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zu müssen fürs eigene Überleben, und zweitens eine gewisse kriminelle Energie. Kriminelle Energie messen Kripobeamte zum Beispiel daran, ob ein ertappter Dieb gleich am nächsten Tag wieder zuschlägt. Normalerweise ist eine Festnahme so abschreckend, dass man für eine gewisse Zeit von seinen Opfern ablässt. Die Verhaftung wirkt auf gewöhnliche Menschen ohne kriminelle Energie so heilsam, dass sie zunächst einmal zumindest ihre Finger buchstäblich bei sich und aus anderen Taschen heraus lassen. Der Dieb muss also so abgebrüht sein, dass ihn ein Aufgriff nicht sonderlich schockt und er gleich weitermacht. Manche brauchen auch ganz einfach den Adrenalin-Kick des Klau-Moments. Das führt dann schon fast in die Richtung der Kleptomanie – der krankhaften Sucht also zu klauen. Es gibt Menschen, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit zugreifen. Das hat aber mit dem Taschendieb im eigentlichen Sinn nichts zu tun. Der Kleptomane scheut auch das Risiko, beim Taschendiebstahl ertappt zu werden. Er klaut einfach alles, auch Nutzloses: Toilettenpapier, hunderte Kugelschreiber, Dessous, Unterwäsche – einfach wahllos, planlos, unüberlegt; er findet seine Befriedigung im Klauen und Besitzen. Der Klau-Süchtige ergötzt sich an Unmengen von gestohlener Ware und Gegenständen. Nicht selten findet man bei ihnen ganze Warenlager. Eine Manie ist zwanghaft. Insofern werden bei nachgewiesener und behandelter Kleptomanie auch solche Leute strafmildernd behandelt.

      Finger sind die wichtigsten Handwerkszeuge

      Das wichtigste Handwerkszeug der Taschendiebe waren früher ihre geschickten Finger; sie pflegten sie wie Pianisten-ähnliche Hände. Nie würde ein solcher Dieb schwere Arbeit mit seinen Händen verrichten; außerhalb seiner Arbeitszeit trug er Handschuhe, um seine geschmeidigen, wohl gepflegten, feinfühligen und schmalen Hände nicht zu beschmutzen. Er benutzte Zeige- und Mittelfinger wie eine Schere, daher auch der Begriff „Schere machen“; er arbeitete wie ein Krebs; man nannte Taschendiebe früher deshalb auch Scherenmacher oder Taschenkrebse. Zwar hat sich das Bild der Taschendiebe gegenüber dem Mittelalter gewandelt, doch auch heute noch sind ihre Finger und Hände ihre wichtigsten Handwerkszeuge. Finger sind ihr Kapital; sie entscheiden über Sieg oder Niederlage, über Essen oder Hungern, Armut oder Wohlstand.

      Sie erkennen also einerseits Unterschiede zu den heutigen Taschendieben, sehen aber auch deutliche Parallelen. Manche Übereinstimmungen sind so geblieben seit es die Ganoven gibt. Allerdings hat in unserer modernen Zeit der Kapitalverbrechen, der White Collar-Kriminalität (weiße Kragen) und der Kapitalverbrechen, wo es gleich um Millionen geht, der fast schon kleine Gauner Taschendieb an Bedeutung verloren, wenngleich er lästiges Übel ist und nicht unerheblichen Schaden anrichtet. Das Feld ist weitgehend kriminellen Banden aus Osteuropa und dem Balkan, Klau-Kids und Blumen-Frauen (dazu später mehr) überlassen. Man könnte sie Tagelöhner nennen, um im Mittelalter zu bleiben.

      Eins unterscheidet Taschendiebe von Einbrechern: Sie arbeiten am lebenden Objekt oder nutzen die Unachtsamkeit ihrer Opfer aus. Dagegen kann man sich schützen. Doch dazu müssen Sie zunächst wissen, mit welchen Tricks Taschendiebe arbeiten.

      Wo und wann besteht Alarmstufe rot?

      

       Grundsätzliches: Wo sind sie anzutreffen? Wann arbeiten sie?

      Taschendiebe sind vornehmlich an belebten Orten wie in Fußgängerzonen, auf Bahnhöfen, beim Zugeinstieg, in Fußballstadien, Kaufhäusern, Supermärkten, auf Wochen- und Flohmärkten sowie Großveranstaltungen jeder Art, in Urlaubsorten, an Stränden, vor Diskotheken, Bars, auf Flughäfen, in Bussen und Bahnen anzutreffen – also überall dort, wo meist dichtes Gedränge herrscht. Sie suchen Menschenansammlungen, Orte, an denen man gewöhnlich in körperlichen Kontakt zu anderen Menschen kommt. Man wird Taschendiebe seltener in Kleinstädten finden, weil sie dort nicht die Unübersichtlichkeit der Masse nutzen können. Nichtsdestotrotz sind aber auch schon Fälle in jüngster Zeit passiert, wo sie selbst nicht mehr vor der Friedhofsruhe und Trauer zurückschrecken und Menschen auch dort bestehlen. Das bedeutet: Man muss besonders vorsichtig sein, wenn man auf Wochenmärkte geht, sich in Fußgängerzonen aufhält oder ein Popkonzert besucht. Auch im Kino kann es einem passieren. In voll besetzten Bussen haben Diebe ein ideales Betätigungsfeld. Nicht umsonst hören wir auch ständig Durchsagen auf Bahnhöfen und in Flughäfen, auf sein Gepäck besonders aufzupassen.

      Wann? Sie treten besonders im Sommer auf, wenn viele Menschen in Urlaub fahren, oder während der Adventszeit, wenn die Menschen auf Einkaufstour sind. Wir haben dann ganz andere Gedanken im Kopf als auf unsere Wertsachen aufzupassen. Für wen brauche ich noch ein Geschenk? Was habe ich alles schon? Wo finde ich am besten Schlips und Socken für meinen Mann, das Spielzeug für die Kinder? Wir haben einen Plan im Kopf, auf dem leider nicht die erhöhte Wachsamkeit vor Taschendieben steht. Das ist schlicht vergessen. Es passiert mir doch nicht! Wir hetzen während der verschiedenen Schlussverkaufs-Aktionen von Geschäft zu Geschäft oder stehen schon in der Schlange vor der Eröffnung eines neuen Elektronikmarktes. Verkaufsoffene Sonntage sind Publikumsmagneten, die Zehntausende anziehen. Rabattaktionen locken Schnäppchenjäger in Scharen – und eben auch Taschendiebe!

      In der Urlaubsvorbereitung haben wir ganz andere Dinge im Kopf als die Gauner. Am Flughafen oder an der Fähre, auf dem Bahnhof oder im Bus denken wir an einen guten Platz, dass wir unser Gepäck beisammen haben, die Zeit einhalten. Da haben Diebe leichtes Spiel. Man hat gerade in den Flieger eingecheckt, hält die Bordkarte in der Hand; das restliche Handgepäck (inklusive Laptop) liegt auf einem kleinen Wagen, den man vor sich herschiebt. Ein letzter Kaffee, ein Besuch im Duty free-Shop, und schon ist man unachtsam, der Laptop oder die Kamera sind weg. Gerade an Flughäfen nutzen Taschendiebe solche Situationen, weil man sie dort nämlich wegen der enormen Sicherheitsbedingungen nicht vermutet. Wir sind längst gedanklich schon in den Bergen oder am Meer und liegen bereits in der Sonne. Papiere und Geld sind zwar sicher verstaut, aber mal ehrlich: Denken Sie auf dem Weg zum Strand immer daran oder beim Einstieg in den Flieger? Insbesondere im Urlaubsland angekommen, bezaubert uns doch eher die Landschaft, vernebelt uns das Klima und sind wir von der vermeintlichen Freundlichkeit der Fremden angetan. Dass überall Taschendiebe lauern, nein, das kann doch nicht möglich sein – und doch!

      Statistisch hat man folgendes Bild nachgezeichnet: Taschendiebe in Großstädten sind im Wochenverlauf besonders freitags und an Samstagen aktiv und dann überwiegend zwischen 10 und 18 Uhr. In öffentlichen Verkehrsmitteln sind die morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeiten, wenn die meisten zur Arbeit fahren oder wieder zurück, also in der Rushhour, gefährliche Zeiten, in denen man besonders achtsam auf seine Wertsachen aufpassen sollte. In Einkaufszentren sind dies die kundenstärksten Zeiten: in den Stunden zu Ladenschluss, im Sommer- oder Winterschlussverkauf und ganz speziell in der Vorweihnachtszeit. Gerade in der Adventszeit nehmen Taschendiebstähle traditionell zu.

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