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      Alwin war gerade dabei, sein Gesicht mit Creme einzureiben und sich abzuschminken. Plötzlich hielt er jetzt mitten in der Bewegung inne.

      »Das ist mir auch schon aufgefallen. Es ist jedenfalls nicht das übliche Geld, das wir sonst immer auf der Bühne benützen. Man könnte fast annehmen, daß es sich um echte Scheine handelte.« Er wischte seine Hand an dem Tuch ab, nahm eine der Banknoten und betrachtete sie genau. »Das Wasserzeichen sieht genauso aus, als ob es echt wäre. Ich möchte bloß wissen, wo diese Banknoten herkommen. Noch nie habe ich derartig fabelhaft imitierte Scheine gesehen. Ich fürchte nur, daß die Leute Maisie das Geld als echt abnehmen und daß der Irrtum erst später herauskommt. Wilbur, willst du mir nicht den Gefallen tun, zu ihrer Wohnung zu gehen und mit ihr zu sprechen? Sie wohnt irgendwo im Osten, der Portier am Bühnenausgang wird dir sofort ihre Adresse geben.«

      »Wirklich merkwürdig«, erwiderte Smith nachdenklich, während er einen der Scheine zwischen den Fingern rieb. »Ich habe auch noch nie so gut gedrucktes Falschgeld gesehen. Aber – um Himmels willen, was ist denn das?«

      Er hatte die Banknote umgedreht und starrte entsetzt auf die Rückseite.

      »Was hast du denn?« fragte Alwin erstaunt.

      Der Detektiv deutete auf ein gelbes Zeichen, das auf die Rückseite des Scheines aufgedruckt war.

      »Was ist denn das?«

      »Was glaubst du wohl, daß es sein könnte?« fragte Wilbur. Seine Stimme klang seltsam.

      »Es sieht fast aus, als ob es die Darstellung eines Götzenbildes wäre.«

      »Da hast du tatsächlich recht. Es ist das Bild des goldenen Hades.«

      »Ich habe nicht verstanden. Was soll das sein?«

      »Der goldene Hades. Hast du niemals von ihm gehört?«

      »Doch«, erwiderte Frank lächelnd. »Das ist ein Platz, zu dem man die Leute hinbefördert, die einem im Weg stehen!«

      »Ja, mit anderen Worten – die Unterwelt. Hades kann aber auch der Gott der Unterwelt sein«, erklärte Wilbur Smith grimmig. »Die Römer nannten den alten Herrn Pluto.«

      »Aber warum nennst du ihn golden? Hat er etwa eine derartige Farbe gehabt?«

      Sein Freund schüttelte den Kopf.

      »Das ist das dritte Mal, daß ich Gelegenheit habe, einen derartigen Aufdruck zu sehen. Die anderen Stempel, die ich bisher kennengelernt habe, waren allerdings mehr goldfarben.«

      Wilbur Smith nahm den Stoß Banknoten vom Tisch auf und zählte ihn sorgfältig durch.

      »Das sind zusammen sechsundneunzigtausend Dollar!«

      »Glaubst du tatsächlich, daß es echtes Geld ist?« fragte Frank erstaunt und atemlos.

      »Daran ist nicht zu zweifeln, es sind echte Scheine«, entgegnete der Detektiv und nickte. »Wo hast du die denn herbekommen?«

      »Auf die gewöhnliche Weise – vom Requisitenverwalter.«

      »Den Knaben muß ich sprechen. Kannst du ihn nicht rufen lassen?«

      »Wenn er noch nicht nach Hause gegangen ist«, erwiderte Frank, ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt und rief nach seinem Diener.

      »Schicken Sie doch bitte Hainz zu mir.«

      Glücklicherweise konnte der Requisitenverwalter noch angehalten werden, als er gerade das Theater verlassen wollte. Er kam in den Ankleideraum, und zufällig fiel sein Blick sofort auf das Geld, das auf dem Tisch lag. Ungeduldig trat er zu Alwin.

      »Ich wußte doch, daß ich etwas vergessen hatte, als ich Ihnen die Handschellen abnahm, Mr. Alwin. Ich werde das Geld noch verwahren ...«

      »Warten Sie einen Augenblick«, entgegnete Wilbur Smith. »Sie kennen mich doch, Mr. Hainz?«

      »Jawohl«, sagte der Mann und grinste über das ganze Gesicht. »Ich habe Sie zwar noch nicht in Ihrer amtlichen Eigenschaft kennengelernt, aber trotzdem weiß ich sehr gut, wer Sie sind.«

      »Woher haben Sie das Geld?«

      »Das Geld? Meinen Sie etwa diese Papiere hier?« Er zeigte auf die Scheine, die auf dem Tisch lagen.

      »Ja.«

      »Woher ich die habe?« wiederholte Hainz. »Nun, die habe ich in dem Requisitengeschäft gekauft, von dem wir alle Utensilien beziehen. Ich hatte nicht mehr genügend Papiergeld für die Bühne, und so besorgte ich mir wieder einen Stoß. Gleichzeitig wurde bei der Firma übrigens ein Plakat für den Film ›Der verführerische Reichtum‹ zusammengestellt, und ich sah, wie man es mit solchen Scheinen einrahmte. Sie wurden auf den Rand eines großen Bogens geklebt.«

      »Woher hat sie denn der Händler, von dem Sie sie gekauft haben?«

      »Ich weiß es nicht – sicher von einer anderen Firma.«

      »Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?«

      Hainz nahm ein großes Notizbuch aus der Tasche und schlug die Adresse auf.

      »Ein glücklicher Zufall, daß ich seine Adresse habe. Ich beschäftige ihn nämlich auch hier auf der Bühne.«

      Als der Mann gegangen war, sah Wilbur Smith seinen Freund nachdenklich an.

      »Schminke dich endlich ab, Frank, damit man sich mit dir auf der Straße zeigen kann«, sagte er dann gutmütig. »Wenn du nichts dagegen hast, werde ich das Geld an mich nehmen. Dann gehen wir in die Stadt und essen zu Abend.«

      »Zum Teufel, was hat das nur alles zu bedeuten?« »Das erzähle ich dir während des Essens«, entgegnete Wilbur Smith ausweichend.

      2

      Selbst Wilbur Smith wußte nicht sehr viel von den Scheinen mit dem gelben Stempel auf der Rückseite, aber alles, war es wußte, erzählte er, als sie sich nach einer halben Stunde in einem Restaurant gegenübersaßen.

      »Als ich das erste Mal einen solchen Stempel sah, hatte er tatsächlich Goldfarbe. Er war auf die Rückseite einer Tausenddollarnote gedruckt und mit Goldbronze eingepudert worden. Außerdem stand noch mit grüner Farbe das Wort ›Hades‹ darunter. Übrigens kannst du im Lexikon nachlesen, was dort unter ›Hades‹ steht. Diese Tausenddollarnote kam auf seltsame Weise in meine Hand. Im Osten wohnte eine arme Frau, die als Dienstmädchen in einem der Brooklyn-Hotels arbeitete. Sie erzählte mir eine sonderbare Geschichte. Als sie eines Abends nach Hause zurückkehrte, kam ein Mann hinter ihr her, steckte ihr einen Stoß Banknoten in die Hand und ging weiter. Verblüfft lief sie in ihre Wohnung und machte Licht. Als sie dann die Scheine genauer betrachtete und zählte, stellte sich heraus, daß er ihr die Summe von hunderttausend Dollar in die Hand gedrückt hatte. Sie traute ihren Augen nicht und nahm an, daß sich jemand einen Scherz mit ihr gemacht hätte. Sie glaubte wie du, daß es sich um falsches Geld handelte, legte es unter ihr Kissen und nahm sich vor, am nächsten Morgen jemand danach zu fragen, ob es sich um echte Banknoten handelte. In der Nacht wachte sie aber plötzlich auf, denn sie hörte, daß sich jemand in ihrem Schlafzimmer befand. Sie wollte gerade um Hilfe schreien, als ihr jemand sagte, sie solle sich ruhig verhalten. Dann wurde eine Taschenlampe angeknipst, und die Frau sah, daß nicht nur einer, sondern drei Leute mit schwarzen Masken vor ihrem Bett standen.«

      Frank sah den Detektiv erstaunt an.

      »Sag mal, willst du mich zum besten halten?«

      Wilbur Smith schüttelte den Kopf.

      »Nein, ich spreche vollkommen ernst. Die Leute fragten, wo sie das Geld hätte. Sie war sprachlos vor Schrecken, als sie die Revolver sah, die auf sie gerichtet waren, und zeigte unter das Kissen. Dann fiel sie in Ohnmacht. Als sie wieder zu sich kam, war das Geld verschwunden bis auf eine Banknote, die die drei Räuber in der Eile übersehen haben mußten. Sie brachte den Schein am nächsten Tag zum Polizeipräsidium und erzählte dort ihre seltsame Geschichte. Mein Chef glaubte, daß sie die Geschichte erfunden und die Banknote

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