherheit der Furt vertraut zu sein schien, folgte er doch nichtsdestoweniger mit den Augen dem Uebergang, bis er die kostbare Sänfte am andern User angelangt sah.

      Nun erst schaute er umher und fragte, indem er sich bis zum Niveau der Oleander bückte: »Bist Du da?«

      »Ja,« antwortete eine Stimme.

      »Nicht wahr, Du wirst den Pagen wohl erkennen?«

      »Es ist derjenige, welcher dem Hund gepfiffen hat.«

      »Der Brief ist in einem Beutel, den er in einer Waidtasche trägt, welche an seiner Seite hängt.

      Diese Waidtasche muß ich haben.«

      »Ihr sollt sie haben,« erwiderte der Maure.

      »Ich kann ihn also rufen? Du bist an Deinem Posten?«

      »Ich werde daran sein, sobald es Zeit ist.«

      Mothril stieg wieder

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