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La San Felice. Александр Дюма
Читать онлайн.Название La San Felice
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Außerdem hüllte sie sich, wie in einen Mantel, in einen breiten indischen Shawl von schillernden Farben mit Goldblumen, welcher ihr bei den vertrauten Abendgesellschaften der Königin mehr als einmal zur Aufführung jenes Shawltanzes gedient hatte, den sie erfunden und dessen wollüstige, magische Vollkommenheit von keiner anderen Tänzerin erreicht ward.
Später werden wir Gelegenheit finden, den Augen unserer Leser die seltsame Vergangenheit dieser Dame vorzuführen, welcher wir in diesem gewissermaßen nur als Einleitung dienenden Capitel, welchen Platz sie auch in der zu erzählenden Geschichte einnehmen mag, doch blos einen flüchtigen Blick und oberflächliche Aufmerksamkeit widmen können.
Die dritte Gruppe, welche ein Seitenstück zu dieser bildete und sich rechts neben der des Königs befand, bestand aus vier Personen, nämlich aus zwei Männern von verschiedenem Alter, welche über Wissenschaft und Staatsöconomie sprachen, und einer bleichen, träumerischen jungen Frau, welche ein Kind von einigen Monaten in ihren Armen wiegte und an ihr Herz drückte.
Eine fünfte Person, die Niemand anders war als die Amme des Kindes, eine dicke stämmige Bäuerin in der Tracht der Frauen von Aversa, hielt sich in dem Halbschatten versteckt, wo jedoch trotz ihrer Vorsicht die Stickereien ihres mit Goldschnüren besetzten Mieders ihre Gegenwart verriethen.
Der jüngere der beiden Männer, kaum zweiundzwanzig Jahre alt, mit blondem Haar, noch bartlosem Kinn, von in Folge vorzeitiger Trägheit schon stark gewordenem Wuchse, den das Gift später in leichenähnliche Magerkeit verwandeln sollte, in einem himmelblauen, mit Gold gestickten und mit Schnüren überladenen Leibrock, war der älteste Sohn des Königs und der Königin Marie Caroline, der präsumtive Thronerbe Franz, Herzog von Calabrien.
Von Natur von schüchternem, sanftem Charakter, hatte er an den reactionären Gewaltthätigkeiten der Königin Anstoß genommen, und sich der Literatur und den Wissenschaften zugewendet. Er verlangte nichts weiter, als außerhalb der Maschine der Politik zu bleiben, von deren Räderwerk er zermalmt zu werden fürchtete.
Der, mit welchem er sich unterhielt, war ein ernster, kalter Mann von fünfzig bis zweiundfünfzig Jahren, der nicht gerade ein Gelehrter, wie man es in Italien versteht, wohl aber, was zuweilen weit besser ist, ein Wissender war.
Seine ganze Decoration auf dem auch übrigens sehr einfachen Rock bestand in dem Maltheserkreuz, welches zweihundertjährigen, nie unterbrochenen Adel voraussetzte.
Er war auch in der That ein neapolitanischer Edelmann. Er hieß der Chevalier von San Felice und war Bibliothekar des Prinzen und Ehrencavalier der Prinzessin.
Die Prinzessin, mit welcher wir vielleicht hätten beginnen sollen, war jene junge Mutter, welche wir mit kurzen Worten geschildert und die, als ob sie gefühlt hätte, daß sie bald die Erde gegen den Himmel vertauschen sollte, ihr Kind an das Herz drückte.
Auch sie war, wie ihre Schwiegermutter, eine Erzherzogin des Hauses Habsburg. Sie hieß Clementine. Fünfzehn Jahre alt, hatte sie Wien verlassen, um Franz von Bourbon zu heiraten, und mochte nun der Grund dort gelassene Liebe oder hier gefundene Enttäuschung sein, Niemand, selbst nicht ihre Tochter, wenn diese schon alt genug gewesen wäre, um zu verstehen und zu sprechen, hätte erzählen können, daß man sie ein einziges Mal lächeln gesehen.
Blume des Nordens, welkte sie kaum erblüht in der heißen Sonne des Südens.
Ihre Traurigkeit war ein Geheimniß, an welchem sie langsam hinstarb, ohne sich gegen die Menschen oder gegen Gott zu beklagen. Sie schien zu wissen, daß sie verurtheilt war, und als frommes, reines Sühnopfer fügte sie sich in den Spruch, der nicht um ihrer Sünden, sondern um der eines Andern willen über sie gefällt worden.
Gott, welcher die Ewigkeit hat, um gerecht zu sein, erscheint uns zuweilen in geheimnißvollen Widersprüchen, welche unsere sterbliche und ephemere Gerechtigkeit nicht zu begreifen vermag.
Die Tochter, welche sie an ihr Herz drückte und die kaum erst seit einigen Monaten ihr Auge dem Lichte erschloß, war jene zweite Marie Caroline, welche vielleicht die Schwächen, aber nicht die Laster der ersten besaß. Es war die junge Prinzessin, welche sich später mit dem Herzog von Berry vermälte, der unter dem Dolche Louvel's fiel, und welche allein von der älteren Linie der Bourbons eine sympathische Erinnerung und ein ritterliches Andenken in Frankreich zurückgelassen hat.
Und diese ganze Welt von Königen, Prinzen, Höflingen, welche auf diesem azurnen Meer unter diesem purpurnen Zeltdach unter dem Klange einer melodischen, von dem guten Domenico Cimarosa, Capellmeister und Hofeomponist, dirigierten Musik dahinglitt passirte nach der Reihe Resina, Portici, Torre del Greco und ward nach dem offenen Meer durch jenen weichen Hauch von Baia hinausgetragen, welcher der Ehre der römischen Damen so gefährlich ist und die Rosenbäume von Pästum jährlich zweimal erblühen läßt.
Gleichzeitig sah man am Horizont, noch weit jenseits Capri und des Caps Campanella, ein Kriegsschiff auftauchen, welches seinerseits, als es die königliche Flottille gewahrte, so manövrierte, daß es ein wenig näher kam, während es zugleich einen Kanonenschuß löste.
Eine leichte Rauchwolke stieg an der Seitenwand des Kolosses empor und gleichzeitig sah man die rothe Flagge Englands graziös die Mastspitze erklettern.
Nach einigen Sekunden später hörte man ein langgedehntes Rollen, welches dem des fernen Donnersglich.
Zweites Capitel.
Der Held vom Nil
Das Schiff, welches der königlichen Flottille entgegensteuerte und an dessen Mastspitze wir die rothe Flagge Englands gesehen, hieß der »Vanguard«.
Der Officier, welcher es commandierte, war der Commodor Horaz Nelson, der so eben die französische Flotte bei Abukir vernichtet und Bonaparte und der republikanischen Armee alle Hoffnung auf die Rückkehr nach Frankreich abgeschnitten hatte.
Sagen wir mit wenigen Worten, wer dieser Commodor Horaz Nelson war, einer der größten Seehelden, die es jemals gegeben, der Einzige, welcher dem continentalen Glück Napoleons auf dem Ocean das Gleichgewicht hielt, ja es sogar erschütterte.
Man wird sich vielleicht wundern, uns das Lob Nelson's preisen zu hören, dieses furchtbaren Feindes Frankreichs, der ihm bei Abukir und Trafalgar das beste und reinste Herzblut entrissen.
Männer wie dieser sind aber einmal ein Product der allgemeinen Civilisation, die Nachwelt macht bei ihnen keinen Unterschied der Geburt und des Landes. Sie betrachtet sie vielmehr wie einen Theil der Größe des gesamten Menschengeschlechts, auf welchen dieses mit unendlicher Liebe und unermeßlichem Stolz hinblicken muß.
Einmal in das Grab hinabgestiegen, sind sie nicht mehr Landsleute oder Fremdlinge, nicht mehr Freunde oder Feinde. Sie heißen Hannibal und Scipio, Cäsar und Pompejus, das heißt Werke und Thaten. Die Unsterblichkeit naturalisiert die großen Geister zum Nutzen des Weltalls.
Nelson ward am 29. September 1758 geboren und also zu der Zeit, von welcher wir hier sprechen, ein Mann von neununddreißig bis vierzig Jahren.
Er war geboren in Barnham Thorpes, einem kleinen Dorf der Grafschaft Norfolk. Sein Vater war Pfarrer, seine Mutter starb jung und hinterließ elf Kinder.
Ein Onkel, den er in der Marine hatte und der mit den Walpoles verwandt war, nahm ihn als Aspiranten mit auf den »Redoubtable«, ein Kriegsschiff von vierundsechzig Kanonen. Auf diesem Schiff ging er nach dem Nordpol und brachte sechs Monate im Eismeer zu.
Hier kämpfte er mit einem weißen Bären, der ihn zwischen einen Tatzen erstickt haben würde, wenn nicht einer seiner Cameraden die Mündung seiner Muskete dem Bären ins Ohr gesetzt und denselben durch einen Schuß niedergestreckt hätte.
Dann ging er nach dem Aequator, verirrte sich in einem Walde Perus, schlief am Fuße eines Baumes ein, ward von einer Schlange der schlimmsten Art gestochen, wäre an diesem Stich beinahe gestorben und behielt davon lebenslang