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Gabriele. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Gabriele
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Wie so?« sagte die Marquise mit zunehmender Theilnahme.
»Ja, ich halte es für meine Pflicht,« fuhr die Priorin ernst und mit fast strengem Tone fort, »Ihnen ganz die Wahrheit zu sagen. Auf dem Lande allein herangewachsen, erhielt sie weder gute, noch böse Eindrücke – sie ist eine schöne, aber unausgebildete Natur. Es würde zu weitläufig sein, Ihnen, Frau Marquise, zu erzählen, durch welche wenig vernünftigen Gründe ihre Mutter diese sonderbare Erziehung zu rechtfertigen sucht; aber vor drei Monaten wurde dieses junge Mädchen uns zugeführt, um hier zum heiligen Abendmahle vorbereitet zu werden; sie war in Beziehung auf diesen wichtigen Schritt, dem unmittelbar ihre Verheirathung folgen soll, gänzlich vernachlässigt. Wir zögerten, diesen wichtigen, und bedenklichen Auftrag zu übernehmen, und ohne die inständigen, Bitten eines sehr rechtschaffenen, frommen Mannes, Der jeden seiner Lebestage mit guten Werken bezeichnete, würden wir diese Pensionairin, die übrigens in ihrem Zimmer bleiben und nicht mit unsern andern Schülerinnen verkehren sollte, zurückgewiesen haben.
»Aber von dem zweiten Tage ihres Hierseins an, war sie nicht zu verhindern, sich während der Erholungsstunden mit ihnen zu vereinigen.
»Die Kinder versuchten ihre Kräfte in den gymnastischen Uebungen, die jetzt in allen Erziehungsanstalten eingeführt sind; die Neuangekommene, allein mit ihrer Mutter, die sie zu besuchen gekommen war, beobachtete sie lange mit einem verächtlichen und spöttischen Blicke, darauf flog sie, ohne ein Wort zu sagen, mitten unter sie, theilte mit immer wachsendem Eifer ihre Uebungen und übertraf sie alle in einem so hohen Grade von Kraft und Gewandtheit, daß sie einstimmig den Beifall und die Bewunderung aller erstaunten jungen Pensionärinnen erhielt.
»Sie erhöhte das allgemeine Vergnügen, erfand neue Spiele, neue Uebungen und ihre Heiterkeit theilte sich so sehr Allen mit, daß sie Lehrerinnen und Schülerinnen ohne Ausnahme entzückte. Unterdessen erbat und erhielt ihre Mutter für sie Erlaubniß, an den Spielen, wie an dem Unterrichte, so oft sie es wünschte, Theil nehmen zu dürfen, und ich, Frau Marquise, ich widersetzte mich diesem Wunsche nicht, denn ich hatte erkannt, daß diesem ungestümen, sonderbaren Kinde alles Böse gänzlich fremd war, daß ihre Sitten mehr ungewöhnlich, als gemein waren und ihr Charakter zwar anscheinend heftig, aber dennoch gut und sanft ist. Die Sorgfalt, die ihre erste Abendmahlsfeier, welche sie vor vierzehn Tagen begangen hat, veranlaßte, raubte überdem so viel Zeit, daß wir uns außerdem wenig mit ihrer Ausbildung beschäftigen konnten, die noch sehr viel zu wünschen übrig läßt. Bei ihrer Jugend, denn sie ist kaum sechzehn Jahre alt, obgleich man sie ihrer Erscheinung nach für älter halten möchte, würde das Versäumte wohl nachzuholen sein; – aber – es scheint – daß sie – uns verlassen wird —«
Bei diesen –Worten warf die Priorin einen Blick auf den jungen Mann, der in tiefe Träumereien versunken blieb. »Und ich habe geglaubt, Madame,« fügte sie hinzu, »daß ich es Ihnen und der Ehre Ihres Hauses schuldig sei, Ihnen mitzutheilen, was ich so eben die Ehre hatte, Ihnen zu sagen. Die hier erzogenen jungen Damen gleichen in keiner Hinsicht der, die Sie jetzt gleich wiedersehen werden, weshalb ich vorher Mit Ihnen zu reden wünschte. . . Jetzt, nachdem Sie Diejenige, um welcher willen Sie hierher gekommen sind, so heftig gesehen haben, erlauben Sie mir, Sie um Nachsicht für dieselbe zu bitten und lassen Sie mich selbst zu Gabriele Rémond gehen, um sie vorzubereiten und zu Ihnen zu führen. Ihre Mutter ist zu dieser feierlichen Zusammenkunft hierher gekommen und erwartet dieselbe mit Ungeduld.«
Ein seines Lächeln begleitete diese Worte, mit denen die Priorin das Zimmer verließ.
Der junge Mann, der, wahrend die Priorin sprach, immer bleicher werdend, unbeweglich stehen geblieben war, ging, sobald dieselbe das Zimmer verlassen hatte, langsam nach der zum Hofe führenden Thür, legte die Hand auf den Griff derselben und sagte:
»Leben Sie wohl, meine Mutter!«
»Ist es möglich!« rief die Marquise, schnell zu ihm eilend; »was ist Dir?«
Er blieb einige Augenblicke ungewiß, eine leichte Unzufriedenheit zeigte sich in seinen Mienen; er schien einen geheimen Gedanken aussprechen zu wollen, aber die Folgen eines Geständnisses zu fürchten.
»Rede doch!« sagte seine Großmutter.
Nach einigem Zögern und mit veränderter Miene sagte er sanft und gleichgültig: »Diese Klosterfrau, meine Mutter, hat ganz gewiß einen Theil des Bösen verschwiegen und das Gute übertrieben, um alle Verantwortlichkeit von sich, abzuwälzen. – Dennoch hat sie Ihnen zu verstehen gegeben, daß diese Heirath lächerlich ist und ich – ich will nicht – ich will nicht etwas thun, was lächerlich ist!«
»O Himmel!« sagte die Marquis», ergriffen und entmuthigt auf ihren Stuhl zurücksinkend; »Du willst nicht?«
»Es ist ein sehr schönes Mädchen! – bewunderungswürdig, schön,« sagte der Graf von Rhinville, bemüht, dem jungen Manne Ideen zu erwecken, die auf einen Mann, von seinem Alter Einfluß haben mußten.
Die Marquise war ganz vernichtet und in schmerzliches Erstaunen aufgelöst; ihr Gesicht war sich nicht mehr ähnlich, ihre Hände zitterten, ihre Gestalt sank zusammen . . . ihr Gedanke bei Tage, ihr Traum bei Nacht – die leidenschaftlich genährte einzige Hoffnung ihres Lebens wurde durch die Worte ihres Enkels mit Vernichtung bedroht.
»Mein Freund!« rief sie, sich zum Grafen wendend, »verstehen Sie, was er sagt? – es ist nicht möglich! – Du willst nicht, mein Sohn? – Du willst nicht? – Wer würde ehemals das zu sagen gewagt haben? Wer würde gewagt haben, sich dem, was das Wohl der Familie erheischte, zu widersetzen?
»O mein Gott! welche Zeit habe ich erleben müssen! denn in meiner Kindheit war gehorchen eine Verpflichtung, welcher die Jugend nie sich zu entziehen wagte; und während ich alt geworden hin, haben die Sitten sich so geändert, daß die Kinder den Gehorsam gegen ihre Eltern kaum noch kennen! Und dennoch, mein Sohn! wünsche ich für mich etwas? Störte, hinderte ich jemals Deine Freuden? War ich es nicht, die Deine Thorheiten enschuldigte. Deine Fehler beschönigte, die es unbemerkbar zu machen suchte, wenn Du die Gesellschaft deiner Großmutter und die edlen Häuser, die Dir offen standen, flohest, um am Ende von Paris Freunde aufzusuchen und gefährliche Verbindungen zu unterhalten, die Deinem Stande wenig angemessen sind? – Und soll ich jetzt Dich, Deinen berühmten Namen in Elend und Schande – versenken sehen?«
Hören Sie auf, meine Mutter!« rief Yves lebhaft, »selbst Sie dürfen solche Worte nicht in meiner Gegenwart aussprechen, ich ertrage es nicht.«
Die ganze nicht achtende und leidenschaftliche Hoheit des Ausdrucks zeigte sich bei diesen Worten auf dem Gesichte des jungen Mannes.
Nachdem Alle einige Minuten geschwiegen hatten, sagte er, wieder sanft und ruhig: »Wenn ich thue, was Sie wünschen, habe ich nichts von der Zukunft zu erwarten.« – Dann nahm er einen Stuhl, setzte sich und sagte mit festem Tone: »Ich bleibe.«
Unter den wohlwollenden Gewohnheiten, die vorzugsweise der seinen Gesellschaft eigen sind, ist auch das Bestreben, den Frieden um sich her zu erhalten, um denselben selbst zu genießen; – so suchte auch der Graf von Rhinville die Unterhaltung jetzt so zu leiten, daß sie die schmerzlichen Eindrücke, welche das Gemüth des jungen Mannes erlitten hatte, verwischen möge.
»Es ist jetzt in Frankreich nichts mehr lächerlich, als die Armuth,« sagte er. »Hörten Sie in den Zirkeln, wo Sie lebten, Herr von Mauléon, nicht, wenn man sich nach Jemand erkundigt«, immer zuerst die Frage:
»Was hat er?«
»In den Zirkeln, wo wein Enkel hätte leben müssen,« sagte die Marquise, bedurfte es, um Jemand aufzunehmen, nur einer befriedigenden Antwort der Frage:
»Wer ist er?«
»Es gibt vielleicht auch Zirkel,« sagte der junge Mann mit nachdenkender Miene, langsam, wie zu sich selbst, »wo, ehe man einen Unbekannten aufnimmt, man erst fragt:
Was hat er gethan? wo man nach dem Verdienst classificirt wird, wo das Talent den Vorrang hat. Diese Gesellschaft, wenn sie besteht, ist die einzige, wo das Leben einigen Werth haben kann, wo ohne Zweifel das Glück gefunden wird, welches weder durch Eitelkeiten noch durch Lustbarkeiten