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Vaters sehr zerstritten ist und ich so gut wie keinen näher kenne. Mein Papa ist ein Goldstück, auch wenn wir in der Vergangenheit unsere Höhen und Tiefen hatten. Bereits als ich Kind war, hatte die Familie meines Vaters allein durch die Erzählungen meiner Eltern etwas Negatives. Und damit wurde ich verglichen. Was das in mir damals ausgelöst hat, kann ich nicht wirklich beschreiben. Ob ich es bei meinen Töchtern bisher besser gemacht habe? Ich muss direkt, zumindest bei meiner Großen, mal nachfragen.

      Übrigens erzählt mir gerade ein guter Freund Folgendes:

      „Als Teenager habe ich es gehasst, wenn mein Vater mir folgenden Spruch unter die Nase gerieben hat: So lange du deine Füße unter meinen Tisch steckst…! Wie unverstanden hab ich mich damals gefühlt. Stell dir vor, Silke, diese Woche habe ich mich dabei ertappt, wie ich zu meinem Sohn genau das Gleiche gesagt habe.“

      Wir wollen es besser machen, aber die alten Muster, unsere eigenen Kindheitserlebnisse, halten uns fest. Aber ist das nicht ein deutliches, einfaches Beispiel, wie wir Erlebtes oft trotz besseren Wissens weitergeben? Und wie ist das, wenn ich diese starre Kruste sieben Generationen zurück aufdröseln möchte? Kann man diesen Kreislauf überhaupt durchbrechen?

      Wir sind jetzt bei einem harmlosen Thema. Aber wie ist das, wenn ich beispielsweise Misshandlungen durch meine Eltern erfahren habe?

      Man kann! Wenn man bereit ist, die Ärmel hochzukrempeln und loszulegen, ist das der erste Schritt.

      ICH WILL MEIN AHNENTHEMA ANGEHEN!

      Sobald du diese Entscheidung getroffen hast, beginnt ein Prozess. Achte einmal darauf: Selbst wenn du versuchst, das Thema wieder wegzuschieben, taucht es ab jetzt ständig in deinem Umfeld auf. Die universelle Energie, das Morphogenetische Feld, erinnert daran.

      Aber was ist das Morphogenetische Feld* eigentlich? Dieser Begriff fällt des Öfteren in diesem Buch, du findest die Erklärung im Glossar im Anhang.

      Ahnenarbeit ist sehr weitreichend, sehr tief, und daher versuche ich, dir in diesem Buch viele Übungen an die Hand zu geben, die du für dich selbst machen kannst. Reicht dir das nicht aus und du suchst jemanden, um diese Themen aufzuarbeiten, kann ich dir folgende Tipps mit auf den Weg geben.

      •Achte auf dein Bauchgefühl! Beim leisesten Zweifel gehst du.

      •Schau, ob die Arbeitsweise zu dir passt. Beispiel: Der eine fühlt sich bei der schamanischen Ahnenarbeit wirklich wohl, der andere kann damit gar nichts anfangen. Informiere dich vorher über die Methode und schau, was dich quasi magisch anzieht.

      •Gib keine Vorabinformation, lass dir nichts aus der Nase ziehen.

      •Ahnenarbeit ist ein hochsensibles Thema. Frag ruhig nach, wie du aufgefangen wirst, wenn du an die schweren Themen kommst, die Fingerspitzengefühl erfordern. Wichtigste Frage: Wird die Thematik nur aufgezeigt, oder auch gelöst?

      Jemand, der gute und klare Ahnenarbeit macht, gibt dir dazu auch genaue Auskunft.

      ***

      Warum sieben Generationen zurück?

      Ganz ehrlich: Als ich mich für Ahnenarbeit zu interessieren begann, habe ich mich das auch oft gefragt. Klar ist die Sieben eine mystische Zahl. Besonders in der Bibel. In sieben Tagen wurde die Welt erschaffen, sieben Tage hat die Woche, sieben Sakramente…

      Im Judentum gibt es das Schiwa-Sitzen. Das bedeutet: Die engsten Verwandten der Verstorbenen sind sieben Tage mit Beginn der Beerdigung von all ihren Pflichten entbunden und sitzen einfach in der Stille; um die Trauer zuzulassen, zu weinen, aber auch, um Erinnerungen aufsteigen zu lassen.

      Ich finde das übrigens eine sehr wichtige Tradition. Sich wirklich Zeit zu nehmen, um den ersten Schmerz zuzulassen und nicht zu verdrängen und mit dem Alltag zu übertünchen.

      Auch im Islam spielt die Zahl Sieben eine große Rolle. Das Gebet kennt hier sieben Bewegungsarten, und, was besonders spannend ist, im Arabischen geschrieben bedeutet der Name Allah 4-1-11, hier ist die Quersumme sieben.

      Der Regenbogen besteht aus sieben Farben, der menschliche Embryo hat sieben Entwicklungsstufen…

      Diese Aufzählung rund um die Zahl Sieben lässt sich unendlich fortsetzen.

      Spannend ist, dass das Alte Testament von vier Generationen der Schuldweitergabe spricht. Schuldgefühle spielen in der Ahnenreihe definitiv eine große Rolle. Wir haben mit der Ahnenarbeit also kein Phänomen der Neuzeit, höchstens in der Wahl der Methoden.

      In Asien gilt die Sieben teilweise als Unglückszahl, in Europa als Glückszahl.

      Allgemeines Philosophieren zu dem Thema hatte mich bei meiner Frage allerdings nicht weitergebracht.

      Also begann ich, einige Schamanen zu fragen, die sich schon lange mit Ahnenarbeit beschäftigen und die ich als tiefgründig in ihrer Arbeit kennen und schätzen gelernt habe.

      Eine Antwort hat mich besonders beschäftigt:

      „Eine alte Volksweisheit behauptet, alle Schicksale wiederholen sich in der 7. Generation.“

      Konnte das wirklich stimmen? Wenn ja, fehlten mir immer noch Informationen. Der Forscher in mir war erwacht.

      Im Alten Testament findest du dazu ganz viele Stellen, aber definitiv keine, die über die 4. Generation hinausgeht. Doch wie passte das alles zusammen? Ich kam mir vor, als würde ich an einem Puzzle sitzen und mir mühsam mit den ersten Teilen den Rahmen abstecken – bis ich einen Tipp bekam, der mir das erste Mal Klarheit brachte.

      Das „Sieben-Generationen-Prinzip“ geht zurück auf das „Große Gesetz des Friedens“ (engl.: „The Great Law of Peace“) der Irokesen-Liga. Wahrscheinlich im 16. Jahrhundert, etwa um 1570, wie die hiesige Forschung vermutet, schlossen sich fünf Irokesenstämme, die sowohl sprachlich als auch kulturell miteinander verwandt waren, zur Irokesen-Liga zusammen. Im Jahr 1722 kam noch ein sechster Stamm dazu. Als Grundlage dieses friedlichen Zusammenschlusses, der zunächst als „Five Nations“, später dann als „Six Nations“ bekannt war, diente das „Große Gesetz des Friedens“. Diese Verfassung fußte auf einer demokratischen Basis und regelte die Beziehungen der verschiedenen Stämme untereinander.

      Ein wichtiger Punkt darin war eben jenes „Sieben-Generationen-Prinzip“. Wortwörtlich steht im „Großen Gesetz des Friedens”: „The thickness of your skin shall be seven spans – which is to say that you shall be proof against anger, offensive actions and criticism [...]. Look and listen for the welfare of the whole people and have always in view not only the present but also the coming generations, even those whose faces are yet beneath the surface of the ground – the unborn of the future Nation.”

      Quelle: www.umweltdialog.de

      Hier ein Orginalauszug aus dem Gesetz:

      „Dein Herz soll mit Frieden und guter Absicht erfüllt sein, dein Geist mit dem Verlangen für das Wohlergehen aller Angehörigen der Vereinigung. Mit endloser Geduld sollst du deine Pflicht tun, deine Bestimmtheit soll durch Nachsicht für deine Leute gemäßigt sein. Weder Ärger noch Rage soll in deinem Geiste zu Hause und alle deine Taten sollen durch ruhige Entschlossenheit gekennzeichnet sein. In all deinen Entscheidungen im Rat der Vereinigung, in deinen Anstrengungen, Gesetz zu sprechen, in all deinen offiziellen Handlungen sollen Eigeninteressen in den Hintergrund rücken. Wenn dich deine Nichten und Neffen beschuldigen, falsch zu handeln oder Fehler begangen zu haben, verwerfe sie nicht einfach, sondern komme zurück auf den Weg des großen und richtigen Gesetzes. Kümmere dich um das Wohlergehen aller Menschen und behalte immer nicht nur die heutige Generation, sondern auch die kommenden Generationen im Blick. Auch die zukünftigen sieben Generationen, die heute noch nicht geboren sind.“

      Besonders spannend ist hier zu wissen, dass die Irokesen nicht nur an die sieben Ahnen zurück, sondern auch an die sieben Ahnen voraus gedacht haben. Fakt ist, dass dieses Gesetz den kompletten Schamanismus im amerikanischen Raum über die Dauer geprägt hat. Übrigens sagen andere Quellen, dass die Apachen vor jeder Entscheidung die sieben Urahnen in Zeremonien

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