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zu schlechten, und wenn es Ihnen nur im Mindesten auf der Welt angenehm ist, nun so wollen wir. . . so wollen wir davon plaudern.«

      »Ach, Sie, mein lieber Eugene, Sie sind immer Prinz, bei Ihnen ist es nicht, wie bei Ihrem Kaiser.«

      »Nun, was hat er denn gethan, mein Kaiser? Ich glaubte, daß er Sie zur. . . .Kaiserin gemacht habe.«

      »Nun ja, er ist liebenswürdig; plaudern wir später etwas davon.

      Denken Sie, ich habe Lust, Frankreich zu verlassen und nach Mailand zu gehen.«

      »Gehen Sie dahin, meine Liebe, gehen Sie dahin; Sie werden dort sehr gut aufgenommen werden. Ich komme gerade nach Paris, um meine Truppe zu rekrutieren, und dann nach Erfurt und Dresden zu gehen. Sind Sie mit bei der Reise nach Dresden?«

      »Ich weiß, daß Mars, Georges und Talma dabei sind; aber zu mir hat man noch kein Wort davon gesagt.«

      »Wünschen Sie dabei zu sein?«

      »Und wenn ich wünschte dabei zu sein? Wünschen Sie, mein theurer Prinz, daß ich offen spreche? Das war es, was mich gestern Abends in eine solch' abscheuliche Laune versetzte.«

      »Wirklich!«

      »Auf mein Wort.«

      »Wohlan, ich will es mit Rovigo in Ordnung bringen. Ich glaube, daß er die Sache auf sich hat.«

      »Ach, Sie werden ein Amor sein.«

      »Nun, thun Sie von Ihrer Seite auch etwas für mich.«

      »O, Alles, was Sie wünschen,«

      »Geben Sie mir das Repertoire dieser Woche, damit ich meine Soireen mit den Ihrigen in Einklang bringen kann. Ich will die Templer sehen; werden Sie darin spielen?«

      »Ja, ich werde darin eine Art von Leichenbegleiterin machen. Ich wollte, daß Sie mich in einem andern Stücke sehen würden.«

      »Ich werde Sie in allen sehen.«

      »Sie wollen also dieses Repertoire?«

      »Ja.«

      »O, es ist jetzt sehr schlecht bestellt, das Alles sind nichts als Ränke, Cabalen und Intriguen. Unsere arme Comédie-francaise geht, wie ich fürchte, wo das Cafe Ludwig's XV, hinging.«

      »Wahrhaftig?«

      »Aber, wo doch dieses Repertoire sein mag? Ach, jetzt erinnere ich mich.«

      Fernande streckte die Hand nach einem Glockenzuge aus, der in einen Bogen und einen Köcher von Bronze endete, und läutete. Mademoiselle Cornelie erschien.

      »Was haben Sie mit dem Repertoire gemacht, welches ich Ihnen gestern gegeben habe?«sagte Fernande.

      »Ich habe es in eine Ihrer Tassen im Schlafzimmer gelegt.«

      »Holen Sie es, Seine kaiserliche Hoheit verlangt' nach demselben.«

      Mademoiselle Cornelie ging weg, kam nach einem Augenblick wieder, und brachte die wöchentliche Theateranzeige.

      Fernande nahm sie ihr aus den Händen, gab sie dem Prinzen, wandte sich dann gegen die an ihrem Platze stehen gebliebene Cornelie und fragte:

      »Nun, warum warten Sie?«

      »Ich bitte Sie um Entschuldigung, Madame,« erwiderte die Zofe, »aber es ist jemand da, der Sie zu sprechen wünscht.

      »Sie begleitete diese Worte mit einem jener Blicke, durch welche die Dienerin der Herrin sagt: »Seien Sie ruhig, ich weiß, was ich thue.«

      »Noch einmal, ein schöner junger Mann?«fragte Fernande.

      »O nein, Madame, diesmal ist es ein armes, junges Mädchen, welches sehr traurig ist, und einen großen Kummer zu haben scheint.«

      »Wie heißt sie?«

      »Cäcilie.«

      »Cäcilie, Cäcilie und?«

      »Nur Cäcilie.«

      »Nun,« sagte der Prinz,« das ist heute der Tag der Taufnamen.«

      »Und was verlangt sie?«

      »Sie wünscht Ihnen, Madame, etwas zu zeigen, was Sie, wie ich gewiss weiß, schön finden werden. Ich habe ihr sogleich gesagt, daß es unnütz sei, weil Sie gegenwärtig im Begriff stehen, ökonomisch zu sein; aber das arme Kind bat so dringend, daß ich den Mut nicht hatte, sie fortzuschicken. Ich sagte ihr, daß sie warten solle, und daß, so wie Madame sie empfangen könnten, dies geschehen würde. Dann hat sie sich schüchtern in einen Winkel gesetzt, ihren Karton auf die Knie nehmend, und so harrt sie Ihrer Befehle.«

      »Werden Eure kaiserliche Hoheit erlauben?. . .«fragte Fernande.

      »Warum nicht,« entgegnete der Prinz,« es wird mir sehr angenehm sein, dieses junge Mädchen zu sehen und das zu bewundern, was sie in ihrem Karton hat, den sie so bescheiden auf ihren Knien hält.«

      »Lassen Sie sie hereinkommen,« sagte Fernande.

      Cornelie ging sogleich weg und kam nach einem Augenblicke wieder, Mademoiselle Cäcilie ankündigend. Hinter Cornelia trat die angekündigte Person ein.

      Es war ein schönes, junges Mädchen von neunzehn Jahren, mit blonden Haaren, rosigem Teint und einer Taille, so schlank wie Schilf; sie war in großer Trauer und ganz schwarz gekleidet; ihr Kleid hatte nicht die geringste Verzierung, eben sowenig ihre Haube von derselben Farbe; ihre Wangen waren blass, ihre Augen roth; man sah ihr an, daß sie viel gelitten und viel geweint hatte.

      Nach der Beschreibung, welche Mademoiselle Cornelie von der Person gab, die sie zu sprechen wünschte, hatte Fernande von Anfang an geglaubt, mit irgend einer jungen Arbeiterin zu thun zu haben, welche beauftragt ist, Muster in der Stadt herumzutragen; aber bei dem ersten Blicke, welchen sie auf dieses traurige und ernste junge Mädchen, warf, bemerkte sie mit Erstaunen eine würdevolle, züchtige Haltung, welche über ihre ganze Person verbreitet war.

      Cäcilie war an der Türe stumm und unbeweglich stehen geblieben.

      »Kommen Sie näher, Mademoiselle,« sagte Fernande, »und sagen Sie mir, was mir das Vergnügen verschafft, Sie zu sehen.«

      »Madame,« entgegnete Cäcilie mit zitternder Stimme, in welcher jedoch mehr Schmerz als Furcht lag, »in diesem Karton hier ist eine Robe, welche ich schon mehreren Personen gezeigt habe; aber der Preis, der für dieselbe bezahlt werden soll, hat immer das überstiegen, was die Personen, welchen ich sie zum Kaufe angeboten habe, geben wollten. Die letzte derselben hat mir, indem sie mir das Kleid zurückgab, gesagt, daß nur eine Königin eine solche Rohe kaufen könne, und deswegen bin ich zu Ihnen gekommen, die Sie eine Königin sind.«

      Diese Worte waren mit einer zitternden Stimme, aber zu gleicher Zeit auch mit so viel Trauer und Würde gesprochen worden, daß sich das Staunen des Prinzen und Fernandens verdoppelte; indessen musste die schöne Künstlerin doch über die letzten Worte lächeln.

      »Ach ja,« sagte sie, »eine Königin, eine Königin von sieben bis halb zehn Uhr Abends; eine Königin, deren Königreich im Theater ist, welche Mauern von Pappe zum Palaste hat, und ein Stirnband von Bronze als Krone trägt! Indessen sind Sie doch nicht ganz irre gegangen, indem sie Hierher gekommen sind, denn wenn ich auch eine falsche Königin bin, so haben Sie doch einen wahren König gefunden.«

      Das junge Mädchen heftete mit ernster Würde die schönen blauen Augen auf den Prinzen; ihr Ausdruck aber zeigte, daß sie die so eben ausgesprochenen Worte durchaus nicht verstehe.

      Inzwischen hob Cäcilie den Deckel des Kartons aus.

      Fernande stieß einen Ruf der Bewunderung und der Überraschung aus.

      »O, diese wunderbare Robe!« rief sie, indem sie mit der Hastigkeit einer Frau, die ein Meisterstück der Toilette gewahr wird, sich derselben bemächtigte, sie auf dem Sopha aus einander und die Hand unter den Stoff legte, um über die Feinheit des Musselins, und über die Schönheit der Stickerei urteilen zu können.

      In der Tat hatte man vielleicht zu Nancy, in dieser Beziehung das Land der Wunder, nichts gesehen, was diesem Kleide glich, welches so mit Stickereien beladen war, daß man nur mit Mühe den Musselin unter den schlanksten Stengeln, den zartesten Blättern,

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