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Der Arzt auf Java. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Arzt auf Java
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Wäre es dem malayischen Capitän zweckmäßig erschienen, noch eine halbe Stunde fort zusprechen, so würde der arme Eusebius, vernichtet durch das, was er sah und hörte, nicht die Kraft gehabt haben, ihn zu unterbrechen. Aber der Datou-Noungal hielt inne und Eusebius fragte: »Was wollen Sie damit sagen? Erklären Sie sich. Jedes Ihrer Worte ist für mich ein Räthsel, dessen Lösung zu suchen ich den Muth nicht habe. Seit den 24 Stunden, seit denen der Doctor Basilius sich in mein Leben mischte, weiß ich nicht mehr, ob ich wirklich noch lebe, oder nur unter dem Eindrucke eines entsetzlichen Alps mich bewege. – Ich zweifle an mir, an den Anderen, an Gott, an Allem, und die Wölbung des Himmels er scheint mir nur noch wie ein ungeheueres Netz, unter welchem sich Opfer bewegen, die gleich mir zu Spielwerken übernatürlicher Ereignisse bestimmt sind, gegen welche der menschliche Verstand und die Anwendung des freien Willens nichts auszurichten vermögen.«
, »Ich rathe Ihnen also, sich über Ihren Antheil zu beklagen, und das noch dazu gegen mich! Binnen einigen Stunden habe ich das offene Meer erreicht und einige hundert Meilen von hier entfernt, werde ich meinen Schnabel und meine Krallen gegen die nichtswürdigen Seevögel wetzen, die ihr böses Geschick in meine Gewässer führt, während Herr Eusebius van der Beek in die volle Gallione beißt.«
»Ich will die Erbschaft nicht! Ich weise sie zurück!« rief Eusebius. »Sie sind nie der Onkel Esther’s gewesen?«
»Nun, was kümmert das Sie, wenn Der, welchen man Basilius nannte, ihn vertrat?«
»Nein, um diese Erbschaft anzunehmen, müßte ich einen Pact mit einer höllischen Macht schließen, die ich verneine, und die ich dennoch anzuerkennen gezwungen bin.«
»Sie sind ein Kind,« sagte der Datou-Noungal, indem er aus dem Busen ein Papier zog, welches Eusebius voll Schrecken für das erkannte, unter welches er in der vergangenen Nacht seinen Namen gesetzt hatte. – »Hier ist der Vertrag, der Sie dem verbindet, welcher auf Erden künftig Basilius vertritt, obgleich diese Schrift nicht in feurigen Buchstaben auf schwarzem Papier geschrieben ist, und den Stempel der Regierung trägt, und nicht den der Hölle. In unseren Tagen, mein Freund, ist ein Wechsel der wahre höllische Vertrag. Glauben Sie mir, ein Mensch, der einen Wechsel unterzeichnet hat, gehört sich selbst nicht mehr an. Er wird, wenn er zur Verfallzeit nicht zur Stunde, zur Minute, zur Secunde, bezahlt, eine Sache seines Gläubigers. Shylok war nur ein Dummkopf, daß er blos zwei Pfund Fleisch verlangte; er hätte 120, 130, 140 fordern sollen; die würde er bekommen haben. Die neuern Wucherer sind nicht so einfältig; sie fordern den ganzen Körper, und den überläßt man ihnen ohne Schwierigkeit. In der That genügt nicht der freiwillig auf ein Papier als Unterzeichnung geschriebene Name, mag derselbe nun mit Tinte oder mit Blut geschrieben sein, dazu, diesen Menschen für immerzu fesseln, und sind wir nicht unwiderruflich mit einander verkettet, seit dem Augenblick, in welchem Du im Umtausch gegen das Leben Deiner Frau, das ich Dir gab, mir geschworen hast, die Instincte zu bezwingen, die ich bei Dir vermuthete? Du, der Schwiegersohn eines Notars, bist in dergleichen Dingen nicht stärker? Das nennt man einen synallagmatischen Vertrag, und dieser ist von dem Augenblicke an gültig, in welchem eine der beiden Parteien die Vollstreckung beginnt.«
»Aber indem ich dies Versprechen gab,«. rief Eusebius aus, »glaubte ich es einem Nebenmenschen zu geben. Ich verpflichtete mich gegen einen Menschen und nicht gegen einen Dämon!«
»Das heißt, Du rechnetest darauf, frei zubleiben, und ganz einfach Deinem Versprechen ungetreu zu werden, wenn Du von Deines gleichen erlangt hättest, was Du von ihm hofftest; das heißt, Du hattest die Hoffnung, der Mensch, gegen den Du Dich verpflichtetest, könnte Dich nicht zu der Erfüllung Deiner Verpflichtung zwingen, noch Dich für die Verletzung derselben bestrafen. Du dachtest, einen Menschen zu übertölpeln, mein armer Eusebius; zu Deinem Unglück wird es aber nicht so sein. Wenn Du indeß, um Dein ängstliches Gewissen zu beruhigen, der Versicherung bedarfst, daß ich weder der Ahriman der Perser, noch der Typhon der Egypter, noch der Python der Griechen, noch der Satan Milton’s, noch der Mephisto des Faust, noch der Bophomet der Templer, noch der Teufel endlich bin, so gebe ich Dir diese Versicherung. Zweifelst Du übrigens an meinem Worte, und ich gestatte Dir diesen Zweifel, so betrachte meine Sandalen und meinen Turban, vide pedes, vide caput, und Du wirst weder Hörner noch einen gespaltenen Fuß erblicken.«
»Wer sind Sie dann aber?«
»Ein Wille, fest gerichtet auf ein Ziel der Unsterblichkeit.«
»Des Körpers oder der Seele?«
»Des Körpers, Dummkopf. Die Seele ist durch ihr eigentliches Wesen unsterblich, während der Körper vergänglich ist.«
»So sind Sie also unsterblich?«
»Ich bin nicht unsterblich, aber ich zähle schon so etwas wie 130 bis 140 Jahre. Ich wünsche wenigstens, meine drei Jahrhunderte zu erreichen; denn was wir in der Welt seit 120 Jahren erblicken, ist so merkwürdig! Dieses Verlangen hat mich dahin gebracht, eine Wissenschaft neu zu beleben, die man für erstorben hielt, die Kabala. Dieses Verlangen verlieh mir Macht und eine Gewalt, deren Ausdehnung Du bereits erprobtest.«
»Und Sie können gegen den Tod kämpfen?« fragte Eusebius mit wachsendem Entsetzen.
»Wie mir scheint, hast Du das gesehen. – Höre – ich werde Dir eine jener unbekannten Wahrheiten sagen, die dazu bestimmt sind, sich im Laufe der Jahrhunderte Bahn zu brechen. Der Tod ist ein Phantom der Unwissenheit; er besteht gar nicht; der Körper ist die Hülle der Seele, das ist Alles. Wenn dieser Körper gänzlich vernichtet oder schwer und unverbesserlich verletzt ist, verläßt sie ihn, und wirft ihn, gleich verächtlichen Lumpen, an dem ersten besten Eckstein von sich. Nun wohl, ich, mein lieber Freund,« fügte der Doctor hinzu, indem er in jenes Lachen ausbrach, welches Eusebius bis in das Mark erkältete, »ich verstehe es, die Kleidung zu wechseln, ehe sie fadenscheinig wird; das ist Alles.«
»Wie ist das möglich?«
»Ja, verzeih’, das Wie kann ich Dir nicht mittheilen, denn wenn Du es erführest, wärest Du eben so weise wie ich. Was Du wissen darfst, obgleich ich nicht verpflichtet bin, es Dir zusagen, was Du wissen darfst, ist, daß, wenn Eusebius van der Beek eines schönes Tages, seiner Frau Esther Menuis überdrüssig, sich sagen sollte: Zum Teufel, wo hatte ich denn den Kopf, als ich mitten in der Nacht den Doctor Basilius aufsuchte, den der Himmel verdummen möge! weshalb mußte dieser höllische Doctor das Leben da zurückführen, wo der Tod schon eingetreten war? und an diesem Tage dann die Seele des Eusebius van der Beek ihren Körper verlassen wollte, den Körper, der noch frisch, jung und sauber wäre, der noch gute dreißig Jahre des Bestehens vor sich hätte, und in eben dem Augenblick, gleichviel wo, ein elender Räuberhauptmann, ein nichtswürdiger Pirat, zugegen wäre, der es als sehr angenehm betrachtete, in Erwartung von etwas Besserem diese dreißig Jahre in dem erwähnten Körper hinzubringen? —«
»So war also der diesen Morgen verkündete Tod —?«
»Nichts als ein Wechsel des Futterals.«
»Und Sie werden so leben?«
»Bis zum Ende der Jahrhunderte, wie ich vermuthe. Da die Weisheiten und die Albernheiten der Menschen diese des Lebens oft überdrüssig machen, rechne ich darauf, bis zum Tage des jüngsten Gerichtes.«
»O,« sagte Eusebius, »auch bin ich nicht Euer, mein Meister, und jetzt, da Ihr mich gewarnt habt, werde ich mich wohl zu hüten wissen, und ich verspreche Euch, daß Ihr in Gefahr schweben sollt, Euer Leben in der Haut des Datou-Noungal zu beendigen.«
»Glaubst Du?« sagte der Malaye lachend.
»Ich Esther ungetreu werden? Niemals!«
»Warte nur; aber