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Je voudrais vous parler sans témoins.

      Fedja: Worüber?

      Karenin: Je viens des chez vous. Votre femme m'a chargé de cette lettre, et puis …

      Fedja (nimmt den Brief hin, liest ihn und macht ein finsteres Gesicht; dann lächelt er wieder freundlich): Hör mal, Karenin, du weißt gewiß, was in diesem Briefe steht?..

      Karenin: Ja; und ich möchte dir sagen …

      Fedja: Warte mal, warte mal! Bitte, glaube nicht, daß ich betrunken bin und meine Worte unzurechnungsfähig sind, ich will sagen, daß ich nicht zurechnungsfähig bin. Ich bin betrunken; aber in dieser Sache sehe ich ganz klar. Nun also, was ist dir aufgetragen zu sagen?

      Karenin: Es ist mir aufgetragen, dich aufzusuchen und dir zu sagen, daß … sie … dich erwartet. Sie bittet dich, alles zu vergessen und zurückzukehren.

      Fedja (hört schweigend zu und sieht ihm in die Augen): Ich verstehe aber nicht, warum gerade du …?

      Karenin: Jelisaweta Andrejewna ließ mich rufen und bat mich …

      Fedja: So …

      Karenin: Aber ich bitte dich nicht sowohl im Namen deiner Frau als in meinem eigenen Namen: komm mit nach Hause!

      Fedja: Du bist besser als ich. Was rede ich da für Unsinn! Besser als ich zu sein, das ist nicht schwer. Ich bin ein Taugenichts; aber du bist ein guter, ein sehr guter Mensch. Und gerade deswegen werde ich meinen Entschluß nicht ändern. Und nicht allein deswegen. Ich kann es einfach nicht und will es nicht … Na, sag selbst: wie könnte ich so hinfahren?

      Karenin: Komm jetzt mit mir in meine Wohnung. Ich werde ihr sagen, daß du zurückkehren wirst, und morgen …

      Fedja: Und morgen was? Ich werde immer ich bleiben, und sie immer sie. (Er tritt an den Tisch und trinkt.) Das Beste ist, den Zahn mit einem Male auszuziehen. Ich habe ihr ja gesagt, wenn ich wieder mein Wort nicht hielte, dann solle sie sich von mir lossagen. Ich habe mein Wort nicht gehalten, und nun ist alles zu Ende.

      Karenin: Für dich, aber nicht für sie.

      Fedja: Es ist erstaunlich, wieviel Mühe du dir gibst, daß unsere Ehe nicht zerstört werde.

      Karenin (will etwas erwidern. Mascha tritt hinzu).

      Fedja (läßt ihn nicht zu Worte kommen): Hör mal zu, wie sie das „Flachslied” singt. Mascha! (Die Zigeuner sammeln sich.)

      Mascha (flüsternd): Wie redet man ihn an?

      Fedja (lacht): Sage zu ihm: Herr Viktor Michailowitsch. (Die Zigeuner singen.)

      Karenin (hört zerstreut zu; dann erkundigt er sich, wieviel er geben soll).

      Fedja: Na, gib fünfundzwanzig Rubel!

      Karenin (gibt das Geld).

      Fedja: Das war wundervoll. Jetzt das „Flachslied”. (Die Zigeuner singen.)

      Fedja (blickt sich um): Karenin hat sich davongemacht. Na, hol ihn der Teufel! (Die Zigeuner zerstreuen sich.)

Sechster AuftrittFedja und Mascha

      Fedja (setzt sich mit Mascha hin): Weißt du, wer das ist?

      Mascha: Ich habe seinen Namen gehört.

      Fedja: Das ist ein vortrefflicher Mensch. Er ist hergekommen, um mich nach Hause zu holen, zu meiner Frau. Sie liebt mich Dummkopf, und ich führe mich hier so auf.

      Mascha: Nun, das ist nicht hübsch von Ihnen. Sie müssen zu ihr zurückkehren, mit ihr Mitleid haben.

      Fedja: Meinst du, daß ich das muß? Aber ich meine, nein.

      Mascha: Freilich, wenn Sie sie nicht lieben, dann kehren Sie nicht zurück! Nur die Liebe hat Wert.

      Fedja: Aber du, woher weißt du das?

      Mascha: Natürlich weiß ich das.

      Fedja: Na, gib mir einen Kuß! Ihr Zigeuner! Noch einmal das „Flachslied” – und dann Schluß! (Die Zigeuner beginnen zu singen.)

      Fedja: Ach, wie wohl mir ist! Wenn man nur nie wieder erwachte!.. So möchte ich sterben!..

Vorhang

      Zweiter Akt

      Drittes Bild

Nach dem ersten Akte sind zwei Wochen vergangen. Bei LisaErster AuftrittKarenin und Anna Pawlowna sitzen im Eßzimmer. Sascha kommt herein

      Karenin: Nun, wie steht es?

      Sascha: Der Arzt hat gesagt, es sei jetzt keine Gefahr mehr vorhanden. Nur dürfe er sich nicht erkälten.

      Anna Pawlowna: Na, aber Lisa ist dabei ganz heruntergekommen.

      Sascha: Er sagt, es sei unechter Krupp in gelinder Form. Was ist das? (Sie zeigt auf ein Körbchen.)

      Anna Pawlowna: Viktor hat Weintrauben mitgebracht.

      Karenin: Mögen Sie nicht zulangen?

      Sascha: Ja, die ißt sie gern. Sie ist sehr nervös geworden.

      Karenin: Wenn sie auch zwei Tage lang nichts gegessen, zwei Nächte nicht geschlafen hat.

      Sascha (lächelnd): Sie selbst haben es doch ebenso gemacht.

      Karenin: Mit mir ist das etwas anderes.

Zweiter AuftrittDieselben. Der Arzt und Lisa treten ein

      Der Arzt (nachdrücklich): Also so: wechseln Sie alle halbe Stunde den Umschlag, wenn er nicht schläft. Wenn er schläft, stören Sie ihn nicht! Den Rachen zu pinseln ist nicht nötig. Die Zimmertemperatur halten Sie auf gleichmäßiger Höhe!..

      Lisa: Aber wenn er wieder Atemnot bekommt?

      Der Arzt: Das ist nicht wahrscheinlich. Sollte es aber eintreten, so wenden Sie den Zerstäuber an! Außerdem geben Sie ihm Pulver, morgens eines und abends eines! Ich werde sie sogleich verschreiben.

      Anna Pawlowna: Mögen Sie nicht ein Glas Tee trinken, Doktor?

      Der Arzt: Nein, ich danke; meine Kranken warten. (Er setzt sich an den Tisch, Sascha bringt Papier, Tinte und Feder.)

      Lisa: Also es ist bestimmt nicht Krupp?

      Der Arzt (lächelnd): Ganz bestimmt nicht. (Er schreibt.)

      Karenin (zu Lisa): Nun, jetzt trinken Sie aber ein Glas Tee, oder, noch besser, gehen Sie hin und ruhen Sie sich aus; sehen Sie nur, wie entstellt Sie aussehen!

      Lisa: Jetzt fühle ich mich neu belebt. Ich danke Ihnen. Sie sind ein wahrer Freund. (Sie drückt ihm die Hand. Sascha geht ärgerlich zur Seite.)

      Lisa: Ich bin Ihnen herzlich dankbar. Da sieht man, wo …

      Karenin: Was habe ich denn getan? Zum Danken ist gar kein Anlaß.

      Lisa: Aber wer hat die Nächte über nicht geschlafen? Wer hat uns diese Zelebrität ins Haus geholt?

      Karenin: Ich bin schon dadurch hinlänglich belohnt, daß Mischa außer Gefahr ist, und besonders durch Ihre Güte.

      Lisa (drückt ihm wieder die Hand und zeigt ihm lachend ein Goldstück, das sie in der Hand hält): Das ist für den Arzt. Nur weiß ich nicht, wie ich es ihm geben soll.

      Karenin: Ja, ich verstehe mich auch nicht darauf.

      Anna Pawlowna: Worauf verstehen Sie sich nicht?

      Lisa: Dem Arzte das Geld zu geben. Er hat mir mehr als das Leben gerettet, und ich gebe ihm Geld! Das ist eine peinliche Empfindung.

      Anna Pawlowna: Gib her; ich werde es ihm geben. Ich verstehe, wie man das macht. Es ist ganz einfach.

      Der Arzt (steht auf und reicht das Rezept hin): Also diese Pulver rühren Sie in einem Eßlöffel voll abgekochten Wassers gut um und (er spricht weiter) … (Karenin trinkt am Tische Tee; Anna Pawlowna und Sascha gehen nach vorn.)

      Sascha: Ich kann das Benehmen der beiden gar nicht mehr mit ansehen. Sie ist ordentlich verliebt in ihn.

      Anna Pawlowna: Was ist daran Verwunderliches?

      Sascha: Es ist

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