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Pauline. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Pauline
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Du begreifst wohl, daß ich keinen Augenblick verlor. Ich warf meinen Palletot über die Schultern und eilte, die Küste zu erreichen. Bald fühlte ich auch die kleinen runden Kieselsteine unter meinen Füßen, welche man Strandsteine nennt und die Grenzen der Fluth bezeichnen. Ich fuhr fort, noch eine Zeitlang aufwärts zu steigen. Der Boden änderte nochmals seine Natur; ich ging durch hohe Kräuter, welche auf den Dünen wachsen. Jetzt hatte ich nichts mehr zu fürchten und hielt an, um auszuruhen.
Es ist ein großartiges Schauspiel, das Meer m der Nacht zu betrachten, während Blitze es beleuchten und der Sturm es peitscht. ES ist das Bild des Chaos, der Zerstörung! Es ist das einzige Element, dem Gott die Macht gegeben hat, sich gegen ihn zu erheben, und mit seinen Wogen seine Blitze zu kreuzen. Der Ozean erschien wie eine Kette sich bewegender Gebirge, mit Gipfeln, die in die Wolken reichen und Thälern, tief wie Abgründe. Bei jedem Donnerschlag schlängelte sich ein bleicher Blitz von diesen Gipfeln herab in jene Abgründe und verschwand in den Schlünden, die sich eben so schnell schlössen, als sie sich geöffnet hatten. Ich betrachtete mit Schrecken und Neugierde dieß wunderbare Schauspiel, welches Vernet gern zu sehen wünschte und ohne Nutzen von dem Maste aus betrachtete, an welchem er sich hatte festbinden lassen; denn nie wird ein menschlicher Pinsel dieses erstaunlich großartige und schrecklich-majestätische Schauspiel nachbilden! Vielleicht würde ich die ganze Nacht, im Anschauen und Hören vertieft, stehen geblieben sein, hätte ich nicht gefühlt, daß große Regentropfen mir in's Gesicht schlugen. Obgleich noch mitten im September, waren die Nächte doch schon kalt; ich dachte also daran, wo ich wohl Schutz fände gegen den Regen, und erinnerte mich an die Ruinen, welche ich vom Meere aus gesehen hatte. Diese konnten nicht mehr weit von dem Punkte der Küste entfernt sein, auf welchem ich mich befand. Ich fuhr also fort, einen steilen Abhang hinaufzusteigen und gelangte bald auf eine Ebene. Immer fortschreitend bemerkte ich in der Ferne eine dunkle Masse, die ich nicht genau unterscheiden konnte, die aber, was sie auch sein mochte, mir jedenfalls ein Obdach gewähren sollte. Endlich erglänzte ein Blitz und bei seinem Schein bemerkte ich die verfallene Halle einer Kirche; ich trat ein und befand mich in einem alten Kloster. Nun suchte ich nach einem Orte, der am wenigsten beschädigt war und setzte mich endlich in einen Winkel an dem Fuße eines Pfeilers nieder, entschlossen, den Anbruch des Tages hier zu er warten, denn ich kannte die Küste noch zu wenig, um bei diesem Wetter zu wagen, eine menschliche Wohnung aufzusuchen. Über dem hatte ich auf Jagden in der Vendée und in den Alpen wohl zwanzig Nächte in bretagneschen Strohhütten und schweizer Sennhütten schlechter verbracht als diese. Das Einzige, was mich beunruhigte, war ein gewisses Knurren des Magens, welches mich erinnerte, daß ich seit zehn Uhr Morgens nichts genossen hatte. Doch fiel mir ein, daß ich Madame Oseraie aufgetragen habe, für die Taschen meines Palletot zu sorgen. Eilig griff ich in dieselben und fand, daß meine Wirtin den Auftrag gewissenhaft erfüllt hätte. In der einen Tasche fand sich ein kleines Brod, in der andern eine Flasche Rum. Das war ein den Umständen ganz angemessenes Abendbrot, und kaum hatte ich es genossen, so fühlte ich eine wohltätige Wärme sich durch meine Glieder verbreiten, die schon zu erstarren begannen. Mein Geist, der in der Erwartung einer hungrigen Nachtwache eine etwas traurige Färbung angenommen hatte, erheiterte sich sogleich wieder, nachdem das Bedürfnis des Körpers befriedigt war. Ich fühlte, durch die Anstrengung des Tages ermüdet, eine Anwandlung von Schlaf, wickelte mich in meinen Palletot, lehnte mich an den Pfeiler und schlief, eingewiegt durch das Tosen des Meeres, welches sich an der Küste brach, und durch das Pfeifen des Windes, der sich in den Ruinen verfing.
Ich mochte ungefähr zwei Stunden geschlafen haben, als ich durch das Geräusch einer Türe geweckt wurde, die in ihren Angeln knarrte und an die Wand schlug. Ich riß die Augen groß auf, wie man zu tun pflegt, wenn man aus einem unruhigen Schlafe gestört wird, erhob mich schnell und versteckte mich instinktmäßig hinter einen Pfeiler. Aber, so viel ich mich auch umsah, ich sah und hörte nichts. Indessen blieb ich nichts desto weniger auf meiner Hut, überzeugt, daß das Geräusch, welches mich geweckt hatte, keine Täuschung eines Traumes sei,.
III
Der Sturm hatte sich gelegt, und obgleich der Himmel noch mit schwarzen Wolken bedeckt war, so erglänzte doch bisweilen ein Mondstrahl durch dieselben. Während eines solchen hellen Zwischenraums, den die Finsternis jedoch bald wieder verdrängte, wandte ich meine Augen von der Türe ab, deren Knarren ich gehört zu haben glaubte, um meine nächsten Umgebungen zu betrachten. So viel ich trotz der Finsternis bemerken konnte, befand ich mich in einer alten verfallenen Abtei und zwar, den noch stehenden Resten nach zu urteilen, in der Kapelle derselben. Zu meiner Rechten und Linken liefen die beiden Korridore des Klosters hin, durch niedrige gewölbte Bogen gestützt, während vor mir einige zerbrochene, platt auf der Erde liegende, von Gras überwachsene Steine den kleinen Friedhof bezeichneten, auf welchem die früheren Bewohner des Klosters, am Fuße eines alten, wandelbaren, seines Christusbildes beraubten Kreuzes, von den Mühen, des Lebens ausruhten.
Du weißt es, fuhr Alfred fort, und Jeder, auch der Kühnste, wird zugeben, daß die äußeren Zustände des Körpers einen bedeutenden Einfluß auf die Seelentätigkeit ausüben. Kaum dem fürchterlichen Sturme entronnen, war ich halb erstarrt in diese mir gänzlich unbekannte Ruine gekommen und endlich, von Müdigkeit überwältigt, in einen unruhigen Schlaf gefallen, aus welchem mich ein in dieser Einsamkeit ungewöhnliches Geräusch erweckte. Bei meinem Erwachen endlich sah ich mich auf dem Schauplatze des Raubens und Mordens, wodurch seit zwei Monaten die ganze Normandie in Schrecken gesetzt wurde; ich war allein, ohne Waffen und, wie ich dir sagte, in einer Gemütsstimmung, welche, durch die vorhergegangenen Anstrengungen des Körpers hervorgerufen, die erschlaffte geistige Tätigkeit behinderte, ihre gewöhnliche Energie wieder zu gewinnen. Du wirst es daher auch gar nicht ungewöhnlich finden, daß alle die Erzählungen, die ich am Kamine meiner Wirtin gehört hatte, in meinem Gedächtnisse wieder erwachten, und daß ich unbeweglich hinter meinem Pfeiler stehen blieb, anstatt mich niederzulegen und wieder zu schlafen. Über dem war ich überzeugt, daß ein von Menschen ausgehendes Geräusch mich aus dem Schlafe gestört hatte. Meine Augen wandten sich unwillkürlich von den langen finstren Korridoren immer wieder nach jener in die Mauer eingefügten Türe durch welche, meiner Überzeugung nach, Jemand gegangen sein mußte. Wohl zwanzig Mal war ich Willens, hinzugehen und an dieser Türe zu horchen, ob nicht irgend ein Geräusch meine Vermutung bestätige, allein ich mußte, um dahin zu gelangen, einen Raum überschreiten, den der Mond ganz erhellte. Dann konnten ja aber auch Andere, so gut wie ich, in dieser Klosterruine eine Zuflucht gesucht haben und sich vor meinen Blicken ebenso wohl verborgen halten wollen, als ich mich vor den ihrigen, indem sie im Dunkeln blieben und sich ruhig verhielten. Gleichwohl verbreitete sich in der folgenden Viertelstunde eine solche Ruhe und Stille über die Einöde, daß ich mich entschloß, den nächsten Augenblick, in welchem eine Wolke den Mond bedecken würde, zu benutzen, um den mich von jener Vertiefung trennenden Raum von 15 – 20 Schritten zu überschreiten und an der Türe zu horchen. Dieser Augenblick ließ sich nicht lange erwarten. Der Mond verbarg sich alsbald und es trat eine so tiefe Finsternis ein, daß ich ohne Gefahr meinen Entschluß ausführen zu können glaubte. Ich entfernte mich also von meinem Pfeiler, an dem ich bis jetzt, gleich einer gotischen Verzierung, wie angeheftet gelehnt hatte, und mit verhaltenem Atem, von Pfeiler zu Pfeiler schleichend