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wollte sich möglichst klein machen. „Ich fliege morgen.“

      Zacharys Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Waren es vorher nur Regenwolken, zog jetzt ein Gewitter auf.

      „Aber morgen ist die Hochzeit“, sagte er.

      Keira nahm seine Hände in ihre. „Das Timing ist doof, das gebe ich zu. Aber ich schwöre dir, Ruth wird es verstehen.“

      „Verstehen?“, schnappte Zach und riss seine Hände los. „Es ist ihre Hochzeit!“

      Er sprang auf, lief auf und ab, fuhr sich mit den Händen durch das Haar. Keira eilte zu ihm, versuchte, seinen Zorn zu beschwichtigen. Aber das ließ Zachary nicht zu.

      „Ich fasse es nicht“, keuchte er. „Ich veranstalte hier den ganzen Tag einen Brunch für deine Familie, höre mir Bryns Geschwafel an, wie heiß ihr neuer Meditationslehrer ist und all ihre geistlosen Ansichten….“

      „Hey!“, sagte Keira, nun ebenfalls wütend. Über ihre große Schwester zu lästern, das ging gar nicht.

      „Und anstatt mir zu danken“, fuhr Zach fort, „haust du mir so etwas um die Ohren! Wie soll ich das denn bitte Ruth erklären?“

      „Ich sage es ihr selber“, schlug Keira vor. „Dann bin ich der Buhmann, es macht mir nichts aus.“

      „Du bist der Buhmann!“, rief Zachary.

      Er stürmte aus dem Wohnzimmer. Keira folgte ihm ratlos. Sie waren seit zwei Jahren zusammen und sie hatte ihn noch nie so wütend erlebt.

      Sie folgte ihm ins Schlafzimmer und sah, dass er einen Koffer unter dem Bett hervor holte.

      „Was tust du?“, fragte sie entsetzt.

      „Was denn wohl?“, schnappte er zurück. „Du kannst ja wohl kaum ohne Koffer verreisen, oder?“

      Keira schüttelte den Kopf. „Ich weiß, du bist wütend, aber jetzt übertreibst du ein wenig.“

      Sie nahm ihm den Koffer ab und warf ihn auf das Bett. Er ging auf, als wolle er sie einladen, ihre Sachen zu packen. Keira musste sich zusammenreißen, um nicht genau das jetzt sofort zu tun.

      Zach schien ein wenig an Energie zu verlieren. Er sank in sich zusammen, setzte sich auf das Bett und stützte den Kopf in beide Hände.

      „Du entscheidest dich immer für die Arbeit anstatt für mich.“

      „Es tut mir leid“, sagte Keira, schaute ihn aber nicht an, während sie ihren Lieblingspulli vom Boden aufhob und unauffällig in den Koffer legte. „Aber dies ist die Chance meines Lebens.“ Sie ging zum Frisiertisch und wühlte sich durch die Menge der Feuchtigkeitscremes und Parfüms. „Ruth hasst mich sowieso. Sie hat mich ohnehin nur in das Brautgefolge aufgenommen, weil du sie darum gebeten hast.“

      „Weil man das so macht“, sagte Zachary traurig. „Man macht Familienkram zusammen.“

      Sie drehte sich um und räumte die Sachen schnell in den Koffer. Aber Zach bemerkte, was sie tat und sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr.

      „Packst du etwa?“

      Keira erstarrte und kaute auf ihrer Unterlippe. „Tut mir leid.“

      „Nein, tut es nicht“, sagte er kalt. Dann schaute er auf. „Wenn du gehst, dann weiß ich nicht, ob wir zusammen bleiben können.“

      Keira hob eine Augenbraue, verblüfft von dieser Drohung. „Ach, wirklich?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Jetzt hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. „Du stellst mir ein Ultimatum?“

      Zachary warf frustriert die Arme in die Luft. „Tu nicht so, als würdest du mich nicht dazu zwingen! Siehst du denn nicht, wie peinlich das für mich wird, wenn ich morgen auf Ruths Hochzeit ohne dich erscheine?“

      Keira seufzte, ebenso frustriert. „Ich verstehe nicht, wieso du denen nicht einfach erklären kannst, dass ich einen super Auftrag an Land gezogen habe, den ich mir nicht entgehen lassen konnte.“

      „Die Hochzeit meiner Schwester ist es, die du dir nicht entgehen lassen solltest. Das sollte deine Priorität sein!“

      Ah, da war es wieder. Dieses Wort. Priorität. Das, was sie Zach gegenüber nicht zugeben konnte, dass diese nicht ihm galt, sondern ihrer Karriere.

      „Es tut mir leid, wiederholte sie und spürte, wie ihre Entschlossenheit nachließ. „Aber es ist einfach nicht möglich. Meine Karriere hat eben Vorrang.“

      Sie ließ den Kopf hängen, aber nicht vor Scham, sondern weil sie traurig war. Es hätte so nicht sein müssen. Zach hätte niemals ihre Beziehung gegen ihre Karriere in den Ring werfen dürfen. Das war eine Schlacht, die er verlieren würde.

      Keira wusste nicht, was sie noch hätte sagen können. Sie schaute in Zacharys wütendes Gesicht. Es fiel kein weiteres Wort mehr. Es gab nichts mehr zu sagen. Dann erhob sich Zach vom Bett, verließ das Zimmer und ging zur Tür. Er nahm den Schlüssel aus der Schale, ging hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Als Keira das Auto wegfahren hörte, wusste sie, dass er heute Nacht nicht mehr wiederkommen würde. Er würde auf Ruths Sofa schlafen, um ihr seinen Standpunkt klar zu machen.

      Keira hatte gewonnen, aber der Sieg schmeckte bitter. Sie sank neben ihrem Koffer auf das Bett und spürte einen dicken Kloß im Hals.

      Mit dem dringenden Bedürfnis nach ein paar netten Worten griff sie nach ihrem Handy und rief ihre Mutter an.

      „Hallo, mein Schatz“, sagte sie sofort, als hätte sie der Name ihrer Tochter im Display sofort in Alarm versetzt. „Ist alles in Ordnung?“

      Keira seufzte. „Ich wollte dir von meinem Auftrag erzählen, den ich heute bekommen habe. Es ist eine Titelgeschichte. Ich fliege dafür nach Irland.“

      „Liebling, das sind großartige Neuigkeiten. Wie aufregend! Herzlichen Glückwunsch. Aber wieso klingst du dann so niedergeschlagen?“

      Keira rollte auf den Bauch. „Zach. Das Ganze passt ihm nicht. Streng genommen hat er gesagt, es wäre aus zwischen uns, wenn ich fliege.“

      „Ich bin sicher, er hat es nicht so gemeint“, sagte die Mutter beschwichtigend. „Du weißt doch, wie Männer sein können. Sein Ego ist angekratzt, weil du deine Prioritäten über seine gestellt hast.“

      Keira zupfte gedankenverloren am Kopfkissen. „Es hat eher mit Ruths Hochzeit morgen zu tun“, erklärte sie. „Er denkt, ich lasse ihn hängen. Als würde seine ganze Welt in sich zusammenfallen, wenn er ohne Begleitung da auftaucht.“ Sie lachte bitter, erntete am anderen Ende der Leitung aber nur Schweigen.

      „Oh“, sagte die Mutter.

      „Oh, was?“, fragte Keira irritiert.

      Die Stimme ihrer Mutter hatte ein wenig an Wärme eingebüßt. Da schwang etwas mit, das Keira nur allzu gut kannte, da sie es als Kind ständig zu hören bekommen hatte. Missbilligung.

      „Nun, es war mir nicht klar, dass du die Hochzeit seiner Schwester verpassen würdest“, sagte sie.

      „Und das ändert deine Meinung?“, fragte Keira kurz angebunden.

      Ihre Mutter antwortete mit einem vertrauten diplomatischen Tonfall. „Wenn du schon eingeplant warst, und es ist immerhin seine Schwester, dann ist es schlimm, da allein zu erscheinen. Jeder starrt und tuschelt. Es wird unangenehm sein für ihn.“

      „Mama!“, jammerte Keira. „Wir leben nicht mehr in den 50ern. Ob es dem Mann genehm ist, ist nicht mehr wichtiger als die Karriere der Frau!“

      „Das meinte ich damit nicht, Schatz“, sagte ihre Mutter. „Ich meine ja nur, dass Zachary ein netter junger Mann ist und es ist nichts falsch daran, die Hochzeit wichtiger zu finden. Du willst doch

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