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meiner Familie.“

      „Viel Glück damit!“, wünschte Kommissar Reuter. Er rief nach der Bedienung, um zu zahlen.

      Reuter verabschiedete sich, Merz blieb noch ein wenig sitzen. Es war ein schöner Sommertag, und sein Zimmer roch doch etwas muffig. Er ärgerte sich über sich selbst. Eigentlich nahm er sich jeden Tag vor, eine neue Strategie zu entwickeln, um nach diesem Dornbach zu suchen. Aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Er überlegte sich dies und das und verwarf es dann wieder.

      Die Idee mit der Anzeige war gut gewesen. Er hatte neue Informationen bekommen. Aber schon war wieder jemand tot.

      Schließlich ging er ziellos in der Stadt spazieren. Dass seine Schatten inzwischen auf vier angewachsen waren, bemerkte er dabei nicht.

      Am Abend wartete Kommissar Reuter noch auf den ersten Bericht von Hellmann und Krüger. Danach wollte er Feierabend machen. Er hatte sich vorgenommen, in einen Biergarten zu gehen.

      Gegen sechs Uhr rief der junge Hellmann bei ihm an. „Herr Kommissar, wir sind den ganzen Nachmittag hinter unserem Objekt geblieben. Er ist viel herumspaziert, er scheint kein Ziel zu haben. Was uns aber aufgefallen ist, er wird schon von jemandem beobachtet. Es gibt keinen Zweifel, sie folgen ihm auch überall hin.“

      „Wie bitte!“, der Kommissar war perplex. „Sind Sie wirklich sicher, Hellmann?“

      „Ja, Herr Kommissar. Das heißt, Sie haben nichts damit zu tun? Wir haben gedacht, Sie kontrollieren uns.“

      „Aber, nein“, wehrte der Kommissar ab. „So etwas würde ich nie machen. Hellmann, Sie bleiben dran. Was denken Sie, haben diese anderen zwei, schon bemerkt, dass Sie auch hinter Merz her sind?“

      „Wenn sie nichts von uns wissen, glaube ich nicht“, lautete die Antwort.

      „Gut. Versuchen Sie, ein Foto von den beiden zu machen, damit wir sie identifizieren können!“

      „Das haben wir schon“, antwortete Hellmann etwas gekränkt.

      „Sehr gut, dann kommen Sie sofort in mein Büro mit dem Bild. Ich werde inzwischen beim BKA anfragen ob eventuell eine Observation im Gange ist.“

      Die Anfrage fiel negativ aus. Niemand wusste etwas, egal wo der Kommissar auch anfragte.

      Beim Verfassungsschutz, in den eigenen Abteilungen, nichts. Es könnte natürlich auch streng geheim sein, dachte der Kommissar, aber so etwas war bisher in seiner ganzen Dienstzeit nicht vorgekommen.

      Endlich traf Hellmann in seinem Büro ein. „Der Film ist schon im Labor, in fünfzehn Minuten bekommen Sie das Bild, Herr Kommissar“.

      „Sehr gut, Hellmann“. Der Kommissar zeigte sich beeindruckt. „Sie sind tüchtig, für ihr Alter.“

      „Danke Herr Kommissar. Darf ich eine kleine Kaffeepause machen?“

      „Gehen Sie nur, ich zahle.“

      „Das ist wirklich nicht notwendig.“ Hellmann verließ das Büro. Nach zehn Minuten kam er zurück, mit einigen Fotos in der Hand. Er gab sie dem Kommissar und dieser schaute sie genau an.

      „Auf jeden Fall sind die zwei nicht von uns“, sagte er. Danach rief kurz bei einem Kollegen im Präsidium an: „Hallo, Rudi, bist du noch im Büro? Ich komme schnell zu dir. Bis gleich.“

      Er wandte sich wieder an Hellmann, „warten Sie bitte einen Moment, ich bin gleich zurück“.

      Reuter legte seinem Kollegen zwei Fotografien auf den Schreibtisch. „Kennst du vielleicht einen von denen?“

      Kommissar Hirschfeld zeigte sofort auf ein Bild. „Das ist Horst Pohl, ein bekennender Neonazi. Hast du noch nichts von ihm gehört? Wir haben eine dicke Akte über ihn. Körperverletzung, Raub, Wiederbetätigung, die ganze Palette. Wie kommst du an das Bild?“

      „Er observiert einen Zeugen von mir“, antwortete Reuter. „Das ergibt keinen Sinn. Mein Zeuge ist eigentlich nur als praktische Erfahrung für zwei ganz junge Beamte gedacht. Er ist nicht verdächtig, nur ein Schweizer Tourist, der nach Spuren seiner Familie sucht. Kannst du dir vorstellen, warum dieser Horst Pohl ihn observiert?“

      Hirschfeld schüttelte den Kopf, „Horst Pohl lebt von allerlei Aufträgen, wie Geld eintreiben und so weiter. Es ist bekannt, dass man ihn auch für Schlägereien mieten kann. Der handelt sicher nicht auf eigene Faust.“

      „Das heißt, irgendjemand muss sich ziemliche Sorgen machen, weil mein Zeuge in der Vergangenheit herumstöbert“, sagte Reuter.

      „Wer würde einem bekannten Nazi vertrauen?“, fragte Hirschfeld.

      „Ein anderer Nazi“, ergänzte Reuter.

      „Danke, Rudi, darüber muss ich zuerst nachdenken, du hast mir sehr geholfen“.

      „Keine Ursache“, antwortete Hirschfeld.

      Reuter ging zurück in sein Büro. „Hellmann“, sagte er, „euer Auftrag ändert sich. Ihr verfolgt mir jetzt diese zwei.

      Es wäre möglich, dass sie einmal unseren Mann angreifen könnten. Dann, aber nur dann, greift Ihr ein! Seid vorsichtig, wenigstens einer von ihnen ist gefährlich. Ab Mitternacht könnt Ihr eine Pause machen. Morgen in der Frühe wartet wieder bei der Pension Erika. Also los.“

      Hellman verabschiedete sich und ging zielstrebig an seine Arbeit.

      Kommissar Reuter sah ihm nach. Das wird ein guter Mann, dachte er. Jetzt war aber Zeit für den Biergarten, da konnte er am besten nachdenken.

      ***

      Zu dieser Zeit saß Erich Merz in seinem Zimmer auf dem Bett und überlegte sich, ob er zum Essen gehen sollte oder nicht. Wie so oft, hatte er Mühe sich zu entscheiden. Außerdem begann ihm langsam die Decke auf den Kopf zu fallen. So froh er auch gewesen war, allem zu entkommen. Mit der Zeit, fühlte er sich allein.

      Schließlich raffte er sich auf und ging nach draußen. Wieder ein schöner Sommerabend, viele Leute auf den Straßen, Merz fühlte sich sofort etwas besser. Er schlenderte zu einem Restaurant, wo er schon einmal gegessen hatte. Leider war er zu spät und kein freier Tisch mehr zu finden.

      Das Restaurant befand sich am Ende einer Sackgasse, so dass er den gleichen Weg zurückgehen musste, den er gekommen war. Dabei fiel ihm ein junger Mann mit kurzgeschorenem Haar auf, der sich in einen Hauseingang drückte.

      Den würde ich auch nicht rein lassen, ging ihm durch den Kopf. Beim Weitergehen beschlich ihn das Gefühl, den habe ich schon einmal gesehen. Merz bog um die Ecke, wartete einen Moment, um dann vorsichtig einen Blick zurück in die kleine Straße zu werfen. Der junge Mann hatte den Eingang verlassen und kam auf ihn zu.

      Merz ging sofort weiter, um sich etwas später ein großes Schaufenster anzusehen. Vorsichtig sah er sich um. Auch der Glatzkopf war stehen geblieben, um sich ein Fenster anzusehen. Der Kerl verfolgt mich, dachte Merz.

      Er drehte sich abrupt um, und ging zügig zurück. Der Glatzkopf hatte plötzlich auf der anderen Straßenseite etwas entdeckt und eilte davon. Jetzt war Merz sich sicher, er wurde verfolgt. Er suchte sich eine Telefonkabine, rief sich ein Taxi, um sich an den Stadtrand fahren zu lassen. Der Fahrer setzte ihn am Grüngürtel Frankfurts ab, wo er bald einen Tisch zum Essen fand. Langsam wurde ihm vieles klar.

      Er hatte sich gesagt, niemand konnte wissen, dass er sich mit Mendel traf. Aber wenn ich verfolgt werde, dann sieht es anders aus. Er wusste doch, Mendel war nicht einfach so gestorben.

      Diese Leute sind gefährlich, dachte er, besser wenn ich verschwinde. Morgen rufe ich Kommissar Reuter an. Wenn er nichts dagegen hat, fahre ich erst einmal nach Hause.

      Merz war mit sich zufrieden. Er hatte sich ohne Wenn und Aber einen Plan ausgedacht. Ich komme wieder, Dornbach, sagte er leise zu sich. Nach dem Essen ging er noch ein wenig spazieren. Ein paar Mal kehrte er plötzlich um, aber seine Verfolger hatten ihn offenbar verloren.

      Am nächste Morgen, Merz hatte wieder bis zehn Uhr ausgeschlafen, rief er Kommissar Reuter an. „Guten

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