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Wetter, das ist seltsam!« rief Bahrens, »ich bin erst heute morgen da vorbeigekommen und habe gar nichts bemerkt!«

      »Ich dachte, Ihr hättet Euch ein Bein verstaucht?« erinnerte ihn Curtis lachend.

      »Nun ja – vor drei Tagen – Holzkopf! Glaubt Ihr, daß ich deshalb mein Lebenlang hinken müßte? – Aber kommt herein, Boys, der Nebel fällt merkwürdig feucht heut abend, und am Kamin sitzt sich’s behaglicher.«

      »Nein, altes Haus!« sagte Roberts, ihm auf die Schulter klopfend, »wenn du so schlecht mit Proviant versehen bist, so wollen wir unsern Vorrat heranschaffen; Assowaum, laß uns den Bären holen. Jetzt dürfen wir nicht länger mehr damit hinter dem Zaun halten, sonst müssen wir dafür hungern. Überdies wird es dunkel.«

      Mit vereinten Kräften schleppten die Männer den fetten Braten zum Haus, und in kurzer Zeit wurden den Frauen einige der besten Stücke zur Bereitung übergeben.

      »Guten Abend, Mrs. Bahrens«, sagte Roberts, in das Haus tretend, »wie geht’s? Lange nicht gesehen; immer noch munter?«

      »Muß ja wohl, Mr. Roberts«, erwiderte die Frau freundlich, das große Kattunbonnet, das sie beim Kochen trug, um die Hitze von den Augen abzuhalten, aus dem Gesicht zurückschiebend. »Das ist recht, daß Sie uns besuchen, nächstens komm’ ich einmal zu Ihnen herüber. Mein Alter ist aber gar nicht von zu Hause fortzubringen.«

      »Meine Alte hat Sie und die Töchter schon lange erwartet, Mrs. Bahrens«, erwiderte Roberts, ihr die dargebotene Hand schüttelnd, »wie geht’s den Mädchen hier im Busch – eh? Sind aber das einsame Leben schon gewohnt, denn in den Cashsümpfen war’s wohl auch nicht lebhafter. Schreckliches Land, die Cashsümpfe, als ich das letztemal dort war und bei Strong vorbeiritt… Sie kennen doch Strong, der die große Farm besitzt? Hat sich dort wahrhaftig an der besten Stelle niedergelassen und wird…«

      »Halt ihn auf! – Um Gottes willen, halt ihn auf!« schrie Bahrens jubelnd, »da trabt er wieder hin mit verhängten Zügeln; wenn man ihn laufen läßt, ist er in fünf Minuten beim Revolutionskrieg. Gott sei uns gnädig, Roberts, mit Euch ist gar kein vernünftiges Wort mehr zu sprechen. – Aber, Kinder, daß Ihr so trefflich für Proviant gesorgt habt, verdient eine Belohnung; hier, Lucy – reich einmal die Kruke unter dem Bett vor – nimm dich in acht, Blitzmädel, wenn du sie zerbrichst, sei dir Gott gnädig! Jetzt, Boys, wollen wir einen fidelen Abend feiern, Bärenfleisch und Whisky – hu pi!« Und der alte Mann stieß seinen Jagdschrei aus, daß die Hunde draußen unruhig wurden und zu heulen anfingen.

      »Bahrens, die Bestien beißen sich draußen«, sagte Curtis endlich, »unsere sind auch hungrig; wo habt Ihr denn das Schweinefleisch? Wir wollen’s den Tieren geben, für Menschen ist es doch nicht genießbar.«

      »Mein gutes Fleisch?«

      »Ih, geht zum Teufel mit Eurem Fleisch. Ich dachte, Ihr könntet so viele Hirsche schießen?«

      »Ja, aber mein Bein!«

      »Jetzt kommt er wieder mit seinem Bein, göttlicher Kerl! Aber, Harper, Ihr sitzt ja so stumm da und sagt gar keine Silbe Ihr denkt wohl an den Mord?«

      »Ja! Aufrichtig gesagt, kann ich die Blutflecke nicht aus dem Gedächtnis bringen. Es sah zu schauerlich aus!«

      »Schauerlich, Mr. Harper? Da hätten Sie einmal sollen im vorigen Jahre am Cashriver wohnen«, erwiderte Bahrens; »verdammt will ich sein, wenn nicht dort alle Tage zwei oder drei Leichen vorbeigeschwommen kamen – und was für Leichen! Manche ohne Kopf.«

      »Wo kamen aber die Menschen alle her?« fragte Harper halb erschreckt und halb ungläubig, »ich dachte, es wäre eine so menschenleere Gegend gewesen?«

      »Die Menschen? Nun, da sollt’ ich mich doch wohl nicht drum kümmern? Und was ging das mich an?«

      »Halt – spart Eure Gespräche bis nach Tische auf«, sagte Roberts lachend, »laßt uns vor allen Dingen nach den Pferden sehen, nachher schmeckt auch das Essen besser.«

      Dem Rat wurde augenblicklich Folge geleistet, als sie aber von den Futtertrögen zurückkehrten, rief die Frau schon zum Abendbrot, und bald saßen die Männer auf umgestülpten Fässern, hingerückten Kästen, Klötzen und roh gearbeiteten Stühlen um den schmalen Tisch herum, auf dem eine mächtige Schüssel voll gebratener Bärenrippen und in Scheiben geschnittenen Fleisches den Mittelpunkt bildete, während Maisbrot, eingekochter Kürbis, etwas Honig und Milch die übrigen Bestandteile des Mahles ausmachten. Die Whiskyflasche ging indessen im Kreise herum, und wenn auch kein Wort weiter gesprochen wurde, bewiesen doch die klappernden Messer und die überall sichtbar werdenden, blank abgenagten Rippen, wie den Hungrigen die delikate Mahlzeit schmeckte.

      Als sie geendet, standen sie einzeln, wie sie zuerst fertig wurden, vom Tisch auf, und die Frauen, die sich wohlweislich einige Stücke aufbewahrt hatten, nahmen, ohne es der Mühe wert zu halten, die benutzten Teller mit reinen zu vertauschen, die leer gewordenen Sitze ein.

      Mrs. Bahrens, etwa in den Vierzigern, zeigte noch Spuren früherer nicht unbedeutender Schönheit, ihre schlanke Gestalt war aber von einem keineswegs saubern baumwollenen, einst weiß gewesenen Kleid umhüllt, ihre schönen, braunen Haare hatte sie ziemlich nachlässig um den Kopf herumgesteckt, und ihre großen, dunklen Augen verloren viel von ihrem Glanze durch die keineswegs brillante Fassung des etwas rauh und schmutzig aussehenden Gesichts. Die Töchter trugen sich schon besser und reinlicher, aber auch ihr Teint würde durch etwas warmes Seifenwasser nur gewonnen haben.

      Als das Essen oder vielmehr das Geschirr abgeräumt war, denn das Essen verschwand spurlos, schob Bahrens den Tisch ein wenig zurück, daß die verschiedenartigen Sitze wieder in einen Halbkreis um den Kamin gerückt werden konnten, und rief dann fröhlich aus:

      »Nun, Gentlemen, kommt das Beste – der Stew.«

      »Du hast ja keine Butter«, sagte seine Frau.

      »Alle Wetter, das ist wahr – aber hallo – was brauchen wir Butter, wir haben ja Bärenfett – Whisky und Bärenfett werden sich noch viel besser miteinander vertragen. Gentlemen, dies ist das Land, um drin zu leben. Es geht nichts über Arkansas!«

      »Ih nun, Mr. Bahrens«, meinte Harper, der, als er die Vorbereitungen zu seinem Lieblingsgetränk bemerkte, aufzutauen begann, »ih nun, ich weiß doch nicht; Missouri ist auch nicht zu verachten, ich habe lange dort gelebt, und…«

      »Missouri?« rief Bahrens verwundert. »Missouri? Da sei uns Gott gnädig; und das vergleichen Sie mit Arkansas?«

      »Nun, es grenzt doch dicht genug daran?«

      »Grenzen? Es ist gerade so, als ob der liebe Gott den Finger genommen und einen Strich zwischen den beiden Staaten durchgezogen hätte, daß der eine fruchtbar und der andere unfruchtbar werden sollte. Missouri! Na, nu hört alles auf; wie lange sind Sie denn eigentlich schon in Arkansas?«

      »Etwa sechs Wochen.«

      »Ach, dann ist es etwas anderes, dann wissen Sie’s noch nicht besser; Herr, hier ist das Land so fett, daß wir, wenn wir Lichter gießen wollen, den Docht nur in die Pfützen tauchen – es brennt ebensogut. Wenn ein Mann in Arkansas sein Feld mit Fleiß und Aufmerksamkeit bestellt, so kann er darauf rechnen, hundert Bushel vom Acker zu ernten.«

      »Das wäre viel!«

      »Viel? Das ist gar nichts! Wenn er sich keine Mühe mit dem Land gibt und den Mais nur so roh aufwachsen läßt, so bleiben ihm immer noch fünfundsiebzig Bushel gewiß; und wenn er gar nicht pflanzt, so – so wachsen doch noch fünfzig – das Land ist nicht totzumachen!«

      Harper rückte ein wenig auf dem Kasten herum, auf dem er saß, und Roberts und Curtis warfen sich verstohlene Blicke zu.

      »Und was noch ein Vorteil ist«, sagte Bahrens, »wir brauchen immer erst im Juni zu pflanzen, der Mais wächst so merkwürdig schnell. Denken Sie nur, im letzten Jahr hat er mir die Bohnen, die ich dazwischengesteckt habe, mit der Wurzel aus dem Boden gezogen; und die Kürbisse – zehn Menschen können um einen herumstehen.«

      »Erstaunliches Land!« sagte Harper, »dann ist aber wohl alles großartig darin, denn die Moskitos und die Holzböcke sind noch gar nicht dagewesen.«

      »Alles

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