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La San Felice. Александр Дюма
Читать онлайн.Название La San Felice
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Dann richtete er sich auf der Mauer empor und sagte in feierlichem Tone:
»Francesca’s Bräutigam, Du hast noch eine Stunde zu leben!«
Nachdem er dies gesagt, sprang er in Giansimone's Garten hinab und verschwand hinter der Mauer.
Peppino schaute sich um und als er sah, daß er allein war, machte er das Zeichen des Kreuzes und sagte:
»Allmächtiger, in deine Hände befehle ich meinen Geist!«
Dann eilte er seiner Braut und seinem Schwiegervater nach, die sich schon auf dem Wege zur Kirche befanden.
»Wie bleich Du bist!« sagte Francesca zu ihm.
»Mögest Du,« antwortete er, »in einer Stunde nicht noch bleicher sein, als ich jetzt bin.«
Der Gesandte, dem während der Stunde, wo er warten mußte, keine Zerstreuung weiter übrig blieb, als die Bewohner von Itri ihrem Vergnügen oder ihren Geschäften nachgehen zu sehen, folgte mit den Augen dem Brautzuge, bis er ihn an der Ecke der Straße, welche nach der Kirche führte, verschwinden sah.
Als er seinen Blick mit der Zerstreutheit eines Menschen, welcher wartet und den dieses Warten langweilt, nach der entgegengesetzten Seite richtete, glaubte er zu seinem großen Erstaunen am äußersten Ende der Straße von Fondi, das heißt in der Richtung von Rom nach Neapel, französische Uniformen zu gewahren.
Diese Uniformen wurden von einem Brigadier und vier Dragonern getragen, welche einen Reisewagen eskortierten, dessen Gang, obschon es ein Postwagen war, sich nicht nach dem der Pferde, die ihn zogen, richtete, sondern nach dem der Pferde, die ihn eskortierten.
Übrigens sollte die Neugier des Bürgers Garat sehr bald befriedigt werden; der Wagen und seine Escorte kamen auf ihn zu und konnten sich seiner nähern Besichtigung nicht entziehen, mochte nun der Wagen sich begnügen an der Post die Pferde zu wechseln, oder mochten die Reisenden welche er enthielt, in dem Gasthaus einkehren, denn die Post war das erste Haus zu einer Rechten und das Gasthaus stand ihm gegenüber.
Er brauchte aber nicht einmal dieses Anhalten abzuwarten. Als der Brigadier ihn erblickte und die Uniform eines hohen Beamten der Republik erkannte, setzte er sein Pferd in Galopp, sprengte dem Wagen um hundert oder hundertundfünfzig Schritte voran und machte vor dem Gesandten Halt, indem er die Hand an seinen Helm legte und wartete, befragt zu werden.
»Mein Freund,« sagte der Gesandte mit seiner gewöhnlichen Leutseligkeit, »ich bin der Bürger Garat, Gesandter der Republik am Hofe von Neapel, und dies gibt mir das Recht Euch zu fragen, wer die Personen sind, die sich in diesem von Euch eskortierten Reisewagen befinden.«
»Zwei alte Ci-devant-Damen in ziemlich schlechtem Zustand, Bürger Gesandter,« antwortete der Brigadier »und ein Ci-devant, der, wenn er mit Ihnen spricht, sie Prinzessinen nennt.«
»Kennt Ihr die Namen dieser Damen?«
»Die eine heißt Madame Victoire und die andere Adelaide.«
»Ah! ah!« sagte der Gesandte.
»Ja,« fuhr der Brigadier fort, »wie es scheint, waren die Tanten des Tyrannen, welchen man guillotiniert hat. Im Augenblick der Revolution sind sie nach Oesterreich geflohen, von Wien sind sie nach Rom gegangen und in Rom ist es ihnen, als die Republik auch hierhergekommen, Angst geworden, als ob die Republik gegen solche alte Nachthauben Krieg führte! Sie wären daher aus Rom gern eben so entflohen, wie sie aus Paris und Wien entflohen sind, wie ich aber gehört, gab es noch eine dritte Schwester, die älteste, eine ganz gebrechliche alte Dame, welche man Madame Sophie nannte. Diese ist krank geworden und die andern haben sie nicht verlassen wollen, was übrigens ganz hübsch von diesen war. Endlich haben sie den General Berthier um Erlaubniß zum Aufenthalt gebeten – ich langweile Sie aber wohl durch mein Geschwätz, Bürger und Gesandter, nicht wahr?«
»Nein, durchaus nicht, mein wackerer Freund. Im Gegentheil, was Ihr mir da erzählt, interessiert mich in hohem Grade.«
»Nun dann sind Sie nicht schwer zu befriedigen, Bürger Gesandter. Ich wollte also sagen, eine Woche nach Ankunft des Generals Championnet, welcher mich alle zwei Tage hinschickte, um mich nach dem Befinden der Kranken zu erkundigen, wünschten die beiden andern Schwestern, nachdem die kranke gestorben und begraben war, Rom zu verlassen und sich nach Neapel zu begeben, wo sie, wie ich höre, Verwandte haben, die sich in guten Verhältnissen befinden. Dabei aber fürchteten sie unterwegs als verdächtig angehalten zu werden und der General Championnet sagte zu mir: »Brigadier Martin, Du bist ein Mann von Erziehung, Du weißt mit den Frauen zu sprechen. Nimm vier Mann und begleite diese beiden alten Creaturen, welche im Grunde genommen doch Töchter Frankreichs sind, bis über die Grenze. Also, Brigadier Martin, alle mögliche Rücksicht, verstehst Du? Sprich mit ihnen nur in der dritten Person und mit dem Helm in der Hand wie mit Vorgesetzten!« »Aber, Bürger General,« antwortete ich, »wenn nur ihrer zwei sind, wie kann ich dann mit ihnen in der dritten Person sprechen?« Der General lachte über die Albernheit, die ihm entschlüpft war, und sagte: »Brigadier Martin, Du bist noch klüger, als ich glaubte. Es sind drei Personen, mein Freund, nur ist die dritte ein Mann, nämlich der Ehrencavalier der beiden Frauen; man nennt ihn den Graf von Chatillon!« – »Bürger General,« antwortete ich ihm, »ich glaubte, es gäbe keine Grafen mehr.« – »In Frankreich,« entgegnete er, »gibt es allerdings keine mehr, im Ausland aber und besonders in Italien treiben sich hier und da immer noch einige herum.« – »Und, mein General, ich diesen Chatillon Graf oder Bürger nennen?« – »Nenne ihn wie Du willst; ich glaube aber Du wirst ihm sowohl als den Personen, die er begleitet, mehr Vergnügen machen, wenn Du ihn Herr Graf, als wenn Du ihn Bürger – nennst, und da weiter nichts darauf ankommt und Niemanden dadurch ein Unrecht zugefügt wird, so kannst immerhin ganz laut: Herr Graf sagen.« – Und so habe ich es auf dem ganzen Wege gemacht. Es schien dies an wirklich den armen alten Damen zu gefallen und sie sagten: »Das ist ein wohlerzogener junger Mann, mein lieber Graf. Wie heißt Du, mein Freund?« Ich hatte Lust, ihn zu antworten, daß ich auf alle Fälle besser erzogen wäre als sie, da ich ihren Grafen nicht duzte, während sie dies doch mit mir thaten; ich begnügte mich indessen zu entgegnen: »Es ist schon gut, es ist schon gut, ich heiße Martin. Auch haben sie sich während des ganzen Weges, wenn irgend etwas wollten, allemal an mich gewendet und mich einmal über das andere lieber Martin genannt. Sie begreifen aber wohl, Bürger Gesandter, daß dies weiter nichts auf sich haben kann, denn die jüngste der beiden Damen zählt neunundsechzig Jahre.«
»Und bis wie weit hat der General Championnet Euch befohlen, sie zu geleiten?«
»Bis über die Grenze und selbst noch weiter, wenn sie es wünschten.«
»Dann, Bürger Brigadier, habt Ihr eurer Instruction genügt, denn Ihr habt die Grenze passiert und seid hier schon zwei Poststationen über dieselbe hinaus. Uebrigens würde es auch vielleicht mit Gefahr verknüpft sein, noch weiter zu gehen.«
»Für mich oder für die alten Damen?«
»Für Euch.«
»O, wenn es weiter nichts ist, Bürger Gesandter, so so hat dies weiter nichts zu sagen, wissen Sie. Der Brigadier Martin kennt die Gefahr und ist mehr als einmal ihr Bettgenosse gewesen.«
»Hier wäre aber die Gefahr zwecklos und könnte ernste Folgen haben. Ihr werdet daher euren beiden Prinzessinnen mittheilen, daß euer Dienst bei ihnen beendet ist.«
»Aber dann werden sie ein schönes Geschrei erheben, das sage ich Ihnen im Voraus, Bürger Gesandter. Mein Gott, was soll aus den armen Mädchen werden, wenn sie ihren Martin nicht mehr haben? Sehen Sie, sie haben schon bemerkt, daß ich nicht mehr in ihrer Nähe bin, und suchen mich mit ängstlichen Blicken.«
In der That hatte während dieser Unterredung oder während dieser Erzählung – denn die wenigen Worte, welche der Bürger Garat gesprochen, waren in dem Vortrage des Brigadier Martin nur als Fragezeichen zu betrachten – der Wagen der alten Prinzessinnen vor dem Gasthause del Riposo d'Orazio Halt gemacht, und als sie ihren Beschützer in einer eifrigen Conversation mit einer Person sahen, die das Costüm der hohen republikanischen Beamten trug, fürchteten sie, daß irgend ein Complott gegen ihre Sicherheit gesponnen oder Gegenbefehl in Bezug