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– ich muß ihr alles erzählen … sie ist wirklich so lieb.«

      »Gut, fahr hin, lüge ihr was vor! Hier ist deine Mütze!«

      »Nein, Bruder, so darfst du von ihr nicht sprechen; damit kränkst du, ich darf wohl sagen, mich selbst. Sie ist so lieb.«

      »Gut, scher dich zu ihr!«

      »Ja, Bruder, ich fahre gleich zu ihr; verzeih, daß ich nicht bleiben kann. Ich täte es herzlich gern, aber ich kann es nicht.« Der Schwager wiederholte »Was meinst du, Bruder«, sagte Nosdrjow, das Kartenspiel seitlich zusammendrückend, so daß die Umhüllung zerriß und absprang. »Zum bloßen Zeitvertreib! Ich halte die Bank mit dreihundert Rubeln!«

      Tschitschikow tat aber so, als ob er nichts gehört hätte, und sagte plötzlich, als sei es ihm erst eben eingefallen: »Ach ja, daß ich es nicht vergesse: ich habe eine Bitte an dich.«

      »Was für eine Bitte?«

      »Gib mir erst dein Wort, daß du sie erfüllen wirst.«

      »Was ist das für eine Bitte?«

      »Gib mir erst das Wort!«

      »Gern!«

      »Dein Ehrenwort?«

      »Mein Ehrenwort.«

      »Es ist folgende Bitte: du wirst wohl viele verstorbene Bauern haben, die in den Revisionslisten noch nicht gestrichen sind?«

      »Gewiß habe ich welche; was willst du mit ihnen?«

      »Übertrage sie auf meinen Namen.«

      »Was brauchst du sie?«

      »Ich brauche sie eben.«

      »Wozu?«

      »Ich brauche sie … es ist schon meine Sache – mit einem Worte, ich brauche sie.«

      »Du hast sicher etwas ausgeheckt. Gestehe nur, was!«

      »Was soll ich ausgeheckt haben? Mit einem solchen Dreck kann man doch nichts anfangen.«

      »Was brauchst du sie dann?«

      »Ach, bist du neugierig! Jeden Dreck mußt du mit der Hand betasten und auch noch mit der Nase beschnüffeln!«

      »Warum willst du es mir dann nicht sagen?«

      »Was nützt es dir, wenn ich es dir sage? Es ist ganz einfach so eine Laune von mir.«

      »Also hör': wenn du es mir nicht sagst, tu ich es einfach nicht.«

      »Nun siehst du es, das ist unehrlich von dir: zuerst gibst du mir das Wort, und jetzt willst du auf einmal nicht mehr.«

      »Gut, wie du willst, aber ich tue es nicht, ehe du mir gesagt hast, wozu du sie brauchst.« – Was soll ich ihm nun sagen? – dachte sich Tschitschikow. Nach kurzer Überlegung erklärte er ihm, daß er die toten Seelen brauche, um sich Gewicht in der Gesellschaft zu verschaffen; er habe keine großen Besitztümer und möchte darum wenigstens einige Seelen haben.

      »Du lügst, du lügst!« sagte Nosdrjow, ihn nicht aussprechen lassend. »Du lügst, Bruder!«

      Tschitschikow merkte selbst, daß seine Erfindung nicht ganz geschickt und seine Ausrede recht schwach war. »Nun will ich dir die Wahrheit sagen,« verbesserte er sich, »aber erzähle es bitte nicht weiter. Ich habe die Absicht, mich zu verheiraten; du mußt aber wissen, daß die Eltern meiner Braut höchst ehrgeizige Menschen sind. Eine schwierige Sache, ich bin nicht mehr froh, daß ich mich eingelassen habe. Sie wollen nämlich unbedingt, daß der Bräutigam nicht weniger als dreihundert Seelen habe, mir fehlen aber beinahe hundertundfünfzig daran … «

      »Du lügst, du lügst!« rief wieder Nosdrjow.

      »Nein, jetzt habe ich nicht einmal so viel gelogen«, sagte Tschitschikow und zeigte mit dem Daumen auf ein winziges Endchen seines kleinen Fingers.

      »Ich setze meinen Kopf ein, daß du lügst!«

      »Das ist schließlich eine Beleidigung! Was bin ich denn eigentlich? Warum muß ich unbedingt lügen?«

      »Ich kenne dich ja durch und durch: du bist ein großer Spitzbube, laß es dir in aller Freundschaft sagen! Wäre ich dein Vorgesetzter, so ließe ich dich auf dem ersten besten Baum aufhängen.«

      Tschitschikow fühlte sich durch diese Bemerkung verletzt. Jede einigermaßen rohe und unanständige Bemerkung war ihm unangenehm. Er liebte es sogar nicht, sich von irgendwem familiär behandeln zu lassen, höchstens nur von einer Person, die in hohem Range stand. Darum fühlte er sich jetzt äußerst schwer gekränkt.

      »Bei Gott, ich ließe dich aufhängen«, erwiderte Nosdrjow. »Ich sage es dir ganz aufrichtig, nicht um dich etwa zu beleidigen, sondern einfach aus Freundschaft.«

      »Alles hat seine Grenzen«, sagte Tschitschikow mit großer Würde. »Wenn du mit ähnlichen Redensarten paradieren willst, so geh' bitte in eine Kaserne.« Dann fügte er hinzu: »Wenn du sie mir nicht schenken willst, so verkaufe sie mir.«

      »Ja, verkaufen! Ich kenne dich ja, du bist ein Schuft und wirst mir nicht viel geben wollen.«

      »Ach, auch du bist gut! Schau: sind sie etwa aus Diamanten?«

      »Nun haben wir es. Ich kenne dich doch!«

      »Aber höre einmal, Bruder, was ist das für eine jüdische Geldgier! Du müßtest sie mir doch einfach schenken.«

      »Gut, also hör': um dir zu zeigen, daß ich durchaus kein Filz bin, will ich von dir für sie nichts verlangen. Wenn du mir den Hengst abkaufst, so kriegst du sie umsonst als Zugabe.«

      »Aber erlaube mal, was brauche ich den Hengst?« sagte Tschitschikow, der über diesen Vorschlag tatsächlich sehr erstaunt war.

      »Was du ihn brauchst? Ich habe für ihn zehntausend Rubel bezahlt und lasse ihn dir für viertausend.«

      »Aber was soll ich mit dem Hengst? Ich habe doch kein Gestüt.«

      »Höre doch, du verstehst mich noch immer nicht: ich verlange von dir bloß dreitausend, und die übrigen tausend kannst du mir später einmal bezahlen.«

      »Ich brauche keinen Hengst, Gott sei mit ihm!«

      »Dann kaufe mir die hellbraune Stute ab.«

      »Ich brauche auch die Stute nicht.«

      »Für die Stute und für den grauen Gaul, den du bei mir gesehen hast, will ich von dir bloß zweitausend verlangen.«

      »Aber ich brauche keine Pferde.«

      »Du kannst sie doch immer verkaufen: auf dem ersten besten Jahrmarkt zahlt man dir für sie dreimal soviel.«

      »Verkauf sie dann selbst, wenn du überzeugt bist, daß man dir das Dreifache gibt.«

      »Ich weiß, daß ich das Dreifache kriege, aber ich möchte, daß du das Geschäft machst.«

      Tschitschikow bedankte sich für die freundschaftliche Gesinnung und verzichtete endgültig wie auf den grauen Gaul so auch auf die hellbraune Stute.

      »Nun, so kauf mir ein Paar Hunde ab. Ich will dir ein Paar verkaufen, daß es dich kalt überläuft! Schnauzbärte haben sie, die Haare stehen wie die Borsten, die Wölbung der Rippen ist einfach erstaunlich. Die Pfoten sind so zusammengeballt, daß sie kaum den Boden berühren!«

      »Was brauche ich die Hunde? Ich bin doch kein Jäger.«

      »Aber ich will, daß du Hunde hast. Hör' einmal, wenn du keine Hunde willst, so kaufe mir die Drehorgel ab. Eine herrliche Drehorgel! So wahr ich ein ehrlicher Mensch bin, sie hat mich anderthalb Tausend gekostet; dir lasse ich sie aber für neunhundert.«

      »Was soll ich mit der Drehorgel? Ich bin doch kein Deutscher, der mit so einem Instrument durch die Straßen zieht und bettelt.«

      »Aber das ist doch keine Drehorgel, wie sie die Deutschen haben. Es ist eine richtige Orgel, schau nur her, sie ist ganz aus Mahagoni. Ich will sie dir noch einmal zeigen!« Nosdrjow packte Tschitschikow bei der Hand und schleppte ihn in das andere Zimmer; wie sehr sich Tschitschikow auch mit den Füßen gegen den Boden stemmte und versicherte, daß er die

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