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Person sei, die sich aufhalten könne, wo sie wolle.

      „Ich weiß, dass Sie sowas sagen müssen, aber Maja hat eine kleine Tochter, sie würde niemals abhauen.“

      „Haben Sie das Kind gesehen?“

      „Nein, ich weiß, dass es immer bei der Oma ist, bis Maja es abends abholt.“

      „Dann ist es bestimmt noch dort. Machen Sie sich keine Sorgen, Ihre Freundin kommt sicher morgen wieder.“

      „Na toll, und wenn nicht?“

      „Dann melden Sie sich noch einmal.“

      Enttäuscht legte Sina auf und lief heim.

      8

      Michael und Benedikt saßen mit Bianca im Büro und besprachen die Möglichkeiten, wie man hinter das Geheimnis der schwarzen Textilfaser kommen könne. Nach einer Stunde voller Spekulationen mussten sie sich eingestehen, dass es keinerlei Ergebnisse gab.

      Es klopfte und der Staatsanwalt steckte den Kopf durch die Tür. Michael stöhnte, als sich der kleine drahtige Mann mit der Halbglatze und den grauen Augen ins Zimmer schob.

      „Was haben wir?“

      „Eine schwarze Faser“, sagte Benedikt. „Dazu kommt ein alter Herr, der bei Sophia vor längerer Zeit mal einen gutaussehenden Mann gesehen hat. Er erinnert sich deshalb so genau, weil er Sophia noch nie so glücklich gesehen hat. Der Typ sieht gut aus. Unser Unbekannter vom Phantombild.“

      „Und den haben Sie schon gefunden und festgenommen?“

      „Nein, wir wissen nicht, wer er ist.“

      „Na super, was muss denn noch alles passieren, ehe Sie den Täter finden?“, schimpfte Dr. Rosenschuh.

      Nun platzte Michael der Kragen und er polterte los: „Wir tun, was wir können und außer Frau Wieselburgers Tod ist nichts weiter passiert. Wir sind mit ganzer Kraft auf der Suche nach dem Mann. Bianca hat ihn schon zweimal gesehen, aber sie kennt weder seinen Namen noch seinen Aufenthaltsort.“

      „Sie sitzen hier im Büro, das sieht mir nicht nach Suchen aus. Also los, hopp. Auf die Straße.“

      Der Staatsanwalt drehte sich abrupt um und verließ das Zimmer.

      „Irgendwann bringe ich den Kerl um.“

      „Ach, Schatz, lass das lieber sein. Komm, ich fahre mit euch herum und halte die Augen offen. Vielleicht hilft uns der Zufall.“

      Benedikt fragte grinsend: „Wollt ihr alleine sein? Dann fahre ich mit meinem eigenen Auto.“

      „Idiot!“, brummte Michael und nahm seine Jacke.

      Bianca folgte den Männern und so machten sie sich auf eine Tour durch den Rheingau, immer in der Hoffnung, den Unbekannten zu entdecken. Ihre Suche blieb erfolglos, also gaben sie nach drei Stunden auf und kehrten ins Präsidium zurück. Enttäuscht stellte Bianca die Kaffeemaschine an.

      Es klopfte wieder und Michael dachte, dass es erneut der Staatsanwalt war.

      Missmutig rief er: „Ja?“

      Die Tür öffnete sich zaghaft und eine junge Kollegin steckte den Kopf herein. Benedikt strahlte und schob ihr sofort seinen Stuhl herüber.

      „Ich muss mit euch reden“, sagte die Frau und ignorierte das Angebot. „Vorgestern rief eine Frau an und wollte ihre Freundin vermisst melden. Kurt hat sie aufgeklärt, dass eine Erwachsene wegbleiben kann, solange sie will. Aber … ich weiß, es steht mir nicht zu, da eine Meinung zu haben … es muss etwas passiert sein. Die Freundin rief gestern abermals an. Die Vermisste ist eine junge Mutter. Niemand lässt sein Kind einfach allein. Die Kleine ist zwar bei der Oma, aber ich kann nicht glauben, dass die Mutter abgehauen ist, ohne jemanden einzuweihen.“

      „Was heißt, eine Meinung steht dir nicht zu?“, fragte Bianca sanft. „Es ist richtig, dass du mit uns gesprochen hast. Erst vor kurzem ist eine junge Frau getötet worden, also ist es gut möglich, dass der Mutter etwas zugestoßen ist. Habt ihr etwas unternommen?“

      „Nein, die Freundin, sie heißt Sina Dunkelsberger, hat eben wieder angerufen und sie war sehr verstört. Die Vermisste ist nicht zur Arbeit erschienen und niemand weiß, wo sie ist, auch die Schwiegereltern nicht.“

      „Gib mir die Adresse, wir fahren hin und sehen mal nach dem Rechten. Ist sie verheiratet?“

      „Ja, aber der Ehemann vermisst sie anscheinend gar nicht.“

      Die junge Kollegin verließ mit einem sehnsüchtigen Blick von Benedikt im Nacken das Büro. Michael nahm seine Jacke und warf Bianca ihre zu. Er beauftragte seinen jungen Kollegen, weiter nach dem Unbekannten zu suchen und machte sich mit Bianca auf den Weg nach Kiedrich. Es war trüb, Nebel hing über den Weinbergen, die sich um die Siedlung herum erstreckten. Nicht einmal die Umrisse der Ruine von Burg Scharfenstein waren zu sehen. Bianca schüttelte sich und schlang die Jacke fest um sich.

      Auf ihr Klingeln reagierte niemand. Sie legte die Hände an die Scheibe der Haustür, aber innen war es dunkel. Der wird im Weingut sein, wenn er dort arbeitet, dachte sie.

      „Komm, wir fahren zu den Eltern, hier ist keiner.“

      Bianca wollte eben Michael zum Auto folgen, da sah sie aus dem Augenwinkel die angelehnte Tür der Garage.

      „Michael, schau mal. Was für ein Zufall. Hast du nicht auch eben ein Geräusch gehört?“

      Der Kommissar grinste und nickte. Bianca zog die Tür auf und schaute neugierig ins Halbdunkel. Die Umrisse eines Kombis waren zu erkennen. Als Michael hinter ihr auf den Lichtschalter drückte, flammte mit einem leisen Knattern die Neonbeleuchtung auf und verbreitete ein weißes Licht. Das rote Fahrzeug schien nicht bewegt worden zu sein, denn die Motorhaube war kalt.

      Bianca schaute ins Innere. Nichts. Sie versuchte die Fahrertür zu öffnen, aber die war verschlossen. Eine innere Stimme ließ sie zusammenzucken, sie witterte Gefahr. Michael sah die Veränderung an Bianca sofort und trat zu ihr an den Kofferraum.

      „Zu. Mist“, sagte er nach einem schnellen Griff an den Hebel unter dem Nummernschild.

      Mit einem Mal weiteten sich seine Augen und er starrte wie Bianca auf das kleine Stückchen Stoff, das unter der verschlossenen Klappe hervorschaute. Es schien von einer Winterjacke zu stammen und war so rot wie das Auto selbst.

      „Scheiße, wo ist der Autoschlüssel?“

      Michael schaute sich hastig um, aber es war weit und breit kein Schlüssel zu sehen.

      „Er muss im Kofferraum sein. Was denkst du?“

      Bianca schloss die Augen und fühlte in sich hinein.

      „Ich denke, wir werden die Frau dort drinnen finden. Ruf den Techniker und die Spusi! Vielleicht bekommt Jürgen die Klappe auch alleine auf. Ich glaube, die Sorge von Frau Dunkelsberger war berechtigt.“

      9

      Clemens war wie gewohnt zur Arbeit gegangen. Den Fragen seiner Eltern nach Maja war er ausgewichen. Er würde nachher ohne Charlien nach Hause fahren, aber nur zum Fernsehen und zum Schlafen. Der Kühlschrank war gefüllt, also vermisste er Maja überhaupt nicht. Im Gegenteil, er fühlte, wie eine angenehme Ruhe in seinem Leben Einzug hielt. Sollte seine Frau doch bleiben, wo der Pfeffer wächst.

      Für heute Abend hatte er geplant, eine Pizza in den Ofen zu schieben und den Spätkrimi zu schauen. Er hob die Kisten mit den Flaschen im Weinkeller ins Regal und malte sich aus, wie er am Wochenende mindestens zwei schöne Frauen zu sich einlud, die ihm in Dessous und Highheels das Essen zubereiteten und das Bier an die Couch brachten. Wohlig stöhnend griff er sich in den Schritt und wollte sich selbst befriedigen, als er das Rufen seiner Mutter oben auf der Kellertreppe hörte. Er zog die Hose wieder zurecht und schaute nach oben.

      „Was?“, blaffte er.

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