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die nichts zu ihrer eigenen Verwirklichung tut, ganz von selbst.

      Unsre Ideale sind die stärksten Charakterbildner und haben den größten Einfluss auf die Gestaltung unsres Lebens. Unser beständig im Herzen getragenes Ideal prägt sich in unsrem Äußeren und in unsrem Leben aus.

      Alles, was wir im Leben erreichen, haben wir vorher in unsrem Geist geschaffen, wie ein Haus schon wirklich und fertig vor dem Geist des Baumeisters steht, ehe auch nur ein einziger Stein auf den Grund gelegt wird. Die Bilder unsrer Träume sind die Pläne zu unsrem Lebensbau. Aber sie bleiben bloße Pläne, wenn wir uns nicht mit kräftigem Entschluss daran machen, sie auszuführen, gerade wie der Plan des Baumeisters nur auf dem Papier bleibt, wenn der Maurer und der Zimmermann nicht an die Arbeit gehen.

      Willst du in irgendeiner bestimmten Richtung vollkommener werden, so stelle dir die betreffende Eigenschaft so lebhaft und so andauernd wie möglich vor und denke dir ein ganz bestimmtes Ideal. Halte das beständig vor deinen Blicken fest, bis du spürst, wie es dich emporzieht und sich allmählich verwirklicht. So wird schließlich der schwache und unvollkommene Mensch verschwinden, den Fehler, Sünden und Laster aus dir gemacht haben, und an seine Stelle tritt der ideale Mensch, dein andres, besseres, göttliches Selbst.

      Es liegt eine unwiderstehlich schaffende Kraft darin, dass wir unsern Geist beständig auf die Richtung einstellen, nach der unsre Sehnsucht geht: sie zieht das Ersehnte geradezu herbei und macht das wirklich, was wir wollen.

      Unsre geistige Haltung, die Sehnsucht, die unser Herz erfüllt, ist ein beständiges Gebet, das die Natur schließlich erhört.

      5. Die Weisheit des Erwartens

      Es liegt eine unwiderstehliche Kraft in der Gewohnheit, etwas ganz bestimmt zu erwarten, ganz fest zu glauben, dass wir unsern Wunsch verwirklichen werden. Nichts hilft uns so viel, als eine hoffnungsvolle Haltung des Geistes, die stets und überall das Beste, das Höchste, das Schönste erwartet.

      Der Glaube, dass wir etwas erreichen werden, wirkt aufs stärkste zur Erreichung mit. Die feste Hoffnung, dass uns ein behagliches Heim, Wohlstand, Einfluss, Ansehen, Stellung gewiss ist, bringt allein schon diese Dinge der Verwirklichung näher.

      Wie viele leben nach der falschen Überzeugung, dass die guten Dinge nur für andre in der Welt sind und nicht für sie selber; sie beruhigen sich bei dem Glauben, dass sie nicht zu denen gehören, die darauf Anspruch haben. Aber warum gehören sie nicht zu denen? Bloß weil sie sich nicht getrauen, sich unbefangen zu ihnen zu rechnen, weil sie sich selbst für minderwertig halten, weil sie sich selber Schranken setzen. Es gibt keine Möglichkeit, die Güter dieser Welt zu erreichen für den, der vollkommen überzeugt ist, er habe keinen Anspruch darauf.

      Wenn du freilich umhergehst mit einem Gesicht, als wenn du jedermann um Entschuldigung bitten wolltest, dass du überhaupt da seiest, als wenn du froh wärest, das aufzulesen, was die andern wegwerfen, als wenn du überzeugt wärest, alles Gute sei nichts für dich, dann wird dich allerdings jeder für etwas höchst Minderwertiges halten.

      Wir sind immer schon auf dem Weg, das zu erreichen, was wir ernstlich wollen: wenn wir aber nichts wirklich wollen, so bekommen wir auch nichts. Keiner kann reich werden, solang er mehr oder weniger überzeugt ist, er werde arm bleiben.

      Wer reich werden möchte und doch beständig nichts andres erwartet, als arm bleiben zu müssen, der ist gerade so töricht, als wer nach Osten kommen möchte und beständig nach Westen fährt. Nichts kann dem zum Erfolg helfen, der seine eigene Kraft zum Erfolg bezweifelt und so beständig den Misserfolg herbeizieht. Wer Erfolg haben will, der muss den Erfolg bestimmt erwarten: seine Gedanken müssen vorwärtsschreitend, schöpferisch, aufbauend, erfinderisch und vor allem hoffnungsvoll sein.

      Für einen bestimmten Zweck zu arbeiten und etwas ganz andres zu erwarten, ist tödlich für jeden Erfolg. Wie groß auch der Wunsch nach Glück ist, eine trübselige und armselige Haltung des Geistes verschließt alle Tore, die dahin führen.

      Die meisten Menschen nehmen ihren Anstrengungen von vornherein viel von ihrer Wirkung, weil ihre geistige Haltung nicht mit ihrem Ziel übereinstimmt und sie während der Arbeit für eine Sache etwas ganz andres erwarten: so treiben sie den Erfolg geradezu von sich weg. Sie gehen an ihre Arbeit nicht mit der sicheren Erwartung des Gelingens heran, die den Sieg erzwingt, nicht mit der Entschlossenheit und dem Vertrauen, die gar keine Niederlage für möglich halten.

      Was die Seele erwartet, das baut sie auf. Nichts macht eine Krankheit so schnell schlimmer, wie eine Haltung des Geistes, die ängstlich auf jedes Anzeichen merkt und so die Lebenskraft schwächt. Es wirkt wahrhaft niederdrückend, wenn man so beständig etwas erwartet, das uns Leiden oder gar Tod bringt, es trocknet die Quelle des Lebens und seiner Kraft aus und schwächt das unglückliche Opfer mit unheimlicher Schnelligkeit. Umgekehrt ist hoffnungsvolles Erwarten der Besserung und fester Glaube daran ein wirkliches Heilmittel. Der Glaube an die Arznei oder an den Arzt wirkt viel mehr zur Heilung mit, als die Arznei oder der Arzt selber.

      Wenn du dich so weit bringst, dass du gar nicht mehr anders kannst als glauben, die Zukunft bringe dir lauter Gutes, Gesundheit, Wohlstand, Glück, Ansehen – so ist das mehr wert für dich zum Vorwärtskommen, als eine große Geldsumme.

      Fast alle Menschen meiner Bekanntschaft, die es zu etwas gebracht haben, waren gewohnt, stets zu erwarten, dass die Dinge sich gut für sie entwickeln werden. Wie trübe und entmutigend auch der Ausblick zu sein schien – sie waren felsenfest überzeugt, es wird gut ausgehen. Diese Haltung des Geistes zieht in geheimnisvoller Weise die Dinge zu uns heran, die wir wünschen, gerade wie wenn unser Eigentum zu uns kommen wollte.

      Unsre Kräfte arbeiten unter einem höheren Befehl und haben die Neigung, das zu leisten, was wir von ihnen erwarten. Wenn wir viel von ihnen verlangen und ihnen befehlen, sie sollen unsre Wünsche verwirklichen, so stellen sie sich in Reih und Glied und helfen uns.

      Wenn wir Großes von uns verlangen, so holen wir das Beste aus uns heraus und setzen Kräfte in Bewegung, die ohne das verborgen geblieben wären.

      Glaube von ganzem Herzen, dass du das ausführen wirst, wozu du bestimmt bist. Lass keinen Augenblick Zweifel daran aufkommen, vertreibe derartige Gedanken sofort und gib bloß günstigen Gedanken Einlass, die das bejahen, was du erreichen willst.

      Lebe in beständiger Erwartung immer besserer Dinge, in der Überzeugung, dass etwas Großes und Schönes deiner harrt, wenn du verständig darauf hinarbeitest, deinen Geist in schöpferischer Verfassung erhältst und nicht nachlässt zu ringen und zu kämpfen. Nichts bringt dich schneller hoch, als die hoffnungsvolle Erwartung, dass deine Sache gut ausgehen wird, dass du Erfolg haben und in jedem Fall, es mag gehen wie es will, glücklich sein wirst.

      Wer mit dieser Hoffnung ausgerüstet und entschlossen ist, sein Ziel zu erreichen, dem kann die halbe Welt in den Weg treten: seine bloße Entschlossenheit schlägt die Feinde seines Erfolgs in die Flucht, denen der Schwankende und Unentschlossene niemals standhalten kann.

      6. Die wunderbaren Erfolge höflicher Hartnäckigkeit

      Ein guter Teil des Erfolgs mancher Geschäftsmänner beruht auf ihrer Gabe der höflichen Hartnäckigkeit.

      Der Mann, der sich nicht unterkriegen lässt, wie unangenehm auch der andre sei, den er zum Kunden haben will, der gewinnt seine Sache schließlich: er kommt nicht bloß zweimal, sondern drei- und viermal wieder und sein Lohn ist zuletzt nicht bloß die Anerkennung seines „Gegners“, sondern der Abschluss des Geschäfts, den er seiner mit höflichen Formen verbundenen Ausdauer verdankt. Er lässt kein „Nein“ als Antwort gelten, aber er beharrt auf seiner Sache so höflich und in so angenehmer Weise, dass ihm niemand etwas übelnehmen kann.

      Wer sich leicht abweisen lässt, der wird nicht viel erreichen. Es liegt in der Natur des Menschen, gegen alle Leute, die etwas von ihm erreichen wollen, misstrauisch zu sein: und wenn man erst sieht, dass man den Quälgeist leicht loswerden kann, so tut man’s auch. Wo man aber auf sanften, jedoch hartnäckigen Widerstand stößt, da ist das nicht so leicht und man gibt oft aus reiner Bewunderung für die

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