Скачать книгу

Stuart, sie meint es gut.«

      »Ich bin gar nicht ungerecht, sie tut mir leid, aber Leute, die mir leid tun, kann ich nicht leiden. Und sie macht immer so viel Umstände und sucht das Richtige zu finden, damit man sich gemütlich fühlt, und bringt es fertig, immer genau das Verkehrte zu sagen und zu tun. Sie macht mich verrückt Und sie hält uns aus den Südstaaten für wilde Barbaren. Das hat sie sogar

      Ma gesagt, sie hat Angst vor uns. Jedesmal, wenn wir da sind, sieht sie aus,

      als habe sie eine Todesangst. Sie sitzt auf ihrem Stuhl wie eine gemauserte Henne und hat leere bange Augen, als wollte sie, sobald nur jemand ihr nahe kommt, anfangen zu gackern und mit den Flügeln zu schlagen.«

      »Eigentlich dürftest du nichts gegen sie sagen. Du hast Cade ins Bein geschossen.«

      »Ich war betrunken, sonst hätte ich es nicht getan«, sagte Stuart, »und Cade hat es mir nicht nachgetragen, auch Cathleen, Raiford und Mr. Calvert nicht, nur diese Yankee-Stiefmutter zeterte, ich sei ein wilder Barbar und anständige Leute wären in den Südstaaten ihres Lebens nicht sicher.«

      »Trotzdem kannst du nichts gegen sie sagen, denn schließlich hast du Cade doch angeschossen, und er ist ihr Stiefsohn.«

      »Deswegen braucht sie mich doch nicht gleich zu beleidigen. Du bist Ma's Fleisch und Blut, aber hat sie etwa getobt, als Tony Fontaine dich ins Bein schoß? Nein, sie ließ einfach den alten Dr. Fontaine kommen, dich zu verbinden, und fragte ihn, seit wann denn Tony nicht mehr richtig zielen könne, der Schnaps werde ihm noch seine ganze Schützenkunst verderben. Weißt du noch, wie das Tony wild gemacht hat?«

      Die beiden bogen sich vor Lachen.

      »Ma ist ein ganzer Kerl«, sagte Brent anerkennend, »man kann immer darauf rechnen, daß sie das Richtige tut und einen nicht vor den Leuten blamiert.«

      »Ja, aber es sähe ihr ähnlich, uns heute abend, wenn wir nach Hause kommen, vor Vater und den Mädchen gewaltig zu blamieren«, sagte Stuart düster. »Sieh mal, Brent, das wird wohl heißen, daß wir nicht nach Europa dürfen. Man hat doch gesagt, wenn wir noch einmal hinausgeworfen werden, dürfen wir unsere große Reise nicht machen.«

      »Zum Teufel, was liegt uns schon daran, was gibt es denn Großes in Europa zu sehen? Die dort können uns nichts zeigen, was wir nicht ebensogut in Georgia haben. Ich wette, ihre Pferde sind nicht so schnell und ihre Mädchen nicht so hübsch, und ich weiß genau, daß ihr Whisky bei weitem nicht an Vaters heranreicht.«

      »Ashley Wilkes sagt, es gäbe da eine Menge Landschaft und Musik. Der hat Europa gern und spricht immerfort davon.«

      »Nun, du weißt ja, wie die Familie ist, sie sind alle so sonderbar mit Musik und Büchern und Landschaften. Ma sagt, das kommt, weil ihr Großvater aus Virginia ist. In Virginia sollen die Leute viel auf so etwas geben.«

      »Das schenke ich ihnen. Gib mir ein gutes Pferd zum Reiten, einen guten

      Schnaps zum Trinken, ein gutes Mädchen für die Liebe und ein böses fürs

      Vergnügen, dann können die da ihr ganzes Europa behalten ... Und wenn wir nun jetzt in Europa wären und es gäbe Krieg, dann kämen wir nicht rechtzeitig nach Hause. Ich gehe tausendmal lieber in den Krieg als nach Europa!«

      »Ich auch, lieber heute als morgen ... Hör mal, ich weiß, wohin wir zum Abendessen gehen, wir reiten zur Able Wynder und melden uns fertig zum Exerzieren zurück.«

      »Das ist ein guter Gedanke. Dort hören wir alles Neue von der Truppe und erfahren endlich, zu welcher Farbe sie sich für die Uniformen entschlossen haben.«

      »Wenn es die Zuavenuniform ist, so hol mich der Teufel, wenn ich noch Lust dazu habe. Ich komme mir in den weiten roten Hosen wie ein Waschlappen vor. Die sehen ja aus wie die Flanellhosen bei den Weibern.«

      »Wollen denn Masters beide zu Master Wynder?« ließ sich jetzt Jeems vernehmen. »Da gibt nicht viel Abendbrot, Köchin ist tot und sie noch keine neue kaufen, und nun kochen eine Pflückerin, und die Schwarzen mir erzählen, das die schlechteste Köchin im ganzen Staat.«

      »Du meine Güte, warum kaufen sie sich denn keine neue Köchin?«

      »Wie sollen denn weißes Bettelpack sich Farbige kaufen? Die nie mehr als höchstens vier Stück haben.«

      In Jeems' Stimme klang unverhohlene Verachtung. Seine eigene gesellschaftliche Stellung war gesichert, denn Tarletons besaßen hundert Farbige, und wie alle Sklaven der großen Plantagenbesitzer sah er auf die kleinen Farmer herab, die nur wenige Sklaven hielten.

      »Ich ziehe dir das Fell über die 0hren!« Stuart war wütend. »Daß du mir Able Wynder nicht >weißes Pack< nennst! Gewiß ist er arm, aber durchaus kein Pack, und hol mich der Teufel, wenn ich erlaube, daß irgend jemand, weiß oder schwarz, wegwerfend von ihm spricht. Einen besseren Mann gibt es nicht in der Provinz. Warum hätte die Truppe ihn sonst zum Leutnant gewählt?«

      »Das ich auch nie verstehen«, erwiderte Jeems, der sich durch den Anschnauzer seines Herrn nicht aus der Ruhe bringen ließ. »Ich immer denken, sie wählen alle 0ffiziere unter den reichen Masters und nicht aus demPack vom Unterland.«

      »Ich sage dir, es ist kein Pack, willst du ihn etwa mit richtigem weißen Pack wie den Slatterys vergleichen? Able ist nun einmal nicht reich, aber wenn wir alle so viel von ihm halten, daß wir ihn zum Leutnant wählen, dann hat kein Schwarzer über ihn herzuziehen. Die Truppe weiß schon, was sie tut.«

      Vor drei Monaten war die Kavallerietruppe aufgestellt worden, an demselben Tag, an dem sich Georgia von der Union lossagte, und von dem Augenblick an hatten die Rekruten nach Krieg geschrien. Einen Namen hatte das Kontingent noch nicht, obwohl an Vorschlägen kein Mangel war. Jeder hatte seine eigenen Gedanken und wollte sie durchaus nicht lassen, ebenso wie jeder bei Farbe und Schnitt der Uniform mitzureden haben wollte. »Die Wildkatzen von Clayton«, »Feuerfresser«, »Husaren von Nordgeorgia«, »Zuaven«, »Jäger aus dem Innern« (obwohl die Truppe mit Pistolen, Säbeln, Jagdmessern und nicht mit Flinten bewaffnet war), »Die Grauen von Clayton«, »Blut und Donner«, »Rauh und Rasch« - alles hatte seine Anhänger. Bis darüber Beschluß gefaßt war, hieß die 0rganisation überall »die Truppe«, und trotz dem hochtönenden Namen, der schließlich angenommen wurde, war sie bis zum Ende ihres Dienstes einfach als »die Truppe« bekannt.

      Die 0ffiziere wurden aus den Reihen der Truppe gewählt, denn niemand aus der Provinz verfügte über militärische Erfahrungen, außer ein paar Veteranen aus dem Mexikanischen Krieg und den Kämpfen gegen die Seminolenindianer, und überdies hätte die Truppe einen Veteranen als Führer verachtet, wenn sie nicht Zuneigung und Vertrauen zu ihm gehabt hätte. Jeder mochte die vier Tarletons und die drei Fontaines gern, konnte sie aber nicht wählen, weil die Tarletons zu rasch benebelt waren und dann gern Unsinn machten und weil die Fontaines so mörderisch unbesonnen von Temperament waren. So wurde Ashley Wilkes zum Hauptmann gewählt; denn er war der beste Reiter in der Provinz, und man rechnete darauf, daß er mit seinem kühlen Kopf wenigstens einen Schein von 0rdnung zu halten imstande wäre. Raiford Calvert wurde zum 0berleutnant gemacht, weil er bei jedermann beliebt war, und Able Wynder, Sohn eines Trappers und selbst kleiner Farmer, wurde Unterleutnant.

      Able war ein gescheiter, ernster Riese, ungebildet, gutherzig, aber älter als die anderen Burschen und in Gegenwart von Damen von reichlich so guten Manieren wie sie. Standesdünkel gab es kaum in der Truppe. Dafür waren zu viele ihrer Väter und Großväter aus der Klasse der kleinen Farmer zu Reichtum gekommen. Able war der beste Schütze der Truppe, ein richtiger Scharfschütze, der auf fünfundsiebzig Schritt einem Eichhörnchen das Auge ausschießen konnte, und obendrein wußte er über alles Bescheid, was zum Leben im Freien gehört, konnte im Regen ein Feuer anmachen, Wild aufspüren und Quellen finden. Die Truppe hatte Achtung vor echtem Wert, und weil man Able außerdem gern hatte, machte man ihn zum 0ffizier. Er trug die Auszeichnung mit Ernst, einfach, als ob sie ihm zukomme, und bildete sich nichts darauf ein, aber die Damen und die

      Sklaven der Pflanzer konnten nicht wie ihre Männer und

Скачать книгу