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Der gebrochene Schwur. Мэри Элизабет Брэддон
Читать онлайн.Название Der gebrochene Schwur
Год выпуска 0
isbn 9783754177310
Автор произведения Мэри Элизабет Брэддон
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Er konnte aufspringen inmitten der Predigt und seine bespornten Stiefel über das Pflaster des heiligen Bodens knarren und klirren lassen, jedes Mitglied der versammelten Gemeinde störend, die Schulkinder so in Aufruhr dringend, daß sie sich in der Zerstreuung »arme Walsingham’s« in den Antworten der Litanei nannten; doch er konnte thun was er wollte, er vermochte nicht den Gleichmuth Claribel Merton’s zu stören. Wenn der Gottesdienst beendet, der Segen gesprochen war und der Organist die letzten Töne der Orgel entströmen ließ, unter welchen die Versammlung sich langsam verlief, ging Miß Merton ruhig den Fußpfad über den Kirchhof entlang an dem Hauptmann vorbei, der auf einem Grabhügel lag und verzweiflungsvoll zu ihrem sie verhüllenden Sonnenschirm aufblickte. Wenn ihr seidenes Kleid ihn streifte, ging ein Zittern durch seinen ganzen Körper, aber in ihrem ruhigen blauen Auge konnte man weder Ueberraschung noch Erregung, weder Schmerz noch Verdruß, weder Liebe noch Mitleid lesen.
»Ihr Alle haltet mich für einen Narren, weil ich um einer Wachspuppe halber verrückt werde,« rief er eines Abends im Schlosse zu Lislewood-Park aus, als er etwas zu viel getrunken hatte und seine Freunde ihn um seiner tollen Liebe willen verspotteten. »Ich weiß so gut wie Ihr, daß es ein Schulknabenbenehmen ist, aber davon wird’s nicht anders, wenn ich auch daran sterbe.«
Hatte nun Miß Merton, wie ihre Feinde aussprengten, viele Attribute gemein mit einem schönen, blauäugigen, blondhaarigen Wachsbilde, so war sie darum nicht minder eine Erbin und ein schönes Weib; und war es dieser Umstand, oder war es die auffallende, Aufsehen erregende Art und Weise von des Hauptmannes dringender Werbung, es läßt sich dies nicht ergründen, aber sechs Wochen nach der Ankunft des indischen Officiers in Lislewood-Park ward sie Mode.
Ja, sie ward Mode! Nun hätte sie mögen so häßlich wie die Sünde sein, sie hätte doch den schönsten Mann bekommen, so arm wie Hiob, sie hätte den reichsten haben können. Wäre sie hoffnungslos dumm gewesen, unglaublich unwissend, oder hätte sie rothes Haar und einen Höcker gehabt, da sie in der Mode war, so wäre sie doch bewundert, geschmeichelt, geliebt, gefreit und gesucht worden.
Claribel Merton wurde plötzlich dieses wunderthuende Zeichen aufgedrückt. und Leute, die sich vorher nicht im mindesten um sie kümmerten, starben vor Verlangen sie zu besitzen. Sie selbst war es eigentlich nicht, nach der sie strebten, sondern nach ihrer Berühmtheit. Sie wollten sich an sie fesseln, um ihren Ruhm mitzugenießen und ihr Aufsehen, ihr von sich reden machen zu theilen.
Sie war so en vogue in dem kleinen Orte Lislewood, wie Einer, der eine Novelle geschrieben hat über die arbeitende Klasse, oder der eines Mordes verdächtig, es in London ist. Man sprach nur von ihr, und zwei Monate nach der Ankunft des Hauptmannes war es Sir Reginald Lislewood — der nie etwas für sich wünschte, außer wenn er das Vergnügen haben konnte, es einem Andern damit zu entziehen — der ihr seine Hand bot, und nach einer kurzen Bedenkzeit auf Antrieb ihrer Tante angenommen ward.
Hierauf folgte jene schreckliche Scene auf der Anhöhe, genannt Beechers Ritt, und als der Hauptmann Abends nicht in’s Schloß zur Tafel kam, ward sein Diener Martin ausgeschickt ihn zu suchen, der instinctmäßig den Hügel erstieg und seinen Herrn in einer Art Ohnmacht im feuchten Grase liegend fand.
Damals war es auch, wo der Hauptmann seinen Wirth, Sir Reginald, forderte, und wo die schrecklichsten Scenen zwischen dem verschmähten und dem angenommenen Freier stattfanden. Scenen, welche damit endeten, daß der Officier den Staub von seinen Füßen schüttelte und das Schloß seines Nebenbuhlers verließ, seinem Feinde und seiner herzlosen Braut Glück wünschend, und im Galopp durch die Dorfstraße zu dem Aufnahmshause für Indien sprengte, wo er bat, man möge ihn irgend einer Expedition einreihen, wo die Feinde seines Landes so barmherzig sein würden, ihn zu erschießen.
Die Leute in Lislewood waren hierauf neugierig, zu wissen, ob Claribel Lisle wohl bedauere ihre Zustimmung zu der Abweisung dieses halb wahnsinnigen Liebhabers gegeben zu haben, aber wie gewöhnlich konnten sie nichts in ihrem Gesichte lesen. Ihre Züge verriethen kein Geheimniß, sie waren bis zur Vollkommenheit schön geformt und zart gefärbt, aber undurchdringlich, räthselhaft, ja beinahe ausdruckslos Sie heiratete Sir Reginald Lisle ohne ihn zu lieben, mit der Ruhe mit der sie ihre Musikstunden nahm, ohne ein Gehör für Melodie zu haben, und ihren Zeichnenunterricht, ohne Sinn für Formen zu besitzen. Was Andere ihr sagten, that sie; sie hätte auch den Hauptmann geheiratet auf sein Gebot, denn sie war gänzlich unfähig einem stärkeren Willen als ihrem eigenen zu widerstehen, hätte nicht der Einfluß ihrer Tante sie davon abgehalten, der durch die Macht der Gewohnheit ein Uebergewicht hatte-; so war sie gänzlich denen untergeordnet, welche sie umgaben und beherrschten. Sie sah nur durch deren Augen, dachte mit deren Gedanken und sprach mit deren Worten. Der Hauptmann mochte so wahrhaft in seiner Liebe und Treue sein wie das Licht des Himmels, nannte man ihn falsch, so fing auch sie an, an ihm zu zweifeln. Sie konnte ihm mit ihrer sanften Stimme die grausamsten Dinge sagen, welches nur Wiederholungen der Aeußerungen ihrer Tante waren. Steuer- und ankerlos, von jedem Winde getrieben, gab sie nach einigen Tagen der Ueberedung ihre Zustimmung, den Hauptmann zu verabschieden und den Baronet zu heiraten; und bevor der Transport, mit welchem der Officier und die Truppen zogen, auf ihrem Wege nach dem Orient Malta berührten, bestreuten die Dorfkinder den Weg mit Blumen für Sir Reginald und Lady Lisle.
Acht Jahre waren verstrichen seit dem hellen Octobermorgen, wo Claribel Merton ihre Hand dem jungen Baronet gegeben. Acht Jahre und Sir Reginald, Malvin, Bernard Lisle war an einer anderen feierlichen Ceremonie in der kleinen Dorfkirche betheiligt; denn die sterblichen Ueberreste des jungen Mannes lagen in dem bedeckten Sarge mit den silbernen Wappenschildern von kostbarer Arbeit unter dem sammtenen Baldachin, getragen von den Vornehmsten von Lislewood. Eine neue Tafel von Marmor und Porphir erhob sich unter den wurmbenagten Statuen von Marmaduk-Lisle, hoch geehrten Ritter und Diener Ihrer Majestät Königin Elisabeth, und Martha, seine ermalin, sich gegenüber knieend auf einem Marmorkissen; eine neue Tafel mit der Aufschrift, daß Reginald, Malvin, Bernard, Sohn des Oscar, letztem Baronet, in der Gruft unter der Kanzel beigesetzt sei, wo die Asche seiner edlen Vorfahren ruhte.
Sir Reginald starb an einer schleichenden Krankheit, welche im Hause Lisle vorherrschend war; seit drei Generationen waren die Häupter der Familie gestorben, bevor sie das dreißigste Jahr erreichten, einzige Söhne hinterlassend, den Titel und die Güter zu erben, so daß in dem Falle, wenn Sir Reginald kinderlos gestorben wäre, ein sehr entfernter Anverwandte, Liebhaber der Musik und Malerei, in Neapel residirend, sein Nachfolger in der Baronie geworden wäre. Aber Sir Reginald, wie sein Vater, Großvater und Urgroßvater vor ihm, hinterließ einen einzigen Sohn, einen blassen, zarten Knaben von sechs Jahren, seiner Mutter ähnlich sowohl äußerlich als in ihren Neigungen; still und ruhig wie sie, ohne hervorragende Talente oder Energie des Charakters. Sir Reginald und Lady Lisle waren kein unglückliches Paar gewesen. Er liebte die Jagd, Pferde und Hunde, Waffen und Wetten, und all’ jene Vergnügungen für Herren, die viel Geld und wenig zu thun haben. Er hatte eine große Oekonomie, und machte viele neue Experimente und Versuche, die viel kosteten und gewöhnlich nichts taugten, ihn aber unterhielten, und er schleppte sein junges Weib durch gepflügte Felder und über nasse Wiesen, in Regen und Sonnenschein, seine neuen Anstalten zu bewundern.
Zuweilen hielt er Rennpferde, und ganz Lislewood war dann voll Lärm von Stallmeistern und Stallburschen; aber bald ermüdete ihn dies Vergnügen, wie die andern, und eines schönen Morgens fand man den ganzen werthvollen Rennapparat, Eigenthum des Sir Reginald Lisle, Claribel, den Sieger bei dem letzten Rennen in Lislewood-Park mit eingeschlossen 2c. 2c. zum Verkaufe in einem Londoner Blatte ausgeboten.
Alles ermüdete ihn mit der Zeit,