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Pauline. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Pauline
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Beim Postmeister in Dives angekommen, der auch zugleich Maire war, fand ich die Gend'armerie vor der Türe versammelt und die ganze Stadt in Aufruhr. Ein neuer Mord war begangen worden und diesmal mit einer beispiellosen Kühnheit. Die Gräfin von Beuzeval, erst vor einigen Tagen von Paris angekommen, war im Park des Schlosses, welches sie mit dem Grafen und einigen seiner Freunde bewohnte, ermordet worden. – Verstehst du? – Pauline. . . die Dame, welche ich geliebt hatte und deren Andenken, in meinem Herzen wieder erwacht, ganz in demselben lebte. . . Pauline, ermordet,. . . ermordet, während der Nacht, im Parke ihres Schlosses, als ich mich gerade in der daran stoßenden Abtei befand, ungefähr 500 Schritte von ihr entfernt. Es war kaum glaublich. . . . Doch plötzlich erinnerte ich mich wieder an jene Erscheinung, an jene Türe, jenen Menschen; ich war im Begriff, zu sprechen, Alles zu erzählen, als mich, ich weiß nicht welches, Vorgefühl davon abhielt. Noch hatte ich nicht genug Gewißheit und beschloß, bevor ich etwas entdecke, meine Forschungen zu beendigen. —
Die Gensd'armes, welche bereits um 4 Uhr Morgens Nachricht von dem Morde erhalten hatten, suchten den Maire, den Friedensrichter und zwei Ärzte, um das Protocoll aufzunehmen. Der Maire und der Friedensrichter waren bereit, aber einer der beiden Ärzte war in Angelegenheiten seiner Praxis abwesend und konnte der Einladung,der Behörde nicht folgen. Ich hatte früher in der Charité Anatomie studiert, so weit sie für meine Kunst, die Malerkunst, mir von Nutzen sein konnte und erbot mich, als ein der Chirurgie Beflissener die Stelle des abwesenden Arztes auszufüllen. Aus Mangel eines bessern wurde ich angenommen und wir reisten nach dem Schlosse Burcy ab. Mein ganzes Benehmen war instinktmäßig: ich wollte Pauline noch einmal sehen, bevor sich der Deckel des Sarges für immer über ihr schloß, oder ich folgte vielmehr einer inneren Stimme, die mir vom Himmel kam.
Wir kamen im Schlosse an. Der Graf war denselben Morgen noch nach Caen abgereist, um vom dortigen Präfekten die Erlaubnis auszuwirken, die Leiche nach Paris schaffen zu dürfen, wo sich das Familienbegräbnis befand. Er hatte zu seiner Entfernung die Zeit benutzt, in welcher die Justiz ihr Amt mit jener kalten, für den Verzweifelnden so schmerzlichen Förmlichkeit verwaltete.
Einer seiner Freunde empfing und führte uns in das Zimmer der Gräfin. Kaum konnte ich mich aufrecht halten; die Füße zitterten unter mir, mein Herz schlug heftig; ich mußte bleich sein, wie das Opfer des Todes, welches uns erwartete. Wir traten in das Zimmer, das noch ganz mit dem Geruche des Lebens erfüllt war. Ich warf bestürzt den scheuen Blick umher, und bemerkte auf einem Bette eine menschliche Gestalt, welche das über sie gedeckte Tuch deutlich verriet. Jetzt schwand all' mein Mut. Ich lehnte mich an die Türe, während der Arzt mit jener Ruhe, jener unbegreiflichen Gefühllosigkeit, welche die Gewohnheit endlich mit sich bringt, auf das Bett zuschritt. Er hob das Tuch auf, welches den Leichnam bedeckte, und entblößte den Kopf. – Ich glaubte, noch zu träumen oder mich im Reiche der Zauberei zu befinden. – Der auf dem Bette ausgestreckte Leichnam war nicht der der Gräfin von Beuzeval! – die ermordete Dame, deren Tod wir erweisen sollten, war nicht Pauline!. . .
IV
Es war eine Dame mit blonden Haaren, blauen Augen, weißem Teint und zierlichen Händen; sie war jung und schön, aber es war Pauline nicht.
Die Wunde befand sich in der rechten Seite; die Kugel war zwischen zwei Rippen durchgegangen und hatte das Herz so durchbohrt, daß ein augenblicklicher Tod erfolgt sein mußte. Alles dieß war ein so sonderbares Geheimnis, daß ich mich ganz darin verlor. Ich wußte nicht, auf wen ich meinen Verdacht richten sollte, aber so viel stand fest, daß diese Frau, welche ihr Gemahl für tod erklärte, nicht Pauline war und man unter deren Namen eine Fremde begraben wollte.
Ich weiß nicht, was ich eigentlich bei der ganzen chirurgischen Operation nützte, eben so wenig, was ich unter das Protokoll schrieb. Zum Glück schien der Arzt von Dives seine Überlegenheit über einen Studierenden und den Vorrang der Provinz gegen Paris beweisen zu wollen. Er versah alle Geschäfte allein und verlangte von mir nichts, als die Unterzeichnung. Die Operation dauerte beinahe zwei Stunden. Nachher begaben wir uns in den Speisesaal, wo einige Erfrischungen für uns bereit standen. Während meine Gefährten der höflichen Einladung entsprachen, und sich zu Tische setzten, lehnte ich mich an das Kreuz eines Fensters, welches die Aussicht in's Freie gewährte. Eine Viertelstunde mochte ich so gestanden haben, als ein Reiter, mit Staub bedeckt, im Galopp in den Hof Jagde, vom Pferde sprang, und, ohne sich darum zu kümmern, ob Jemand da wäre, der es in Empfang nähme, nach der Treppe eilte. – Eine Überraschung folgte bei mir der andern; dieser Mann, den ich nur halb gesehen hatte, wurde, obgleich er die Kleider gewechselt hatte, doch augenblicklich von mir erkannt. Es war derselbe, den ich aus dem Gewölbe kommen sah, es war der Mann mit den blauen Beinkleidern, mit dem Spaten und Jagdmesser. Ich rief einen Bedienten zu mir und fragte ihn, wer der eben angekommene Kavalier sei,. »Es ist unser Herr, erwiderte er mir, der Graf von Beuzeval, der eben von Caen zurückkommt, wohin er gereist war, um die Erlaubnis nachzusuchen, die Leiche nach Paris bringen zu dürfen. Ich fragte ihn ferner, ob er gesonnen sei, bald dahin aufzubrechen? »Heute noch, antwortete er, der Wagen, welcher den Leichnam der Frau Gräfin transportieren soll, steht bereit, und die Postpferde sind um 5 Uhr bestellt. Beim Herausgehen aus dem Speisesaale vernahmen wir Hammerschläge. Es war der Tischler, der den Sarg schloß. – Alles geschah in gehöriger Ordnung, aber, wie man sah, in großer Eile.
Ich reiste von Dives ab. Um 3 Uhr war ich in Pont l'Evêque, um 4 Uhr in Trouville. —
Mein Entschluß für diese Nacht war gefaßt. Ich wollte mir selbst Auskunft verschaffen und, im Fall mein Plan nicht gelänge, den andern Tag Alles anzeigen und es dann der Polizei überlassen, die Sache weiter zu verfolgen.
Das Erste, was ich demnach nach meiner Rückkehr that, war, daß ich eine Barke mietete und zwar diesmal mit zwei Männern, die sie leiten sollten. Dann ging ich in mein Zimmer, steckte ein Paar gute Doppelpistolen in meinen Gürtel, knöpfte meinen Palletot darüber, um meiner Wirtin diese schrecklichen Vorbereitungen zu verbergen. In die Barke ließ ich eine Fackel und ein Brecheisen bringen und stieg dann selbst, mit meiner Flinte bewaffnet, ein, indem ich als Vorwand meines Ausflugs den Wunsch äußerte, Möwen und Taucher schießen zu wollen.
diesmal war der Wind günstig. In weniger als 3 Stunden waren wir auf der Höhe der Mündung der Dive. Da angekommen befahl ich meinen Matrosen, bis zum gänzlichen Einbruch der Nacht anzuhalten. Nachdem Alles finster war, ließ ich nach der Küste zusteuern und landete.
Nun gab ich meinen Leuten die letzte Instruction. Sie sollten mich in einer Felsenhöhle erwarten. Einer um den Andern Wache halten und bereit sein, auf den ersten Wink abzureisen. Im Fall ich vor Tagesanbruch nicht zurück wäre, sollten sie nach Trouville eilen und dem Maire ein versiegeltes Packet übergeben. Dieß enthielt die von mir niedergeschriebene und unterzeichnete Anzeige, die Angabe der näheren Umstände der Expedition, die ich zu machen im Begriff war, und die Bezeichnung des Orts, wo man mich tot oder lebendig wieder finden würde. Nachdem ich so meine Vorsichtsmaßregeln genommen hatte, hing ich die Flinte über, nahm die Fackel, das Brecheisen und ein Feuerzeug mit, um nötigen Falls Feuer anzünden zu können, und suchte nun den Weg wieder zu finden, welchen ich das erste Mal eingeschlagen hatte.
Bald erkannte ich denselben, stieg den Berg hinauf und die ersten Strahlen des Mondes zeigten mir die Ruinen der alten Abtei. Ich durchschritt die Vorhalle und befand mich, wie das erste Mal, in der Kapelle.
Auch jetzt schlug mir das Herz heftig, aber mehr vor Erwartung, als Furcht. Ich hatte Zeit gehabt, einen festen Entschluß zu fassen, der nicht auf jene physische Aufregung, welche uns für den Augenblick einen tollkühnen Mut einflößt, sondern auf die moralische Reflexion gestützt war, welche unsern Vorsatz weise, aber auch unwiderruflich macht.
Bei dem Pfeiler angekommen, an dessen Fuße ich geschlafen hatte, stand ich einen Augen blick still, um einen Blick auf meine Umgebung zu werfen. Außer dem fortwährenden Rauschen, welches das Atmen des Meeres zu sein scheint, ließ sich kein Geräusch vernehmen. Ich entschloß mich nun, nach einer gewissen Ordnung fortzuschreiten und