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Kein Vergessen. Ernst Meder
Читать онлайн.Название Kein Vergessen
Год выпуска 0
isbn 9783844274738
Автор произведения Ernst Meder
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Er hatte, trotz seines Missgeschicks festgestellt, dass die Schuhe etwas zu klein waren, was er jetzt loswerden musste, vielleicht konnte er ihren Lachflash damit unterbrechen. Sie nickte, sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischend führte sie ihn wieder durch die grinsende Meute zu seinem Stuhl.
Lachend erklärte sie ihm, dass sie zuerst noch Laufsocken besorgen wolle, um dann mit größerer Schuhkollektion wiederzukommen. Immer noch lachend verschwand sie aus seinem Gesichtsfeld, während er etwas peinlich berührt versuchte, die Schnürbänder zu öffnen, um die Schuhe loszuwerden.
Etwas beruhigt aber immer noch mit Lachfältchen um die Augen kam sie zurück und streichelte ihm über die Wange. Sorry, es sah so lustig aus, dabei sah sie ihn so unschuldig an, dass er ihr nicht böse sein konnte. Sie erklärte ihm, dass die Laufsocken keine Nähte hätten, deshalb könnten sie auch keine Blasen oder sonstige Verletzungen beim Laufen verursachen.
Jetzt sollte also das Ganze noch einmal erfolgen dieses Mal aber mit den Laufsocken. Bevor er reagieren konnte, hatte sie bereits seinen Fuß in ihren Händen und zog ihm seine Strümpfe aus. Es war ihm unangenehm, gottseidank hatte er heute Morgen ausgiebig geduscht, dabei auch seine Füße nicht vergessen.
Es schien ihr nichts auszumachen, manchmal hatte er das Gefühl sie würde darüber streicheln, sie blickte ihn jetzt auch nicht mehr an. Nachdem er beides an den Füßen hatte, ging es erneut zu dem Laufband, wo es sehr viel besser lief als beim ersten Mal.
Es war alles in Ordnung, alles passte, er war nicht gestolpert, allerdings war er bereits nach den paar Schritten auf dem Laufband außer Atem. Sie gab ihm die Hand um ihm herunter zu helfen dabei meinte sie nachdenklich, an Deiner Kondition werden wir wohl noch etwas intensiver arbeiten müssen. Wie auch immer, jetzt gingen sie erst einmal zu ihrem Platz zurück, er wollte wieder seine normalen Schuhe an den Füßen spüren.
Das sollte sich allerdings als undurchführbar erweisen, die Schuhe waren weg. Wer zum Teufel klaute gebrauchte Schuhe. Sie fragten sich durch das umstehende Personal, alle zuckten nur mit den Schultern und drückten ihr Bedauern aus. Nicht ohne zu vergessen darauf hinzuweisen, dass man selbst auf seine Schuhe aufpassen muss.
Sie war geknickt, es war ihr anzusehen, sie hätte es eigentlich wissen müssen. Er beruhigte sie, es war kein Weltuntergang, er brauchte nun eben noch ein Paar Schuhe, damit er wechseln konnte.
Mit den Sportschuhen, die er jetzt an den Füßen trug, sowie den anderen dringend erforderlichen Laufutensilien gingen sie zur Kasse, wo er der Kassiererin seine Kreditkarte reichte. Er blickte etwas verwundert auf, als die Kassiererin ihm sagte, in welcher Höhe sie diese belasten würde. Als er unterschrieb, standen siebenhundertachtundvierzig Dollar und fünfzig Cent auf dem Beleg, den er achselzuckend einsteckte.
Rachel war wegen seiner Schuhe immer noch unangenehm berührt, als sie erneut ansetzen wollte, um sich zu entschuldigen, unterbrach er sie. Erstens hast Du die Schuhe nicht entwendet, Du brauchst Dich deshalb auch nicht schuldig fühlen. Eigentlich stehe ich in Deiner Schuld deshalb lade ich Dich, als Belohnung für Deine kompetente Beratung, zum Kaffee ein. Jetzt war er es der sie anlächelte, nimm es Dir nicht zu Herzen, es waren wirklich nur Schuhe ohne goldene Schnürbänder oder sonstige Besonderheiten.
Er hatte sich bereits am Tag der Entscheidung vorgenommen, Rachel als Belohnung für ihre Mühe, die sie mit ihm haben würde, zum Lunch einzuladen. Den Tisch im Le Bernardin hatte er für den frühen Nachmittag bestellt, es sollte eine Überraschung für sie sein. Er kannte die Gegend ein bisschen, da er an manchen Wochenenden hier spazieren gegangen war, er wusste also, dass das Restaurant etwa eine halbe Meile von hier entfernt lag. Er hatte sogar einen kleinen Umweg eingeplant, da er mitbekommen hatte, dass nicht an allen Straßen Fußwege vorhanden waren.
Die Überraschung war gelungen, sie hatte zwar schon von dem Restaurant gehört, hatte aber noch nie darin gegessen, da es ihr zu teuer war. Etwas hatte er vergessen zu berücksichtigen, die Kleidung war nicht angemessen aber scheinbar kein Problem, da man ihnen Jackett und Blazer zum Überziehen anbot.
Sie aßen gut und lange, da sie über vieles redeten, dabei fühlte sie, wie sie dieses angenehme Gefühl des Neuen des sich Kennenlernens genoss. Nach mehr als zwei Stunden machten sie sich gemeinsam auf den Weg zur Metro, wo sie sich gegenseitig für die Wohltaten des jeweils anderen bedankten. Nachdrücklich wie sie ihn auf den nächsten Tag hin, damit er die Verabredung zu ihrem ersten Lauf nicht vergesse.
Sie fuhren getrennte Wege in ihre jeweiligen Wohnungen, als sie das gemeinsame Mittagessen Revue passieren ließ, extrahieren wollte, was sie Neues erfahren hatte. Dabei musste sie feststellen, dass sie nicht viel mehr als vorher wusste. Er hatte sie immer animiert, von sich zu erzählen. Dabei war er so geschickt vorgegangen, dass sie die ganze Zeit geredet hatte, während er sich auf die Rolle des Zuhörers beschränkte. Er war so clever, so verdammt clever, aber jetzt erst recht dachte sie.
Ihm war nicht entgangen, dass sie ihre Kleidung auch deshalb so gewählt hatte, um ihn auf ihre Reize aufmerksam zu machen. Dazu hätte es ihres sexy Outfits nicht bedurft, er fand sie auch so sehr anziehend. Aber er wusste auch, dass jede Beziehung früher oder später in einem Fiasko enden würde. Deshalb fragte er sich häufig, ob er sich oder auch seinen Partnerinnen diese Pein nicht ersparen sollte.
Letztendlich würden erneut zwei Personen verletzt auf der Strecke bleiben, er war inzwischen daran gewöhnt aber wollte er dies wirklich auch Rachel antun. Seine Tendenz ging eindeutig in Richtung Nein, er mochte sie, er würde, um ihr nicht wehzutun, wieder etwas mehr Distanz wahren, versuchen ihr aus dem Weg zu gehen.
Der erste Lauf sollte beginnen, er war pünktlich zum Treffpunkt erschienen, wobei er das am Vortag erworbene Equipment vorführte. Erste anerkennende Pfiffe erklangen, zustimmende Kommentare waren zu vernehmen auch die ersten Lobreden auf Rachel erklangen, der diese unglaubliche Veränderung des German Boy zugeschrieben wurde. Jetzt würde alles wie von selbst gehen, er brauche seinen Beinen nur freien Lauf lassen, dann würde die Strecke in Rekordzeit zurückgelegt werden.
Leider war es doch nicht so einfach, nach etwa zwei Kilometern fing er so an zu pumpen, dass er mit rotem Gesicht stehen blieb. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich die stechende Seite, damit sich alles wieder beruhigen konnte. Er rief den anderen zu, dass er eine Pause einlegen wolle, bei der nächsten Runde aber wieder dabei sein würde.
Rachel erbot sich, bei ihm zu bleiben, ihm zu helfen, was er vielleicht zu barsch zurückwies. Er wollte, er musste sie auf Abstand halten, bevor es zu spät war. Er setzte sich auf die Treppen am Ostufer des Reservoirs und wartete, dabei blickte er über den See, versuchte ruhig zu atmen, wie seine Kollegen es ihm vorher gezeigt hatten. Als die Gruppe erneut auftauchte, hatte er sich so weit erholt, dass er wieder mit einsteigen und mitlaufen konnte.
Die Kondition kam langsam aber stetig, jeden Sonntag versuchte er, aufs Neue bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit zu gehen. Nach vier Monaten war er bereits so fit und konditionell so stark, dass er mit den Cracks in der Gruppe mitlaufen konnte.
Dies ging so weit, dass er weiter im Central Park lief, während die anderen bereits auf dem Weg nach Hause waren. Rachel hatte sich etwas zurückgezogen, sie wusste nicht, was sie falsch gemacht hatte, aber es musste etwas Schlimmes gewesen sein, sonst hätte er nicht so reagiert. Sie war aber immer mehr davon überzeugt, dass er vor etwas davonlief, worüber er nicht reden wollte.
Währenddessen drehte er unermüdlich seine Runden in der Hoffnung einer baldigen Erschöpfung. Mochten andere doch annehmen, dass er vor etwas davonlief, es war ihm egal, er hatte festgestellt, dass er die Erschöpfung suchte, ja sogar brauchte. Manchmal überkam ihn das Gefühl oder war es bereits Gewissheit, dass die Ausschüttung der Endorphine ebenso brauchte wie die Erschöpfung. Er war wie ein Junkie, der begierig auf seinen nächsten Schuss wartete, diesen regelrecht herbeisehnte.
Er lief, im Sommer wie im Winter, egal bei welchem Wetter er war mit seinen Max Air unterwegs, inzwischen hatte er