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Gegen die Vergangenheit. Ernst Meder
Читать онлайн.Название Gegen die Vergangenheit
Год выпуска 0
isbn 9783844274721
Автор произведения Ernst Meder
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Die Prüfung der Luftwaffe erwies sich als äußerst erfolgreich bei der Unterstützung ihres spanischen Verbündeten Franco, als das deutsche Flugzeuggeschwader der Legion Condor in einem dreistündigen Bombenangriff die nordspanische Kleinstadt Guernica zerstörte.
Sie waren wieder wer, ihre raffgierigen Nachbarn, die sich am geschwächten Reich nach dem ersten Krieg bedient hatten, sollten sich in acht nehmen. Fritz hatte Ilse von einer geheimen Weisung ihres Kriegsministers von Blomberg erzählt, der begonnen hatte die Armee auf den Krieg vorzubereiten.
Als sie vor Weihnachten wieder einmal bei den Pfeifers eingeladen wurden, die Geburtstagsfeier von Fritz war wieder mal fällig, begann Ilse, dass dies doch ein günstiger Zeitpunkt sei, um sich zurückzuerinnern. Welche Ziele erreicht wurden, welche Ziele im nächsten Jahr mit mehr Energie neu begonnen werden sollten.
Als Erfolg wurde gewertet, dass Elfriede und er gemeinsam drei Mietshäuser zu einem ausgesprochen günstigen Preis hatten ankaufen können, obwohl diese, sich doch in einer besonders gesuchten Lage befanden. Für alle drei Häuser hatten sie eintausenddreihundert Reichsmark bezahlt, diese stellten allerdings einen Wert von annähernd vierzigtausend Reichsmark dar.
Dann begannen sie sich über ihn lustig zu machen, über seinen Juden, der ihn überlistete, sich immer wieder die Schlinge vom Hals nahm, von der er glaubte, ihn damit zu führen. Nie wirst Du etwas von den Erfindungen sehen, der Jude hat bestimmt schon etwas gefunden, er wird es Dir aber nie geben.
Dann fragte Fritz ihn, soll ich ihn verschwinden lassen, ich kann ihn nach Oranienburg bringen lassen, da hat er Zeit darüber nachzudenken. Gib mir noch das nächste Jahr, wenn wir uns wieder zu Deinem Geburtstag treffen, werde ich entscheiden, was mit ihm geschieht.
Die Zeit des Juden war ab jetzt endlich, spätestens am fünfzehnten Dezember, in genau zwölf Monaten, würde das Schicksal über ihn entscheiden. Er sollte besser erfolgreich sein, ein Ergebnis seiner hoffentlich erfolgreichen Forschung vorlegen, sonst würde er Weihnachten in Oranienburg verbringen. Eigentlich war das Ergebnis gleichgültig, früher oder später würde er sowieso da landen.
Als Glücksfall für ihre gemeinsame Immobilienfirma erwiesen sich die Änderungen bei den Zulassungsverordnungen für Ärzte und Zahnärzte. Mit dem Verlust ihrer Zulassung stieg die Zahl der Ausreisewilligen, die bereit waren ihre wertlos gewordenen Immobilien zu veräußern. Ilse brachte Listen aus dem Büro mit, in welcher sie die ausreisewilligen Juden sowie ihre Immobilien aufgeführt hatte. Gemeinsam trafen sie eine Auswahl der Objekte, die sie zu kaufen beabsichtigten, danach wurde er tätig, indem er die Ausreisewilligen überzeugte, zu seinem Angebotspreis zu verkaufen.
Als besonders nützliches Hilfsmittel erwiesen sich die neu eingeführten Schutzhaftbestimmungen wonach „alle volks- und staatsfeindlichen Personen" sofort inhaftiert und in Konzentrationslager gebracht werden konnten. Nur staatsfeindliche Personen weigerten sich zu verkaufen, allerdings nur so lange, bis sie verhaftet wurden. Danach konnte der Verkauf sehr schnell und ohne weitere Komplikationen vollzogen werden. Natürlich war inzwischen der Preis gesunken, schließlich waren bereits Kosten durch die Verhaftung entstanden.
Ilse hatte ihn verlassen, sie war mit Fritz in das endlich heimgekehrte Heimatland ihres Führers gefahren, wo sie, nach dem offiziellen Anschluss, versuchten, die Strukturen aufzubauen, wie sie im Reich bereits bestanden. Außerdem waren Kontakte aufzubauen, da auch hier mit einer baldigen Ausreisewelle von Juden zu rechnen war. Mit der Übernahme der staatlichen Einrichtungen durch deutsche Behörden hatte Fritz auch hier die Möglichkeit, seine bereits in Berlin funktionierenden Ausreiseprozeduren einzuführen.
Als vertrauenswürdigen Stellvertreter ernannte er Wilhelm Rogge, den er bei Parteiversammlungen in Nürnberg kennengelernt hatte, der sich für seine Beförderung in der Zukunft immer dankbar erwies. Fritz und Ilse hatten ihn überzeugt, die bereits erprobten Vorgehensweisen zu übernehmen, dabei natürlich seine Förderer bei der Ausreise von Juden mit Häusern in Wien oder anderen großen Städten zu berücksichtigen.
Als sie nach acht Wochen wieder zu Hause eintrafen, wussten sie ihre Anlaufstelle im fernen Wien gut bestellt, jetzt brauchten sie nur auf die Ergebnisse warten, die dieser Rogge melden würde. Er hatte sie vermisst, von ihren Rufen nach dem Führer geträumt, ihren nackten Körper immer wieder im Bett gesucht, wenn er nach einem feuchten Traum aufgewacht war.
Ihre äußerliche Veränderung, seit ihrer Reise nach Wien trug sie eine Uniform, hatte nichts an ihren sexuellen Begierden geändert. Nach ihrer Rückkehr hatten sie drei Tage ausschließlich im Bett verbracht, diese nur durch kurze Nahrungsaufnahmen unterbrochen. In diesen Tagen hallten ihre Rufe nach dem Führer durch die Wohnung und das Haus, dass sogar die Nachbarn ihre Anwesenheit nicht überhören konnten.
Sie hatten den Sommer genossen wie noch nie in ihrem Leben, ihr persönliches Glück ging einher mit der Entwicklung ihrer Heimat. Nach Österreich hatte sich auch das Sudetengebiet ihrem Reich angeschlossen, wobei Ilse von dem Verhandlungsgeschick ihres Führers schwärmte.
Auch schien die Forschung seines Juden Fortschritte zu machen, bei seinen Anforderungen zeigte sich ein neuer Optimismus. Ein Gefühl, dass er diesem Juden nicht zugetraut hatte, sollte diesem tatsächlich ein Durchbruch gelungen sein, bald würde er es wissen.
Es war ihnen gerade gelungen, ein kleines Haus in Schmargendorf günstig zu erwerben, ein jüdischer Arzt hatte nach dem Entzug der Approbation aufgegeben, hatte seine Ausreise beantragt. Seiner Überzeugungskraft war es zu verdanken, dass dieser sein Haus für fünfhundert Reichsmark an ihn verkauft hatte.
Als er davon überrascht wurde, dass Ilse ihm von dem Attentat in Paris erzählte, wo dieser Legationssekretär vom Rath von einem Juden angeschossen worden war. Sie empörte sich zwar über das Attentat, meinte aber auch, dass dieser vom Rath das verdient habe. Die Gerüchte aus Paris besagten, dass dieser vom Rath homosexuell war, sogar ein abartiges Verhältnis zu diesem Juden gehabt haben soll.
Der hat das verdient, wer so abartig veranlagt ist, hat jegliches Recht auf ein Leben in unserem Deutschen Reich verwirkt. Diese Aussage klang so gar nicht nach ihr, dies hörte sich eher nach interner Propaganda an, die natürlich nie öffentlich gemacht werden durfte.
Die Strafe für dieses Verbrechen kam postwendend durch das aufgebrachte Volk, die natürlich etwas durch die SA, die Polizei oder andere Organisationen unterstützt wurden, als sie jüdische Geschäfte und Synagogen zerstörten. Aber dies hatten sich diese Juden selbst zuzuschreiben, waren sie doch, die diesen Attentäter aufgehetzt hatten, diesen abscheulichen Mord zu begehen.
Dieser Vorfall hatte seinen Juden wohl aufgeweckt, plötzlich hatte er die Absicht mit seiner Frau auszureisen, was glaubte dieser Jude denn, weshalb ihm bisher nichts passiert war. Er hatte darauf geachtet, dass ihm nichts geschah, dass man ihn wichtig für die Aufrüstung eingestuft hatte, nun wollte er sich mit seinen Erfindungen davonmachen, ihn der Lächerlichkeit preisgeben. Seine Investition in ihn würde Früchte tragen, dafür würde er sorgen, der Antrag lag zwar vor, aber erst seine Zustimmung hätte die Ausreise ermöglicht.
Er zitierte ihn in sein Büro, forderte ihn mit leiser Stimme auf, sich zu setzen. Vorher hatte er lange überlegt, ob Schreien besser sein würde, dann jedoch entschieden, dass eine Drohung leise vorgebracht, doch gefährlicher wirke, als wenn er geschrien hätte. Dazu nahm er einen Zettel vom Tisch, deren Bedeutung sein Gegenüber nicht erkennen konnte, dass einzige, was er darauf sah, war der Name, Rachel Goldberg stand in der ersten Zeile dieses Dokuments. Das Blut wich aus seinem Gesicht, kalkweiß starrte er auf die Hand, die ruhig das Blatt hielt.
Dies ist eine Anweisung an die Gestapo, Ihre Frau wegen volksfeindlichem Verhalten in das Konzentrationslager Oranienburg zu überstellen, wenn Sie weiter auf ihrem Ausreiseantrag bestehen, der im Übrigen nie genehmigt wird.
Mit zittriger Stimme, eigentlich war es nur ein Krächzen, fragte er, was hat meine Frau gemacht, weshalb soll sie verhaftet werden.
Innerlich triumphierte er, war jetzt ganz ruhig, er hatte ihn dahin manövriert, wo dieser Jude keinen Ausweg mehr sah, nun musste er