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es ein alter Garde du Corps, welchen man in das Bassin der Tuilerien tauchte und ihm den Kopf unter das Wasser im Angesicht von hundert Spaziergängern hielt, welche diesem schrecklichen Schauspiele mit einem einfältigen Lachen zusahen; eines Tages war es ein widerspenstiger Priester, den man an die Laterne unter dem Hohngelächter des Volkes knüpfte; an einem andern Tage war es Duval d'Epramesnil, welchen man auf der Terrasse des Feuillants aufknüpfte, und alle diese Morde, diese Metzeleien wurden mit dem pompösen, und feierlichen Namen der Volksjustiz beschönigt. Wenn dergleichen Gerüchte mit dieser sonderbaren Entschuldigung in die Tuilerien gelangten, sah man sich bestürzt an und fragte sich, was denn diese neue Justiz sei, welche ungestraft an die Stelle der Justiz des Königs trete.

      Das Alles kündigte irgend eine große Katastrophe an, als eines Tags, wie wenn sich des Himmels Vorhersagungen mit den Drohungen der Menschen vereinigen wollten, eines jener unheilvollen Gewitter losbrach, welche eine gewisse Harmonie zwischen der Ober- und der Unter-Welt ankündigen.

      Es war der dritte August 1792; der ganze Tag war drückend schwül gewesen, eine gewisse Mattigkeit, ein unbestimmter Schrecken, eine düstere Entmutigung schien auf der Bevölkerung zu lasten; die beunruhigten Nachbarn hatten sich unter ihren Türen vereinigt, oder plauderten mit einander aus den Fenstern, zeigten sich erstaunt die schweren kupferfarbenen Wolken, 'welche reißend schnell über die engen Straßen, gleich ungeheuren Wogen hinflogen und dann im Westen sich wie zu einem ungeheuren Meere von Blut vereinigten. Nie hatte der Himmel diese Farbe gehabt, nie war die Sonne von der Erde mit einem so traurigen Lebewohl geschieden.

      Bald erhob sich in den Lüften ein pfeifender und heißer Wind, der so seltsam und so unerwartet war, daß sich die Gruppen, ohne ein Wort zu wechseln, zerstreuten, und daß jeder nach Hause kehrte und die Fenster und Türen schloss. Nun brach das Gewitter los.

      Man erinnere sich des Gewitters im Monat Juli, welches um einige Tage der Revolution 1830 voranging.

      Nach Verlauf von einer oder zwei Stunden wollten indessen die Menschen mit den Elementen kämpfen. Bei dem Leuchten der Blitze, bei dem Rollen des Donners verbreitete sich jene wilde Horde, welche man die Marseiller nannte, nicht weil sie aus Marseille waren, sondern weil sie gleich den Stürmen von Mittag gekommen waren, in den Straßen. Ein lebendiges Gewitter hatte sich mit dem Gewitter des Himmels vereinigt, und Ströme von Menschen wechselten mit den Strömen des Feuers, welche die Luft durchzückten, ab. Endlich aber besiegte der Sturm Gottes diese Art von Aufruhr, diese heulenden Banden zerstreuten sich, und die verödeten Straßen blieben das Eigentum der Blitze und des Donners.

      Während dieser schrecklichen Nacht schlief in den Tuilerien Niemand; mehr als einmal warfen der König und die Königin durch einen halb geöffneten Fensterladen ihre Blicke nach den Feuillants oder auf die Quai's; sie kannten ihr Volk, ihre Stadt nicht mehr, und kaum erkannten sie Gott wieder, indem sie ihn so grollen hörten und sich nicht erinnerten, ihn jemals beleidigt zu haben.

      Erst um sieben Uhr Morgens legte sich das Gewitter.

      Jetzt erst erfuhr man die betrübenden Einzelheiten.

      Der Blitz hatte an mehr als fünfzig Orten eingeschlagen, achtzehn bis zwanzig Personen getötet. Das Kreuz auf der Ebene von Iffy, das Kreuz von Crosne, das Kreuz des Kirchhofs von Hay und das Kreuz der Charenton-Brücke waren zerschmettert worden. In derselben Nacht, unter dem Brüllen des Donners war es, daß Danton, Camille des Moulins, Barbarour und Panis den zehnten August dekretierten.

      Am neunten hatte der Baron von Marsilly die Wache in den Tuilerien, und die Baroness verrichtete wie gewöhnlich ihren Dienst bei der Königin.

      Um acht Uhr Morgens hörte man die Trommel in den verschiedenen Quartieren von Paris rühren. Mandar, der Oberbefehlshaber der Nationalgarde, rief die Bürgermiliz zur Verteidigung der Tuilerien, welche man seit gestern Abend von den Vorstädten bedroht wußte.

      Dem Appell folgten kaum drei oder vier Bataillone. Das eine davon wurde in dem Hofe der Prinzen, das andere in dem Hofe der Schweizer und die übrigen in dem unteren Stockwerke des Schlosses aufgestellt. Der Hof der Prinzen führte zu dem Pavillon der Flora, das heißt zu dem Pavillon, welcher nach dem Quai geht. Der Hof der Schweizer führte zu dem Pavillon Marsan, das heißt zu dem Pavillon, welcher nach der Straße Rivoli führt.

      Um Mittag wies Herr von Maillador den Schweizern die verschiedenen Posten an, welche sie zu besetzen hatten.

      Um halb ein Uhr erhielt der Baron Marsilly den Befehl, den König 'in die Kapelle zu begleiten. Die ganze königliche Familie wollte die Messe hören, wie sonst die Ritter in der Stunde des Gefechtes kommunizierten; ohne noch etwas zu sehen, ahnte man, daß ein schreckliches Ereignis nahe.

      Es lag etwas besonders Feierliches in dieser Messe, der vorletzten, welche Ludwig XVI. hörte.

      Die letzte war die vom ein und zwanzigsten Jänner.

      Der übrige Theil des Tages verging ziemlich ruhig; man beschäftigte sich im Schlosse mit einigen Verteidigungsanstalten. Der Baron wurde beauftragt, die Fußböden von der Gallerie des Louvres wegzunehmen, heut zu Tag die Gallerie des Museums genannt.

      Um elf Uhr Abends trat Petion, der Maire von Paris, derselbe, der ein Jahr später flüchten mußte, und fast lebendig von den Wölfen in den Haiden von Saint-Emillon gefressen worden wäre, in das Zimmer des Königs, aus welchem er um Mitternacht wegging.

      Sogleich erschien der König, öffnete die Thüre eines Zimmers, wo ein Posten war, und sagte, indem er Herrn von Marsilly in dem kommandierenden Offiziere erkannte:

      »Ich verheiße Ihnen eine viel ruhigere Nacht, als wir geglaubt haben; der Herr Maire von Paris versichert mich, daß sich Alles beruhigt. Lassen Sie diese Nachricht dem Herrn von Maillador hinterbringen, was ihn indessen nicht verhindern soll, zu wachen.«

      Der Baron verbeugte sich und ging hinaus, um die Befehle des Königs zu vollziehen; allein als er an den Posten der großen Treppe gelangte, hielt er inne, lauschte, und glaubte im ersten Augenblicke falsch gehört zu haben. Die Lärmglocke ertönte zugleich mit dem Generalmarsch und mit dem Rufe: »Auf eure Posten!« Dieses Geschrei ertönte von einem Ende der Tuilerien bis zum andern, und zu gleicher Zeit schloss man das große Gitterthor vor Carroussel.

      Eine halbe Stunde später verbreitete sich das Gerücht, daß die Kanoniere der Nationalgarde, welche zur Verteidigung des Königs herbeigerufen und in dem Hofe waren, ihre Geschütze gegen das Schloss gewendet hatten.

      Um zwei Uhr Morgens kündigte man dem Baron Marsilly an, daß der König ihn zu sprechen verlange.

      Der Baron traf den König, die Königin, Madame Elisabeth und ihre Vertrautesten in dem Zimmer versammelt, welches vor dem Kabinett des Königs lag. Die Baroness stand mit noch zwei Ehrendamen in einer Fenstervertiefung.

      Die Damen waren alle sehr bleich. Der Charakter der Physiognomien war, selbst in diesem außerordentlichen Zustand, auf dem Gesicht des Königs und der Königin der der Resignation.

      Der König hatte sich nicht zu Bette gelegt. In dem Augenblicke, in welchem der Baron eintrat, lag er auf einem Kanapee. Seine Majestät erhob sich; sie trug ein violettes Kleid und hatte einen Degen an der Seite.

      Ludwig XVI. trat vor den Baron hin, fasste ihn bei einem Knopf seines Kleides, wie dies seine Gewohnheit war, wenn er mit seinen Vertrauten sprach, und führte ihn in eine Ecke.

      »Nun, mein lieber Baron sagte er zu ihm, »es scheint, daß trotz dem, was mir Herr Petion gesagt hat, die Sache eine schlimme Wendung annehme. Sie versammeln sich, und mit Anbruch des Tages sollen sie, wie man versichert, gegen die Tuilerien marschieren. Was wollen sie? Ich weiß es nicht. . . Ohne Zweifel uns erwürgen. . . Glauben Sie die Tuilerien in einem Zustande, um sich verteidigen zu können?«

      »Sire,« antwortete der Baron, »Sie verlangen die Wahrheit von mir, nicht wahr?«

      »O ja, die Wahrheit, die volle Wahrheit. Wenn man sie mir immer gesagt hätte, so wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.«

      »Wenn wir mit einiger Umsicht und einiger Beharrlichkeit angegriffen werden, so wird sich das Schloss nicht zwei Stunden lang halten.«

      »Wie! Sie glauben, daß meine Verteidiger mich verlassen werden?« »Nein, Sire,« versetzte der Baron;«aber nach Verlauf von zwei Stunden werden sie

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