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zwischen Vernon Roche und Iorweth war ziemlich kompliziert. Der Scoia'tael hasste den Anführer der Blauen Streifen (=eine Spezialeinheit unter König Foltest) aus tiefster Seele und wollte ihn zweifellos tot sehen. Allerdings zeigte er angesichts der Fähigkeiten und der Entschlossenheit des Temeriers auch einen Anflug von Achtung. Die Tatsache, dass der Elf seinen ärgsten Feind würdigte, sprach für Iorweth, meine ich.

      Die Frage ob Iorweth nach all den Jahren voller Blutvergießen und Hass noch wusste, wofür er kämpfte, war offen,. Zweifel hegten auch jene, die ihn länger kannten.

      Als Iorweth nach Saskias Vergiftung verschwand, erwartete niemand, ihn sobald wiederzusehen. Es wurde gemunkelt, er stehe hinter dem Anschlag oder habe schlicht seinen Kampfmut eingebüßt. Auch an die Elfenschützen, von denen er gesprochen hatte, glaubte keiner. Es würde sich zeigen, was seine Versprechen wert waren. Iorweth hatte ein hervorragendes Gespür für den richtigen Moment und für Dramatik. Sein Entsatz konnte nicht passender kommen, und die Verteidiger, meine Wenigkeit eingeschlossen, packte die reine Euphorie. Iorweth hatte bewiesen, dass sein Wort nicht in den Wind gesprochen war und er seine Verbündeten nicht im Stich ließ. Falls ich noch Zweifel gehegt hatte, was ihn betraf - mit dem Kampfesrauch von Vergen waren sie verflogen.

      Iorweth war finster entschlossen, Saskia zu retten und mit den Zauberinnen abzurechnen. Geralt und er machten sich nach Loc Muinne auf und schickten sich an, das letzte Kapitel dieser Geschichte zu beschließen.

      Vor Ort trennten sie sich - Iorweth ging Zauberin Philippa Eilharts Quartier suchen, und Geralt bleib eine Weile ohne jede Nachricht von ihm. Man darf dennoch annehmen, dass der Anführer der Scoia'tael die Zeit nicht müßig vertat.

       (Entnommen aus der Charakterbeschreibung des PC-Spiels "The Witcher 2 – Assassins of King")

      V.I - Schönheit ist vergänglich

       Eine Art selbsterfundene Vorgeschichte zu „Der Königsmörder“ und erzählt die Jugendjahre Iorweths.

      Als die Menschenrasse sich über die nördlichen Länder des mystischen Kontinents ausbreitete, erstickten sie alles bis dahin dagewesene und für sie fremde unter ihren eisenbewehrten Schwingen von Habgier, Neid und Abscheu. Sie eroberten das Land und nahmen keine Rücksicht auf die Bewohner, die vor ihnen da waren und teilten es unter ihren machthungrigen Königen auf.

      Besonders das edle und langlebige Elfenvolk - die Aen Seidhe - sollten unter dieser menschlichen Niedertracht und Eroberungswut leiden.

      Anfangs empfing das alte Volk der Aen Seidhe die Menschen mit Neugier und Offenheit - denn so waren sie auch den Zwergen, Halblingen und anderen Wesen dieser Welt begegnet. Ihre Weisheit brachte Güte hervor und edelmütig gewährten sie jedem Lebewesen ihren angestammten Platz.

      Doch der Mensch war von rauer, urtümlicher Natur - ergoss sich wie eine alles verschlingende Feuerbrunst unkontrolliert über die fruchtbare Erde des nördlichen Kontinents.

      Vermehrte sich explosionsartig in seiner wollüstigen Kurzlebigkeit und war in seinem Innern voller Boshaftigkeit und Neid gegenüber allem, was ihm überlegen schien. Darum galt sein wütendes Augenmerk besonders dem Elfenvolk, dem schönen Wesen, das filigrane Kunstwerke, Schönheit und Langlebigkeit hervorbrachte. Drei Dinge, die die Menschen nicht erschaffen konnten, es darum neideten und auslöschen wollten.

      Alles was ihnen überlegen schien, wurde bekämpft. Alles was anders war, wurde vernichtet. Alles was Reichtum andeutete, wurde in Besitz genommen.

      Doch der anfängliche Hochmut der Elfen, die zu spät erkannten, dass ihr Untergang unausweichlich war, tat ein Übriges dazu. Arrogant blickten sie auf die Dh'oine, die Menschen herab und dachten noch, sich ihrer erwehren zu können. Bis sie sich in den armseligen Ghettos ihrer großen Städte wieder fanden.

      Nur geduldet am Rande der menschlichen Gesellschaft, hielten sie - und die anderen Anderlinge, wie die Menschen sie nannten - oft als Sündenbock her. Voller Abscheu sahen die Menschen auf die Elfen, Zwerge und Halblinge herab - in ihren Augen war das hässlicher Abschaum, der von dieser Welt getilgt gehörte.

      So wurden die edlen schönen Elfen, die stolzen Zwerge und die gutmütigen Halblinge und Gnome in ihrem Dasein beschnitten, verachtet und unterdrückt wo es nur ging.

      Andere Völker, wie die großen dummen Trolle, die gewitzten Kobolde oder die übereifrigen kleinen Feen hatte man an den Rand ihrer Ausrottung gebracht.

      Selbst die weisen und stolzen Drachen waren verschwunden, denn gerade ihre außergewöhnliche Anmut, ihr tausendjähriges Wissen und ihre angeblich menschenfressende Gefährlichkeit hatten einen regelrechten Jagdboom auf sie ausgelöst. Aber das lag schon eine Weile zurück. Heute begegnete man noch eher einem verirrten Troll, als einem Drachen.

      Dafür war durch die Bosheit und Machtgier, Experimentierfreude und der Selbstüberschätzung der Menschen so manches neue, wirklich bösartige Wesen entstanden.

      Im Abfall und auf den zahlreichen Leichenhügel der Städte und Kriegsfelder erhoben sich Vampire, Ghule, Geister, Harpyien, Werwölfe, Lebende Tote aller Art, Fluch geplagte Ungetüme oder mutierte, insektenhafte Riesentiere meist nächtens in den monddurchtränkten Himmel und sorgten für weitere blutzerfetzte Tote, Verfolgung und Unbill.

      In diese von immer neuen Kriegen heimgesuchte, barbarische Welt wurde Iorweth hineingeboren.

      1

      Sicher glitt das Schnitzmesser in die Maserung des Holzes und jeder Schnitt hub ein kompliziertes Ornament hervor. Es waren verschlungene Blätter, Blüten und ineinanderlaufende Bänder, die den Rand einer Wiege zierten. Einige letzte winzige Schnitte noch, dann war das Kunstwerk fertig.

      "Es ist wunderschön geworden." Unerwartet war eine junge Frau in den Raum und an den Schnitzkünstler heran getreten.

      Der große Elf mit dem lackschwarzen Haar drehte sich zu der hübschen jungen Elfe um - auch sie hatte rabenschwarze Haare, die zu einem kunstvollen Zopf geflochten waren. Ihr Lächeln war ehrlich, aber ihre Augen wirkten müde und schattig.

      "Du bist wunderschön anzusehen, Calad'linna!" Der Elfenmann nahm seine junge Frau, die ein grün-beiges, schlichtes, zweilagigen Leinenkleid trug, in die Arme und küsste sie auf die Stirn.

      Eine kleine Wölbung war am Bauch zu bemerken. Sie seufzte tief.

      "Du solltest nicht so viel arbeiten", meinte der Mann - vom Alter her schien er im reiferen Alter um die Vierzig zu sein, was bei einem Aen Seidhe bedeuten konnte, dass er schon vierhundert Jahre lebte. Er klopfte sich die Späne von der Lederschürze und nahm sie ab. Er trug eine olivgrüne Leinenhose, dazu Schaftstiefel aus weichem, hellem Leder und darüber ein beiges Leinenhemd unter einer kunstvoll mit Blattwerk bestickten, olivgrünen Weste. "Du darfst das Kind nicht gefährden." Er nahm ihr den kleinen Besen und die Schaufel ab und begann die Holzschnitzel aufzukehren.

      "Ich weiß, ich habe eine hohe Verantwortung meinem Volke gegenüber!" Müde setzte sie sich auf das breite Bett - ein Holzkasten mit einem ebenso kunstvoll geschnitzten Rand, wie der der Wiege, in dem zwei flache mit Moos und Heu gepolsterte Säcke als Matratzen dienten. Darüber buntgewebte Decken und vier Kissen machten die Schlafstätte zu einer richtigen Luxusherberge.

      Fuin'isengrim - was Schattenwolf bedeutete - kniete sich vor seiner Frau hin und schaute ihr tief in die traurigen Augen, die die Farbe von Bergseen hatten. Sie war noch sehr jung, musste ein kleines Kind gewesen sein, als sie aus Ellylon vertrieben worden waren. "Vermisst du den Glanz der alten Zeit, Calad?"

      Sie schüttelte den Kopf. Ihre Wangenknochen stachen hervor und ihr Kinn wirkte spitzer als sonst. Sie ist viel zu mager, dachte Fuin'isengrim. Zuviel Arbeit, zu wenig nahrhaftes Essen und dann noch schwanger. Der Elf fluchte innerlich, denn er selbst fand keine dauerhafte, gutbezahlte Arbeit.

      "Den Wandel der Zeit kann niemand aufhalten. Ich habe keine Erinnerung an Ellylon. Dort warst du ein Aran - ein König. Wir wären

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