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El Sendador I. Lopez Jordan. Karl May
Читать онлайн.Название El Sendador I. Lopez Jordan
Год выпуска 0
isbn 9783746794426
Автор произведения Karl May
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Wäre ich ermordet worden, so könnten Sie als mein Freund mich rächen; da mir aber nicht das mindeste Leid geschehen ist, so bitte ich Sie, die Sache auf sich beruhen und den Kerl laufen zu lassen!«
»Herr, man merkt, daß Sie ein Deutscher sind. Bekommen in Ihrem Vaterlande die Mörder vielleicht einen Orden oder irgend eine andere Belohnung und Auszeichnung? Bedenken Sie doch: wenn Sie ihm die Freiheit geben, so wird er dieselbe sofort benutzen, den bisher verunglückten Anschlag gegen Sie besser auszuführen!«
»Er mag es versuchen! Ich kenne seine Absichten nun so genau, daß ich sie nicht zu fürchten brauche. Prügelt ihn tüchtig durch, wenn Ihr wollt. Vielleicht macht ihn das willig, uns zu sagen, von wem er seinen Auftrag, mich zu ermorden, erhalten hat.«
»O, das zu erraten, ist kinderleicht; aber er soll es uns dennoch sagen müssen. Wie viele Hiebe soll er erhalten?«
»Ihr schlagt so lange, bis er gesteht, wer ihn gegen mich gedungen hat. Dann aber erhält er keinen einzigen Schlag weiter. Ich mag nicht dabei sein. Ich mag den Menschen überhaupt nicht mehr sehen.«
Ich ging hinaus und schritt suchend einige Male um das Haus. Es war keine Spur von den Bewohnern desselben zu sehen. Ich hörte deutlich die Hiebe fallen, welche der Bravo erhielt, doch vernahm ich keinen Schmerzenslaut. Als zehn Minuten vergangen waren, öffnete ich die Türe und sah hinein. Der Kerl lag auf dem Bauche. Seine Hose war zerschlagen und blutig gefärbt, und doch grinste er mir mit einem höhnischen Lachen in das Gesicht. Er hatte nichts gestanden, überhaupt keinen Ton, keine Silbe hören lassen, er schien die Nerven eines Nilpferdes zu besitzen.
»Sennor, was meinen Sie?« fragte Monteso. »Er gesteht nichts, und wenn wir fortfahren, so schlagen wir ihn tot.«
»Er hat genug. Laßt ihn liegen! Ich kenne ohnedies den Mann, von welchem er seinen Auftrag erhalten hat.«
»Gut, so mag er liegen bleiben. Wir schließen ihn ein, so daß man nicht sogleich zu ihm kann. Besser aber ist es, wir löschen das Licht aus und bleiben hier, um die Bewohner dieses Hauses abzufangen.«
»An ihnen liegt mir nichts. Ich mag nichts mehr von ihnen hören.«
»Gott segne Ihre Milde, Sennor, aber sie ist nicht angebracht. Wenn mich ein Ungeziefer beißt, so mache ich es tot, sonst beißt es mich wieder. Doch, ganz wie Sie wollen. Laßt uns also gehen!«
Er kam mit den andern heraus, schloß die Türe zu und warf den Schlüssel von sich. Wir gingen über die Blöße zurück und bogen dann in die Straße ein. So gelangten wir in die Stadt, ohne belästigt worden zu sein. Wir hatten unterwegs gar nicht gesprochen.
»Gehen Sie sofort in Ihr Hotel?« fragte mich Monteso. »Oder würden Sie uns die Ehre erweisen, ein Gläschen mit uns zu trinken, Sennor. Sie würden uns dadurch außerordentlich erfreuen.«
Ich hatte dem Manne mein Leben zu verdanken und mochte ihn also nicht durch die Zurückweisung dieser freundlichen Einladung betrüben oder gar beleidigen. Darum nahm ich dieselbe an.
Er führte mich von der Hauptstraße in eine der Querstraßen, wo wir in ein unscheinbares Haus traten, dessen Schild anzeigte, daß es eine gewöhnliche Schenke sei.
Zigarettenqualm und wüstes Geschrei drang uns aus der halb offenen Türe der Gaststube entgegen. Schon bereute ich, mitgegangen zu sein; aber Monteso trat nicht in diese Stube, sondern er klopfte an eine Türe, hinter welcher die Küche zu liegen schien. Ein junges, sauberes Weibchen kam heraus und machte ihm einen tiefen Knix.
»Ist oben offen?« fragte er.
»Ja. Es sind einige Sennors da, und meine Schwester ist zur Bedienung oben.«
»So gehen wir hinauf. Sorgen Sie dafür, daß wir nicht von Gesindel belästigt werden!«
Das klang in einem ganz andern Tone, so bestimmt, als ob er von Jugend an gewöhnt sei, Befehle zu erteilen. Sie verneigte sich abermals wie vor einem gebietenden Herrn, und dann stiegen wir die Treppe hinauf.
Droben kamen wir erst in ein kleineres Vorzimmer, in welchem einige Hüte hingen und Stöcke in einem eleganten Halter standen. Monteso schlug eine Plüschportiere zurück, und wir traten in einen schmalen, langen Salon, welcher reich ausgestattet war. Einige Lustres verbreiteten beinahe die Helle des Tages. Die Tische hatten Marmorplatten; Stühle und Diwans waren mit roten Plüsch überzogen. Auf jedem Tische stand eine Flaschenkollektion mit Weinen verschiedener Sorten. Kurz und gut, der Salon hätte in das feinste Hotel einer europäischen Großstadt gepaßt.
Vom Büffet erhob sich ein junges Mädchen, um uns mit tiefen Verbeugungen zu grüßen. An einem Tische saßen vier Herren, welche ihrer Kleidung nach den besten Ständen angehörten. Auch sie grüßten höflich. Einer von ihnen reichte sogar Monteso in kordialer Weise die Hand.
Und hier verkehrten die Yerbateros? Die andern fünf waren ebenso lumpig gekleidet, wie Monteso. Sie gingen barfuß. Ihre Hüte waren in Summa keine fünfzig Pfennige wert. Haare und Bärte waren ungepflegt. Keiner schien sich später als vor Monaten gewaschen zu haben. Ich war erstaunt, ließ aber natürlich nichts davon merken.
Monteso schritt zum hintersten Tische, welcher so groß war, daß wir alle Platz an demselben fanden, gab einen Wink, uns da niederzusetzen, und kehrte zum Büffet zurück, um eine Bestellung zu machen.
Das Mädchen nahm die auf dem Tische stehenden Flaschen weg und brachte andere an deren Stelle. Zu meinem Erstaunen las ich Etiketten wie »Chateau Yquem«, »Latour blanche« und »Haut-Brion«. Wenn diese Weine echt waren, so paßte der Preis derselben freilich nicht zu den nackten Füßen derer, welche die Flaschen leeren wollten.
Monteso setzte sich mir gegenüber, machte mir eine freundlich höfliche Verbeugung und sagte:
»Da ich Sie seit Mittag beobachtet habe, Sennor, so weiß ich genau, daß Sie noch nicht zur Nacht gespeist haben. Denn bei Tupido sind Sie so kurze Zeit gewesen, daß Sie ganz unmöglich an seiner Tafel gegessen haben können. Wir ersuchen Sie daher, unser Gast zu sein und ein Abendbrot mit uns einzunehmen. Freilich können wir Ihnen eben nur das bieten, was arme Yerbateros zu essen pflegen, wenn sie sich einmal in einer Stadt befinden. Es ist frugal genug.«
»Das scheint allerdings so,« lachte ich, indem ich auf die Flaschen deutete. »Wenn das Brot, welches Sie genießen, zu diesem Wasser paßt, so möchte ich wohl alles, aber nur nicht Yerbatero sein.«
»Vielleicht ist es nicht ganz so schlimm, wie es den Anschein hat. Hoffentlich werden Sie unsere Art und Weise näher kennen lernen, denn ich schmeichle mir, daß wir noch sehr oft so wie heute beisammen sitzen werden, wenn auch nicht hier an diesem Orte.«
Er entkorkte einige Flaschen, füllte die Gläser und stieß auf die Fortdauer unsrer jungen Bekanntschaft an. Dann zog er eine, wie es schien, reich gefüllte Brieftasche hervor und reichte mir aus derselben die Geldnoten zurück, welche ich ihm heute geliehen hatte.
»Erlauben Sie mir, gegen unsre heutige Vereinbarung handeln zu dürfen!« sagte er dabei. »Eigentlich müßte ich kündigen und hätte erst übers Jahr zu zahlen. Da die Sache aber meinerseits nichts als Scherz war, so bitte ich, es als solchen aufzufassen. Ich bin keineswegs der arme Mann, für den Sie mich hielten, doch freue ich mich Ihres Irrtumes, da er mir Gelegenheit gegeben hat, Sie kennen zu lernen. Leute von Ihrer Herzensgüte mag es unter den Deutschen viele geben; hier aber sind dieselben äußerst selten. Darum habe ich Sie sofort in mein Herz geschlossen und meinen Kameraden von Ihnen erzählt. Sie können in jeder Beziehung auf unsere Freundschaft rechnen.«
Ich suchte zwar mein Erstaunen möglichst zu verbergen, brachte es aber doch nicht über mich, die Frage