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      LUNATA

Überfallkommando

      Überfallkommando

      Kriminalroman

      © 1928 by Edgar Wallace

      Originaltitel The Flying Squad

      Aus dem Englischen von Ravi Ravendro

      © Lunata Berlin 2020

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

       Kapitel 24

       Kapitel 25

      1

      Zwischen dem Kanal und dem Fluß dehnte sich ein sumpfiges Feld aus. Lady's Stairs, ein sonderbares altes Holzhaus, das sich auf Pfählen erhob, schaute dort auf die Wasserfläche hinab. Die Schleuse am Ende des Kanals bildete zugleich den Anfang des morastigen Gewässers. Das Haus machte einen traurigen, verfallenen Eindruck und schien im Lauf der Zeit immer tiefer in den Sumpf einzusinken. Die Fassade war einst mit weißer Ölfarbe gestrichen gewesen, aber der Anstrich war nie wieder erneuert worden, und der Bau hatte allmählich eine dunkelgraue Farbe angenommen. Er hätte sich kaum von seiner Umgebung abgehoben, wenn er nicht zwischen einem hochaufragenden Lagerhaus und dem tonnenförmig gedeckten Gebäude einer Reparaturwerkstatt eingeklemmt gewesen wäre.

      In Lady's Stairs wohnte Li Yoseph. Bei Flut stieg das Wasser fast bis zu dem Fußboden seines Wohnzimmers.

      Die Zeiten, in denen Lady's Stairs seinen Namen erhalten hatte, gehörten längst der Vergessenheit an. Früher war diese düstere und schmutzige Gegend eine schöne Bucht an der Themse gewesen; grüne Wiesen und Weideplätze hatten sich hier ausgedehnt. Aber nur die Namen erinnerten noch daran. In den angrenzenden Straßen erhoben sich die Häuser armer Leute, die ebenso schmutzig und verkommen aussahen wie Lady's Stairs. Trotzdem hieß diese Gegend immer noch ›The Meadows‹ – Wiesenland.

      Li Yoseph pflegte am Fenster seines Zimmers zu sitzen und zu beobachten, wie die Kohlenschiffe während der Flut bei Brands Wharf festmachten, oder wie die Leichter und die Flußkähne langsam nach der Schleuse zu getreidelt wurden. Wenn er sich zum Fenster hinauslehnte, konnte er sogar die großen holländischen Dampfer sehen, die auf der Themse zum Meer hinausfuhren.

      Die Polizei hatte nicht viel gegen Li Yoseph. Die Beamten wußten wohl, daß er ein Hehler und Schmuggler war, aber man hatte keine klaren Beweise und versprach sich von ferneren Haussuchungen nicht mehr Erfolg als von den früheren. Die Nachbarn hielten Li für einen reichen Mann. Auch stand es bei ihnen fest, daß er verrückt sei.

      Er besaß die eigentümliche Angewohnheit, lange Gespräche mit unsichtbaren Freunden zu führen. Wenn dieser merkwürdige Alte mit dem großen, gelben, bartlosen Gesicht, das von Falten und Runzeln durchfurcht war, die Straßen mit schlürfendem Gang entlangschritt, sprach er vor sich hin. Er gestikulierte und lachte unheimlich, während er sich mit seinen Gefährten unterhielt, die außer ihm niemand sehen konnte. Meistens sprach er fremde Worte, die allgemein für deutsch gehalten wurden, in Wirklichkeit aber russisch waren. Er gab zu, daß er mit guten und bösen Geistern umging; er konnte Tote sehen und sich mit ihnen unterhalten. Er besaß auch die Gabe des Zweiten Gesichts und hatte schon erstaunliche Dinge vorausgesagt.

      Li ging in seinem Wohnzimmer auf und ab und murmelte vor sich hin. Drei Kerzen brannten, aber ihr Licht vermochte den ungewöhnlich hohen Raum nicht genügend zu erhellen und betonte eher noch den düsteren Eindruck, da sie gespenstische Schatten warfen. Die früher freundlich gestrichenen Wände hatten ihre Farbe längst verloren, das Dach war undicht, und bei Regenwetter rannen kleine Bäche an den Wänden herunter. Li schlief in einer kleinen Kammer, die nicht viel größer als ein geräumiger Schrank war. Sie besaß nur den einen Vorteil, daß sie als einziger Teil des Hauses trocken war.

      Der größere Raum diente Li zu gleicher Zeit als Büro, Lagerraum und Wohnzimmer.

      Holländische, deutsche und französische Matrosen ruderten bei Flut in kleinen Booten hierher und steuerten zwischen den von grünem Moos und Schlamm bedeckten Holzpfählen hindurch, auf denen Li Yosephs Haus stand. Wenn sie dann unten am Fuß der gebrechlichen Leiter festgemacht hatten, stieg der Alte hinunter und feilschte und handelte mit ihnen über allerlei Artikel dunkler Herkunft, die sie ihm brachten.

      Unter dem Haus war es dunkel, und selbst bei Tag ließen die vielen Pfähle und Balken kein Licht herein. Lis Besucher konnten nur zu gewissen Zeiten kommen, denn während der Ebbe war dort unten weiter nichts als zwei Mannslängen tiefer, morastiger Schlamm zu sehen, aus dem große Blasen aufstiegen und unruhig durcheinander quirlten, wie von einem vorsintflutlichen Drachen.

      Unten an der Leiter war auch ein kleines Motorboot vertäut, das der alte Li trotz seiner Jahre bedienen und steuern konnte. In unbestimmten Zwischenräumen fuhr er selbst manchmal auf den Strom hinaus. An diesem Abend überlegte er gerade, ob er wieder eine Fahrt unternehmen solle. Zweimal hatte er den abgenutzten Teppich schon aufgrollt und die Falltür geöffnet, die von dem Teppich verdeckt wurde. Stöhnend und mit sich selbst sprechend war er die Sprossen der Leiter hinuntergeklettert und hatte ein

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