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an Schmidts dramaturgisch raffinierten Agenten-Storys sind – neben der Detailtreue – die skeptische Weltanschauung und eine geradezu undeutsch klare kühle Prosa.

       (stern)

      Deutschlands einziger (jedenfalls einziger ernst zu nehmender) Autor im Agenten-Genre.

       (Vorwärts)

      Durchdachte Analysen, um die Konfrontation einzelner Menschen mit politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse darzustellen.

       (Welt der Arbeit)

      Schmidt hat es geschafft, in eine angloamerikanische Domäne einzubrechen.

      (Westdeutsche Allgemeine).

      ÜBER DEN AUTOR

      Peter Schmidt, geboren in Gescher, Schriftsteller und Philosoph, gilt selbst dem Altmeister des Spionagethrillers, John le Carré, als einer der führenden deutschen Kriminalautoren des Genres. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Medizinthriller, Wissenschaftsthriller, Psychothriller und Detektivromane.

      Bereits dreimal erhielt er den DEUTSCHEN KRIMIPREIS („Erfindergeist“, „Die Stunde des Geschichtenerzählers“ und „Das Veteranentreffen“). Für sein bisheriges Gesamtwerk wurde er mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet.

      Schmidt studierte Literaturwissenschaft und sprachanalytische und phänomenologische Philosophie mit Schwerpunkt psychologische Grundlagentheorie an der Ruhr-Universität Bochum und veröffentlichte rund 40 Bücher, darunter auch mehrere Sachbücher.

      ZUM AUTORENINFO

       http://autoren-info-peter-schmidt.blogspot.de/

      1

      Sie erklärten mir, ich solle einen Laden ausheben, der mit Thai-Mädchen handele, irgendein finsteres Etablissement am Rande der Stadt, wo die Fassaden immer grauer werden, die Toreinfahrten dunkler und die Straßenlaternen so aussehen, als seien sie auf halbe Kraft geschaltet …

      Sie sagten: “Ihre schmierige kleine Detektei wirft doch kaum genug ab, um sich über Wasser zu halten, Winger. Also setzen Sie mal Ihre Fäuste für uns ein. Ihr Verstand ist dabei nicht gefragt, wir brauchen jemanden, der kräftig zupacken kann und keine Angst vor blauen Flecken hat.”

      Ich sah mir an, wie die beiden in meinem Büro standen: zwei ehrenwerte Vertreter der ehrenwerten Gesellschaft in unauffälligen grauen Anzügen, die langen Wintermäntel über dem Arm, weil es draußen schon empfindlich kalt war und die Eiszapfen von den Dachrinnen zu fallen drohten.

      Es hätten Geschäftsleute mit untadeligem Leumund oder Anwälte sein können.

      Der eine strich sich durch sein gescheiteltes weißes Haar, und der andere war ins Nebenzimmer gegangen, eine Hand in der Jackentasche, um sich mein Klappbett aus lackiertem Stahlrohr anzusehen.

      Er verzog keine Miene beim Anblick der durchgelegenen Matratze. Er hatte kurze, stämmige Beine und einen wohlgenährten Nacken mit kleinen roten Schwären, als sei seine Verdauung nicht in Ordnung.

      “Sie wissen ja, dass Menschenhandel bei uns verboten ist, Winger”, sagte er so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. “Das weiß schließlich jedes Kind. Die Polizei kann der Inhaberin dieses komischen Ladens nichts nachweisen, weil ihre Mädchen ein Haufen eingeschüchterter Gänse sind.

      Die würden zu allem nicken und Ja und Amen sagen, was sich irgendwie wichtig anhört.”

      “Wenn es nur mit drohender Stimme vorgetragen wird”, ergänzte der andere.

      “Aber wir können es ihnen nachweisen, Winger. Und Sie können den Burschen Beine machen, ganz legal. Was halten Sie davon, wenn wir mal in den Wagen steigen und uns das Etablissement ansehen?”

      “Jetzt gleich?”, fragte ich und schüttelte unschlüssig den Kopf.

      Meine Freundin war wegen ihrer Magersucht mit einem Koch – einem Experten für kalorienarme Ernährung – auf und davon. Sie hatte mich verlassen, weil ich zum Frühstück Schweinshaxen mit fetten Bratkartoffeln aß und allergisch gegen Dressing light und Magermilchjoghurt war, und jetzt wartete ich auf den Anruf eines fülligen brünetten Mädels, das am Theater als Souffleuse arbeitete.

      “Sie haben doch seit vier Wochen keinen Auftrag mehr gehabt.”

      Er öffnete meinen Kühlschrank und sah sich die leeren Fächer und das vereiste Tiefkühlfach an. “Sie sind pleite. Sie haben das Revier gewechselt, weil Ihr Vermieter Ihnen einen Zahlungsbefehl geschickt hat und weil Sie wieder mal im Restaurant Ihre Rechnungen schuldig geblieben sind. Sie hatten ein Abonnement für Mittag- und Abendessen beim Griechen Athene, aber der hat Ihnen zwei Kassierer auf den Hals gehetzt.”

      “Hören Sie auf …”

      “Sie haben einem der beiden, einem Sinti, das Nasenbein gebrochen, als er zu Ihnen in den Wagen steigen wollte, und das hat seiner Sippe gar nicht …”

      “Ich sagte: Lassen Sie’s gut sein …

      “Nun bleiben Sie mal ruhig an Ihrem Schreibtisch sitzen und legen Sie wieder Ihre Stiefel auf die Platte, wie's sich für einen guten Cowboy gehört, Winger.”

      “Einen braven berittenen amerikanischen Rinderhirten”, sagte der andere so freundlich lächelnd, dass sich nicht mal ein streitsüchtiger Psychopath über irgendeine Spur von Bösartigkeit bei ihm hätte beklagen können. “Falls Sie dasselbe noch mal auf deutsch hören wollen?”

      Die beiden waren echte Witzbolde.

      Vermutlich spielten sie auf meine amerikanisch aussehenden Stiefel an. Die Dinger stammten aus einer Schuhfabrik in Oberitalien und waren mir von einem Klienten mit Zahlungsschwierigkeiten übereignet worden.

      Aber ich hatte keine Lust, mir an diesem schönen Wintertag die Laune verderben zu lassen. Deshalb tat ich einfach, was sie sagten.

      Ich lehnte mich zurück, und während ich meine auf Hochglanz polierten Stiefelspitzen betrachtete, dachte ich an die Worte von Bischof Braun, der im Park von der Polizei aufgegriffen worden war, als er sich den Mädchen gezeigt hatte:

      Ich nehm's den Kleinen gar nicht übel, dass sie sich über mein Ding lustig machen, doch dann lassen Sie mir auch mein Vergnügen, es an die Luft zu halten.

      “Haben Sie was dagegen, wenn wir uns ein wenig von Ihrer Seriosität überzeugen, bevor wir endgültig zur Sache kommen?”, erkundigte sich der eine und deutete vage auf meine Büroeinrichtung.

      “Wenn Sie dabei kein Geld aus der Porto- oder Kaffeekasse mitgehen lassen?”

      “Comme il faut”, sagte der andere, nachdem er meinen Blechschrank aufgezogen hatte, um sich das Hängeregister meiner Kundenkartei anzusehen. Dabei warf er mir einen Blick zu wie jemandem, für den Französisch bestenfalls ein teures Extra im Bordell war. “Das heißt soviel wie mustergültig. Von uns können Sie noch was lernen, Winger.”

      “Im Ernst?”, fragte ich. “Wieso denn ausgerechnet von Ihnen? Wir sind doch alle nur arme Halbblinde, die über die Steine stolpern auf diesem verlorenen Planeten.”

      Sein Blick wurde trübe, und er sah mich an, als wenn ich ihm philosophisch auf die Sprünge helfen wollte.

      Vielleicht litt er ja schon seit seiner Geburt daran, dass ihm noch keiner hatte erklären können, weshalb er auf die Welt gekommen war, und das machte ihn allergisch gegen jede Art von Tiefsinn. Aber dann gab er sich seufzend einen Ruck.

      “Bleiben wir lieber beim Thema, Winger. Es geht um ein paar Mädchen,

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