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des Majors lauschte.

      Er war zehnmal im Begriff, sich zu entfernen, aber seine Eifersucht hielt ihn zurück.

      Dabei verließen sie die Laube, ohne dass Ombrazowitsch und Sophia im Eifer des Erzählens und Hörens sich der Schlange erinnert hätten. Die Gesellschaft war schon an das Gitter gelangt, das den Park begrenzte, als der Major sich plötzlich umwandte.

      »Ach«, rief er, »nun haben wir doch vergessen, darauf zu achten, ob die Schlange mir folgen würde!«

      Sie standen still. Man hörte ein leises Rauschen in, den Blättern und sah dann die Natter in einer Entfernung von nur wenigen Schritten den Kopf erheben, fast als wollte sie andeuten, dass sie da sei.

      »Nun, wahrlich, das ist erstaunlich!« rief Sophia überrascht. »Das ist seltsam, ich hätte es nimmer geglaubt, wenn ich es nicht gesehen. Diese Schlange wäre imstande, uns bis in das Schloss zu folgen!«

      »Das wäre doch nicht angenehm«, sagte der Major lächelnd. »Ich werde sie verscheuchen!«

      »O nein, nein!« rief Sophia bittend. »Wir wollen sehen, bis wie weit sie uns folgt. Es ist immer noch Zeit, sie zu vertreiben. Sie ist ja nicht giftig, wie Sie sagen!«

      »Man könnte so ein Tier fast liebgewinnen!« sagte der Major gleichmütig. »Ich will später sehen, ob sie sich greifen lässt. Sie sehen wohl, es ist viel leichter, Schlangen zu bändigen als Herzen, und doch haben beide so viel Ähnliches!«

      »Pfui, Major!« rief Sophia. »Wie wollen Sie das beweisen?«

      »O, ich könnte hundert Ähnlichkeiten finden!« antwortete Ombrazowitsch. »Aber ich will mich mit der einen begnügen: beide sind aalglatt und entschlüpfen in dem Moment, in dem man sie gefangen glaubt.«

      »Und doch sehen Sie, wie die Schlange demjenigen gehorcht und folgt, der sie zu bändigen weiß!« sagte Sophia mit einem Tone, der abermals das Blut aus den Wangen Daniels trieb.

      »Es kommt nur darauf an, wie lange es währt«, sagte der Major lachend, und die Gesellschaft setzte ihren Weg fort.

      Man achtete anscheinend nicht mehr auf die Schlange. Plötzlich aber trat Daniel zurück, und in dem Moment, in welchem der Major und Sophia sich umwandten, sahen sie bereits Daniel den Kopf der Schlange zertreten, die vergebens zu fliehen versucht hatte. Das Tier rollte sich wild im Laube, versuchte noch einmal den Kopf zu erheben, dann schleuderte es Daniel mit dem Fuß weit in den Park hinein.

      Ombrazowitsch und Sophia standen fast erstarrt. Ein entsetzlicher Jähzorn blitzte in den Augen des Majors und ließ die Adern auf seiner markierten Stirn anschwellen. Sophia war bleich vor Entrüstung.

      »Aber Prinz – Prinz, weshalb taten Sie das?« rief die Gräfin endlich mit zitternder Stimme.

      »Comtesse«, antwortete Daniel ruhig, bleich und düster; »die Schlange war dicht an Ihren Fersen und erhob den Kopf. Ihr Leben, Ihre Gesundheit galt mir mehr als ein Scherz, eine Gaukelei. Die Versicherung des Majors, dass das Tier unschädlich sei, konnte mich nicht abhalten, es zu zertreten. Es war die Möglichkeit vorhanden, dass er sich täusche, und diese Möglichkeit genügte mir, zu tun, wie ich tun musste.«

      »Ich danke Ihnen, Prinz!« sagte Sophia so kalt, dass es fast wie Hohn klang. Und dann; mit einer Stimme, deren Bewegung sich fast dem Weinen näherte, fügte sie hinzu: »Ein so schönes, so anmutiges Tier! Vor wenigen Minuten noch entzückte es mich, und nun –«

      Sie brach kurz ab und wandte sich zum Gehen.

      Ombrazowitsch hatte seinen Jähzorn niedergekämpft, aber in seinen hellgrauen Augen blitzte es noch drohend und unheimlich.

      »Schade!« sagte er. »Sie waren zu vorsichtig, Fürst! Ich kann Ihnen die Versicherung geben, dass es eine ganz unschädliche Natter war. Sonst würde ich selbst an die Gefahr, die möglicherweise der Comtesse drohen konnte, gedacht haben. Nun, im Grunde ist nichts daran gelegen. Sie haben geglaubt, der Comtesse einen Dienst zu erweisen.«

      »Ja, das glaubte ich«, antwortete Daniel kurz. »Und in ähnlichen Fällen würde ich ähnlich handeln.«

      Die Gesellschaft ging dem Schlosse zu. Es wollte sich kein fließendes Gespräch wiederanknüpfen lassen.

      Sophia war sichtlich verstimmt; Daniel erhielt auch nicht einen einzigen Blick. Der Major war fast der einzige, der sprach, meist über sehr gleichgültige Dinge.

      Es war spät am Nachmittage, als man das Schloss betrat. Sophia hatte gewünscht, dass die Herren irgendeine Erfrischung nehmen möchten, ehe sie das Schloss verließen. Die Herren begaben sich in das Speisezimmer, in welchem ihnen ein leichtes Mahl aufgetragen wurde. Sophia erschien bald wieder bei ihnen. Sie war heiterer geworden, doch sprach sie fast nur mit dem Major.

      Plötzlich lachte Daniel laut auf. Der Major, der sich soeben ein wenig erhoben hatte, um ein Glas zu nehmen, das Sophia ihm reichte, und auch die Gräfin sahen ihn verwundert an.

      »Verzeihen Sie!« sagte Daniel, sein Lachen, das eigentümlich spöttisch klang, auch jetzt kaum unterdrückend. »Mir kam eben eine sehr lächerliche Idee! Ich bitte nochmals um Verzeihung.«

      Sophia und der Major sahen sich an, als wollten sie sich fragen:

      »Ist dieser Mann toll geworden?«

      Eine Uhr, welche die fünfte Stunde schlug, erinnerte den Major daran, dass er schnell aufbrechen müsse.

      »Begleiten Sie mich, Fürst?« fragte Ombrazowitsch. »Wir können eine Stunde zusammen reiten!«

      »Ich bedaure«, antwortete Daniel. »Ich muss Nina sprechen, mit der ich über einige Sachen von Wichtigkeit zu reden habe.«

      »Mir aber werden Sie es verzeihen, wenn ich in zwischen auf mein Zimmer gehe«, sagte Sophia. »Ich habe Kopfweh; ich fürchte, die Luft war mir zu rau.«

      »Gewiss, Comtesse«, sagte Daniel. »Ich werde Sie doch nicht zwingen, sich mit mir zu langweilen? Ich werde mir den Inspektor rufen lassen und mit ihm Billard spielen!«

      »Vortrefflich!« sagte Sophia heiter. »Die Männer sind nie verlegen, wie sie sich amüsieren sollen!«

      Der Abschied Sophias von dem Major war ein sehr vertraulicher, fast herzlicher. Es schien, als habe dieser Tag die beiden einander sehr genähert. Daniel bemerkte es, aber es blieb trotzdem ein Lächeln auf seinen Zügen, gleichsam eine Erinnerung jenes Lachens, das er so plötzlich aufgeschlagen. Sophia schien befremdet darüber. Bisher hatte sie den Fürsten nur düster und mürrisch gesehen, sobald sie gegen den Major freundlich war. Sie verdoppelte also dem letztern gegenüber ihre Freundlichkeit. Aber auch das reizte den Fürsten nicht. Er schien wie umgewandelt, heiter, wie sie ihn selten gesehen. Sie würde diese Änderung verstanden haben, wenn Daniel die Hoffnung hätte hegen dürfen, mit Sophia allein zu bleiben, aber nach den Worten, die darüber gewechselt worden, war es unmöglich, dass er hoffen konnte, die Gräfin werde ihm Gesellschaft leisten.

      Der Major hielt schon den Türgriff in der Hand, als sich Daniel Garika ihm noch einmal näherte.

      »Also jene Schlange war wirklich ungefährlich?« fragte er.

      »Ich glaube es versichern zu können«, antwortete der Major etwas befremdet.

      »Und lässt sich vielleicht sogar zähmen, nicht nur bändigen?« fragte Daniel.

      »Wohl möglich«, antwortete der Major, die Tür öffnend.

      »Wie heißt sie doch gleich?« fragte Daniel scheinbar wissbegierig.

      »Ich glaube,– es war Coluber sauromates«, antwortete Paul Ombrazowitsch. »Doch kann ich mich irren!«

      »Ich danke verbindlichst!« antwortete Daniel höflich. »Es tut mir wirklich leid, das arme Tier zertreten zu haben!«

      Der Major sah ihn seltsam verwundert an und verließ dann das Zimmer. Als er außer Hörweite sein musste, schlug Daniel dasselbe tolle Lachen auf. Sophia, die sich bereits an der entgegengesetzten Tür des Zimmers befand, um es zu verlassen, blickte zornig zurück.

      »Fürst, Ihr Betragen ist heute fast beleidigend!« rief sie zu ihm herüber.

      »Comtesse«, rief Daniel, sich

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