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       Die Ruhrpotters

      

       Ein Jugend - Roman in fünf Bänden

      

       Geschrieben für alle, die sich was trauen …

       von Dietrich Bussen

       Band IV

       ‚Alles ändert sich’

      Altwarp, Deutschland

      Paraza, Frankreich

      Februar 2015

      Impressum

      Die Ruhrpotters Ein Jugend - Roman in fünf Bänden -Band IV ‚Alles ändert sich’

       Dietrich Bussen

       published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

       Copyright: © 2015 Dietrich Bussen

       ISBN 978-3-7375-3697-4

      1. Kapitel

      «Keiner zu Hause?»

      Wieder klingelte sie, horchte gleichzeitig - vielleicht kaputt?, nee, die Glocke jedenfalls nich, stellte sie fest -, hämmerte an die Haustür, und als sich auch darauf nichts tat, versuchte sie es bei der Fensterscheibe.

      Keine Reaktion.

      Na dann, diesmal zum Mithören für alle.

      Jana stellte sich in Positur, atmete ein paarmal tief durch und schrie gegen die Pfarrhausmauern: «Hallo, aufmachen, ich bin’s nur!»

      Nach wenigen Augenblicken klapperte ein Fensterflügel - Jana dachte, na bitte - und dann hörte sie: «Geht’s noch lauter?», und als der Mann im Fenster ihren angekokelten Mantel sah, schob er «und auch noch betteln, um die Uhrzeit», hinterher und: «Mach dich vom Acker, sonst …» und dann hörte sie noch sowas wie Scheißnachbar und Pastor mit seiner Mischpoke und verlaustes Gesindel.

      Nachbarn vom Feinsten, dachte Jana und schrie: «Dünnbierpisser», zurück.

      Vielleicht vom Garten aus, überlegte sie. Das Zimmer von Oma is nach hinten raus, und die, mit ihrem Verstärker im Ohr, hoffentlich, müsste doch eigentlich ... Genau, auf geht’s.

      Sie kletterte an der Seite über den Zaun, auf die 'der Dünnbierpisser' keinen Einblick hatte, schlich zur Terrassentür, drückte auf die Klinke, zog ..., die Tür ging auf.

      Also doch Zuhause, wenigstens Oma. Oder … im Film, wenn Tür auf und kein Aas gibt Ton ab … liegt meistens ein Toter irgendwo rum, gerne vorm Bett oder im Sessel. Badewanne kommt auch …

      - Is ja gut Mädel. Wir sind aber nicht im Film. Noch nicht bemerkt? -

      «Besserwisser», maulte sie ihre innere Stimme an und wunderte sich über das Durcheinander auf dem Frühstückstisch.

      Wer hat die denn aufgescheucht?

      Halbleere Tassen, angebissene Brötchen, Ameisen auf Marmelade, Fliegen auf einer Butterschale und auf der Anrichte, eine Kaffeemaschine, die vor sich hin röchelt.

      Und das beim Pastor. Bei mir, okay, wenn Papa und Mama mal wieder auf Tour sind, aber beim Pastor? Nich mal für die Nutella hat’s gereicht, kühlschrankmäßig.

      Irgendwas stimmt hier nich, auch wenn wir nich im Film sind, Scheiße.

      Plötzlich überfiel sie eine große Angst. Als ob etwas auf sie zukriechen würde, von allen Seiten, vom Esstisch, von der Kaffeemaschine, von den Fenstern, und sie umzingelte, und sie keine Chance hätte zu entkommen. Auch die Fliegen und Ameisen schienen sich in hinterlistige Monster zu verwandeln, die nur auf den richtigen Augenblick zum Angriff warteten. Auf der Lauer, alle und alles! Und die angelehnte Tür zum Flur? War da nicht ein Schatten?

      Himmel Arsch, und oben ist Oma und die Kleine, und sie nahm allen Mut zusammen und rannte los, stolperte die Treppe hoch, riss die Tür auf, hinter der sie Oma Schmitz vermutete, im Sessel oder vor dem Bett. Sie sah auf aufgeschlagenes Bettzeug, aber sie sah keine Oma und auch keine 'Kleine'.

      Was ist denn hier los? Offene Terrassentür, großes Durcheinander, keiner Zuhause. Vielleicht, dass sie alle im Tempel … Quatsch, wieso im Tempel, mitten beim Frühstück.

      Doch 'Badewanne'?, 'Blutspuren', 'vielleicht gibt’s Blutspuren', schlich sich in ihren Kopf und in den 'Blutspuren' tauchten plötzlich Finn und Edel und Klotz auf, und dass etwas Schreckliches passiert sein müsste.

      Bilder von Verschütteten, über die sich tonnenschwere Felsbrocken und meterhohe Erdmassen türmten, nisteten sich ein, Bilder, in denen sie Finn und Edel und Klotz erkannte, wie sie verzweifelt gegen ihr Schicksal ankämpften, aber keine Chance hatten und qualvoll verendeten.

      - Und alles wegen dir und deiner Superfeuernummer -, kam von irgendwoher.

      Und gleichzeitig hörte sie «Soweit das Neueste vom Krater».

      Verdammt, zu spät, ausgerechnet, ärgerte sie sich, während noch von einem schweren Unfall am Kamener Kreuz 'mit zwei Schwerverletzten … Totalschaden … Stau' berichtet wurde.

      Das Radio haben die auch vergessen, dachte sie. Wie auf der Flucht oder Bombendrohung oder sowas. Und was war das mit der «Superfeuernummer» eben? Oder spinn ich jetzt?

      «Und nun die Wetteraussichten für den heutigen ...»

      «Und du halt die Klappe», schrie sie in Richtung Radio und riss die Leitung aus der Steckdose.

      Und was mach ich jetzt, und dann noch in diesen Scheißklamotten?

      Sie setzte sich an den Tisch, zog das nächstbeste Glas zu sich, tauchte den Zeigefinger ein und stellte fest, dass sie Nutella erwischt hatte.

      Wenigstens etwas, dachte sie und löffelte noch ein paarmal mit dem Finger nach.

      Und wenn ich einfach hier sitzen bleibe, so kaputt wie ich bin. Eigentlich wär ich ja sowieso noch im Krankenhaus. Irgendwann müssen die ja wiederkommen, und mit dem Fetzen - sie sah auf ihren Mantel, vielmehr auf das, was mal ein Mantel gewesen war - komme ich eh nich weit, bei den Bullen überall. Dass ich’s bis hier geschafft habe, is schon …

      - Erst die Feuernummer vermasseln und dann einen auf <ich bin noch so klein, mir fällt nich viel ein> machen? Toll! -

      «Leck mich», murmelte sie, «ich bin einfach nur kaputt.» Und dann konnte sie nichts mehr murmeln, weil sie heulen musste, und die Nase lief auch.

      Sie hob ihren Arm, wischte sich die Tränen mit dem Mantelärmel aus dem Gesicht und die Schnütte auch.

      Bei dem Teil sowieso scheißegal, dachte sie und bei 'Teil' dachte sie an 'Kleiderschrank' und an 'Mutter von Finn', griff noch einmal in das Nutellaglas, nahm ein paar Züge aus einer Orangensaftflasche, trocknete vorsichtshalber mit dem anderen Ärmel ihr Gesicht noch einmal ab, dachte, nicht mit mir, mit mir nicht. Von wegen 'ich bin noch so klein' und machte sich auf die Suche.

      Obwohl 'Suche' in dem Sinne von 'suchen' stimmt nicht so ganz. Auf dem Weg zum Klo hatte sie am Vortag hinter einer offen stehenden Tür zwei aneinander geschobene Betten gesehen. Damit war ihr Ziel klar.

      Denn wo Betten, is auch Kleiderschrank. Logisch, oder?, dachte sie. Hoffentlich nich verschlossen. Aber bei dem Chaos überall, unwahrscheinlich.

      'Chaos' stimmt, auch im Schlafzimmer, stellte sie fest. Und zwar flächendeckend.

      So richtig zum Wohlfühlen, schlich sich in ihr Hirn, zum Fallenlassen in das wunderbare Durcheinander von Kissen und Decken und schlafen, nur noch schlafen, bis Finn und Edel und Klotz mich wecken.

      Das wär’s …, das wär’s?, nur leider nich heute und 'wecken von Klotz'

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