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Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Dieser Grund, den Jeanne sich selbst angab, bedurfte eines Beweises, um ganz gut zu erscheinen.
Jeanne vermochte sich nicht zu bezwingen; sie sprang ganz weiß in ihrem Nachtgewande aus dem Bett, zündete die Kerzen an der Nachtlampe an und betrachtete sich lange im Spiegel.
Nach der Prüfung lächelte sie, blies die Lichter aus und legte sich wieder zu Bette.
Die Entschuldigung war gut.
XV.
Der Cardinal von Rohan
Ohne sich entmuthigen zu lassen, begann Jeanne am andern Tage wieder die Wohnungstoilette und die Frauentoilette.
Der Spiegel hatte sie belehrt, Herr von Rohan würde kommen, hätte er nur ein wenig von ihr sprechen hören.
Es schlug sieben Uhr und das Feuer des Salons brannte in seiner ganzen Pracht, als ein Wagen den Abhang der Rue Saint-Claude herabrollte.
Jeanne hatte noch nicht Zeit gehabt, sich an das Fenster zu stellen und ungeduldig zu werden.
Aus dem Wagen stieg ein Mann in weitem Ueberrock; sobald die Hausthüre wieder hinter diesem Mann geschlossen war, fuhr der Wagen in eine benachbarte Gasse, um die Rückkehr des Gebieters zu erwarten.
Bald ertönte die Klingel, und das Herz der Frau von La Mothe schlug so gewaltig, daß man es hätte hören können.
Aber Jeanne schämte sich, daß sie einer unvernünftigen Gemüthsbewegung nachgab, befahl ihrem Herzen Stillschweigen und legte so gut als möglich eine Stickerei auf dem Tisch, eine neue Composition auf dem Clavier, eine Zeitung auf der Ecke des Kamins zurecht.
Nach einigen Secunden meldete Clotilde der Frau Gräfin:
»Die Person, welche vorgestern geschrieben.«
»Laßt sie eintreten,« erwiderte Jeanne.
Ein leichter Tritt, krachende Schuhe, ein schöner Mann in Sammet und Seide gekleidet, den Kopf hochtragend und in diesem kleinen Gemach dem Anschein nach mehr als zehn Fuß hoch, dieß war es, was Jeanne wahrnahm, als sie sich zum Empfang erhob.
Das von der Person beobachtete Incognito hatte sie unangenehm berührt.
Sie beschloß auch den ganzen Vortheil einer Frau, welche überlegt hat, zu benützen, und fragte mit einer Verbeugung nicht eines Schützlings, sondern einer Beschützerin:
»Mit wem habe ich die Ehre zu sprechen?«
Der Prinz schaute die Thüre des Salons an, vor welcher die Alte verschwunden war, und antwortete:
»Ich bin der Cardinal von Rohan.«
Was Frau von La Mothe, die sich den Anschein gab, als erröthete sie und als würde sie ganz verwirrt vor lauter Demuth, mit einer Verneigung erwiderte, wie man sie nur vor den Königen macht.
Dann rückte sie ein Fauteuil vor, und statt sich auf einen Sessel zu setzen, wie die Etikette es verlangt hätte, nahm sie in dem großen Lehnstuhl Platz.
Als der Cardinal sah, daß man sich's bequem machen konnte, legte er seinen Hut auf den Tisch, schaute Jeanne, die ihn ebenfalls anschaute, in's Gesicht und sagte:
»Es ist also wahr, Mademoiselle…«
»Madame,« unterbrach ihn Jeanne.
»Verzeihen Sie … Ich vergaß … Es ist also wahr, Madame.«
»Mein Mann nennt sich Graf von La Mothe, Monseigneur.«
»Richtig, richtig, Gendarme des Königs oder der Königin.«
»Ja, Monseigneur.«
»Und Sie, Madame, Sie sind eine geborene Valois?«
»Valois, ja, Monseigneur.«
»Ein großer Name,« sprach der Cardinal, die Beine kreuzend, »ein seltener, erloschener Name.«
Jeanne errieth den Zweifel des Kardinals.
»Erloschen,« sagte sie, »nein, Monseigneur, da ich ihn führe und einen Bruder habe, der Baron Valois ist.«
»Anerkannt?«
»Es bedarf keiner Anerkennung, Monseigneur; mag mein Bruder reich oder arm sein, er wird darum nicht minder das sein, als was er geboren ist, Baron von Valois.«
»Madame, ich bitte, erzählen Sie mir ein wenig diese Erbschaft. Sie interessiren mich, ich liebe die Wappenkunst.«
Jeanne erzählte einfach, nachlässig, was der Leser schon weiß.
Der Cardinal horchte und schaute.
Er gab sich nicht die Mühe, seine Eindrücke zu verbergen. Wozu? er glaubte weder an das Verdienst noch an den Stand von Jeanne; er sah sie hübsch, arm; er schaute, das war genug.
Jeanne, welche Alles bemerkte, errieth den schlimmen Gedanken des zukünftigen Protectors.
»Somit sind Sie wirklich unglücklich gewesen?« sagte Herr von Rohan mit gleichgültigem Wesen.
»Ich beklage mich nicht, Monseigneur.«
»Man hat mir in der That die Schwierigkeiten Ihrer Lage bedeutend übertrieben.«
Er schaute umher.
»Diese Wohnung ist bequem, angenehm möblirt.«
»Für eine Grisette allerdings,« entgegnete Jeanne hart und ungeduldig, das Treffen zu beginnen; »ja, Monseigneur.«
Der Cardinal machte eine Bewegung.
»Wie?« sagte er, »Sie nennen diese Einrichtung eine Grisetteneinrichtung?«
»Monseigneur,« erwiderte sie, »ich glaube nicht, daß Sie dieses Mobiliar eine Prinzessinneneinrichtung nennen können.«
»Und Sie sind Prinzessin,« sagte er mit einer von jenen unmerklichen Ironien, welche nur die ausgezeichneten Geister oder die Leute von sehr hohem Geschlecht ohne entschiedene Unverschämtheit mit ihrer Sprache zu vermischen das Geheimniß besitzen.
»Ich bin als eine Valois geboren, wie Sie als ein Rohan, das ist Alles, was ich weiß,« sagte sie.
Diese Worte sprach sie mit so sanfter Majestät des Unglücks, das sich empört, mit so viel Majestät des Weibes, das sich verkannt fühlt, sie waren zugleich so harmonisch und so würdig, daß der Fürst nicht dadurch verletzt, der Mensch aber bewegt wurde.
»Madame,« sagte er, »ich vergaß, daß mein erstes Wort eine Entschuldigung hätte sein sollen. Ich schrieb Ihnen gestern, ich würde hieher kommen, doch ich hatte in Versailles beim Empfang von Herrn Suffren zu thun und mußte auf das Vergnügen, Sie zu sehen, verzichten.«
»Monseigneur erweist mir noch zu viel Ehre, daß er heute an mich gedacht hat, und der Herr Graf von La Mothe, mein Gatte, wird noch lebhafter die Verbannung beklagen, in der ihn die Noth hält, da ihn diese Verbannung hindert, sich eines so erhabenen Besuches zu erfreuen.«
Das Wort Gatte erregte die Aufmerksamkeit des Cardinals.
»Sie leben allein, Madame?« sagte er.
»Ganz allein, Monseigneur.«
»Das ist schön von Seiten einer jungen und hübschen Frau.«
»Das ist einfach, Monseigneur, von Seiten einer Frau, die in jeder andern Gesellschaft, als in der, von welcher ihre Armuth sie entfernt, nicht an ihrem Platze wäre.«
Der Cardinal schwieg.
»Es scheint,« sagte er nach einer Pause, »es scheint, die Genealogen ziehen Ihre Abstammung nicht in Zweifel?«
»Wozu dient mir das?« erwiderte Jeanne mit verächtlichem Tone, während sie mit einer reizenden Geberde die kleinen, rund gekräuselten, gepuderten Haarlocken von ihren Schläfen aufhob.
Der Cardinal rückte sein Fauteuil näher hinzu, als wollte er mit seinen Füßen das Feuer erreichen.
»Madame,«