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Turfschwindel. Edgar Wallace
Читать онлайн.Название Turfschwindel
Год выпуска 0
isbn 9783752947892
Автор произведения Edgar Wallace
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»So ein Lügenfritze!« sagte jemand dicht neben Edna Gray.
Sie drehte sich schnell um.
Luke stand neben ihr. Er war gut einen Kopf größer als sie und hatte ein schmales, ovales, Gesicht. Sie starrte ihn an und konnte kaum glauben, daß er es wirklich war.
»Ja, ich bin es, und ich weiß auch genau, was Sie denken. Sie kommen sich etwas einsam und verlassen vor. Das kann ich Ihnen nachfühlen. Und außerdem gibt es Leute, denen man einfach nicht entgehen kann – dazu gehöre auch ich.«
»Aber Mr. Luke, wie kommen denn Sie hierher?« fragte sie schnell und lächelte ihn verwundert an.
»Schon an Bord der ›Asturia‹ konnten Sie kaum einen Schritt tun, ohne über meine Füße zu fallen. Ich bin eben der große Weltenbummler ...«
»Aber was machen Sie hier in Doncaster?«
Als sie sich das letztemal an Deck des großen Ozeandampfers gesehen hatten, lehnten sie nebeneinander an der Reling und starrten auf die große Menschenmenge am Kai. Auf der Reise war er einer der interessantesten und nettesten Gesellschafter gewesen, hatte sich immer nützlich gemacht und ihr viel geholfen. Es war allerdings etwas anderes, sich an Bord eines Passagierdampfers mitten auf dem Ozean zu begegnen als hier in dieser unendlich großen Menschenmenge. Es war fast, als ob es das Schicksal so gewollt hätte.
Sie fühlte sich ihm gegenüber etwas scheu. Auf dem Schiff war er ihr bedeutend älter erschienen; jetzt sah er noch sehr jung aus.
»Leute, die lügen können wie gedruckt, machen mir immer Spaß, das heißt, wenn sie überzeugend lügen. Aber dieser Kerl hier versteht das Lügen nicht, über den amüsiere ich mich nicht.«
Er nahm sie am Arm und führte sie aus dem Menschenschwarm hinaus, als ob er das Recht dazu hätte oder ihr Vormund wäre. Von jedem anderen Mann hätte sie das als eine Beleidigung empfunden, aber von ihm ließ sie es sich gefallen.
»Verdient der Mann auf diese Weise seinen Lebensunterhalt?«
Luke nickte.
»Ja, er lebt eben und macht Geschäfte durch die Kraft seiner Erfindungsgabe. Er übt denselben Beruf aus wie Trigger, aber was für ein Unterschied besteht zwischen den beiden!«
»Wer ist denn eigentlich Trigger?« fragte sie neugierig.
»Der König aller Leute, die Tips verkaufen. Haben Sie nicht gehört, mit welcher Ehrfurcht der Bursche dort den Namen dieses Mannes nannte? Trigger ist eins der größten Phänomene. Er hätte auch in keinem anderen Jahrhundert auftreten können. Das neunte Weltwunder kann man diesen Trigger mit dem ›grünen Band‹ nennen. Seine Reklame hat er großartig aufgezogen.«
Er lächelte, als ob ihm ein guter Gedanke gekommen wäre, aber dann wurde er wieder ernst.
»Was machen Sie denn eigentlich hier in dieser schönen Gegend? Wollen Sie auch Einjährige kaufen? Ich weiß wohl, daß Sie eine Vorliebe für Pferde haben, aber ich hatte doch nicht erwartet, Sie hier in Doncaster zu finden.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich bin hergekommen, um einen Herrn zu treffen. Kennen Sie vielleicht Mr. Elijah Goodie?«
Sein Gesicht versteinerte sich plötzlich.
»Goodie?« wiederholte er. »Meinen Sie Li Goodie – den Trainer? – Ist er ein Freund von Ihnen?« fragte er ziemlich brüsk.
Aber sie fühlte sich nicht beleidigt dadurch. Sechzehn Tage waren sie auf dem Dampfer zusammengewesen, und sie hatte sich allmählich an sein Wesen gewöhnt, das ihr zuerst allerdings anmaßend – um nicht zu sagen: unverschämt – erschienen war.
»Er ist mein Pächter«, entgegnete sie lächelnd.
»Ach ja, ich entsinne mich. Ich hätte Ihnen auf dem Dampfer auch schon etwas über ihn sagen können, aber ich habe zuerst über Rustem gesprochen. Goodie gehört auch zu der Bande. – Dort drüben ist er!«
Er zeigte unauffällig auf einen Mann, der auf der anderen Seite der Straße ging. Goodie hatte eine gelbliche Gesichtsfarbe und mochte vierzig oder fünfzig Jahre alt sein.
Weder sein Anzug noch sein Benehmen verriet, daß er ein Trainer von Rennpferden war. Er trug schwarze Kleidung, und der niedrige weiße Kragen gab ihm fast das Aussehen eines Geistlichen. Seine Bewegungen waren langsam und umständlich.
»Das ist Elijah«, sagte Luke. »Ist er nicht hübsch?«
Wenn irgendein Wort auf Goodie nicht paßte, dann war es ›hübsch‹. Edna blieb stehen und beobachtete ihn, bis er um die nächste Ecke bog und eine Seitenstraße entlangging. Anscheinend wohnte er in dieser Gegend.
»Er scheint Eindruck auf Sie gemacht zu haben. – Wo werden Sie übrigens zu Mittag essen? Wenn Sie mit in die Stadt gehen, arrangiere ich alles für Sie.«
Es lag eigentlich gar kein Grund vor, ›alles für sie zu arrangieren‹ oder sie zu begleiten.
Sie gingen zusammen zum Rathaus der kleinen Stadt. Er ließ sie in der Eingangshalle zurück und verschwand in einem Büro. Nach kurzer Zeit erschien er wieder und brachte ihr eine Anzahl von Karten und eine blaue Rosette zum Anstecken, so daß sie nun Zutritt zur Tribüne hatte.
»Wo haben Sie eigentlich Ihren alten Freund gelassen?«
»Sie meinen Mr. Garcia? Ich weiß nicht, wo er geblieben ist. Er ist gestern Abend abgereist. Ich hoffte schon, daß er mich hierher begleiten würde.«
Er führte sie in ein Restaurant, dessen Räume erstaunlich leer waren.
»Ich kenne Doncaster nicht allzu gut«, erklärte er. »Nur dieses Lokal ist mir bekannt, denn hier fand ich Mr. Sepfield, von dem Sie wahrscheinlich niemals etwas gehört haben. Er aß gerade hier ein gutes Frühstück – als ob er niemals seine Frau vergiftet und in Beton begraben hätte.«
Er sagte das so ruhig und gleichgültig, daß sie ihn fragend ansah.
»Was sind Sie denn eigentlich?«
»Kriminalbeamter von Scotland Yard. Und nun bekommen Sie nur ja keinen Ohnmachtsanfall.«
»Was, Sie sind Kriminalbeamter?« fragte sie atemlos.
»Kriminalinspektor; das ist natürlich dasselbe, nur ein etwas höherer Grad. Haben Sie nicht eben, als wir beide die Straße entlanggingen, gesehen, daß alle möglichen Leute vor mir auskniffen und in Seitenstraßen einbogen? Sie müssen nicht glauben, daß die Leute vor Ihnen ausgerissen sind, und das nicht als negatives Kompliment für Ihre schöne Erscheinung auffassen. Ich war derjenige, dem sie nicht ins Auge zu sehen wagten.«
Sie sah ihn verdutzt an.
»Sie haben mir aber an Bord des Dampfers niemals gesagt, daß Sie Kriminalbeamter sind. Sie scheinen doch –«
Sie wußte nicht recht, wie sie fortfahren sollte.
»– ein Gentleman zu sein«, vollendete er den Satz prompt, »Dazu habe ich mich allmählich selbst erzogen. An Bord des Schiffes habe ich nicht darüber gesprochen, weil ich es für ganz nebensächlich hielt.«
»Sind Sie hier im Dienst?«
Er nickte und schaute sie ernst an.
»Ich werde Ihnen auch etwas erzählen, was Ihnen sicher Spaß macht. Bisher habe ich noch nie eine Dame ins Vertrauen gezogen, aber mit Ihnen mache ich eine Ausnahme. Warum, weiß ich selbst nicht. Ja, ich bin also hier im Dienst, sehe den Rennen interessiert zu und achte dabei auch noch auf andere Dinge. Haben Sie Trigger gesehen? Sie würden ihn nicht erkennen, aber sicher haben Sie einen großen, gelben Deville-Wagen bemerkt, der so pompös aussieht, als ob er eine Million Dollar kostete?«
Der übertrieben luxuriöse Wagen war ihr aufgefallen, weil er das Straßenbild völlig beherrscht hatte.
»Der