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Namenlos. Уилки Коллинз
Читать онлайн.Название Namenlos
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Уилки Коллинз
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Zum Glück für die Knaben waren Mr. Vanstones Ansichten noch ganz in den gewöhnlichen Vorurtheilen befangen. Auf seine Befürwortung und durch seinen Einfluß wurden Frank, Cecil und Arthur mit Freistellen in einer Schule von gutem Rufe untergebracht. An Festtagen hatten sie die Erlaubniß, sich in Mr. Vanstones Park herumtummeln zu dürfen und wurden auch im Hause unter Beihilfe von Mrs. Vanstone und deren Töchtern gezogen und gebildet. Bei solchen Gelegenheiten pflegte Mr. Clare manchmal von seiner Wohnung in Schlafrock und Pantoffeln herüber zu kommen und durch die Fenster oder über den Zaun geringschätzig nach den Knaben zu sehen, als ob es drei wilde Thiere wären, welche sein Nachbar zu zähmen versuchte.
«– Sie und Ihre Frau, Sie sind ein Paar vortreffliche Leute, pflegte er zu Mr. Vanstone zu sagen. Ich habe alle Achtung vor Ihrem ehrenwerthen Vorurtheil zu Gunsten dieser meiner Kinder. Allein Sie befinden sich betreffs ihrer ganz ungeheuer im Irrthume, wahrhaftig! Ich will keinen Anstoß geben, ich spreche ganz unparteiisch; aber merken Sie auf meine Worte, Vanstone: es wird aus allen Dreien Nichts werden, Sie mögen für sie thun, was Sie nur wollen.
In späteren Jahren, als Frank das Alter von siebzehn Jahren erreicht hatte, trat die seltsame Vertauschung der bezüglichen Stellungen als Vater und als Freund noch auffallender zu Tage, als zuvor. Ein Kunstbaumeister im Norden von England, der Mr. Vanstone gewisse Verpflichtungen schuldig war, erklärte seine Bereitwilligkeit, Frank unter den günstigsten Bedingungen von der Welt unter seine Leitung zu nehmen. Als man dies Anerbieten erhielt, trug Mr. Clare wie gewöhnlich seine Eigenschaft als Franks Vater auf Mr. Vanstone über und legte der väterlichen Begeisterung seines Nachbars vom Standpunkte des objektiven Beobachters Zügel an.
– Es ist die schönste Aussicht für Frank, welche jemals sich bieten konnte, rief Mr. Vanstone mit der ganzen Wärme väterlicher Theilnahme.
– Mein lieber Alter, er wird nicht darauf eingehen, versetzte Mr. Clare mit der eisigen Ruhe eines gar nicht betheiligten Freundes.
– Aber er soll darauf eingehen, beharrte Mk. Vanstone.
– Sagen Sie, er soll einen mathematischen Kopf bekommen, entgegnete Mr. Clare; sagen Sie, er soll Betriebsamkeit, Ehrgeiz und Beharrlichkeit bekommen. Bah, bah, Sie sehen ihn nicht mit so Unparteiischen Augen an, als ich. Ich sage Ihnen, keine Spur von Betriebsamkeit, von Ehrgeiz, von Beharrlichkeit! Frank ist aus lauter Negationen zusammengesetzt, da haben Sie es!
– Zum Teufel mit Ihren Negationen! schrie Mr. Vanstone. Ich schere mich den Kuckuck um Negationen oder Affirmationen. Frank soll diese glänzende Stelle haben, und ich mache mit Ihnen die Wette, um was Sie wollen, es wird zu seinem Besten ausschlagen!
– Ich bin nicht reich genug, um für gewöhnlich Wetten zu machen, erwiderte Mr. Clare, aber ich habe im Hause irgendwo eine Guinee, und diese Guinee will ich verwetten, Frank kommt wieder in unsere Hände zurück, wie ein schlechter Schilling.
– Es gilt! sagte Mr. Vanstone. Nein, warten Sie eine Minute! Ich möchte dem Charakter des braven Burschen das Unrecht nicht anthun, auf denselben so wenig Geld zu setzen. Ich setze fünf gegen eins, Frank spielt in diesem Berufe seinen Trumpf aus! Sie sollten sich schämen, von ihm so zu sprechen, wie Sie es jetzt gethan. Was für einen philosophischen Hocuspocus Sie dafür vorbringen werden, mag ich nicht wissen; aber soviel ist gewiß, Sie bringen mich schließlich immer dazu, daß ich seine Partie nehmen muß, als ob ich der Vater wäre, nicht Sie.
– O ja, lassen Sie Sich Zeit, Sie werden Sich schon herausreden! Ich werde Ihnen keine Zeit lassen, ich mag Nichts wissen von Ihrer tüfteligen Vertheidigung! Schwarz ist Weiß, wenn nach Ihnen ginge. Das läßt mich sehr ruhig, es ist doch Schwarz trotz alledem. Sie würden durch Ihre Reden neunzehn aus dem Dutzend herausbringen! Ich werde noch mit der heutigen Post an meinen Freund schreiben und Ja sagen in Franks Interesse.
Dies waren die vorhergehenden Umstände, unter denen Mr. Francis Clare nach dem Norden von England ging, um in einem Alter von siebzehn Jahren in die Welt zu treten als zukünftiger Kunstbaumeister.
Von Zeit zu Zeit machte Mr. Vanstones Freund Ersterem Mittheilungen über den neuen Schützling. Frank erhielt das Lob eines ruhigen, anständigen, strebsamen jungen Menschen, aber es wurde auch berichtet, daß er nur langsam die Anfangsgründe der Ingenieurkunst begreife. Andere Briefe von späterem Datum schilderten ihn als vorschnell an sich selbst Verzweifelnd. Man habe ihn aus diesem Grunde nach einer im Baue begriffenen neuen Eisenbahn geschickt, um zu sehen, ob Wechsel des Ortes ihn vorwärts bringen könnte, und es sei denn auch dieser Versuch in jeder Beziehung erfolgreich ausgefallen, nur wohl nicht hinsichtlich seiner Berufsarbeiten, die immer noch langsame Fortschritte machten. Weitere Nachrichten zeigten seine Abreise an der Seite eines zuverlässigen Bauführers nach einigen öffentlichen Bauten in Belgien an, deuteten den allgemeinen Vortheil an, den er augenscheinlich von dieser neuen Stellung habe, rühmten seine ausgezeichnete Führung und Geschicklichkeit, welche sich ganz besonders nützlich erweise zur Erleichterung des geschäftlichen Verkehrs mit den Ausländern, übergingen aber die Hauptfrage, seine gegenwärtigen Fortschritte in der Wissenschaft, mit geheimnißvollem Stillschweigen. Diese Berichte und viele andere, welche ähnlich lauteten, wurden alle von Franks väterlichem Freunde Franks leiblichem Vater gewissenhaft zur Beachtung vorgelegt. Bei jeder Gelegenheit triumphierte Mr. Clare über Mr. Vanstone, und stritt sich Mr. Vanstone mit Mr. Clare.
– Eines schönen Tages werden Sie wünschen, jene Wette nicht gemacht zu haben, sagte der cynische Philosoph.
– Eines schönen Tages werde ich Gott sei Dank die Genugthuung haben, Ihre Guinee in die Tasche zu stecken, rief sein warmblütiger Freund.
Zwei Jahre waren so seit Franks Abreise vergangen. Noch ein Jahr später, und der Erfolg sprach für sich selbst und erledigte die Frage.
Zwei Tage nach Mr. Vanstones Rückkehr von London wurde er von der Frühstückstafel abgerufen, bevor er Zeit gehabt hatte, einen Blick auf die mit der Frühpost gekommenen Briefe zu werfen. Indem er sie alle in eine der Taschen seines Jagdkollers steckte, nahm er später im Laufe des Tages, wo sich Gelegenheit dazu fand, eine Handvoll heraus. Diese Handvoll Umfaßte den ganzen Briefwechsel mit einer einzigen Ausnahme, und diese Ausnahme war ein Schlußbericht von dem Baumeister, welcher ihm anzeigte, daß die Beziehungen zwischen ihm und seinem Schützling zu Ende seien, und daß Frank sofort in seines Vaters Haus zurückkehren werde.
Während noch diese wichtige Anmeldung, ohne daß Jemand eine Ahnung davon hatte, ruhig in Mr. Vanstones Tasche steckte, war schon der Gegenstand derselben auf der Heimreise unterwegs, so schnell die Eisenbahn ihn nur bringen konnte. Um halb elf Uhr in der Nacht, als Mr. Clare einsam studierend über seinen Büchern und bei seinem grünen Thee saß, neben sich zur Gesellschaft seine schwarze Lieblingskatze, hörte er Schritte auf dem Gange, die Thür ging auf, und Frank stand vor ihm.
Gewöhnliche Menschen wären darüber erstaunt gewesen. Allein die Ruhe des Philosophen war durch eine solche Kleinigkeit, als die unerwartete Rückkehr seines ältesten Sohnes war, nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er hätte nicht mit größerer Gelassenheit von seinem gelehrten Folianten aufblicken können, wenn Frank erst drei Minuten, statt drei Jahre abwesend gewesen wäre.
– Gerade wie ich es voraus gesagt hatte, sagte Mr. Clare. Unterbrich mich nicht mit Erklärungen und erschrecke die Katze nicht. Wenn etwas zu essen in der Küche ist, so nimm es und geh zu Bett. Morgen kannst Du hinüber nach Combe-Raven gehen und Mr. Vanstone Folgendes ausrichten:
– Grüße vom Vater, mein Herr, und ich bin wieder in Ihre Hände zurückgekommen wie ein schlechter Schilling, wie er immer von mir vorausgesagt habe. Er behält seine Guinee und nimmt Ihre fünf und hofft, Sie werden sich ein andermal merken, was er sagt.
– Das ist Dein Auftrag. Mache die Thüre hinter Dir zu. Gute Nacht.
Unter solchen traurigen Aussichten erschien Mr. Francis