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und schlichen sich, ohne von Don Mothril gehört zu werden, bis zu dem kreisförmigen Zelte, in dessen Mittelpunkt Don Mothril und seine Sänfte sich befanden.

      Man konnte nichts sehen, doch man konnte horchen.

      »Oh!« sagte Agenor, »das Gespräch wird uns nicht viel lehren, denn sie sprechen Arabisch.«

      Fernando legte den Finger aus seine Lippen und erwiderte:

      »Ich verstehe das Arabische, laßt mich hören.«

      Der Page horchte und der Ritter blieb still.

      »Das ist seltsam,« sagte Fernando nach wenigen Augenblicken, »sie sprechen von Euch.«

      »Von mir?« versetzte Agenor, »unmöglich.«

      »Doch, wenn ich mich nicht sehr täusche.«

      »Und was sagen sie?«

      »Don Mothril hat bis jetzt allein gesprochen. Er hat gefragt: »»Ist es der Ritter mit dem rothen Helmbusch?««

      In dem Augenblick, wo der Page diese Worte vollendete, erwiderte eine melodische, vibrirende Stimme, eine von jenen Stimmen, welche Ambra und Perlen zu destilliren scheinen und ein Echo im Herzen finden:

      »Ja, es ist der Ritter mit dem rothen Helmbusch; er ist jung und schön.«

      »Jung allerdings,« erwiderte Mothril, »denn er ist kaum zwanzig Jahre alt, doch schön, das leugne ich.«

      »Er trägt seine Waffen gut und scheint muthig zu sein.«

      »Muthig! ein Räuber! ein Geier der Pyrenäen, der sich auch aus den Leichnam unseres Spanien niedergelassen hat!«

      »Was sagt er?« fragte Agenor.

      Der Page wiederholte lachend die Worte von Mothril.

      Der Ritter wurde roth bis über die Stirne; er legte die Hand an den Griff seines Degens und zog ihn halb aus der Scheide. Fernando hielt ihn zurück.

      »Edler Herr,« sagte er, »das ist der Lohn der Indiscreten; doch ohne Zweifel wird die Reihe auch an mich kommen: horchen wir.«

      Die sanfte Stimme fuhr stets in arabischer Sprache fort:

      »Es ist der erste Ritter von Frankreich, den ich sehe; verzeiht mir also ein wenig Neugierde.

      Die französischen Ritter sind berühmt durch ihre Artigkeit, wie man mich versichert.

      Ist dieser im Dienste des Königs Don Pedro?«

      »Aissa,« entgegnete Mothril mit einem Ausdruck gedrängter Wuth, »sprecht mir nicht mehr von diesem jungen Menschen.«

      »Ihr,« erwiderte die Stimme, »Ihr habt mir von ihm gesprochen, als wir ihn im Gebirge trafen; Ihr habt mich, nachdem Ihr mir unter den Bäumen, wo er uns voran geritten, Halt zu machen zugesagt, ermahnt, eine Strapaze mehr zu ertragen, um nach Coimbra zu kommen, ehe der französische Herr mit Federigo sprechen könnte.«

      Fernando legte seine Hand auf den Arm des Ritters, es kam ihm vor, als zerrisse der Schleier und entblößte das Geheimniß des Mauren.

      »Was sagt er denn?« fragte der Ritter.

      Fernando wiederholte ihm Wort für Wort, was Mothril gesagt.

      Doch dieselbe Stimme fuhr mit einem Tone fort, der dem Ritter bis ins Herz ging, obgleich er die Worte nicht verstand, und fragte: »Warum scheint Ihr ihn denn so zu fürchten, wenn er nicht muthig ist?«

      »Ich mißtraue Jedermann und fürchte Niemand,« erwiderte Mothril. »Dann finde ich es unnöthig, daß Ihr Euch mit einem Mann beschäftigt, den Ihr bald nicht mehr sehen sollt.«

      Mothril hatte diese letzten Worte mit einem Ton gesprochen, der keinen Zweifel über ihre Bedeutung übrig ließ; Agenor erkannte auch an der Bewegung, die der Page machte, daß er etwas Wichtiges erlauert hatte.

      »Seid aus Eurer Hut, Sire von Mauléon,« sagte er. »Ihr habt in Don Mothril einen Feind, mag nun Politik oder Eifersucht die Ursache sein.«

      Agenor lächelte verächtlich.

      Beide horchten wieder, hörten aber nichts mehr. Einige Minuten nachher erblickten sie durch die Bäume Mothril, der sich entfernte und den Weg nach dem Zelte von Don Federigo einschlug.

      »Mir scheint,« sagte Agenor, »dies wäre der Augenblick, die schöne Aissa, welche so viel Sympathie für die fränkischen Ritter hat, zu sehen und zu sprechen.«

      »Sie sehen, ja, sie sprechen, nein,« erwiderte Fernando. »Denn, glaubt mir, Mothril hat sich nicht entfernt, ohne Wachen vor der Thüre zurückzulassen.«

      Und er machte mit der Spitze seines Dolches in die Naht des Zeltes eine schmale Oeffnung, welche, so schmal sie auch war, dem Blick in das Innere zu dringen gestattete.

      Aissa lag aus einem Ruhebett von purpurnem, mit Gold gesticktem Stoff, und war in eine von jenen stummen, lächelnden Träumereien versunken, die den Frauen des Orients, deren ganzes Leben sinnlichen Empfindungen angehört, eigenthümlich sind. Eine von ihren Händen hielt das musikalische Instrument, das man die Guzla nennt. Die andere war in ihre mit Perlen bestreuten schwarzen Haare getaucht, welche nur um so mehr ihre seinen, zart zugespitzten Finger mit den roth gefärbten Nägeln hervorhoben. Ein langer, feuchter Blick, der, um sich daraus zu heften, den Gegenstand zu suchen schien, den sie in ihrem Geiste sah, sprang unter ihrem Augenlid mit den seidenen Wimpern hervor.

      »Wie schön ist sie!« murmelte Agenor.

      »Senor,« erwiderte Fernando, »bedenkt wohl, es ist eine Maurin, und folglich eine Feindin unserer heiligen Religion.«

      »Bah!« versetzte Agenor, »ich werde sie bekehren.« In diesem Augenblick hörte man Musaron husten. Dies war das verabredete Zeichen, wenn sich Jemand dem Gehölze nähern würde; und die zwei jungen Leute kehrten mit derselben Vorsicht, die sie zuvor angewendet, aus dem Weg, den sie schon gemacht hatten, zurück. Als sie an den Saum des Gehölzes kamen, erblickten sie aus der Straße von Sevilla eine kleine Truppe, bestehend aus einem Dutzend arabischer und castilianischer Reiter. Sie ritten gerade aus Mothril zu, der, sobald er sie erblickte, einige Schritte von dem Zelte des Großmeisters stehen blieb. Diese Reiter kamen abgesandt vom König Don Pedro und brachten eine neue Depeche an seinen Bruder. Die Depeche war begleitet von einem Brief für Mothril. Der Maure las den für ihn bestimmten Brief und trat in das Zelt von Don Federigo, nachdem er die Ankömmlinge einen Augenblick hatte warten heißen, für den Fall, daß es dem Großmeister belieben würde, einige Erläuterung von ihnen zu verlangen.

      »Abermals!« rief Don Federigo, als er Mothril aus seiner Thürschwelle erblickte.

      »Hoher Herr,« sprach der Maure, »was mich so kühn macht, bis zu Euch zu dringen, ist eine an Euch gerichtete Botschaft unseres geehrten Königs, die ich Euch ungesäumt übergeben wollte.«

      Und er reichte den Brief Don Federigo, der ihn mit einem gewissen Zögern nahm. Doch bei den ersten Zeilen, die er las, klärte sich die Stirne des Großmeisters auf.

      Die Depeche enthielt Folgendes:

      »Mein viel geliebter Bruder, beeile Dich, denn schon ist mein Hof voll von Rittern aller Nationen. Sevilla freut sich in Erwartung der Ankunft des tapferen Großmeisters von San Jago. Diejenigen, welche Du mit Dir bringen wirst, sollen willkommen sein; doch hemme Deinen Marsch nicht durch ein zu großes Gefolge. Zum Ruhm wird es mir gereichen, Dich zu sehen, zum Glück, Dich bald zu sehen.«

      Fernando und Agenor, denen diese neue Truppe, welche sich nach dem Zelte von Don Federigo wandte, einige Unruhe verursachte, traten nun ebenfalls ein.

      »Ah!« sprach Don Federigo, indem er Agenor den Brief des Königs reichte, »leset und seht, welche Aufnahme uns zu Theil werden wird.«

      »Wird Eure Hoheit nicht einige Worte des Willkomms zu denjenigen sagen, welche ihr diesen Brief gebracht haben?« fragte Mothril.

      Don Federigo machte ein Zeichen mit dem Kopf, ging hinaus und dankte ihnen für die Eile, die sie angewendet, denn er hatte vernommen, daß sie den Weg von Sevilla bis zu seinen Zelten in fünf Tagen zurückgelegt. Nachdem er dies gethan, wandte sich Mothril an den Anführer und sprach:

      »Ich behalte

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