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Der Arzt auf Java. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Arzt auf Java
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Einstweilen ging er die Quais entlang, um wieder einige Ruhe und Fassung zu.erlangen.
Wir erwähnten bereits, daß die Stadt Batavia nicht an dem Ufer des Meeres erbaut ist, sondern von demselben durch einen Kanal getrennt wird, der ungefähr eine halbe Meile lang ist und zu der Rhede führt.
Der Eingang dieses Kanals war ehedem die Mündung eines kleinen Flusses, dessen Anschwemmungen eine mächtige Schranke bildeten. Die Holländer sind die Leute der Seearbeiten. Um die fortwährenden Anschwemmungen zu verhindern, welche die Rhede bedrohten, und besonders die Verbindungen mit derselben immer schwieriger machten, haben sie den Lauf des Flusses verlegt und dessen Ufer in einen Canal verwandelt. Zwei Dämme haben den Lauf des Flusses durch die Sümpfe, die das Ufer einfassen, geregelt. Zu einem dieser Dämme richtete Eusebius seinen Spaziergang. Als er das äußerste Ende desselben erreicht hatte, wurde seine Aufmerksamkeit durch das Schauspiel erregt, welches das Untersegelgehen eines großen malayischen Brahubot, der die Fluth benutzen wollte, um das offene Meer zu erreichen.
Dieser Brahu war ein Fahrzeug von ungefähr 40 Tonnen, mit schlankem, wohlgeschnittenem Kiel. Das Vorderdeck war mit zwei Sechspfündern bewaffnet, welche so befestigt waren, daß sie für den Fall, wenn das Fahrzeug gejagt wurde, statt zu jagen, nach dem Hintertheil gerollt werden konnten. Auf beiden Seiten standen drei zweipfündige Caronaden. Das Schiff hatte zwei Maste, ein doppeltes Steuer und geflochtene Segel, dessen horizontale Takelage durch eine große Menge Bambusstangen gehalten wurde.
Die Equipage dieses Fahrzeugs bestand aus einem Dutzend Malayen. Die Einen beschäftigten sich damit, die Steuer in Ordnung zu bringen, während die Andern den Augenblick benutzten, in welchem der Brahu an. dem Damme angelegt hatte, um die letzten Vorräthe an Bord zubringen.
Der Capitän, der sich mit dem Rücken gegen einen der Strebepfeiler des Dammes lehnte, überwachte das Alles, indem er nachlässig seinen Betel kaute. Durch ein falsches Manöver der Matrosen an Bord faßte eine Welle das Steuer von der Seite, so daß es eine plötzliche Bewegung machte. Die schwere Maschine, welche noch nicht befestigt war, schlug mit ihrem Stabe einen Menschen nieder, und der Unglückliche, der dadurch betäubt wurde, hatte nicht so viel Geistesgegenwart, sich anzuklammern, und stürzte in das Meer. Seine Kameraden warfen ihm augenblicklich Taue zu; aber da die Strömung an diesem Orte sehr heftig war, trug sie ihn mit sich fort, so daß er die rettenden Seile nicht erfassen konnte und das Boot in das Meer gelassen werden mußte, um ihm zu Hilfe zu kommen.
Der Capitän des Brahu, unter dessen Augen sich dieser Auftritt zutrug, war dabei so gleichgültig geblieben, daß Eusebius sich fragte, ob der Mensch wirklich der Patron des kleinen Fahrzeuges sei, und ob der Unglückliche, der dahin schwamm, um aller Wahrscheinlichkeit nach eine Beute der Haifische zu werden, welche die Rhede Batavia’s unsicher machen, einer der Untergebenen Dessen sei, der für sein Geschick eine so geringe Theilnahme zeigte. Indeß konnte er daran nicht zweifeln, denn ehe die Malayen das Boot von den Ballen und Collis frei machten, wendeten sie sich zu ihm, als erwarteten sie seine Befehle und legten die Hand erst an die Ruder, als der Capitän ihnen mit einem Zeichen zurief: »Fort!«
Eusebius sah hierauf diesen Menschen aufmerksamer an. Er konnte ungefähr 35 Jahre alt sein, war kräftiger und runder, wie die Männer des gelben Stammes gewöhnlich sind, und auch seine Augen waren größer und weniger geschlitzt, als die seiner Landsleute; seine Nase endlich, beinahe adlerförmig gebogen, entfernte ihn vollends von dem Neger und näherte ihn dem Europäer.
Das Ganze seiner Physiognomie zeigte übrigens ein Gemisch von Wildheit, Verwegenheit und List.
Der Mensch trug noch überdies ein eigenthümliches Gewand: es bestand aus weiten schwarzseidenen Beinkleidern, über dem Knie befestigt; eine Art von Wamms von indischer Leinwand, mit glänzenden bunten Blumen, bedeckt, umschloß seine Brust. Sein Kopf war mit einem goldgestickten Mousselinstücke umwunden, dem er die Gestalt eines Turbans gegeben hatte; ein Crid mit Elfenbeingriff, reich mit Gold ausgelegt, »steckte in seinem Gürtel, Von Welchem sein Betelbeutel herabhing. Aber was Eusebius am aufallendsten erschien, war, daß er zwischen den Falten des Seemannshemdes die feinen biegsamen Ringe eines Panzerhemdes erblickte.
Der Capitän bemerkte die Aufmerksamkeit, deren Gegenstand er war, näherte sich Eusebius mit dem ungezwungensten Wesen von der Welt, und indem er die Araknuß, die er aus seinem Betelbeutel gezogen hatte, mit Kalk bestreute, sagte er in dem reinsten Holländisch und mit einem Tone, bei welchem der junge Mann erbebte: »Das ist ein sehr ungeschickter Schelm, nicht wahr, mein Herr?«
»Aber es scheint mir nicht ganz die Schuld des Unglücklichen zu sein,« entgegnete Eusebius.
»Mag es seine Schuld sein oder nicht, so wird der Sprung mir doch jedenfalls einige Tausend Piaster kosten.«
»Wer denn der Mensch ein Sclave und haben Sie ihn so theuer bezahlt?« fragte Eusebius.
»Nein,« erwiederte der Malaye; »aber es ist dennoch nicht minder wahr, daß der Schelm mich zu Grunde richtet.«
»Indeß, Capitän,« erwiederte Eusebius lächelnd, »scheint der Sprung, der Sie, wie Sie sagen, zu Grunde richtet, Sie nicht eben sehr aufzuregen?«
»Wozu nützte die Aufregung?« entgegnete der Seemann. »Ich bin Muselmann, mein Herr; was geschrieben ist, ist geschrieben und meine üble Laune könnte daran nichts ändern. Aber wenn Sie durchaus eine Erklärung meiner Worte wünschen, so sehen Sie dorthin.«
Eusebius Blicke folgten der ihnen gegebenen Richtung und er sah eine Flottille chinesischer Jonken, die auf das offene Meer hinaussegelte.
»Die langzopfigen Schelme dort,« fuhr der Malaye fort, »ahnen den Dienst nicht, welchen ihnen der Narr leistet, den man so eben den Haifischen streitig macht.«
»Ich verstehe Sie nicht,« sagte Eusebius.
»Zum Henker, Herr van der Beek —« Eusebius erbebte, denn woher wußte dieser Seemann, den er nie gesehen hatte, seinen Namen? – »das ist gleichwohl sehr klar. Wir werden eine Stunde darüber verlieren, den Tölpel aufzufischen. Binnen dieser Stunde sind die verdammten Jonken in die Windlinie gekommen, und ich mag dann immerhin meine 30 Lascaren auf ihre Ruder drücken lassen, so bleibt es noch immer sehr zweifelhaft, ob ich diese liebenswürdigen Anbeter des Gottes Foo noch vor der Nacht erreiche.«
»Und weshalb liegt Ihnen denn daran, sie noch vor der Nacht zu erreichen?«
»Weshalb?« erwiederte der Capitän lachend, mit einem scharfen abgesetzten Lachen, über welches Eusebius erbebte, so sehr erinnerte es ihn an das des Doctor Basilius – »Weshalb? Nun, ganz einfach, um mich zu überzeugen, ob ihre Waaren unter Deck gehörig geordnet sind, und um die armen Barken einer Ueberlast zu entledigen, die ihren Lauf hemmen könnte.«
»Ei,« sagte Eusebius, indem er den Capitän noch aufmerksamer betrachtete, »Sie sind Pirat?«
»Zum Henker,« sagte dieser, »sehe ich etwa aus, wie ein ehrlicher Mensch? Sie wären der Erste, der sich in meinem Gesichte täuschte.«
»Und Sie scheuen sich nicht, dies zu gestehen, und es dem Ersten Besten zu sagen, während Sie sich noch auf der holländischen Rhede und unter den Kanonen des Gouvernements befinden?« fragte Eusebius, ganz erstarrt über solche Verwegenheit.
»Zunächst,« erwiederte der Malaye mit spöttischem Lächeln, »sage ich es allerdings, aber ich sage es Ihnen, und Sie sind für mich nicht der Erste Beste. Erkennen Sie Dies hier, mein Herr Erbe?« fuhr der Malaye fort, indem er ihm die Lotosblume zeigte, welche die Indianerin ihm gegeben hatte, und die er auf seiner Fluchtfallen ließ.
»Wahrlich,« sagte Eusebius, »wenn es nicht Wahnsinn wäre, so müßte ich glauben, Sie sind —«
Er hielt inne, erschrocken über das, was er sagen wollte. Der Capitän brach in ein lautes Gelächter aus.
»Ich sei der Doctor Basilius, nicht wahr? He, he, he! man könnte sich schon einander unähnlicher sehen. Aber beruhigen Sie