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taten ihr übriges dazu und verbreiteten Gerüchte über das geflügelte Volk, das sogar das Blut seiner Opfer trinken solle. Oder sich die abgezogene Haut seiner Gegner überstreifte, um für seine Feinde unsichtbar zu sein. Lauter solche Lügen, und die Menschen von einst schluckten sie begeistert. So wurden aus den ehemals Verehrten die Teufel dieser Zeit.

      Für die Geflügelten und alle anderen, nicht menschlichen Völker eine wahrhaft dunkle Zeit.

      Zu dieser Zeit lebte, hoch im wilden Norden fernab der südlichen Kriege, noch der Zauber der alten Welt. Über diesem Reich herrschte der kleine, alte und tief melancholische König Harold, der vom Volke auch ``Harold, der Einsame `` genannt wurde. Er war, wenn auch ungewöhnlich klein und oft kränklich, ein guter und weiser König, der vom Volk und Adel gleichermaßen geliebt wurde. Es gab nie den geringsten Zweifel an seiner Herkunft oder an seinem Blut und nur seine Mutter Abana, Gott habe sie selig, wusste es Zeit ihres Lebens besser. In Friedenszeiten den geflügelten Prinzen des Südens als flügelloses Mädchen geboren, wuchs sie am Hofe des großen Fürsten Morgans unter Menschen auf und bekam, wie seine eigenen Töchter, den Titel einer Prinzessin. Abana wurde eine große und außergewöhnlich schöne Frau, die aber keiner der Adligen, die alle um ihre Abstammung wussten, ehelichen wollte. Nun trug es sich zu, das eines Tages ein Ritter von König Herold den Hof dieses Fürsten erreichte, der auf der Suche nach einer Gemahlin für seinen Herrn war. Da bekannt war, das Herold, König des Nordlandes, schon Alt war, wollte man dem Ritter keine eigene Tochter des Hofes anvertrauen, fürchtete aber auch die Konsequenzen und gab ihm deshalb die schöne Abana mit. Zeit seines Lebens war Herold völlig von seiner Frau verzaubert und auch sein Volk blickte mit Freude zu ihr auf. Abana hingegen schenkte dem alten König und seinem Volke alle Liebe die sie besaß und kümmerte sich, neben ihrem Gemahl um die belange ihres Reiches. Doch eine dunkle Wolke verfinsterte das Reich. Der König war schon ein alter Mann und, sosehr sie sich auch bemühten, er konnte keinen Samen in ihr pflanzen. Er glaubte schließlich, ohne männlichen Erben vergehen zu müssen.

      So trug es sich zu das Abana, eines lauen Sommerabends, allein durch den großen Schlosspark zum Pavillon ging. Die Luft war kühl und es roch nach Blumen und Heu. Die Bäume, die Hecken, ja, sogar die Luft, alles leuchtete ihr im goldenem Licht entgegen und sie tauchte ein, in diese verzauberte Welt der Farben. Sie erreichte, wie auf Flügeln, den hinter hohen Hecken verborgenen Pavillon und wurde dort schon erwartet. Ein kleiner, ungewöhnlich heller aber schöner junger Mann blickte ihr freundlich lächelnd entgegen,

      „Ich habe euch hergerufen, denn der Zauber der tiefen Wälder schickt mich zu euch.“

      Seine seltsam blaugrünen Augen sahen sie liebevoll an.

      „Wir wissen um eure Not und ich werde euch geben, wonach ihr euch sehnt.“

      Glücklich lächelnd nahm sie seine Hand und ließ sich von ihm entführen.

      Die Frucht dieser Begegnung war der kleine Harold, und Abana, sich der Folgen ihrer Tat wohl bewusst, verschwieg seine wahre Herkunft. So glaubte das Volk, die kränkliche, zarte Kleinheit des Knaben sei auf das Alter des Königs zurückzuführen. Und als Abana ihrem König, nach relativ kurzer Zeit, ins ewige Reich folgte, wurde Harold, unter Pomp, Glanz und Gloria vom Volke unter Segnung der allgegenwärtigen Kirche zum König des Nordlandes, gekrönt. Doch der Knabe, der bald zum Mann reifen sollte, würde ein sehr einsamer König werden. Harold suchte lange nach einer Frau, doch Zeit seines Lebens fand er keine Gemahlin. Er war nicht mit Schönheit gesegnet, anders als seine Eltern. Er war sehr verwachsen und besaß als erwachsener Mann nur die Größe eines Halbwüchsigen, hatte glattes schwarzes Haar und kleine braune Augen. Als junger Mann, in der Blüte seines Lebens, suchte er oft die Nähe des zarten Geschlechtes. Doch schon damals wollte sich keine Adlige, keine Zofe, noch nicht einmal eine Bauernmagd zu ihm legen und um ihnen Gold anzubieten war Harold zu stolz. In den Nachbarreichen wurde im Laufe der Jahre viel über den kleinen König des Nordens gelacht und gescherzt und, je öfter er nach einer Gemahlin schicken ließ, desto lauter erklang es in seinen Ohren. So zog er sich immer weiter von ihnen zurück und regierte einsam und still sein großes Reich. Seinem Volke ging es in seiner Amtszeit recht gut.

      Es gab keinen Hunger, genug Arbeit, Kleidung und auch genügend Schulen im Land. Die Kirchen waren immer gut gefüllt und es gab schon lange keinen Krieg mehr. So flogen die Jahre dahin und über den einst jungen Harold senkten sich die Jahre, und mit ihnen die Leiden des Alters und der Einsamkeit. Doch, doch, er hatte einen großen Hofstaat, der auch immer für ihn und seine Wünsche da war, aber kann dieser die Liebe zweier Menschen zueinander Ersetzen. Als Harold diesmal, wie schon so oft zuvor, nach schwerer Krankheit langsam gesundete, hielt ihn eine so tiefe Melancholie gefangen, dass sogar seine vielen Minister keinen Rat mehr hatten. So wurde wieder ein Ritter gen Süden geschickt, in der Hoffnung, etwas zur Erbauung des müden Königs zu finden.

      Rechtzeitig zum Geburtstag des Königs kehrte der Gesandte glücklich zum Hof zurück und übergab den aufgebrachten Ministern ein großes, von einem wundervollen Tuch, verhülltes Gebilde. Er meinte, das Wesen dahinter würde dem König bestimmt sehr gefallen, da es ebenso zart sei wie dieser. Das Fest wurde ein voller Erfolg und man sprach noch Jahre später, als Harold schon längst begraben und langsam vergessen wurde, davon. Harold trug, auf anraten seiner Minister prächtige Gewänder und als schließlich der verhüllte Käfig zu ihm getragen, und, unter musikalischer Begleitung, das prächtige Tuch gehoben wurde, ging ein Raunen durch den Saal. Sie alle hatten schon von diesen zarten, leuchtenden Wesen des Südens gehört aber keiner hatte je eins von ihnen gesehen.

      Es war ein hübsches, kleines, weißes Elfenmädchen, das, völlig nackt, nur durch sein langes, weißes Haar bedeckt in einem großen, goldenen Käfig hockte und mit kaltem Blick die Anwesenden musterte. Sie erkannte recht schnell, das in Harold ihr Schlüssel zur Flucht steckte. Harold indessen war völlig von der kleinen Elfe verzaubert und wem im Reich verwunderte es. Etwas wie dieses kleine, hübsche Ding hatte es noch nie hier gegeben. Am Abend ließ er den Käfig in seine Gemächer tragen und damit begann das Ende von Harolds Herrschaft. Sie war ein gerissenes kleines Ding und so dauerte es nicht lang, bis der kleine, alte, einsame König ihr völlig verfallen war. Sie lockte, sie gurrte, sie berührte ihn, und bewegte sich dabei auf ganz bestimmten Arten und machte Harold so halb wahnsinnig vor verlangen nach ihr. Es verging nicht viel Zeit bis Harold sie zum ersten Mal aus ihrem Gefängnis entlies und sie ihm zu Willen war. Sie hasste den alten König, der in ihr fand wonach ihm immer schon dürstete. Dennoch verführte sie ihn weiter und Harold, völlig von ihrer zarten Schönheit geblendet, genoss ihre Wonnen immer zügelloser und unbefangener. Bei ihr war er der, der er immer schon sein wollte, groß, stark und mit jedem Mal, da er in sie stieß, wuchs er weiter.

      Doch die Machenschaften im königlichen Schlafgemach blieben nicht lange unbemerkt, und die Zofen begannen als erste hinter vorgehaltener Hand zu flüstern. Schließlich wurde aus dem ständigen Geflüster schnell Gerede. Die Kirche erfuhr, dass der König nicht nur an der Betrachtung seiner Elfe vergnügen fand, sondern vielmehr noch dabei war, seien königlichen Samen im Bauch einer Hündin zu pflanzen. Auf das Vermischen zweier Rassen stand bei den Menschen jener Tage der Tod durch die Verbrennung und so war das Schicksal des Königs, bevor er auch nur etwas davon ahnte, bereits Besiegelt. Als er wieder einmal ihre Freuden genoss, wurde kurzerhand sein Schlafgemach gestürmt, er verhaftet, danach von der Kirche des Verrates am Volke angeklagt und fast augenblicklich für schuldig befunden. Das kleine Elfenmädchen konnte im Tumult bei ihrer Entdeckung gerade noch fliehen und war schon weit vom Schloss entfernt, als Harolds Kopf, nach reichlicher Überlegung seitens des Bischoffs, ins Sägemehl unter dem Henkersblock fiel. Die Verbrennung eines Mitgliedes des Königshauses war zu dieser Zeit noch undenkbar. Aber auch dieser Brauch würde unter dem Einfluss der Kirche bald schwinden.

      Sie schickten danach Ritter aus, die nach der Elfe suchten, aber gefunden haben sie das kleine, kalte Geschöpf nie. Da Harolds Reich nun ohne Herrscher war, wurde seitens der Kirche beschlossen das Königreich an einen der entfernten Verwandten des ehemaligen Königs zu übergeben. Das Volk, das einst den kleinen, zarten Harold geliebt hatte, verfluchte diesen jetzt und bejubelte später den neuen Herrscher.

      Sie wollte heim, zu ihrem Volke, kam dabei aber nur langsam voran, des neuen Lebens wegen, das unter ihrem Herzen wuchs. Sie hasste es, wie sie den Verursacher

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