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Brown versprach ihm das und trabte schnell hinter dem Indianer her, der durch den Aufenthalt des jungen Mannes einen großen Vorsprung gewonnen hatte.

      DRITTES KAPITEL

      Der Indianer und der Methodist - Die Einladung zur Hochzeit

      Assowaum, der befiederte Pfeil, gehörte zu einem der nördlichen Stämme Missouris und war vor mehreren Jahren, da das Wild immer seltener in den dichter und dichter bevölkerten Jagdgründen der Seinigen wurde, mit den beiden Weißen, Harper und Brown, bekannt geworden und nach dem Süden gewandert. Aber nicht des Wildes wegen allein hätte er seinen Stamm verlassen, sondern er war auch gezwungen worden, der Rache seiner Feinde zu entgehen, da er einen Häuptling erschlagen, der, von dem Feuerwasser der Europäer berauscht, seine Squaw überfallen, während ihr Hilferuf den Retter und Rächer herbeirief. Mit dieser hatte er jetzt unfern von Harpers Wohnung einen kleinen Wigwam erbaut und lebte von der Jagd. Sein Weib aber flocht aus dem schlanken Schilf, das in den Niederungen des Südens wächst, zierliche Körbe, wie aus der geschmeidigen Rinde des Papaobaumes weiche Matten, die Assowaum dann, mit seinen Fellen, den Fluß hinunter nach Little Rock schaffte und an die Handelsleute der noch jungen Stadt gegen Pulver und Blei oder sonstige Lebensbedürfnisse, auch wohl, aber freilich selten, gegen bares Geld eintauschte.

      Hier nun war sein Weib von dem Methodistenprediger oder sogenannten "Circuit Rider" - da er abwechselnd fast in allen Ansiedlungen dieses wie des benachbarten County predigte - zur christlichen Religion bekehrt worden. An Assowaum dagegen scheiterten alle derartigen Versuche, und vergebens bemühte sich Rowson fortwährend, den Verstockten, wie er ihn nannte, dem Glauben seiner Väter abwendig zu machen und den Armen der "alleinseligmachenden Kirche" der Methodisten zuzuführen. Der Indianer beharrte darauf, in jenem sterben zu wollen, und ließ sich durch alle Ermahnungen und Drohungen des fanatischen Priesters nicht irremachen.

      Alapaha, die Squaw4 Assowaums, war schon am frühen Morgen zur Ansiedlung des weißen Mannes aufgebrochen, um dort den Geistlichen predigen zu hören, und Assowaum selbst folgte ihr jetzt dahin, teils um sie von dort abzuholen, teils um eine Partie Otterfelle nach seinem Wigwam mitzunehmen, die er vor mehreren Wochen in der dortigen Gegend erbeutet und in Roberts' Hause aufbewahrt hatte. Der größte Teil der Ansiedler war übrigens den beiden Indianern freundlich gesinnt, denn sie betrugen sich ordentlich und waren gefällig, wo sie nur jemandem einen Dienst leisten konnten. Doch blieb der Krieger stets viel ernster und zurückhaltender als sein Weib, das sich gern mit den Kindern beschäftigte und ihrer tollen Spiele nie müde zu werden schien.

      "Bist du schon je einer solchen Figur begegnet, wie sie mein Onkel eben darstellte?" fragte der junge Mann lachend, als er den Indianer endlich einholte.

      "Sah aus wie eine Schlammschildkröte", grinste dieser. "Der alte Mann wird eine große Geschichte erzählen, wenn er zu den Hütten der Freunde kommt."

      "Ob der eine große Geschichte erzählen wird! Sonderbar war's aber doch, daß er das Tier so lange halten konnte; ich würd's ihm selbst nicht glauben, wenn ich's nicht mit eigenen Augen gesehen hätte."

      "Kahween Shangweewee-see5 seine Knochen sind eisern", erwiderte Assowaum. "Aber der Hirsch ist auch stark, und wäre Assowaum eine Minute später gekommen, so fand er weiter kein Fleisch in der Salzlecke als den kleinen Mann."

      "Mag sein; das bestreitet er jedoch gewaltig, er schwört jetzt sicherlich darauf, daß er den Hirsch hätte die ganze Nacht halten können."

      "Der alte Mann hat dicke Worte", sagte der Wilde.

      "Kennst du den alten Bahrens, der kürzlich das kleine Haus am ,Petite-Jeanne’ gebaut hat?"

      Der Wilde lächelte und sah seinen Begleiter von der Seite an.

      "Hast du schon mit ihm gesprochen?" fragte dieser.

      "Er erzählt von seinen Jagden an der Bai de view und am Cashriver - neunzehn Hirsche hat er an einem Tag geschossen, und die kleinste Haut wog elf Pfund, getrocknet, ohne den Pelt."6

      "Ja, er ist stark in solchen Sachen", lachte Brown. "Ich möchte Onkel und Bahrens einmal zusammen sehen."

      "Ich auch", sagte Assowaum, dem der Gedanke sehr wohl zu tun schien. Schweigend zogen die beiden Männer jetzt, ohne irgend jemandem weiter zu begegnen, auf der breiten Straße fort, bis ihnen aus der Ferne die langgezogenen, schrillen Töne eines geistlichen Liedes entgegenschallten. Diesen lauschte der Indianer erst einige Sekunden lang mit gespannter Aufmerksamkeit, dann aber schritt er wieder ruhig weiter, indem er nur sagte: "Der blasse Mann", so nannte er Rowson seiner auffallend bleichen Gesichtsfarbe wegen, "hat eine sehr laute Stimme; er ist wie ein junger Wolf. - Die alten mögen noch so gut heulen - du hörst stets den jungen."

      "Du kannst den Priester nicht leiden, Assowaum?"

fg14

      Die Bekehrung der „schönen Wilden“ war ein weit verbreitetes

      Sujet in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Gerstäcker war die

      „Missionierung“ ein Greuel – insbesondere durch seinen späteren Aufenthalt

      in der Südsee prangerte er die Arbeit der Missionare aller Religionen

      an, so in seinem Roman „Tahiti“ und besonders natürlich in seinem

      Werk „Die Missionare“

      „Nein - Alapaha liebte den großen Geist - sie betete zu dem Manitou, der ihre Väter beschützt hatte, und war ein folgsames Weib. Sie kreuzte nie Assowaums Pfad, wenn er auf die Jagd ging, und zog sie in der ersten dunklen Nacht ihre Matchecota7 um das frisch gepflanzte Mondämiefeld (Mais), so mieden es die Würmer und Raubtiere, und die Frucht war gesegnet. Alapaha lacht jetzt über den großen Geist Assowaums, und das Wild weicht aus seinem Pfade, wenn er in den Wald geht."

       Der Indianer schien nicht weiter zum Reden aufgelegt. Er schritt schweigend und schnell vorwärts, bis sie an die äußere Fenz von Roberts' Farm kamen. Von hier aus lief ein breiter Weg, zwischen zwei Maisfeldern hinführend, nach dem Hauptgebäude zu, aus dem jetzt klar und deutlich der schon lang gehörte Gesang heraustönte. William Brown hing, am Hause angekommen, den Zügel seines Pferdes über eine Fenzstange und trat in das Zimmer, wo sich die Andächtigen versammelt hatten.

       Der Gesang wurde eben beendet, und sämtliche Zuhörer lagen, den Rücken dem Prediger zugekehrt und sich auf die Sessel ihrer Stühle stützend, auf den Knien. Rowson aber, dem wir schon früher unter ganz anderen Verhältnissen im Walde begegneten, stand aufrecht in der Mitte und sprach mit andächtig geschlossenen Augen und scharfer, abstoßender Stimme ein lautes Gebet, worin er die entsetzliche Sündhaftigkeit der Gegenwärtigen dem Allmächtigen ans Herz legte und nicht um die so reichlich verdiente Strafe, sondern um Gnade und Erbarmen bat.

       Brown, der einer andern Sekte angehörte und sich zu dem Knien nicht verstehen wollte, blieb mit gefalteten Händen und andächtig zuhörend auf der Schwelle der Tür stehen, trat aber nicht näher. Vergebens winkte ihm Rowson mehrere Male freundlich zu, den Platz an seiner Seite einzunehmen; er schien es nicht zu beachten und starrte schweigend vor sich nieder. Endlich schloß jener sein Gebet, alle standen auf, und der Gottesdienst war beendet.

       Brown begrüßte jetzt mehrere der Anwesenden, mit denen er bekannt war und die sich aus der ganzen Nachbarschaft hier zusammengefunden hatten.

       "Sie sind recht spät gekommen, Mr. Brown", sagte Marion Roberts, des alten Roberts liebliches Töchterlein und seit sechs Monaten die Braut des frommen Predigers Rowson.

       "Haben Sie mich vermißt, Miß Roberts? Dann bedaure ich freilich, den größten Teil des Gottesdienstes versäumt zu haben."

       "Aber, Mr. Brown, das ist nicht schön gesprochen. Ich habe eine zu gute Meinung von Ihnen, als daß ich glauben sollte, Sie wohnten nicht der Sache selbst wegen der heiligen Handlung bei", sagte Marion.

       "Ich bin nicht Methodist."

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