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durch die Stadt machen“, setzte Manuel hinzu, und Carolin antwortete: „Oh ja, gerne.“

      Sie zahlten, und Carolin legte Wert darauf, dass sie ihre bescheidene Zeche gleichmäßig zwischen sich aufteilten.

      Dann verließen sie das Lokal. Es war bereits elf Uhr, aber die Straßen waren immer noch voller Menschen.

      Manuel führte Carolin so, dass sie in etwas weniger belebte Straßen der Altstadt durchzogen.

      „Kennst du dich noch aus?“, fragte Carolin nach einer Weile.

      Manuel nickte überlegen und meinte: „Keine Angst, wir kommen gleich wieder ins Zentrum.“

      Noch einmal versuchte Manuel, der kleinen Blondine etwas näherzukommen, aber Carolin, trotz ihrer Vorsätze, wich seiner Hand ganz unwillkürlich wieder aus.

      Sie ärgerte sich schrecklich über sich selbst!

      Jetzt war es nicht mehr weit bis zu ihrem Wohnheim. Nach wenigen Minuten hatten sie es erreicht, gingen gemeinsam die Treppe hinauf in den zweiten Stock, wo Carolin ihr Zimmer hatte, und blieben dort im Treppenhaus stehen.

      „Also, vielen Dank, es war sehr nett“, meinte Carolin artig.

      „Vielen Dank wofür?“, fragte Manuel, etwas gequält lächelnd.

      Wie einfach könnte alles sein, dachte er sich. Er würde sie jetzt küssen, sie würde, nach anfänglichem Zögern, seinen Kuss erwidern und ihm jetzt endlich erlauben, nun auch körperlichen Kontakt mit ihr zu finden. Er würde sie an sich ziehen und umarmen, ihren zierlichen, biegsamen Körper spüren, ihre Oberschenkel, die Wölbung ihrer Scham und ihre Brüste fühlend, zeigen, was er ihr anbieten und was er von ihr erbitten wollte.

      Und sie würde, nachdem sie ihren Widerstand aufgegeben hatte, rasch aus einer ersten Passivität, die ihm erlaubte, ihr von den strammen Jeans umspanntes Gesäß und Geschlecht leise zu um streicheln, wechseln in ein aktiveres Verhalten, bis er schließlich selbst ihre zarte spielende Hand vom Zentrum seines Körpers wegziehen würde und ihr ins Ohr flüstern würde: „Nein, nicht hier, wollen wir zu dir gehen, oder kommst du zu mir?“

      Aber nein. „Also, gute Nacht“, unterbrach Carolin seinen Traum.

      Jetzt oder nie, meinte Manuel. Aber Carolins Mund wich seinen Lippen aus, und er traf nur die zarte, straffe Haut ihrer Backe.

      „Gute Nacht“, murmelte er, und ergriff die dargebotene Hand und schüttelte sie kurz. Es war ihm, als wolle Carolin, wie schon so viele Mädchen vor ihr, ihm damit sagen, du bist ein ganz netter Kerl, aber mehr als ein Spaziergang ist mit dir nicht drin, wir wollen gute Freunde bleiben, ja?

      In diesem Moment wusste Carolin, dass sie eine Möglichkeit verpasst hatte, erstmals in ihrem Leben eine ganze Nacht mit einem jungen Mann zu verbringen.

      Nicht, dass die kleine Blondine noch Jungfrau gewesen wäre. Im letzten Jahr, als sie noch zur Schule ging, hatte sie sich mehrmals einem Jungen hingegeben, der ihre Information, er sei ihr erster Mann, nach ihrer kurzen Affäre ins Lächerliche gezogen hatte. Die Reaktion ihres ersten Liebhabers hatte sie beleidigt.

      Carolin biss sich auf die Lippen. „Manuel“, flüsterte sie halblaut, und sie war teils erleichtert, teils beklommen, als sie, schon auf dem oberen Stock des Wohnheims, seine Stimme hörte.

      „Ja, was ist denn?“ Manuel ging die Stufen zu ihr hinunter.

      „Du bist mir nicht böse?“

      Zu diesem Zeitpunkt aber war Manuels Ehre schon zu gekränkt, als dass er noch fähig gewesen wäre, seine Chance zu erkennen.

      „Nein, gar nicht“, sagte er trocken. „Wie kommst du darauf?“

      Und unnötigerweise setzte er hinzu: „Sag mal — bist du eigentlich noch unberührt?“

      Da setzte Carolins Abwehr wie ein präziser Mechanismus ein.

      „Ich weiß nicht, ob dich das irgendwas angeht!“ Pause. „Gute Nacht, also.“ Und weg war sie.

      Und nun war es Manuel, der sich auf die Lippen biss. Er überlegte, ob er nach dieser Schlappe, die ja eindeutig von ihm selbst verursacht worden war — wie konnte er nur diesem süßen, anständigen Mädchen, das ihm mehrmals die Brücke gebaut hatte zu einer zarten, aber aussichtsreichen Kontaktaufnahme, diese alberne letzte Frage stellen und sie so beleidigen? —, ob er also seine Niederlage durch Alkohol ertragbarer machen sollte.

      Aber die Vorstellung, jetzt wieder durch die Stadt zu ziehen und die Kommentare seiner Kurskollegen zu hören, na, wie denn, wo ist denn die Kleine, bist du schon mit ihr fertig, oder hat sie dir einen Laufpass gegeben, diese Vorstellung brachte ihn dazu, sich unbefriedigt, wahrhaftig!, in sein Zimmer zurückzuziehen und sich zu Bett zu legen.

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