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Samuel Antill polierte die beschlagenen Gläser seiner runden Brille und meinte lakonisch zur Menge: »Ich glaube, Hoathly hat einen ihrer gutherzigen Bewohner verloren der gefrorenen Hering ist der Leuteschinder Donovan.«

      Irgendjemand in der Menge, höchstwahrscheinlich einer der Arbeiter aus der Donovan Gießerei klatschte in die Hände.Constable Arnold bildete mit den Händen einen Trichter und rief: »Kein subversives Verhalten bitte, ein Toter. Ich bitte euch alle, ein würdiges Verhalten an den Tag zu legen!«

      Antill grinste scheinheilig und fragte: »Warum glaubst du auch nicht, er war gutherzig? Ich würde, das an deiner Stelle nicht so laut sagen! Und was ist mit dem subversiven Gerede seit einer Woche? Jedes vierte Wort ist bei dir in letzter Zeit subversiv.«Der Constable nickte, Antill hatte einen guten Sinn für Humor, was ihn zu einer populären Figur im Kleinstadtgefüge West Hoalthys machte. Man kolportierte in den Salons, Antill beabsichtige, für die Labour Party für die Stadtvertretung anzutreten.

      »Woher weißt du überhaupt, dass es Donovan ist und nicht irgendeine Leiche?«, fragte ihn der Constable argwöhnisch und vertrieb mit ausgebreiteten Armen die Menge von der Leiche. »Ich habe ihn natürlich durchsucht und sein Wäscheetikett ist in sein Dinner Jacket gestickt«, erklärte William Antill seelenruhig, als sei es das alltäglichste von der Welt, kopflose Mordopfer zu durchsuchen. Zuerst der Pferdemörder dieser abscheuliche Abgrund einer kranken Seele und nun das Malheur, John schüttelte den Kopf. Komisch dachte er, seit er wusste, das es Donovan war, schien der Schrecken gemildert. Er sah sich um sah die Gesichter seiner Nachbarn sah die Häuser. Seit Tagen hatte es geschneit, Schnee, der sich auf den Dächern türmte und die Straßen nach draußen blockierte. Mit den Schneeflocken, die vom Himmel trieben, und dem schwarzen stinkenden Qualm, der aus den Essen stieg, sah West Hoathly in der Grafschaft Sussex wie auf einer Illustration eines Charles Dickens Romans aus. Constable John Arnold dachte da speziell an Oliver Twist in Jacobs Island dem berüchtigten Londoner Slum auf einem Kupferstich des großartigen Fred Barnard.

       2

      Die bitterkalte Nachtluft biss Littlewood ins Gesicht. Auf dem illustren Leicester Square glänzte, das Eis und die Häuser. Auf der Straße verteilt standen Constables und klapperten mit den Zähnen. Alles war festlich erleuchtet. Er bemühte sich, nicht auf die Nase zu fallen, während er tapfer auf dem Gehsteig blieb. 20 Meter vor ihm hielt eine zweispännige Kutsche mit gummierten Metallreifen. Littlewood klopfte anerkennend zweimal mit seinem Gehstock auf das Straßenpflaster. Die Kutsche wurde von zwei, auserlesen schönen Pferden gezogen auf deren Stirnen rote Federn steckten. Ein Diener sprang vom Trittbrett und öffnete den Schlag. Littlewood konnte ein vergoldetes Wappen an der Tür erkennen. Ein halbrunder Schild darin ein Topfhelm im Profil. Littlewood war kein großer Kenner der Heraldik, allerdings kannte er die Helmzier, ein Büschel Federn in Rot, wie bei den Pferden. Littlewood kannte selbstverständlich das Motto des Wappens dieses deutsche ich Diene, es war der der Herzog von York George Frederick Ernest Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Der Atem der Pferde dampfte, und die polierten Beschläge ihres Geschirrs funkelten im Gaslicht. Littlewood rückte seine Krawatte zurecht und lächelte zufrieden. Schwungvoll doch nicht hastig stieg er die Freitreppe zur Habsburger Botschaft empor. Die großen Türflügel öffneten sich vor ihm. Littlewood gab einem livrierten Diener seine Carte de Visite, worauf dieser ihn in den monumentalen Saal führte, wo der Empfang für den Botschafter der Donaumonarchie bereits begonnen hatte.

      Es war ein herrlicher Raum, mit einer von Richard Ansdell bemalten gewölbten Decke mit 16 fein ziselierten Eisensäulen, die sich in dem Ballsaal in die Höhe streckten. Vier mit Edison Elektrizität betriebene Kronleuchter hingen an Ketten herab und tauchten den Saal in goldfarbenes Licht. Littlewood sah sich um, er bemerkte, dass er die Aufmerksamkeit einiger Damen auf sich gezogen hatte, die kokett hinter ihren weißen Spitzenfächern verborgen über ihn sprachen. Leichte Parfums helles Damenlachen und Gläserklirren, ein Mietorchester spielte einen beschwingten zum Tanzen verlockenden Walzer. Littlewood fühlte sich, wie ein Fisch im Wasser er war in seinem angeborenen Element. Eine Armee von rot livrierten Dienstboten balancierten mit stoischen Gesichtern die Champagner Gläser auf silbernen Tabletts, unter den Gästen umher. Vergoldete Getränketabletts wären nicht nur von Littlewood als dekadent empfunden worden, er nahm sich ein Glas um etwas in seiner Hand, zu halten. Er wollte nicht wirken, wie ein nervöser Landpfarrer, der sich ständig an seiner Kleidung zupfte, als suche er nach Flöhen. Littlewood machte seine Runden. Die Gespräche drehten sich überwiegend um Belanglosigkeiten, wie Musik das Theater die Politik. In erster Linie ging es, darum den jeweils anderen anhand seiner Antworten gesellschaftlich einzuschätzen. Ein Staatssekretär, dessen Namen ihm entfallen war, kam zielsicher auf ihn zu. Er war etwas zu schlank, wirkte aber elegant in seinem Frack, nur seine Zähne waren vom Opium schwarz verfärbt, was er hinter einem blonden dichten Backenbart zu kaschieren suchte. Aus einem der anderen Räume kam mit weit ausholenden Schritten der Chiefconstable Sir Lestrade auf ihn zugestürmt. Er trug seine mit Ordensspangen dekorierte Uniform und als einziger Gentlemen im Saal keine Handschuhe. Der Chiefconstable der Metropolitan Police Sir Pontius Lestrade betrachtete anerkennend. Littlewoods Kleiderwahl für den Abend, einen himmelblauen Frackrock, ein dunkelblaues Seidenhemd aus Nanking Seide dazu gelbe Hosen und einen weißen Zylinder. An seinem Revers war ein blau, weiß, rotes Blumengebinde angebracht, die Farben der Flagge des britischen Imperiums, größer als Rom vor ihm. Nur Dschingis Khan hatte seines Wissens Ungarn, Teile Russlands und Polens und China ohne Hongkong voraus. Merkwürdig, dass kein Imperialist vom mongolischen Empire sprach, Littlewood sah auf.

      Lestrade schimpfte. »Ein wenig zu spät zu kommen im Rahmen der erlaubten gesellschaftlichen Etikette ist eine Sache, aber es ist etwas gänzlich anderes, wenn man als hoher Beamter den Anschein erweckt, man kann eine Einladung nicht Lesen, oder aber man sei zu blödsinnig den Weg zu finden.«

      Inspektor Walter St. Littlewood lächelte seinen Förderer und Gönner an. Er strahlte mit der Festbeleuchtung um die Wette, er freute sich aufrichtig, den alten Querkopf gesund und munter zu sehen.»Sir es war doch etwas aus heiterem Himmel eine Einladung zum Botschafterempfang vor beinahe zwei Stunden vom Büroboten zu erhalten. Wissen Sie, ich war auf dem Amt, ein interessanter Mordfall.«

      Der Chiefconstable sah sich um, winkte seiner Tochter und seinem Schwiegersohn zu und steckte sich dann genüsslich seine Pfeife in den Mund und inhaliert so tief als Rauche er Ambrosia aus Illyrien und nicht 2 Schilling Haschisch aus einer Apotheke in Kensington. Er wies auf den Staatssekretär: »Also das ist Mister Hoxton Chappell ein Freund von meinem Freund Burello, Austern und Fische Whitechapel. Es ist da gestern etwas Unangenehmes geschehen, irgendwo im verdammten Sussex. Also schießen sie los Sportsfreund!« Der Staatssekretär nickte, »Sir ich bin Anteilseigner eines kleinen Stahlwerks in East Sussex in West Hoalthy. Der Hauptanteilseigner einer meiner Geschäftspartner wurde grausam ermordet. Wir sind beunruhigt, wollen, dass sie den Mörder zur Strecke bringen.«

      »Tot wie ein Sargnagel, Littlewood!«, sagte der Chiefconstable der Londoner Polizeibehörde grinsend. »Als hätte ihn die patriotische Bruderschaft in die Mangel genommen!«, präzisierte Lestrade genießerisch. »Mit vollem Respekt Sir, die Polizei aus Sussex hat durchaus ihre eigene fähige Kriminalabteilung.« Es stimmte natürlich nicht, aber vermutlich war jeder Polizist gezwungen das zu sagen, jeder der nicht bei Scotland Yard beschäftigt war, gehörte ganz bestimmt nicht in die Kategorie fähig. Littlewood verachtete diese uniformierten Bauerntrampel, die ihm die Spuren kaputt trampelten.

      Hoxton sagte: »Es ist etwas heikler Natur, es sollte, wenn möglich diskret behandelt werden. Das Opfer wurde nun in einer etwas unruhigen Situation ermordet. Weder ich noch andere Gentlemen, die geschäftlich mit dem Opfer zu tun hatten, möchten es an die große Glocke hängen und Unruhe dort unten stiften, Mister Littlewood. Vielleicht nimmt man sich den Mord dort als Beispiel.« Der Staatssekretär druckste nicht lange herum. Lestrade klopfte ihm auf die Schulter: »Na nicht so Scheu, Hoxton hatten doch keinen Unfall zu beichten.« Lestrade wandte sich an Littlewood. »Also Walter ich will, dass sie ihre Arctics ihre Winterklamotten in den Koffer packen und runter fahren und diesen Fall aufklären ohne das Es in der Zeitung steht. Nehmen sie sich einen oder zwei Mann mit. Ihre Sonderbefugnis habe ich hier!« Lestrade tastete an seiner Uniform herum und zog einen zerknitterten und mit Hummercocktail Soße befleckten

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