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der aktiv im Werk des Herrn und dem Anschein nach voller Hingabe an seinen Herrn ist, der aber immer noch auf sich selbst zentriert ist.

      Gott schuf diese Welt mit bestimmten festen Gesetzen. Wenn diese Gesetze verletzt werden, entsteht in irgendeiner Form ein Verlust oder Schaden. Nehmen wir ein Gesetz als Beispiel: Gott bestimmte, dass sich die Erde um die Sonne drehen soll. Hätte die Erde einen eigenen Willen und würde sich eines Tages entscheiden, dass sie nicht länger auf die Sonne als Zentrum ausgerichtet sein möchte, sondern sich nur noch um sich selbst drehte, dann gäbe es keinen Wechsel der Jahreszeiten mehr und bald würde alles Leben auf der Erde zugrunde gehen. Der Tod würde eintreten.

      In gleicher Weise wurde Adam geschaffen, um auf Gott zentriert zu sein. An dem Tag, an dem er Gott als sein Zentrum verwarf und die Entscheidung traf, auf sich selbst zentriert zu sein – denn das bedeutete seine Entscheidung, von dem Baum zu essen, den Gott verboten hatte – an diesem Tag starb er, wie Gott es gesagt hatte.

      Hier ist eine Lektion für uns: In dem Maße, in dem unser christliches Leben und unser christlicher Dienst selbstzentriert sind, in dem Maße werden wir geistlichen Tod erfahren – obwohl wir wiedergeboren sind und fundamentalistische Lehren vertreten. Und ganz unbewusst werden wir den geistlichen Tod auch an andere weitergeben. Wir mögen den Ruf haben, eifrige Arbeiter für den Vater zu sein (wie vielleicht auch der ältere Sohn), aber dennoch verdienen wir möglicherweise die Zurechtweisung des Herrn: „Ich kenne deine Werke: Du hast den Namen, dass du lebst, aber du bist tot“ (Offb 3,1). Diese Möglichkeit ist eine große Tragik und Gefahr im christlichen Werk. Viele christliche Arbeiter leben von dem Ruf, den sie sich erarbeitet haben. Da andere zu ihm aufschauen, ist sich der christliche Arbeiter oft nicht bewusst, dass Gott ihn in einem völlig anderen Licht sieht. Er wurde selbst nie von seiner Ichbezogenheit befreit, und so ist er unfähig, andere zu befreien – wenn er auch bewundernswert predigen kann!

      Und so wird uns allen in der Geschichte des älteren Sohnes eine Warnung gegeben.

       Das Böse im Herzen erkennen

      Oft lässt Gott es zu, dass Druck und Stress in unser Leben kommen, um das verdorbene egoistische Leben in unserem Inneren ans Tageslicht zu bringen, damit wir anfangen, uns so zu sehen, wie wir wirklich sind. Es ist leicht, uns für geistlich zu halten, wenn die Umstände leicht sind. Wenn wir keine Probleme zu bewältigen haben, wenn niemand uns irritiert, wenn die Dinge glattgehen und unsere Kollegen nett sind, dann können wir uns über den wahren Zustand unseres Herzens selbst betrügen. Aber warte, bis wir einen Kollegen bekommen, der uns ständig reizt oder einen Nachbarn, der uns ärgert, dann bröckelt die Fassade unserer Geistlichkeit und unser selbstzentriertes Leben zeigt sich in all seiner Hässlichkeit.

      Genau das ist dem älteren Sohn passiert. Als sein jüngerer Sohn geehrt wurde, regte er sich auf. Niemand hätte je gedacht, dass der ältere Sohn so reizbar reagieren würde. Er schien immer so nett zu sein. Aber bislang war er nie einem solchen Druck ausgesetzt gewesen. Nun wurde seine wahre Natur offenbar. Nicht die Provokation dieses Augenblicks machte ihn böse. Die Provokation brachte nur an die Oberfläche, was die ganze Zeit in ihm war.

      Amy Carmichael hat gesagt: „Aus einem Becher, der bis zum Rand mit süßem Wasser gefüllt ist, kann nicht ein einziger Tropfen bitteren Wassers herausschwappen, wie plötzlich man ihn auch schüttelt.“ Wenn bitteres Wasser aus unserem Leben und von unseren Lippen kommt, dann deshalb, weil es schon immer da war. Nicht die Provokation oder die Irritation macht uns bitter oder ungeistlich. Sie bringen nur das aus uns hervor, was bereits da ist. Deshalb sollten wir Gott dankbar sein, dass er solche Zeiten in unser Leben kommen lässt, in denen wir die Verdorbenheit unseres Charakters sehen. Gäbe es solche Anlässe nicht, würden wir vielleicht niemals erkennen, dass es in uns einen Brunnen der Verdorbenheit gibt und dass in unserem Fleisch nichts Gutes wohnt.

      Dies lehrt uns auch, dass Gefühlsunterdrückung nicht Sieg ist. Der eine explodiert vor Zorn in einer schwierigen Situation, während ein anderer (mit etwas mehr Selbstbeherrschung) nur innerlich kocht, aber keinen Dampf über seine Lippen entweichen lässt. In den Augen der Menschen gilt die zweite Person vielleicht als sanftmütig. Aber Gott, der die Herzen kennt, weiß, dass beide innerlich kochten und für ihn sind beide gleich schlecht. Ihr unterschiedliches Verhalten lag nur an ihrer unterschiedlichen Wesensart und ist für Gott nicht von Bedeutung.

      Wenn Gefühlsunterdrückung Sieg wäre, dann gehörten Verkäufer zu den christusähnlichsten Menschen, die ich kenne! Wie sehr die Kunden auch ihre Geduld auf die Probe stellen, so bleiben sie doch um des Geschäftes willen stets freundlich – selbst wenn sie innerlich kochen!

      Nein, Gefühlsunterdrückung ist kein Sieg. Gott möchte nicht, dass wir nur befreit und geistlich scheinen – sondern dass wir tatsächlich befreit sind. Paulus sagte: „… doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Das ist der Punkt, an den Jesus uns bringen möchte.

      Wir wollen nun einige Merkmale des Ich-Lebens betrachten, und zwar was die Haltung Gott gegenüber und was die Haltung den Menschen gegenüber betrifft. Beide Aspekte sehen wir in der Geschichte des älteren Sohnes dargestellt.

       Die Einstellung der selbstzentrierten Person gegenüber Gott

       Legalismus

      Die Haltung des Ich-Lebens Gott und dem Dienst für Gott gegenüber ist von einem Geist der Gesetzlichkeit geprägt. Das Ich kann versuchen, Gott zu dienen. Es kann auch im Dienst sehr aktiv sein – aber es ist stets legalistischer Dienst. Es begehrt eine Belohnung für den Dienst, den es Gott entrichtet. „Ich habe dir all diese Jahre gedient“, sagt der ältere Sohn zum Vater, „aber du hast mir niemals ein Zicklein gegeben.“ All die Jahre hatte er seinem Vater nur wegen der Belohnung gedient, aber offenbar wurde es erst jetzt. In diesem Moment des Drucks kam die Wahrheit ans Licht.

      Das ist die Art und Weise, wie das Ich Gott dient – nicht aus freien Stücken, nicht freudig und spontan, sondern in der Hoffnung auf Gewinn. Der erhoffte Gewinn mag sogar ein geistlicher Segen von Gott sein, und doch ist ein Dienst für Gott auch aus solchem Motiv legalistisch und für Gott nicht annehmbar.

      Der ältere Sohn fand den Vater hart und grausam, weil er in all den Jahren seine Arbeit nicht belohnt hatte. Er war wie der Mann, dem ein Talent gegeben war und der zur Zeit der Abrechnung zu seinem Herrn kam und sagte: „Hier ist dein Pfund, das ich verwahrt habe (ohne damit Gewinn zu erhandeln), denn ich fürchtete mich vor dir (dass du meinen Gewinn verlangst), weil du ein harter Mann bist (Lk 19,21). Das Ich meint, dass Gott so schwer zufriedenzustellen ist, und so müht es sich ab, Gott zu dienen und verurteilt sich doch selbst, weil es den Ansprüchen eines solchen „fordernden“ Gottes nicht genügen kann!

      Das ist nicht die Art von Dienst, die Gott von irgendeinem von uns erwartet. Die Bibel sagt: „Einen freudigen Geber hat Gott lieb“ (2Kor 9,7). Ebenso freut sich Gott über einen Menschen, der freudig dient, weder unwillig noch aus Zwang. Lieber hätte er gar keinen Dienst, als widerwilligen Dienst. Wenn jemand wegen der Belohnung dient, dann dauert es nicht lange, bis er Gott anklagt, dass er nicht ausreichend gesegnet ist. Noch schlimmer wird es, wenn ein anderer mehr gesegnet wird als er.

      Wenn wir jemals unsere Arbeit und unseren Segen mit der Arbeit und dem Segen anderer vergleichen, dann kann das nur daran liegen, dass unser Dienst legalistisch ist. Jesus erzählte einmal das Gleichnis von Arbeitern, die ein Mann zu verschiedenen Stunden des Tages eingestellt hatte. Am Ende des Tages gab der Hausherr jedem einen Denar. Diejenigen, die am längsten gearbeitet hatten, kamen zum Hausherrn und beschwerten sich mit den Worten: „Wie kannst du uns den gleichen Lohn wie den anderen geben? Wir verdienen mehr.“ Diese Menschen dienten für Lohn – und als sie das erhielten, dem sie zugestimmt hatten, beschwerten sie sich, dass andere nicht so viel erhalten sollten wie sie (Mt 20,1-16).

      Das ist genau das, was wir beim älteren Sohn sehen. Er sagt zu seinem Vater: „Wie kannst du all das meinem jüngeren Bruder geben. Ich bin derjenige, der dir treu gedient hat, nicht er.“

      Als die Israeliten Gott widerwillig dienten, sandte er sie in die Gefangenschaft, wie er ihnen angekündigt hatte: „Weil du dem Herrn, deinem Gott, nicht gedient hast mit Freude und Lust

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