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der Vorhang der Bühne und mehrere Personen gesellten sich zu der Gruppe. Offensichtlich hatte die Dame an der Kasse die übrigen Theatermitglieder informiert. In dem kleinen Vorraum wurde es eng. Die Männertruppe riss die Augen auf, als das halbe Ensemble des Theaters Frau Valentin begrüßte. Welch prominente Mitbewohnerin sie hatten. Herr Otto in seinem Rollstuhl kam sich ein bisschen an den Rand gedrängt vor, was aber seiner guten Laune keinen Abbruch tat. Man hatte im unmittelbar vor der Bühne einen Platz zugewiesen der ihm beste Sicht auf das Geschehen bot. Den Rest der Truppe lud Herr Wiesner zu einem Glas Prosecco ein. Ein weiterer kleiner Raum in der Nähe der Bühne war als Bar ausgestattet. Herr Wiesner hob sein Glas und wandte sich an seine Gäste: "Liebe Frau Valentin, sehr geehrte Frau Westerkamp, meine Herren, ich freue mich über ihren Besuch und hoffe, dass ihnen unser kleines Singspiel gefallen und auch in Erinnerung bleiben wird."

      Weitere Theaterbesucher drängten jetzt in die kleine Bar. Während Herr Simonis sich immer noch etwas verdrossen umsah, war Herr Rupert in freudiger Erwartung der Aufführung. Herr Hinze lächelte die Anwesenden reihum freundlich an, nickte von Zeit zu Zeit mit dem Kopf und plauderte mit Frau Westerkamp als wäre seine fortgeschrittene Demenz nur ein böser Traum. Herr Spielmann der ihn beobachtete wusste um diese Momente. >Wolfgang hat wieder seine klaren Augenblicke<. Wenig später hatten alle ihre Plätze eingenommen. Das begeisterte Publikum riss auch die Besucher des Pflegeheims mit und bald klatschten alle im Takt der gesungenen Lieder mit Klavierbegleitung. Nach der Pause wurde Frau Valentin kurz auf die Bühne geholt und und Herr Wiesner stellte sie dem Publikum als ehemalige Kollegin vor. Welch eine elegante Erscheinung dachten ihre Mitbewohner. Und so mancher der Herren nahm sich vor des Öfteren an ihrer Tür zu klopfen und sie zu einem Kaffee einzuladen. Was für ein schöner Abend.

      Draußen wartete schon der kleine Bus und unter fröhlichem Geplauder stieg die kleine Truppe ein. Der Busfahrer bekam eine Gratisvorstellung des Abends als alle, einschließlich Frau Westerkamp, das Lieder- Repertoire der Vorstellung aus voller Kehle sangen. Selbst Herr Piper, sonst eher zurückhaltend, äußerte sich anerkennend und auch Herr Simonis wurde jetzt von der guten Laune angesteckt. Schon während der Vorstellung hatte Herr Spielmann bemerkt, dass seine Beine zum Takt der Musik das Parkett bearbeiteten.

      Simon Spielmann lag noch lange nach Mitternacht wach. Seine Gedanken schweiften zurück in die Vergangenheit. Erinnerungen an seine Eltern und Großeltern tauchten auf. Manches, so schien es ihm, war so lebendig und frisch als wäre es erst gestern gewesen. Ein leicht schmerzliches ziehen stieg in seinem Herzen auf, als er an seine erste Liebe dachte, an die Jahre in der kleinen Dorfschule. Kleine Begebenheiten, wie der erste Schwimmunterricht im Flussbad, der Klassenausflug und die Erfahrungen seiner Lehrjahre, standen ihm klar vor Augen. Er blickte an die schwach vom Mondlicht erhellte Decke seines Zimmers, und das nicht enden wollende Geschehen aus seinem Leben hielt an. Der neue Tag kündigte sich bereits an, bevor ihn dann doch der Schlaf übermannte. Ein unmerkliches Lächeln spielte um seine Lippen. Große Ruhe und Zufriedenheit erfüllten ihn.

      Am nächsten Morgen tat Frau Valentin etwas sehr Ungewöhnliches. Entgegen ihrer sonst üblichen Kontaktscheu fand sie sich plötzlich vor der Zimmertür von Herrn Spielmann. Der vorangegangene Abend hatten Gefühle in ihr geweckt die sie lange aus ihrem Gedächtnis verdrängt hatte. Zu schmerzlich waren die Erinnerungen an eine lebendige, erfüllte Zeit ihres Lebens. Sie klopfte vorsichtig an die Tür von Herrn Spielmann. Kein freundliches Herein war zu hören. Noch einmal klopfte sie. Es blieb still. Plötzlich sah sie Frau Westerkamp auf sich zukommen.

      "Oh schönen guten Morgen Frau Valentin. Sie wollten sich wohl auch bei Herrn Spielmann für den schönen Abend bedanken?"

      "Ja, das wollte ich tatsächlich. Aber er schläft wohl noch."

      "Genau deshalb wollte ich nach ihm sehen. Weil er ist sonst immer der Erste im Frühstücksraum."

      Nachdem auch Frau Westerkamp mehrmals geklopft hatte drückte sie vorsichtig die Klinke der unverschlossenen Tür. Zögerlich blieb Frau Valentin vor der Tür stehen. Durch den Türspalt konnte sie sehen wie sich Frau Westerkamp über das Bett beugte, Herrn Spielmanns Hand nahm, und sie leicht schüttelte. Wenig später kam sie zurück an die Tür.

      "Er atmet nicht mehr. Es ist so traurig."

      Stumm verharrten die beiden Frauen eine Weile vor der Tür. Wenige Minuten später begann die eingespielte Routine des Pflegeheims die beim Tod eines Bewohners üblich war.

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