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Ein Stück weiter ist ein Kamin an der Wand, ebenfalls mit Naturstein umkleidet. Eine weitere Viertel Drehung die große Fensterseite. Die Fenster gehen bis zur Decke. Braune Möbel, grauer Fußboden und weiße Wände zieren den Wohlfühlbereich. Ein großes Gemälde einer Pferdeherde, auf der gegenüberliegenden Seite des Kamins bringen etwas Farbe hinein.

      Paul sieht es gerne an. Ist er doch früher viel geritten. Doch seit einem Unfall hat er Angst davor. Auffällig an der hohen Decke die Stützbalkenkonstruktion. Paul verfiel in Gedanken: „Ein Wort. Welches Wort ist so viel Aufmerksamkeit wert? War der Alte verrückt?“

      Plötzlich klapperte ein Schlüssel im Türschloss. Pauls Tochter, die 14-jährige Jenny kam nach Hause. „Hallo, meine Tochter. Schon mal auf die Uhr geschaut?“, wetterte Paul. „Und wenn schon“, gab sie genervt als Antwort. Ihre blauen, müden Augen verrieten, dass sie öfter die Nächte durchmachte. Bunte Haare, schwarze Lippen und die Nietenjacke zeigten ungefähr, welchen Umgang sie pflegte.

      Eine leichte Alkohol-Fahne lies Paul fast sprachlos werden. „Du bist erst 14 Jahre alt“, wurde Paul etwas lauter. „Ja, sorry. Kommt nicht wieder vor. Kannst du mir am Wochenende etwas Geld geben?“, versuchte Jenny das Thema zu wechseln. „Darüber reden wir noch. Gehe ins Bett.“ Jenny drehte sich um und wollte hoch in ihr Zimmer. „Sag mal, Jenny. Was ist für dich ein wirklich wichtiges Wort?“, stoppte Paul sie. Jenny überlegte kurz. „Geld…, Gute Nacht, Paul.“ „Sag bitte Dad zu mir…, Gute Nacht.“

      Paul verfiel wieder in Gedanken: „Ein starkes Wort. Geld bewegt die Menschheit im Guten wie im Bösen. Ein Leben ohne Geld ist fast nicht mehr möglich.“ Er dachte noch eine Weile darüber nach und schlief ein.

      Kapitel 3

      Paul schreckte auf, als er durch Gelächter an der Haustür geweckt wurde. Er schaute vorsichtig um die Ecke.

      Bevor die Haustür zufiel sah er, wie ein Mann seiner Frau, Carmen einen Abschiedskuss gab. In Paul stieg blitzartig die Eifersucht hoch. Paul sah zur Uhr, 1.03Uhr. Carmen hoffte, dass alle schon im Bett waren. Sie zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich Paul vor ihr stand.

      Paul hatte sich damals in sie verliebt, weil sie so eine Frau ist, der sehr kurze Haare einfach stehen. Das hatte sie bis zum jetzigen Tag beibehalten. „Sie bringen deine großen Augen sehr schön zur Geltung“, sagte Paul ihr einst.

      „Du bist noch auf?“, fragte sie nervös. „Habe gar nicht gewusst, dass deine Freundin einen Drei-Tage-Bart trägt“, entgegnete Paul schnippisch. „Seit wann interessiert es dich, mit wem ich ausgehe?“, fragte Carmen forsch. „Seit ich gesehen habe, dass deine Freundin dir an der Tür einen Abschiedskuss gibt“, wurde Paul etwas zorniger. „Wer war das?“, wollte Paul wissen. „Das Gespräch ist beendet“, konterte Carmen und drehte sich um.

      Paul griff ihren Arm und zog sie energisch zurück. „Was?“, fing Carmen an zu weinen. „Willst du mich jetzt schlagen?“ Paul ließ sie los. „Was redest du da für einen Unsinn?“, fragte Paul völlig eingeschüchtert. „Hast du getrunken?“, fragte Paul ganz ruhig. „Ja. Das, was du mit mir seit Monaten nicht mehr gemacht hast. Wir gehen nicht mehr aus. Wir laden keine Freunde mehr ein. Wir haben keinen Sex mehr. Was ist mit uns passiert? Hast du nur noch deine blöden Bücher im Kopf?“, fauchte sie. „Diese blöden Bücher bringen uns das nötige Geld nach Hause“, antwortete Paul beleidigt.

      „Als ich dich kennen lernte, warst du bereits Schriftsteller. Da hast du aber immer wieder Zeit für mich und unsere Kinder gefunden. Ist dir mal aufgefallen, dass Jenny dich bloß noch mit deinem Vornamen anredet? Ist dir mal aufgefallen, wie wir uns auseinandergelebt haben?“ Paul

      musste sich am Schreibtisch abstützen.

      „Seit wann triffst du dich schon?“, fragte Paul, ohne die Antwort wirklich wissen zu wollen. „Ich habe ihn letzte Weihnachten eingeladen“, sagte sie schluchzend. „Ich wollte einfach nicht allein feiern. Du warst ja wieder mal nicht da. Ich treffe mich seit sechs Monaten mit diesem Mann“, wurde ihre Stimme fester. „Und erst jetzt fällt es dir auf. Ich liebe dich, Paul König. Aber ich glaube das reicht nicht mehr.“

      Pauls Blick wanderte Richtung Fußboden. Eine gespenstige Stille breitete sich aus. Carmen ging wortlos ins Schlafzimmer. Paul fiel in seinen Sessel und atmete schwer. Er dachte nach:

      „Was ist da gerade passiert? Hat meine Frau da soeben mit mir Schluss gemacht? Oh, mein Gott… Seit sechs Monaten trifft sie sich schon mit diesem Kerl. Habe ich sie wirklich so sehr im Stich gelassen? Ich muss das unbedingt wieder geradebiegen. Ich will doch meine Familie nicht verlieren.“ Dabei begann er zu weinen und erstickte seinen Kummer im Cognac.

      Kapitel 4

      Am nächsten Morgen.

      Alle vier sitzen am Frühstückstisch. Keinem scheint es so recht zu schmecken. Fragende Blicke wandern hin und her. Jenny versuchte die Stimmung etwas aufzumuntern:

      „Wir sollten uns einen Hund kaufen“. Carmen stand auf und wollte ihren noch vollen Teller wegbringen. Versehentlich ließ sie ihn fallen. Mit lauten Geklirren zersprang er. Sie hielt sich die Hände vor das Gesicht und begann zu weinen. Paul ging zu ihr, um zu trösten. Sie wehrte ab: „Lass mich…, ich will die Scheidung“…, und ging ins Badezimmer und schloss sich ein. Sam und Jenny schauten erwartungsvoll zu Paul. Einen Moment später stand Jenny auf und hob die Scherben auf. Paul nahm eine Jacke, die Autoschlüssel und verschwand.

      Paul saß an einer kleinen Gartenhütte auf einer kleinen Bank und schaute auf einen See. Das Ufer ist nur drei Meter von der Hütte entfernt. Dahinter völlig umschlossen von Mischwald. Nur ein leises Summen der Autos von der weit entfernten Bundesstraße ist zu hören. In der rechten Hand hielt Paul eine Bierflasche, aus der er immer mal nippte. In der Linken sein Handy. Er legte das Handy neben sich auf die Bank, als es im selben Moment piepte. Es war eine Textnachricht von Carmen:

      „Danke, dass du Jenny in die Schule gefahren hast. Jetzt muss ich es machen und komme zu spät zur Arbeit.“

      „Mist“, wütend warf Paul das Handy ins Wasser, sprang aber gleich hinterher, um es wieder zu holen. Er suchte eine geschlagene Stunde danach.

      Als es dämmerte kam Paul nach Hause. Ein Polizeiwagen stand vor dem Haus. Paul ging schnellen Schrittes hinein. Im Wohnzimmer saßen zwei Polizisten und Sam auf der Couch. Sam weinte. Als er Paul sah, sprang er wütend auf und wollte ihn angehen. Die Polizisten hielten ihn zurück. „Wo warst du…, wo warst du“, schrie Sam seinen Vater an. Ein Polizist stützte Sam und führte ihn aus dem Wohnzimmer. Paul setzte sich dem anderen Polizisten gegenüber und blickte ihn ängstlich an.

      „Mein Name ist Krüger. Ich…, ich habe ihnen eine traurige Mitteilung zu machen. Ihre Frau und ihre Tochter sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ich kann mir…“ Den Rest konnte Paul nicht mehr wahrnehmen. Das Zimmer drehte sich. Die Farben erschienen blass und verschwommen. Paul nahm plötzlich jede Emotion gleichzeitig wahr, gute wie schlechte. Dadurch konnte er in Wirklichkeit gar nichts mehr fühlen. „…fuhr viel zu schnell, kam ins Schleudern und prallte frontal gegen einen entgegenkommenden LKW. Wenn sie irgendwas brauchen, zögern sie nicht zu fragen“, beendete Krüger seine Ansprache.

      „Warum sagen sie mir, wie es passierte?“, fragte Paul verstört. „Sie hatten mich doch eben gefragt“, antwortete Krüger. Krüger nahm ein Handy und wählte eine Nummer. „Krüger, Polizei. Können sie bitte einen Krankenwagen in die Hansegasse 9 schicken? Ja…, wir haben hier offenbar eine Person, die unter Schock steht…, danke.“ Paul versuchte aufzustehen. Doch dann wurde ihm schwindelig und er kippte um. Krüger konnte ihn gerade noch auffangen.

      „Mein Sohn“, fragte Paul besorgt. „Mein Kollege ist bei ihm. Wir bleiben solange, bis der Kranken…“. Paul verlor das Bewusstsein.

      Kapitel 5

      Paul saß im schwarzen Anzug in seinem Ledersessel und starrte

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