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ist eine sehr hübsche Geschichte, die ich im Sinn behalten werde, um sie in den Abendstunden zu erzählen,« sagte das Vogelmädchen, das Sabina immer am Arm hielt.

      »Prinz Percinet,« rief Lady G***, ihren andern Arm unter den Leonce’s schiebend und mit ihm der sie erwartenden Kutsche zueilend, »Sie sind mein guter Genius und ich überlasse mich Ihrer bewundrungswürdigen Weisheit.«

      »Ich hoffe,« sagte der Pfarrer, mit Sabina den Rücksitz der Wurst einnehmend, während Leonce und Magdalena sich ihnen gegenüber setzten, »daß wir nach St. Apollinaire umkehren werden? Ich bin überzeugt, daß meine Pfarrkinder meiner jetzt schon um eines Sacramentes willen bedürfen.«

      »Ihr Wille geschehe, lieber Pfarrer,« antwortete Leonce, seinem Jockey Befehle gebend.

      »Ei was!« sagte Sabina nach einigen Augenblicken, wir kehren den gleichen Weg zurück und sollen die nämlichen Orte wieder sehen?«

      »Seien Sie ruhig,« antwortete Leonce, auf den Pfarrer deutend, der bei einem paarmaligen Umschwung der Wagenräder schon tief eingeschlafen war. »Wir gehen hin, wo’s uns beliebt. Wende rechts,« sagte er zu dem jungen Automedon, »und fahre, wohin ich Dir zuerst gesagt habe.«

      Der Junge gehorchte und der Pfarrer schnarchte.

      »Ei, das ist ja was Allerliebstes,« sagte Sabina, in Lachen ausbrechend; »die Entführung eines alten, brummenden Pfarrers, das ist neu, und ich sehe endlich ein, welch’ ein Vergnügen seine Anwesenheit uns verschaffen konnte. Wie er überrascht sein, wie er poltern wird, wenn er zwei Stunden von hier erwacht!«

      »Der Herr Pfarrer ist mit seinen Reiseempfindungen noch nicht am Ende, und Sie deßgleichen, Madame!« antwortete Leonce.

      »Laß sehen. Kleine, erzähle mir Deine Geschichte und beichte mir Deine Sünde,« sagte Sabina, mit unwiderstehlicher Anmuth die beiden Hände des in der Kutsche gegenübersitzenden Vogelmädchens ergreifend. »Leonce, horchen Sie nicht hin, das sind Frauengeheimnisse.«

      »O! seine Gnaden können es schon hören,« antwortete Magdalena mit Zuversicht. »Meine Sünde ist nicht so groß und mein Geheimniß kein so arges, daß ich nicht nach Herzenslust darüber reden könnte. Wenn der Herr Pfarrer nicht die Gewohnheit hätte, mich bei jedem Wort meiner Beichte zu unterbrechen, um mich zu schelten, statt mich anzuhören, so hätte er keinen solchen Zorn auf mich oder würde mir wenigstens begreiflich machen, was ihn so sehr ärgert. Ich habe einen guten Freund, Hoheit,« fügte sie, sich an Sabina wendend hinzu. »Das ist die ganze Geschichte.«

      »Den Ernst davon zu ermessen, ist nicht so leicht, wie man denkt,« sagte Lady G*** zu Leonce. »So viel Unschuld macht uns über die Fragen verlegen.«

      »Nicht so gar, wie Sie glauben,« antwortete er. »Sage, Magdalena, liebt er Dich sehr?«

      »Er liebt mich so sehr, als ich ihn liebe.«

      »Und Du, liebst Du ihn nicht allzusehr?« hob Lady G*** wieder an.

      »Allzusehr?« rief Magdalena; »das ist mir eine drollige Frage! Ich liebe so sehr ich kann und weiß nicht, ob das zu viel oder nicht genug ist.«

      »Wie alt ist er?« sagte Leonce.

      »Ich weiß nicht; er hat es mir gesagt, allein ich erinnere mich nicht mehr. Er ist wenigstens . . . warten Sie, zehn Jahre älter als ich. Ich bin vierzehn Jahr alt, das würde wenigstens vierundzwanzig oder fünfundzwanzig Jahre ausmachen, nicht wahr?«

      »Dann ist die Gefahr nicht groß. Du bist zu jung, um schon zu heiraten, Magdalena.«

      »Um ein oder zwei Jahre zu jung. Dieser Uebelstand wird sich bald geben.«

      »Dein Geliebter muß aber ungeduldig werden?«

      »Nein, er sagt Nichts davon.«

      »Desto schlimmer! Und Du, bist Du eben so ruhig?«

      »Ich muß wohl, ich kann der Zeit nicht Flügel leihen, wie ich bei den Vögeln thue.«

      »Und Ihr gedenkt Euch zu heiraten?«

      »Das weiß ich eben nicht, wir haben noch nicht davon gesprochen.«

      »Du für Dich denkst also nicht daran?«

      »Noch nicht, da ich zu jung bin.«

      »Und wenn er Dich nicht heiratete?« sagte Lady G***

      »O! das ist unmöglich, er liebt mich.«

      »Schon lange?« hob Sabina wieder an.

      »Seit acht Tagen.«

      »Oime!« sagte Leonce, »und Du bist seiner schon so sicher?«

      »Natürlich, weil er mir gesagt hat, er liebe mich!«

      »Und Du glaubst somit Allen, die Dir von Liebe sprechen?«

      »Bisher hat er allein mir davon gesprochen und er ist auch der Einzige, dem ich in meinem Leben glauben werde, weil er der ist, den ich liebe.«

      »Ach! Pfarrer,« sagte Sabina, einen Blick auf den eingeschlafenen Polterer werfend, »das, was Ihr nie begreifen werdet, ist der Glaube, ist die Liebe!«

      »Nein, Madame,« entgegnete das Vogelmädchen, »er kann es nicht begreifen, er. Erstlich sagt er, Niemand kenne meinen Geliebten und er müsse ein schlechtes Subject sein. Das ist ganz einfach; er ist fremd, er reist durch unser Land; er hat weder Verwandte noch Freunde, die sich seiner annehmen; er blieb in der Gegend, weil er mich gesehen hat und ich ihm gefallen habe. Somit bin ich es allein, die ihn kennt, und sagen kann: Er ist ein ehrlicher Mann. Der Herr Pfarrer will, er solle fortgehen und droht, ihn durch die Gensdarmen fortjagen zu lassen. Ich, ich verberge ihn, und das ist wieder ganz einfach.«

      »Und wo verbirgst Du ihn?«

      »In meiner Hütte.«

      »Hast Du Eltern?«

      »Ich habe einen Bruder, der, mit Ihrer Erlaubniß, Schmuggler ist . . . man darf es aber nicht sagen, nicht einmal dem Herrn Pfarrer.«

      »Und in Folge dessen bringt er die Nächte im Gebirge und die Tage mit Schlafen zu, nicht wahr?« hob Leonce wieder an.

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      1

      Schon lächelt der Himmel,

      Schon stralt die Morgenröthe,

      . . . Und Du schlummerst noch fest?

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