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Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein
Читать онлайн.Название Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe
Год выпуска 0
isbn 9783738044652
Автор произведения T.D. Amrein
Жанр Языкознание
Серия Krügers Fälle
Издательство Bookwire
Am nächsten Morgen beim Frühstück hatte Merz eine zündende Idee. Eine Kleinanzeige in der Frankfurter Allgemeinen, die er gerade zu lesen begonnen hatte. Sofort machte er sich an den Text. „Ich suche nach meinem Großvater, Angestellter der Reichsbahn. Während der NS Zeit. Name Traugott Merz. Bei Erfolg großzügiges Honorar. Kontakt unter Chiffre… FAZ „.
Die Anzeige würde schon in der nächsten Ausgabe erscheinen, versicherte ihm der Angestellte, der ihn bediente.
Den Rest des Tages verbrachte er damit, sich die Stadt anzusehen.
***
In einem Büro der noblen Frankfurter Finanzwelt, knallte Udo Dornbach seinem Vater die FAZ auf den Schreibtisch. „Hast du die Zeitung schon gelesen?“, fragte er.
„Ja, natürlich“, lautete die Antwort.
„Auch die Kleinanzeigen?“
„Kleinanzeigen“, wiederholte lachend der Vater. „Wie kommst du denn darauf?“
„Hier, lies!“
Willhelm Dornbach folgte der Aufforderung und wurde blass.
„Ich habe dir sofort gesagt, ein Schnüffler kommt niemals allein“, polterte Udo. „Du und deine alten Methoden. Ein kleiner Unfall, und das Problem ist gelöst.“
„Bis jetzt haben sich meine Methoden bestens bewährt. Außerdem verbiete ich dir, in diesem Ton mit mir zu sprechen!“, antwortete Willhelm Dornbach gekränkt. „Alles was ich tue, tue ich für euch.“
„Für uns?“, wiederholte Udo. „Wenn das jemals an die Öffentlichkeit kommt, können wir uns gleich begraben lassen. Großzügiges Honorar. Da findet sich bestimmt noch jemand, der sich erinnert. Willst du die auch alle liquidieren lassen?“
„Wir müssen Ruhe bewahren“, antwortete der Vater. „Hast du schon mit deinem Bruder darüber gesprochen“?
„Nein, noch nicht.“
Dann hat es auch keine Eile. Es reicht wenn wir uns mit dem Problem befassen.“
Langsam beruhigte sich Udo.
„Wir müssen Kontakt aufnehmen“, entschied Willhelm. „Aber es will gut überlegt sein, was wir tun. Wenn dieser Enkel gut betucht ist, wird ihm auch daran liegen, sein Geld und seinen guten Namen zu behalten.
Unter Umständen sucht er ja tatsächlich nur nach seinen Wurzeln. Wir müssen jemanden schicken, der eine gute Rolle spielen kann. Und außerdem, müsste Traugott schon mindestens fünfzehn Jahre tot sein, wenn er etwa fünfundsiebzig geworden ist.
Das Letzte, das ich von ihm gehört hatte, war, dass er ausgebombt wurde. Dabei soll ihm nur ein Sohn geblieben sein. Danach ist er abgehauen und wir haben nie wieder etwas von ihm gehört.“
„Hoffen wir, dass du recht hast“, antwortete Udo. „Aber wen willst du schicken? Der Einzige der in Frage kommt, bist du selbst. Nur du bist alt genug, um glaubwürdig zu erscheinen, aber nicht so alt, dass er denken könnte, du hättest etwas gewusst“.
„Ja, du hast Recht. Abgesehen davon, möchte ich niemanden neu einweihen, der uns dann auch wieder erpressen kann.“
Vater Dornbach lehnte sich zurück. „Mir wird schon das Richtige einfallen. Auf mich selbst kann ich mich schließlich verlassen.“
***
Am Rand von Frankfurt, in einer Schrebergartenanlage, las auch der siebzigjährige Karl Mendel, wie jeden Tag die Kleinanzeigen in der FAZ. Traugott Merz? „ Ach, das ist sicher nur ein Zufall“, brummte er laut vor sich hin.
Andererseits, großzügiges Honorar. Na ja, dachte er sich, einen Versuch wäre es vielleicht wert.
Wenn er mich damals nicht rechtzeitig gewarnt hätte, wäre ich auch im KZ gelandet. Aber ist es wirklich dieser Traugott Merz? Mendel entschloss sich, sich zu melden.
***
Willhelm Dornbach traf sich mit Merz zwei Tage nach Erscheinen der Kleinanzeige in einem Gartenrestaurant. Er hatte sich einen schäbigen Anzug erstanden, um als pensionierter Eisenbahner auftreten zu können.
Er stellte sich als Herbert Meier vor. „Ja, ich habe einen Traugott Merz gekannt“, bestätigte er. „Allerdings war ich erst knapp zwanzig Jahre alt und gerade mit der Ausbildung fertig. Wir haben nur ganz kurze Zeit zusammen Dienst geschoben. Er war um diese Zeit etwa fünfzig, wurde dann ausgebombt, wie ich gehört habe. Danach habe ich ihn nie wieder gesehen.“
Dornbach war als Begleiter der Lagertransporte vom Reichssicherheitshauptamt eingesetzt gewesen, wovon allerdings seine Kameraden nichts wussten. Für sie war er einfach ein Kollege gewesen.
„Haben Sie vielleicht noch ein Foto oder was anderes, woran man ihn erkennen könnte?“, fragte Dornbach nach.
„Leider nein“, log Merz. „Ich besitze keine Dinge aus dieser Zeit. Und er hat mir auch sonst nichts hinterlassen, das mir weiterhelfen könnte.“
Merz kramte ein Foto hervor. „Nur diese neuere Aufnahme. Hier ist er etwa siebzig Jahre alt.“
Dornbach sah sich das Bild eine Zeitlang an, schüttelte dann den Kopf. „Es wäre möglich, aber es ist zu lange her.“
„Können Sie mir noch Einzelheiten aus dieser Zeit erzählen, es interessiert mich, was für ein Mensch er war?“, fragte Merz.
„Wie schon gesagt. Ich habe ihn nur kurze Zeit gekannt. Und außerdem ist es nicht sicher, dass es sich um Ihren Großvater gehandelt hat. In dieser Zeit ist so viel passiert, da erinnert man sich nicht mehr an jedes kleine Ding“, entgegnete Dornbach.
Manchmal auch nicht an die Großen, dachte Merz. Das Bild, das er ihm gezeigt hatte, war nicht das seines Großvaters gewesen. Wenn er ihn gekannt hätte, wäre ihm das sicher aufgefallen, hatte sich Merz überlegt.
Er war entschlossen, äußerst vorsichtig zu sein, um sich selbst nicht in Gefahr zu bringen.
Dornbach, alias Meier, verabschiedete sich von ihm. „Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte.“
Merz war sich sicher, dass mit diesem Meier etwas nicht stimmte. Er hatte zwar unter dem schäbigen, alten Anzug nur die Krone seiner Uhr gesehen. Aber das reichte Merz, um eine teure Rolex zu erkennen.
Er hatte sich sein Gesicht genau eingeprägt. Eine Gabe, die ihm ermöglichte, eine Person auch nach Jahren immer noch sicher zu erkennen.
Für den Nachmittag hatte sich noch ein gewisser Mendel angemeldet. Merz war gespannt, was dieser ihm zu sagen hatte. Sie wollten sich in seiner Gartenlaube am Rand der Stadt treffen.
***
Willhelm Dornbach war inzwischen, wieder im üblichen Anzug, in seinem Büro eingetroffen. Er rief seinen Sohn Udo zu sich. „Dieser junge Merz hat keine Ahnung, da bin ich mir sicher“, erklärte er ihm. „Trotzdem habe ich Horst und Jens auf ihn angesetzt, damit sie ihn verfolgen und uns berichten können. Wenn er niemanden findet, der ihm etwas über uns erzählen kann, dann bleiben wir sicher. Ich konnte ihn nicht fragen, ob sich noch einer gemeldet hat. Aber diese zwei werden ihm überallhin folgen und dann sehen wir weiter.“
Udo verzog das Gesicht. „Deine Neonazis. Kannst du denen wirklich vertrauen?“
„Ach, die wissen nichts Genaues, aber sie wissen, woher die jährliche Spende kommt“, antwortete Willhelm Dornbach.
***
Nach dem Essen bestellte sich Merz ein Taxi und ließ sich zu Mendels Gartenlaube fahren. Er bemerkte nichts davon, dass ihnen ein Kleinwagen nachfolgte.
Jens und Horst hatten schon öfters Leute observiert, und einem Taxi zu folgen war auch nicht besonders schwer. Die zwei waren gegen Geld zu jeder Schmutzarbeit bereit, und sie hatten