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von mir nicht glauben. Nun,

       könnte, sonst würdet ihr es selbst von mir nicht glauben. Nun,

       was ist es sonst noch? Es ist eine Männerfalle und eine

       Handschelle, ein Schließeisen und eine Beinfessel, alles in Gold

       und alles in einem. Nun, was ist es sonst noch? Es ist ein Ehering.

       Nun will ich euch sagen, was ich damit machen werde. Ich

       werde diesen Artikel nicht für Geld anbieten, sondern ich will ihn

       derjenigen unter euch Schönen geben, die jetzt lachen wird. Bei

       dieser will ich morgen früh Punkt halb zehn mit dem

       Glockenschlag einen Besuch machen und mit ihr spazierengehen,

       um das Aufgebot zu bestellen.«

       Sie lachte, und der Ring wurde ihr hinaufgereicht. Als ich am

       nächsten Morgen zu ihr komme, sagt sie:

       »Du lieber Himmel! Da seid Ihr ja! Es kann Euch doch nicht

       Ernst gewesen sein?«

       »Da bin ich«, sage ich, »und ich bin für immer der Eurige, und es

       ist mein heiliger Ernst.«

       So wurden wir getraut, nachdem wir dreimal aufgeboten worden

       waren – was, nebenbei bemerkt, ganz unseren

       Geschäftsgebräuchen entspricht und wieder einmal zeigt, wie

       sehr diese Gebräuche die ganze Gesellschaft durchdringen.

       Sie war kein böses Weib, aber sie hatte ein reizbares

       Temperament. Wenn ich diesen Artikel unter Preis hätte

       loswerden können, so hätte ich sie für kein anderes Weib in ganz

       England hergegeben. Das soll nicht heißen, daß ich sie in

       Wirklichkeit hergegeben habe, denn wir lebten zusammen, bis sie

       starb, und das waren dreizehn Jahre. Nun, meine Lords und

       Ladies und mein ganzes verehrtes Publikum, ich will euch in ein

       Geheimnis einweihen, wenn ihr mir auch nicht glauben werdet.

       Dreizehn Jahre reizbares Temperament in einem Palast würden

       die Schlimmsten unter euch auf eine harte Probe stellen, aber

       dreizehn Jahre reizbares Temperament in einem Karren würden

       die Besten unter euch auf die Probe stellen. In einem Karren ist

       man so sehr aufeinander angewiesen, müßt ihr verstehen. Es gibt

       Tausende von Ehepaaren unter euch, die in fünf und sechs

       Stockwerke hohen Häusern wie Öl auf dem Wetzstein 10

       miteinander auskommen und die in einem Karren zum

       Scheidungsrichter laufen würden. Ob das Rütteln des Karrens es

       vielleicht schlimmer macht, das weiß ich nicht; aber in einem

       Karren geht es einem auf die Nerven und läßt einen nicht los.

       Böse Worte in einem Karren sind noch böser und Ärger in

       einem Karren ist noch ärgerlicher.

       Und dabei hätten wir ein so schönes Leben haben können! Ein

       geräumiger Karren, an dem die großen Artikel draußen

       aufgehängt waren, während das Bett, wenn wir auf der Fahrt

       waren, zwischen den Rädern untergebracht war; ein eiserner

       Topf und ein Kessel, ein Kamin für die kalten Tage, ein Ofenrohr

       für den Rauch, ein Hängesims und ein Schrank, ein Hund und ein

       Pferd. Was kann man noch mehr verlangen? Man macht halt auf

       Pferd. Was kann man noch mehr verlangen? Man macht halt auf

       einem Rasenplatz an einem Feldweg oder an der Landstraße,

       man fesselt dem alten Gaul die Beine und läßt ihn grasen, man

       zündet sein Feuer auf der Asche des vorigen Besuchers an, man

       schmort seinen Braten, und man möchte den Kaiser von China

       nicht zum Vater haben. Aber wenn man ein reizbares

       Temperament im Karren hat, das einem böse Worte und die

       härtesten Handelsartikel an den Kopf wirft, wie ergeht es einem

       dann? Versucht einmal, eure Gefühle in diesem Fall

       auszudrücken!

       Mein Hund wußte genauso gut wie ich, wann sie in der richtigen

       Verfassung war.

       Noch bevor sie loslegte, pflegte er einmal aufzuheulen und

       auszureißen. Woher er es wußte, war mir schleierhaft; aber er

       wußte es so sicher und bestimmt, daß er aus dem tiefsten Schlaf

       erwachte, aufheulte und davonlief, wenn es wieder einmal soweit

       war.

       Zu solchen Zeiten wünschte ich, ich steckte in seiner Haut.

       Das Schlimmste aber war dies: Wir hatten eine Tochter, und ich

       liebe Kinder von ganzem Herzen. Wenn sie nun wütend war, so

       schlug sie das Kind, und das wurde so unerträglich, als das Kind

       vier oder fünf Jahre alt war, daß ich oft mit der Peitsche über der

       Schulter neben dem alten Gaul hergegangen bin, schlimmer

       weinend und schluchzend als die kleine Sophy. Denn wie konnte

       weinend und schluchzend als die kleine Sophy. Denn wie konnte

       ich dagegen einschreiten? Mit einem solchen Temperament und

       in einem Karren ist nicht daran zu denken, wenn es nicht zu einer

       Prügelei kommen soll. Es liegt an der natürlichen Größe und den

       Raumverhältnissen eines Karrens, daß es dann zu einer Prügelei

       kommen muß.

       Passierte das dann wirklich einmal, so wurde das arme Kind

       noch mehr geängstigt als zuvor, und es erging ihm in der Regel

       auch noch übler, und seine Mutter beklagte sich bei den

       Nächstbesten, die uns begegneten, und da hieß es dann: »Da hat

       dieser gemeine Kerl von einem Händler sein Weib geschlagen.«

       Und dabei war die kleine Sophy so ein braves Kind! Wie sie

       aufwuchs, fühlte sie sich immer mehr ihrem armen Vater zugetan,

       obwohl er so wenig tun konnte, um ihr beizustehen. Sie hatte

       wunderbar dichtes, glänzendes Haar, das in natürlichen Locken

       ihr Gesicht umrahmte. Ich staune jetzt über mich selbst, daß ich

       nicht in Raserei verfiel, wenn ich zusehen mußte, wie sie vor ihrer

       Mutter um den Karren davonlief, und wie ihre Mutter sie dann

       bei diesem Haar packte, zu Boden riß und auf sie losschlug.

       Ich sagte, sie sei so ein braves Kind gewesen, und ich habe

       Grund dazu.

       »Mache dir das nächstemal nichts daraus, Vater«, pflegte sie mir

       zuzuflüstern, während ihr Gesichtchen noch gerötet und ihre

       leuchtenden Augen noch feucht 11

       waren. »Wenn ich nicht laut schreie, dann kannst du wissen, daß

       es nicht sehr weh tut. Und selbst wenn ich laut schreie, dann will

      

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